Lombardische Briefsammlung

Die Vorab-Edition von Heinz-Jürgen Beyer (Stand ca. 2010) wird nicht weiter bearbeitet. (Info)

44.

(Freund) A. an Freund G.:
bittet, ihn bei seinem Lehensherren gegen ungerechtfertigte Verleumdungen Dritter in Schutz zu nehmen.

Ü: S fol. 26v-27r; V fol. 46r-v.
D: -
R: Wattenbach S. 44-50 (zu 1132)

Epistola amici ad amicum

G. amicorum precipuo A. utriusque hominis sospitatem - vel: incolumitatem.

Si te, amicorum karissime, ullo modo de me dubitare putarem, solita prefatione tuam benivolentiam captarem. Tu enim me a primevo flore iuventutis et ab ipso primordio ineuntis etatis pleniter cognovisti et ego te; tu quoque versa vice me, si quando necessitas vel utilitas postulavit, rerum argumento probasti. Intuitus sum te in prosperitatum iocunditate, contemplatus sum tue fidei firmitatem in multimoda tempestatum adversitate. Verbis consolando, operibus sublevando numquam mihi defuisti, inimicis meis inimicus fuisti, amicis quoque similem exhibuisti, unde sicut in memet in te confidens mea secreta tibi revelo et opem tuam maxime pernecessariam postulo.

Accusatus ab emulis apud dominum nostrum in malam voluntatem et indignationem eius incurri. Omnibus bonis meis interdixit, aufferre cuncta minatur et personam capere machinatur. Ergo si tibi carus sum, ad curiam iter accelera, amicos nostros roga, tibi, quos potes, fautores associa, pro me te scutum oppone. Deus enim novit, qui cordium secreta rimatur, quia in nullo sum culpabilis, pro quibus [!] apud illum accusatus innocens sine iudicio condempnor; quam primum potes, quicquid inveneris, rescribere festina.

Brief von Freund zu Freund

G., dem besten aller Freunde, (wünscht) A. Wohlergehen - oder: Unversehrtheit - im Diesseits wie im Jenseits.

Wenn ich von dir, liebster aller Freunde, glaubte, dass du in irgendeiner Weise an mir zweifeltest, würde ich mich in der üblichen Vorrede meines Briefes um dein Wohlwollen bemühen. (Doch ich kann darauf verzichten;) denn du kennst mich bestens von Kindsbeinen an [wörtlich: seit der frühesten Blüte der Jugend und vom Anbeginn des Lebensalters an] und ich dich (ebenso). Andererseits hast du auch mich, wann immer Notwendigkeit und Zweckmäßigkeit es erforderte, in meinem Handeln erprobt. Ich habe dich in der Fülle des Glücks gesehen, und ich habe die Stärke deines Glaubens in vielfältigen stürmischen Unglückszeiten (mit Staunen) betrachtet. Du hast dich mir nie entzogen und bist mir durch Trost mit Worten und tatkräftige Unterstützung zu Hilfe gekommen, meinen Feinden bist du Feind [oder: feindlich] gewesen, den Freunden hast du dich entsprechend (freundlich) erwiesen; deshalb enthülle ich dir im Vertrauen auf dich - so wie du auf mich (setzt) - meine Geheimnisse und erbitte deine Hilfe, die mir dringend nötig ist.

Von Neidern bin ich bei unsrem Herrn verklagt worden und so in seine Ungnade gefallen. Er hat mich aller meiner Güter enthoben, droht mir alles wegzunehmen und setzt alles daran, auch meiner selbst habhaft zu werden.
Also, wenn ich dir etwas bedeute, komm schnell zum Hof, bitte unsere Freunde (um Hilfe), verschaffe dir Gönner, so(viel) du kannst, und stelle dich für mich als Schild (diesen Nachstellungen) entgegen. Denn Gott, der das Innerste der Herzen durchforscht, weiß, dass ich in keinem Punkte schuldig bin und dass ich im Hinblick auf das, wofür ich bei ihm [= dem Herrn] beschuldigt werde, unschuldig ohne Urteil verdammt werde; sobald du kannst, schreibe mir schnellstens zurück, was du dir hast einfallen lassen.


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