Lombardische Briefsammlung

Die Vorab-Edition von Heinz-Jürgen Beyer (Stand ca. 2010) wird nicht weiter bearbeitet. (Info)

29.

A. von Romagnano an Markgraf R(ampret):
erklärt Bereitschaft zum geplanten "Unternehmen"; warnt vor zu großem Vertrauen gegenüber Verrätern - wie Thebaldus, Sohn des Mainhardus; R. soll deshalb seine "Edlen" nicht gefährden und lieber "kleine Leute" vorschicken...
(Ende 1129 - Anfang 1134)
Ü: S fol. 24r; V fol. 39v-40r.
D: -
R: Wattenbach S. 43-50 (zu 1132).

Responsio

Illustrissimo et magnificentissimo domino marchioni R.1) A.2) de Romagnano perseverantem in eius voluntate famulatum.

Tantus amor tantumque desiderium vobis parendi vestrasque iussiones implendi circa me[a] fervet precordia, ut ipsam uxorem, partem corporis mei, ipsosque liberos vita mihi cariores pro vobis desererem et ipsam etiam vitam non modo fortuitu casu, sicut sepe in bello contingit, sed etiam fede re facto pro vestra fidelitate ponerem; creatorem quandoque, non quidem omnino, dimitterem, sed, quod dictu nefas est, si vobis prodesse possem, aliquantulum offenderem. Et hoc propositum meis filiis circa vos et circa vestros quasi hereditario iure testamentarium decrevi relinquere. Non enim ut satellitem aut fidelem vestre domus, sed quasi fratrem et participem omnium vestrorum bonorum secundum meam et vestram decentiam me habuistis, omnium secretorum vestrorum etiam me participem fecistis. Nichil, quod volui, dum modo scire possetis, mihi denegavistis. Pro tali igitur et tanto domino omnia sunt postponenda, cuncta dura et aspera ac periculosa prono animo subeunda.

Quam ob rem mandata vestra fideliter peragam, loco, die et tempore constituto, sicut iussistis, honestissime paratus adveniam. Vos vero caute et sapienter rem peragite. Mementote, quia proditores, dum castella et arces domnorum hosti promittunt tradere, sicut Thebaldus3) filius Mainhardi4) fecit, sepe decipiunt et capiunt, quos alliciunt. Quapropter nec personam vestram nec alicuius nobilium vestre domus eis committite, sed aliquos infimos, tamen fortes et audaces et sollertes, ad arcem premittite, cetera, sicut constituistis, peragite.

Antwort

Dem hochberühmten und großartigen Herrn Markgrafen R(ampret bekundet) A. von Romagnano seine dauerhafte Gefolgschaft entsprechend dessen Wünsch(en).

Eine so große Liebe und ein so großes Bedürfnis, euch zu Diensten zu sein und eure Aufträge auszuführen, durchpulst mein Inneres, dass ich selbst meine Frau, die ja gewissermaßen Teil meines Körpers ist, und auch meine Kinder, die mir das Liebste im Leben sind, für euch im Stich lassen würde und sogar mein Leben selbst nicht nur auf Grund eines Zufalls, wie er oft im Krieg passiert, sondern auf Grund eines (Bluts-)Bundes, der sich durch die Tat bewährt, für eure Treue einsetzen würde; den Schöpfer selbst würde ich zwar nicht unbedingt verleugnen, aber - wenn's nicht gerade frevelhaft wäre, dies zu sagen - ich würde sogar ihn ein wenig ärgern, wenn ich euch damit nutzen könnte. Und diese Einstellung gegenüber euch und den Eurigen habe ich beschlossen auch meinen Kindern [filii] gewissermaßen nach Erbrecht als Vermächtnis zu hinterlassen. Denn ihr habt mich nicht wie einen (einfachen) Dienst- oder Gefolgsmann eures Hauses, sondern wie einen Bruder und Teilhaber an allen euren Gütern entsprechend meinem und eurem Wohlverhalten behandelt, ihr habt mich auch an allen euren Geheimnissen teilhaben lassen. Nichts, was ich wollte, habt ihr mir, sofern ihr es nur wissen konntet [wörtl.: Konjunktiv], verweigert. Für solches und einen so groß(artig)en Herrn muss alles andere zurückstehen, alle Härten und Unannehmlichkeiten und Gefährdungen muss man geneigten Sinnes auf sich nehmen.

Deswegen will ich eure Aufträge treu ausführen (und) zum angegebenen Ort und Zeitpunkt will ich, wie ihr mich geheißen habt, ordentlich gerüstet hinkommen. Was aber euch betrifft, seid vorsichtig und packt die Sache klug an. Denkt daran, dass es Verräter (geben kann,) die Burgen und Befestigungsanlagen dem Feind zu übergeben versprechen - so wie das The[o]bald, der Sohn des Mainhard, gemacht hat -, dann aber gern täuschen und die festnehmen, die sie herbeilocken. Deshalb vertraut diesen weder eure eigene Person noch (das Leben) irgendeines eurer Edlen an, sondern lasst ein paar weniger bedeutende, aber doch tapfere und kühne und geschickte Leute zur Burg vorangehen; das übrige tut dann, wie ihr's geplant habt.

  1. S.o. Brief 28.
  2. Dito.
  3. Tedaldo ...
  4. Mainardo ...

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