Lombardische Briefsammlung

Die Vorab-Edition von Heinz-Jürgen Beyer (Stand ca. 2010) wird nicht weiter bearbeitet. (Info)

3.

Kaiser/König L(othar III.) an Papst I(nnozenz II.):
berichtet über Unterwerfung Herzog Friedrichs samt Bruder (Konrad) und Versöhnung mit ihnen sowie vom österlichen Hoftag in Mainz; kündigt seinen Romzug (Abmarsch am 18. August und Vorhut unter Bayernherzog Heinrich) an.
(etwa 1. Jahreshälfte 1136)1)
Ü: S fol. 19r; V f. 28v-29r.
D: Kortüm S. 369; Wattenbach S. 69f.; Watterich S. 207f. (zu 1131); auszugsweise Beyer (1988) S. 56f.
R: Jaffé (....) S. 172 (zu 1136: Aachen!); Wattenbach S. 40-50 (zu 1132); RI Lo.III. +474 (zu 1136); Beyer (1988) S. 55ff. stellt die Briefe 3 und 26 zusammen mit der AGW-Vorlage - wie schon Wattenbach S. 48f. - auszugsweise in einer Synopse nebeneinander.

Item regis ad papam

Salutatio talis, qualis premissa est: I.2) pape L.3) imperator.

Quoniam de incolumitate nostra vos letari cognovimus, statum nostre habitudinis vobis innotescere dignum duximus. Eapropter inambigue cognoscat apostolica dignitas victoriam nobis a celesti numine prestitam, hostes nostros virtute nostri exercitus sub pedibus nostris esse contritos, a propriis etiam sedibus pulsos, constratos atque fatigatos. Sed precibus ducum misericordia flexi Fridericum4) ducem Suevie suscepimus et nostram ei gratiam reddidimus. Ille enim vero unacum fratre5) pedibus nostris provolutus veniam petiit et secundum decreta principum fidelitatem nobis adeo iuraverunt et hominium nobis manualiter fecerunt.
Omnibus ergo in pace compositis Moguntie 6) unacum eis et ceteris principibus resurrectionem Domini celebravimus et non modicam ibi curiam habuimus, cuius communi consilio decretum est, ut expeditio Romana quinto decimo Kalendas Septembris a nobis incipiatur7).

Apocrisarios autem nostros unacum vestris ad vos direximus , hiique secreta nostra melius et apertius viva voce revelabunt.

Ad hoc virum illustrem et magnificum Heinricum8) ducem Bawariorum, generum nostrum, in loco filii a nobis dilectum, cum tribus milibus loricatorum ad vos mittimus, qui vobis presidio aderit et vestre preceptioni velut karissimus filius et devotissimus famulus usquequaque parebit.

Gleichartiger Antwortbrief des Königs an den Papst

Entsprechender Gruß wie beim Brief vorher: An Papst I(nnozenz II.) (schreibt) Kaiser L(othar III.).

Da wir wissen, dass ihr euch über unser Wohlergehen freut, haben wir es für wert erachtet, euch unser aktuelles Befinden mitzuteilen. Deshalb mag (euer) apostolisches Amt zweifelsfrei von dem Sieg erfahren, den uns die himmlische Macht gewährt hat, dass nämlich unsere Feinde Dank der Stärke unseres Heeres unter unseren Füßen zertreten, aus ihren (Stamm-)Sitzen vertrieben, d.h. niedergeworfen und aufgerieben sind. Allerdings haben wir auf Bitten der Herzöge und aus Barmherzigkeit Friedrich, den Herzog von Schwaben, (wieder in Gnaden) aufgenommen und ihm unsere Huld erneut geschenkt. Er hat sich nämlich zusammen mit seinem Bruder (Konrad) uns zu Füßen geworfen und um Vergebung gebeten; entsprechend den Auflagen der Fürsten haben sie uns dann sogar Treue geschworen und uns den Lehenseid in die Hand geleistet.  
Nachdem also überall Friede herrscht, haben wir in Mainz zusammen mit ihm und den übrigen Fürsten das Fest der Auferstehung des Herrn [= Ostern] gefeiert und einen nicht unbedeutenden Hoftag gehalten, nach dessen einhelligem Vorschlag beschlossen ist, dass der Romzug am 18. August [1136] von uns angetreten wird.

