Lombardische Briefsammlung

Die Vorab-Edition von Heinz-Jürgen Beyer (Stand ca. 2010) wird nicht weiter bearbeitet. (Info)

69.

Abt (Atinulf) von S. Prospero (in Reggio/Em.) an Abt Heinrich von S. Benedetto (di Polirone):
kritisiert das Akten"studium" einzelner Mönche, erklärt aber sein Einverständnis mit Schlichtungsvorschlag und bittet, durch den Boten, Bruder Augustinus (von S. Benedetto), einen Verhandlungstermin zu benennen.
(Reggio/Em.?, ca. Juni 1132?)
Ü: V fol. 57v-58r.
D: -
R: Wattenbach S. 45-50 (zu 1132).

Responsio

Henrico1) diligendo et in Christo fratri reverendo abbati sancti monasterii sancti Benedicti, sapientissimo ut religiosissimo viro, congregationis sancti Prosperi minister2) licet indignus Rachelis pulcritudinem post Lie lippitudinem.3)

De honestate et providentia persone vestre nullo modo dubitamus, de constantia ac gravitate sollertie vestre dictorum et factorum, quin rata sint, non vacillamus; sed quidam de fratribus vestris, qui graviores ac sapientiores ac propter hec religiosiores esse deberent, omnia federa et statuta, que inter nos firmiter stabilita hactenus fuerunt, evellunt, dissipant et ad nichilum redigunt, ac si aliena iura rapere et iniuriam facere fratribus, ac si id demum esset Deo servire et monasticam vitam ducere.

Quam ob rem de vobis nil dubitantes, sed illorum versutam calliditatem trepidantes id inire, quod suadetis, valde veremur; sed si corde geritis, quod ore profertis, communicato consilio nobis ratam vestram voluntatem per Augustinum fratrem vestrum significate, scilicet diem et locum firmiter stabilite, ne fati gratia de hoc vos et amicos vestros et monasterii bona in cassum expendamus.

Antwort

Heinrich, dem liebenswerten und in Christo zu verehrenden Bruder Abt des hlg. Klosters von San Benedetto [di Polirone], dem ebenso weisen wie gottesfürchtigen Mann, (wünscht) [Atinulf], der unwürdige Diener der Kongregation von San Prospero [in Reggio], die Schönheit Rachels nach Leas Hässlichkeit.

Wir zweifeln in keiner Weise an Anständigkeit und Umsicht eurer Person, ebenso wenig zweifeln wir an der Zuverlässigkeit und Seriosität eurer Worte und Taten, die ja durchaus nicht unberechtigt sind; aber einige von euren (Kloster-)Brüdern, die ehrlicher, klüger und damit auch gottesfürchtiger sein sollten, missachten alle vertraglichen Bindungen, die zwischen uns bisher unerschütterlich bestanden haben, sie machen sie kaputt und löschen sie aus, als wenn es Sache der Brüder wäre, sich fremde Rechte anzueignen und Unrecht zu tun, und dies dann bedeuten sollte, Gott zu dienen und ein monastisches Leben zu führen.

Deswegen zweifeln wir nicht an euch, sondern zittern vor der schlauen Verschlagenheit jener (Mönche) und haben große Angst, das anzugehen, was ihr (uns) vorschlagt; aber wenn ihr im Herzen tragt, was ihr mit dem Munde [gemeint: im Brief] vortragt, beratet euch gemeinsam und teilt uns dann euren Wunsch durch euren (Mit-)Bruder Augustinus mit, d.h. setzt Tag und Ort (für ein Treffen) fest, damit wir wegen eines (klärenden) Spruchs in dieser Sache nicht euch und eure Freunde und die Mittel des Klosters unnütz vergeuden.

  1. Abt Heinrich von S. Benedetto Po (s.o. Brief 68 Anm. 2).
  2. Zu Abt Atinulf von S. Prospero in Reggio/Em. s.o. Brief 68 Anm. 1.
  3. Vgl. Genes. 29, 17.

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