Die Vorab-Edition von Heinz-Jürgen Beyer (Stand ca. 2010) wird nicht weiter bearbeitet. (Info)
Kaiser(?) L(othar III.) an Papst I(nnozenz II.):
gratuliert zur Papstwahl, hofft auf Erfolg gegen Petrus (Pierleoni), bestätigt Lütticher Absprache und avvisiert seinen Romzug mit 30.000 Mann für Mitte August.
D: Kortüm, S. 370; Wattenbach, S. 69; Watterich, S. 219f. (zu 1136).
R: Jaffé (....) S. 117 (zu 1132); Wattenbach, S. 40-50 (zu 1132); Schmale (1957) S. 16-34 (zu 1132); Beyer (1988) S. 50ff. (zu 1132); RI Lo.III. +270 (zu 1131).
Responsio imperatoris ad papam I. 2) reverentissimo et piissimo universali patri ac domino, sancte Romane et apostolice sedis summo pontifici L. 3) Dei gratia Romanorum imperator augustus filialem dilectionem et debitam subiectionem.
Omnipotenti Deo immensas gratias et digna preconia referimus, qui vos per sancte vite meritum in ecclesiastici culminis apicem sublimavit et in beati Petri principis apostolorum cathedra collocavit. Qui turrim Davidis contra Damascum indissolubili cemento, vos contra perfidiam hereticorum erexit, per quem omnia scandala iniquitatis de gremio ecclesie matris exterminabit et idolum Moloch in templo Dei Petrum4) filium Petri erectum sub pedibus fidelium per vos potentem conculcabit et zizania, que pullulare ceperunt, radicitus exstirpabit, regnum et sacerdotium perpetua pace ligabit et filios suos terrore sceleratissimi iam prefati simoniaci dispersos congregabit et in unitate fidei consolidabit. Vos enim iuxta dominicum preceptum et simplicitatem columbinam et astutiam geritis serpentinam.5)
Quod Leodii6) vobiscum statuimus, adimplere parati sumus et Deo adversa propellente cum triginta milibus7) loricatorum in obsequium vestrum procul dubio veniemus et mediante Augusto die altera iter incipiemus.8)
|
Antwort des Kaisers an den Papst An I(nnozenz II.), den zutiefst verehrten frommen Vater und Herrn aller sowie Papst des heiligen römischen und apostolischen Stuhles, von L(othar III.), dem von Gottes Gnaden erhabenen Kaiser der Römer, mit Sohnesliebe und pflichtschuldiger Unterwerfung. Dem allmächtigen Gott danken wir über alles und lobpreisen ihn würdig, der euch dank heiligmäßigen Lebenswandels zur höchsten Spitze der Kirche erhoben und auf den Stuhl des heiligen Apostelfürsten Petrus gesetzt hat. Der den Turm Davids gegen Damaskus mit unauflöslichem Mörtel (errichtet hat), der hat euch gegen die Gottlosigkeit der Ketzer aufgestellt, und durch euch wird er alle unbilligen Ärgernisse aus dem Schoß der Mutter Kirche ausmerzen, durch eure Macht das Götzenbild des Moloch, das im Tempel Gottes errichtet wurde, nämlich Petrus, den Sohn des Petrus (Pierleoni), unter den Füßen der Gläubigen zertreten, die Zwietracht, die ausgebrochen ist, von der Wurzel her ausrotten, die weltliche und geistliche Herrschaft ["regnum et sacerdotium"] in immerwährendem Frieden zusammenführen; seine Söhne, die im Schrecken vor dem vorgenannten simonistischen Verbrecher [= Gegenpapst Anaklet] versprengt worden sind, wird er wieder zusammenscharen und in der Einheit des Glaubens festigen. Denn ihr verfügt entsprechend dem Gebot des Herrn sowohl über die Arglosigkeit der Taube als auch über die Klugheit der Schlange. Daher haben wir mit der höchsten Verehrung, die wir schulden, (die Nachricht) von der hehren Würde eures Apostelamtes vernommen und mit schuldiger Hochachtung gelesen, und wir versprechen, dem hohen Amt nach Kräften in jeglicher Hinsicht zu gehorchen; deshalb flehen wir untertänigst zu eurer väterlichen Liebe und bitten sie ebenso herzlich wie fromm, dass ihr für das Wohlergehen unserer Herrschaft [bzw. unseres Reiches] den gnädigen Gott anfleht, dass er sie [bzw. es] in seiner Gnade unversehrt erhalten wolle.
Was wir mit euch in Lüttich vereinbart haben, sind wir bereit zu halten, und wir werden, wenn Gott alles Unheil fernhält, mit 30.000 Mann [wörtl.: Gepanzerten] zu eurem Dienst zweifelsfrei kommen und uns am zweiten Tag nach der Mitte August [gemeint wohl: 17. August 1132] auf den Weg machen. |
- Bernhardi (1883) S. 650 Anm. 3 datiert den fiktiven Brief auf den 3. Sept. 1136. - Gegen diesen späten Zeitpunkt spricht: Der "Glückwunsch" zur Papstwahl von 1130 hätte 6 Jahre später wohl kaum Sinn gemacht; der Rückblick auf die Lütticher Absprache (Ende März 1131), die Ankündigung des Romzuges ("Mitte August") und die Einbettung in das 1132er Gesamtkonzept der Sammlung macht demgegenüber eine Datierung zwischen dem voranstehenden Anschreiben des Papstes ("24. April") und vor dem Abmarschmonat ("August") im Jahre 1132 wahrscheinlich.
- S.o. Brief 1, Anm.
- S.o. Brief 1, Anm.
- Gegenpapst Anaklet II., vordem Petrus Pierleoni (1130-1138).
- Vgl. Matth. 10, 16.
- Lüttich: Hoftag und Synode von König Lothar III. und Papst Innozenz II.: 22. März - 2. April 1131 (RI Lo.III. 266).
- Demgegenüber berichtet Otto von Freising (Chron. VII, 18, S. 335) über die Schwäche von Lothars Heer (Niederkorn 1993, S. 594).
- Der Romzug 1132 begann "offiziell" am 15. August mit der Feier des Festes Mariä Himmelfahrt in Würzburg (RI Lo.III. 310); die in den Regesta Imperii genannten Quellen notieren "ca. assumptionem s. Mariae" (Ann. Hild. zu 1132) bzw. "celebravit assumptionem s. Marie ... et inde ..." (Ann. Patherb. zu 1132; u.a.) und harmonieren mit der Aussage unseres Briefes ("am 2. Tag nach Mitte August", also wohl nach dem 15.): Der 17. August ist auch insofern ein plausibler Termin, als ein Aufbruch am Festtag selbst ebenso wenig wahrscheinlich ist wie am Tag danach, der im Jahre 1132 auf einen Sonntag fällt. Diese Feststellung mag nicht nur für unsere (Brief-)Fiktion Gültigkeit haben, sondern auch für den "historischen" Abmarsch des Italienzuges.