Unsere Gesandten aber haben wir zusammen mit den eurigen zu euch geschickt, und sie werden euch unsere geheimen Botschaften besser und deutlicher mündlich offen legen.

Zudem schicken wir den berühmten und großartigen Heinrich, den Herzog von Bayern, unseren Schwiegersohn, den wir wie einen eigenen Sohn lieben, mit 3.000 Mann [wörtl.: Gepanzerten] zu euch; er wird euch zum Schutz dienen und eure Anweisung(en) wie ein artiger Sohn und demütiger Diener allenthalben befolgen.

  1. Brief 3 geht - ebenso wie Brief 26 - auf AGW-Brief 25 bzw. dessen "Ur"fassung zurück (vgl. Beyer, 1988, S. 55ff, der die drei Briefe synoptisch darstellt). Insofern ist es schwierig, hier die "virtuelle" Erstauflage dieser Briefsammlung (von 1132) zu rekonstruieren. Die bearbeitete Briefversion in der vorliegenden Form wäre formal zwischen Konrads Fußfall - Mühlhausen, ca. 29. Sept. 1135 (RI Lo.III. 456: weder Mainz noch Ostern!) -, u.U. auch erst dem nachfolgenden Hoftag (in Aachen!) 1136 und etwa Juli 1136 (also mit etwas Abstand vor dem geplanten Abmarschdatum) zu datieren. Die Anspielung auf die Sondermission von Herzog Heinrich dem Stolzen (mit der guten Information über 3.000 Mann Begleitung), die tatsächlich erst am 2. Februar 1137 von Imola (+Borgo S. Cassiano) aus startete (RI Lo.III. 554), lässt an eine größere Nähe zur Jahresmitte als zum Jahresanfang denken. Bernhardi (1883) S. 594 Anm. 15 geht noch einen Schritt weiter und verlangt eine spätere Datierung (nach dem 2. Febr. 1137), wenn er urteilt, der Brief ziehe "nur Schlüsse aus erfolgten Ereignissen"; "die in der That erfolgte Theilung der Streitkräfte in Italien konnte Lothar damals nicht im voraus bestimmen."
    Der "Apocrisarios"-Satz entspricht markant dem "Legatos"-Satz von Brief 1, wo dieser allerdings an letzter Stelle steht. Insofern erweckt der sich in Brief 3 anschließende "Heinrich"-Schlusssatz den Eindruck, dass er dem Brief bzw. der Sammlung nachträglich angehängt wurde - was dann für die dargestellten inhaltlichen Datierungsunstimmigkeiten eine plausible Erklärung liefern würde.
  2. S.o. Brief 1, Anm.
  3. Dito.
  4. Dito
  5. Graf Konrad (* 1093, + 15.2.1152), Bruder Herzog Friedrichs II. von Schwaben, am 18.12.1127 zum Gegenkönig erhoben und am 29.6.1128 in Monza gekrönt; nach Kaiser Lothars III. Tod am 7.3.1138 in Koblenz zum König gewählt und in Aachen zum König gekrönt.
  6. "Die Orte sämtlicher Osterfeiern Lothars sind bekannt. Mainz befindet sich nicht darunter." (Petke, in: RI Lo.III. +474); vgl. Anm. 1.
  7. 18. August; der Romzug 1136 startete tatsächlich zum 15. Aug. 1136 in Würzburg (RI Lo.III. 494).
  8. Lothars Schwiegersohn Heinrich, Herzog von Bayern und Sachsen, 1102 - 1139 (vgl. oben Anm. 1).

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