Die Vorab-Edition von Heinz-Jürgen Beyer (Stand ca. 2010) wird nicht weiter bearbeitet. (Info)
Bischof H(einrich) von Bologna an Bischof Dodo von Modena:
bittet um Aufnahme des Priesters Johannes
( Empfehlungsschreiben: epistola formata ).
D: Pasini (1749) S. 225f.; Beyer (1988) S. 48 (Teildruck 1) ).
R: Wattenbach S. 42-50 (zu 1132).
Epistola formata, commendaticia sive dimissoria appellata H.2) dei gratia sancte Bononiensis ecclesie humillimus episcopus Dodoni3) Mutinensi venerabili episcopo et in Christo fratri dilectissimo salutem et orationem in domino. Evangelica preceptione iubemur et apostolica institutione monemur, onera fratrum vicissim portare4) et eorum necessitatibus fraterna karitate communicare. Eapropter, venerabilis frater, cum universe basilice per totius mundi climata constitute quasi unus Christi sint thalamus, iuxta illud, quod in Canticis canticorum legitur5) - una est columba mea, una matris sue filia - presentium latorem Iohannem6) nomine confidenter fraternitati vestre dirigimus, quem noveritis fide plenum, karitate fulgidum, castitate nitidum, ceteris bonis moribus ornatum, sacris litteris eruditum, per singulos gradus ad presbyteratus ordinem in ecclesia nostra promotum, non pro sua nequitia expulsum, sed iusta et rationabili causa a nobis canonice dimissum. Fraternitatem itaque vestram rogamus et obsecramus, ut eum benigne suscipiatis et in vestra parochia sacra missarum sollempnia celebrare permittatis; et si vestra cum illius voluntate consenserit, in vestris basilicis illum ordinandi licentiam habeatis.
Quod ut verius credatur, grecis litteris canonico more munivimus et nostro sigillo insigniri iussimus: 7) P, U, A [= Pi, Ypsilon, Alpha], que elementa significant numerum octogenarium, quadringentesimum et primum; Petri quoque prima littera, id est P [= Pi], qui numeros octoginta significat.
Gratia Domini nostri Iesu Christi sit semper tecum, frater. |
Verschlüsselter Formbrief/ Empfehlungsschreiben H(einrich), durch Gottes Gnade geringster Bischof der heiligen Kirche von Bologna, (entbietet) Dodo, dem ehrwürdigen Bischof von Modena und geliebten Bruder in Christo, Gruß und Gebet. Durch Gebot des Evangeliums wird es uns vorgeschrieben und durch Weisung der Aposteln werden wir gemahnt, die Last der Brüder gegenseitig zu tragen und ihre Nöte in brüderlicher Liebe zu teilen. Deswegen, verehrter (Mit-)Bruder, da alle Kirchen, die es in allen Himmelsrichtungen der Welt gibt, gleichsam ein Gemach Christi sind, senden wir entsprechend dem, was im Hohen Lied [Salomos] zu lesen ist - "einzig ist meine Taube, die einzige Tochter ihrer Mutter" -, den Überbringer dieses Schreibens namens Johannes vertrauensvoll eurer Brüderlichkeit, dass ihr von ihm wissen sollt, dass er voll des Glaubens, glänzend in der (Nächsten-)Liebe, strahlend in der Keuschheit, geziert mit allen anderen guten Sitten, gebildet in den heiligen Schriften und ordnungsgemäß [wörtl.: Schritt für Schritt] zur Priesterweihe in unserer Kirche gelangt ist, dass er ferner nicht etwa wegen seiner Nichtswürdigkeit verstoßen wurde, sondern aus gerechtem und verständlichem Grund von uns nach kirchlichem Recht entlassen [wörtl.: freigegeben] worden ist. Daher bitten und beschwören wir eure Brüderlichkeit, dass ihr ihn wohwollend aufnehmt und ihm in eurer Diözese die heilige Messe zu feiern gestattet; und wenn es eurem wie seinem Wunsch entspricht, sollt ihr die Erlaubnis haben, ihn in euren Kirchen zu ordinieren [d.h. ein kirchliches Amt zu übertragen].
Damit dies für unbedingt glaubwürdig gehalten wird, haben wir (den Brief) dem Kirchenrecht entsprechend verschlüsselt und ihn mit unserem Siegel unterfertigen lassen:
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei allzeit mit dir, (Mit-)Bruder! |
- in Verbindung mit einem Rekonstruktionsversuch für die "Vorlage von Adalberts Praecepta, der Aurea Gemma Willehelmi und der Lombardischen Sammlung" (S. 49).
- Bischof Heinrich von Bologna, 1129 - 1145.
- Bischof Dodo von Modena, 1100 - max. 1136.
- Vgl. Gal. 6, 2 u. S. Gregorii Magni Moralium libri I, c. 27, v. 40 (u.ä.).
- Cant. 6, 8.
- Die Namensgleichheit mit dem Korrespondenten der beiden voraufgehenden Briefe (in Verbindung mit "Brief" 72) lässt an eine Identität der dargestellten Person(en) denken; allerdings findet sich der Name Johannes auch in dem weitgehend identischen Brief 39 der zeitgenössischen Aurea Gemma Willehelmi (~ 1126).
- Es folgt der Versuch einer Rekonstruktion der (schon in der gemeinsamen Vorlage) verderbten Textstelle unter Zuhilfenahme von Reginos Libri duo de synodalibus c. 449 (vgl. Beyer, Fälschungen, 1988, S. 40f.): Wie man sieht, haben die mangelnden Griechisch-Schulkenntnisse (bereits in früheren Jahrhunderten) z.T. irreparable Schäden hinterlassen...
- Die Reihenfolge von Begünstigtem und Adressaten wird - aufgrund der nicht ganz eindeutigen Vorgaben - in den Briefformularen mitunter vertauscht: vgl. ebenda, S. 41 Anm. 7.
- S.o. (vorausgehende Anm.).
- Leider lässt die uns überlieferte Textfassung keinen sicheren Schluss zu, ob die Indiktionszahl tatsächlich einbezogen war. Denn unter der Voraussetzung, dass die Indiktionszahl für 1132 mit I=10 (wie für den Überbringer Iohannes!) anzunehmen ist, lässt sich die korrupte Zwischensumme (centenarium primum) gleich gut und plausibel in 21 (vicesimum primum - ohne Indiktionsangabe) wie 31 (tricesimum primum - mit Indiktionsangabe) emendieren.
- Zur Unsicherheit der Indiktionsangabe vgl. vorausgehende Anm.
- Vgl. vorausgehende Anmerkungen.