Lombardische Briefsammlung

Die Vorab-Edition von Heinz-Jürgen Beyer (Stand ca. 2010) wird nicht weiter bearbeitet. (Info)

27.

Stadt Cremona an "Kaiser" L(othar):
meldet Bedrängnis durch Mailand, Crema, Parma, Mantua und bittet um rasche Unterstützung.
(vor September 1132)
Ü: S fol. 23v; V fol. 38v-39r.
D: Wattenbach 75.
R: Wattenbach S. 43-50 (zu 1132); RI Lo.III. +434; Beyer (1989) S.911ff.

Responsio

L.1) Dei gratia Romanorum imperatori augusto Cremonenses consules et ceteri cives maiores cum minoribus fidelissime servitutis augmentum.

Dici non potest, gloriosissime imperator, quanta utriusque hominis affectione vos diligimus ac veneramur et vobis fideles existimus. Quantum vero laborem, quot et quanta pericula pro vestro servitio sustinemus, ne imperiales aures longis ambagibus oneremus, supersedere [= supersidere] dignum duximus; sed legati vestri, qui partim ea viderunt et cognoverunt, melius et plenius viva voce nuntiabunt.

Hinc enim Mediolanenses effrenata superbia et intolleranda [= intoleranda] audacia innumera multitudine iugiter circumveniunt, inde Cremenses infestant, Parmenses cruciant, Mantuani etiam ulti nos pro pudore, quod tantum fuscinas piscatum inferre solebant, nos cottidie lacerant. Hec tamen omnia pro nihilo computamus, si vestram faciem tamquam angeli Dei desideratam videre et vestris cupitis aspectibus et colloquiis frui quandoque possemus. Sed quia sepissime scripsistis et nobis vestrum adventum nuntiavistis et ad effectum verba non duxistis, plerique nostrum diffidunt et de adventu vestro quasi desperant. Nos autem eos sedulo (h)ortatu et crebris consolationibus confortamus ac consolamur et in vestra fidelitate ac servitio retinemus.

Ergo, serenissime et clementissime domine, iter accelerate, ad nos venire maturate, ut etiam hostes vestri imperii deprimantur et fideles vestra presentia subleventur ac consolentur. Nos vero parati erimus vestris iussionibus obedire et, quoscumque potuerimus, vestre fidelitati adiungere.

Antwort

L(othar III.), dem von-Gottes-Gnaden erhabenen Kaiser der Römer, (wünschen) die Cremoneser Konsuln und übrigen Bürger aller Stände [wörtl.: Vornehme und Niedere] eine stete Mehrung treuer Dienste.

Es ist unsagbar, ruhmreicher Kaiser, mit wie viel Zuneigung jedes einzelnen wir euch lieben und verehren und euch immerzu treu sind. Wie viel Mühe aber, wie viele und große Gefahren wir für euren Dienst auf uns nehmen, wollen wir, um eure kaiserlichen Ohren nicht mit langen Umschweifen zu belästigen, lieber übergehen; aber eure Boten [bzw. Legaten?], die (all) das gesehen haben und wissen, werden euch dies besser und vollständiger berichten.

Deswegen nämlich kommen die Mailänder mit unverschämter [wörtl.: zügelloser] Überheblichkeit und unerträglicher Dreistigkeit in unzähliger Menge zusammen, deswegen befehden uns die Cremeser, verfolgen [wörtl.: kreuzigen] uns die Parmesen, (und) auch die Mantuaner - statt sich zu schämen, dass sie gewöhnlich nur mit Harpunen zum Fischen gehen [wörtl. Imperfekt], wollen sich an uns rächen und attackieren [wörtl.: beißen] uns Tag für Tag. Dennoch halten wir das alles für unerheblich, wenn wir euer sehnlich erwartetes Angesicht, als wäre es das eines Engels Gottes, schauen und eueren erwünschten Anblick und (Gelegenheit zum) Gespräch mal wieder genießen können. Aber da ihr schon oft geschrieben und uns eure Ankunft angekündigt habt, aber euren Worten keine Taten habt folgen lassen, zweifeln nicht wenige von den Unseren und glauben nicht so recht an euer Kommen. Wir aber ermutigen diese mit eifriger Aufmunterung und häufigem Trost, und wir leisten ihnen Beistand und halten sie zu treuem Dienst euch gegenüber an.

Also, huldreichster, gnädigster Herr, macht euch schleunigst auf den Weg, eilt, zu uns zu kommen, damit sowohl die Feinde eurer Herrschaft entmutigt werden als auch die Getreuen durch eure Präsenz es leichter haben und Trost finden. Wir aber werden bereit sein, euren Anweisungen zu folgen und, wen auch immer wir können, eurer Gefolgschaft zuführen.

  1. Lothar III. (s.o.).

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