Die Vorab-Edition von Heinz-Jürgen Beyer (Stand ca. 2010) wird nicht weiter bearbeitet. (Info)
Markgraf R(ampret) an A. von Romagnano:
fordert ihn auf, ihn bei der Rückeroberung einer von den Malaspina besetzten Burg - in einer "Nacht- (und Nebel)aktion" am Donnerstagabend - zu unterstützen.
D: -
R: Wattenbach S. 43-50 (zu 1132).
[Epistola] marchionis ad capitaneos R.1) Dei gratia marchio A.2) de Romagnano nobilissimo procerum salutem et omne bonum. Quoniam pater et avus meus maiores tuos inter nostre domus primos habuerunt et eos pre ceteris suis fidelibus dilexerunt et honoraverunt, ipsi vero versa vice pre ceteris nos dilexerunt et officiosissime servierunt, idcirco super omnes nostre domus fideles te diligimus et honorare et munificare cupimus. Accedit ad hoc tui egregii animi fidelitas, morum nobilitas, belli strenuitas, que te nos diligere invitant et nostrorum negotiorum tibi secreta pandere persuadunt. Multis enim et magnis tempestatibus virtutem et fidem tuam cognovimus; quid in bellicis periculis, quantum [sc. tua ?] manu valeas, experti sumus; quanta tibi prudentia in consiliis, quanta constantia in promissionibus, verbis et rebus animadvertimus. Ideoque fidei tue arcana nostra committimus ac revelamus et, ut sub occulto cordis teneas et in eis nobis auxilium prebeas, deprecamur. Cum quanta proditione Malaspina3) arcem nostram nobis abstulit, optime cognovisti. Ideoque vicem ei reddere, quomodo sine periurio possumus, laboramus. Nuntiatum est autem nobis ibidem cum uxore et liberis et paucis admodum familiaribus secure manere. Custos vero arcis portas nobis aperiet et noctu milites nostros introducet et eis turrem arcis expedite dabit.
Ergo, vir strenuissime ac nobis karissime, cum magna manu, sicut decet prudentem ac fidelem virum, die Iovis transacta media parte noctis in valle nemoris prope arcem ad orientalem plagam in insidiis occulte sedeas, et nos ex alia parte circa auroram hostes aggrediemur et, cum nostri, qui erunt in turri, cornua sonabunt et vexilla monstrabunt, tu procede nobis obviam in auxilium et sic Deo nobis hostes tradente vincemus et ius nostrum recuperabimus. |
Markgraf an Capitan[e ?] R(ampret), von Gottes Gnaden Markgraf (der Toskana), grüßt den hochwohlgeborenen A. von Romagnano und (wünscht) ihm alles Gute. Da mein Vater und mein Großvater deine Vorfahren zu den Ersten unseres Hauses gezählt haben und sie diese vor allen anderen Getreuen in besonderer Weise geschätzt haben und auf der anderen Seite diese (deine Vorfahren) uns wiederum ebenso geliebt haben und uns stets pflichtgemäß gedient haben, deshalb möchten auch wir dich vor allen anderen Getreuen unseres Hauses schätzen, würdigen und belohnen. Hinzu kommt die Treue deines hohen Sinnes, dein anständiges Benehmen, deine Tüchtigkeit im Krieg, was alles uns einlädt, dich besonders gern zu haben, und uns überzeugt, dass wir vor dir unsere geheimsten Angelegenheiten ausbreiten sollten. Denn wir kennen ja sowohl (deine) Tüchtigkeit in schweren Zeiten [wörtlich: Stürmen] als auch deine Treue; was und wieviel du in Kriegsgefahren mit deiner Mannschaft schaffst, haben wir erfahren; wie sehr deine Klugheit bei den Beratungen (zu brauchen) ist (und) wie verlässlich deine Zusagen sind, haben wir in Wort und Tat wahrgenommen. Daher also vertrauen wir dir unsere Geheimnisse an, enthüllen sie dir und bitten dich, dass du sie in deinem Herzen verborgen hältst und uns in dieser Sache Unterstützung gewährst. In wie verräterischer Weise Malaspina unsere Burg genommen hat, weißt du ja sehr gut. Daher setzen wir alles daran, ihm das heimzuzahlen, soweit wir dies ohne Treuebruch können. Uns ist gemeldet worden, dass er sich ebenda [= auf dieser Burg] mit Frau und Kindern sowie nur wenig Personal aufhält, weil er sich wohl einigermaßen sicher fühlt. Der Wächter der Burg aber wird uns die Tore öffnen, bei Nacht unsere Söldner einlassen und ihnen den Turm der Burg ungehindert übergeben.
Also, du ebenso tüchtiger wie liebenswerter Mann, (hilf uns bitte:) verbirg dich mit großer Mannschaft, wie sich's für einen klugen und treuen Mann gehört, am Donnerstagabend ab Mitternacht im bewaldeten Tal östlich der Burg in einem Hinterhalt; und wir werden von der anderen Seite bei Sonnenaufgang gegen den Feind anrücken; und wenn die Unseren, die (dann schon [?]) im Turm sein werden, die Hörner blasen und die Fahnen schwenken, dann rücke auch du vor und komme uns zu Hilfe, und so werden wir, wenn Gott uns die Feinde in unsere Hand gibt, siegen und uns unser Recht zurückholen. |
- Markgraf Rampret von Toscana: 1131 nachweisbar; Vorgänger Konrad noch 1129 erwähnt, Nachfolger Engelbert seit 1134 nachgewiesen (Ficker, Forschungen II, 224).
- Möglicherweise ein Mitglied der Markgrafenfamilie Romagnano (aus Piemont).
- Die Markgrafenfamilie Malaspina führt ihren Ursprung - wie die Este und die Pelavicini - auf das Haus der Otbertinger (Obertenghi) zurück (vgl. Anm. zu Brief 30). Ihre Herrschaften und Lehen erstreckten sich südlich und nördlich des toskanisch-emilianischen Apennin, vor allem jedoch im Magra-Tal; außerdem hatten sie u.a. Besitzungen in den Comitaten von Pavia, Cremona, Piacenza und Parma. 1124 ist Markgraf Alberto als erster Lehensträger mit späteren Sippennamen Malaspina belegt (als Kontrahent des Bischofs von Luni). Sein Sohn Obizzo I. (oder d.Gr.) trieb die Expansion der Malaspina in die Täler der Lunigiana kräftig voran, wurde dabei jedoch von Genua "gebremst". (P.M. Conti, in: Lexikon des Mittelalters, VI, 1993, Sp. 163f. u. 1336).
Markgraf Alberto Malaspina war Lothars Gefolgsmann auf seiner Italienexpedition 1136 Für 1120 ist er als Eigentümer von Buscum Regium in curte Vithalicia (= Vidalenzo, Frazione von Polesine Parmense, bei Parma) nachgewiesen (CCR, S. 276).