Die Vorab-Edition von Heinz-Jürgen Beyer (Stand ca. 2010) wird nicht weiter bearbeitet. (Info)
Bischof O(bertus) von Cremona an alle Bischöfe, Äbte und Pröpste:
informiert über die Kirchenstrafen des Überbringers Gandulfus; wegen seines adligen Standes soll man ihm jedoch durchaus etwas 'entgegenkommen' und ensprechende Strafnachlässe am Briefrand vermerken.
D: -
R: Wattenbach S. 45-50 (zu 1132).
Epistola de penitente ad fratres Omnibus fratribus karissimis, episcopis, abbatibus et ecclesiarum prepositis, O.1) Dei gratia Cremonensis ecclesie humillimus episcopus salutem et orationem in Domino. Presentium lator est Gandulfus nomine: propter guerram, quam cum quibusdam aliis nobilibus habuit, multa et gravia crimina perpetravit, cui flenti et peccata sua confitenti secundum censuram canonum sexaginta annorum iudicium cum carrinis competentibus imposuimus; exilium insuper addi[di]mus, ecclesie aditum interdiximus, calciamenta et linea vestimenta abstulimus, eucharistiam, non ut nisi pro viatico accipiat, precepimus. Sed quia nobilis homo est et delicatus, eius fragilitati providentes, ne forte desperet ac sub onere succidat, aliquid indulgentie misericorditer ei impertivimus: Videlicet calciamenta reddidimus et vectari equo, tertia quoque et secunda [wohl eher: tertia, quinta et septima] feria quadragesimalem victum comedere conscessimus.
Fraternitatem itaque vestram rogamus et obsecramus in Domino, ut ab ecclesia vestra vobis conscessa licentia aliquid ei misericordie concedatis, largiamini et, quidquid condonare ei placuerit, in margine huius carte inferius denotate.
Ad huius rei fidem corroborandam sigillum nostrum impressimus. |
(Bischofs-)Brief über einen Büßer an die (Amts-)Brüder Allen innig geliebten Brüdern, den Bischöfen, Äbten und Kirchenpröpsten, (entbietet) O(bert), durch Gottes Gnade demütiger Bischof der Cremoneser Kirche, seinen Gruß und sein Gebet im Herrn. Der Überbringer dieser (Urkunde) heißt Gandulf: Wegen eines Streites [bellum], den er mit einigen anderen Adligen hatte, hat er um viele und schwere Strafen gebeten, und so haben wir ihm, als er unter Tränen seine Sünden bekannt hat, nach Maßgabe des Kirchenrechts [canones] ein Urteil von 60 Jahren (Kirchenstrafe) mit angemessenem Bußfasten auferlegt; darüber hinaus haben wir (s)eine Verbannung verfügt und (ihm) den Zugang zur Kirche untersagt, Schuhwerk und Leinenkleider haben wir ihm abgenommen; die Eucharistie darf er nur an Stelle von Wegzehrung empfangen. Aber da er ein adliger Mann ist und verwöhnt [delicatus], haben wir ihm mit Rücksicht auf seine Empfindlichkeit - damit er nicht an seinem Los verzweifelt und unter dieser Last zusammenbricht - aus Barmherzigkeit einen gewissen Nachlass (seiner Schuld) gewährt: So haben wir ihm die Schuhe zurückgegeben und erlaubt, zu Pferd zu reisen und auch an jedem dritten, fünften und siebten [?] Wochentag Fastenspeise zu sich zu nehmen.
Wir bitten daher eure Brüderlichkeit und beschwören sie im Herrn, dass (auch) ihr Kraft der euch von eurer Kirche verliehenen (Amts-)Gewalt ihm etwas an Barmherzigkeit zukommen lasst; und was euch gefällt, ihm zu erlassen, das notiert unten auf dem Rand dieser Urkunde. Zur Bekräftigung der Richtigkeit dieses Sachverhalts haben wir unser Siegel aufgedrückt. |
- Bischof Obert von Cremona 1118-62.