Lombardische Briefsammlung

Die Vorab-Edition von Heinz-Jürgen Beyer (Stand ca. 2010) wird nicht weiter bearbeitet. (Info)

41.

(Personal) L(ivardus von Sobara) und G(unthelmus von Borzano) an Herrn A(lbert von Borzano?), Sohn Manfreds:
befürchten alsbald Probleme mit Ugolinus, der sich schon öfter über Lage und Situation der Burg informiert hat, und bitten um rasche Unterstützung.


Ü: S fol. 26v; V fol. 45r-v.
D: G. Ligabue, I Manfredi da vassalli di Matilde ... in: Curina/Losi (Hg.), Il Castello di Borzano, 2007, 26 (nach unserer Internet-Edition, mit ital. Übers.)
R: Wattenbach S. 44-50 (zu 1132)

Responsio

A. Manfredi filio pre cunctis venerando et amando domino L. et G. fidelissimi vernaculi devotissime servitutis affectum.

De vestris benefactis et vestra bona voluntate, quam circa nos habuistis et habetis, cum nullo servitio promereri possumus. Deo et vobis pro posse nostro grates referimus, assidue pro vobis Domini clementiam imploramus, ut vitam vestram conservet, honorem augeat. Pro vobis, si necesse fuerit, mortem subire parati sumus.

Vestra precepta, que nobis litteris iniunxistis, diligentissime totis nisibus exsequemur, arcem custodiemus. Sed procul dubio sciatis nos in magno timore et periculo esse positos: Ugolinus namque sepissime venit, multa promittit, cum quibusdam consiliatur, quorum adversum nos perversam voluntatem perpendimus, turrim1) se dicit velle conscendere, ut cognoscat, si aquam Padi possit ex ea prospicere.2) Nos vero quasi ludendo respondemus, quod nec illum sine vobis nec vos sine illo, quia sic et vobis et patri iuravimus, permittemus ascendere. Ad nos ergo quantocius properate, ut commodum, quod vobis in aures dicemus, et consilium capiatis.

Antwort

A(lbert), dem Sohn Manfreds, ihrem vor allen anderen zu verehrenden und liebenden Herrn, (beteuern) L(ivardus) und G(unthelm), die allzeit treuen Diener, ihre Ergebenheit im Dienst und Zuneigung.

Eure Wohltaten und euer Wohlwollen, das ihr uns gegenüber stets gezeigt habt und auch weiterhin zeigt, können wir mit keinem Dienst entgelten. Gott und euch können wir nur mit unseren bescheidenen Kräften danken (und) beständig die Gnade des Herrn für euch erflehen, auf dass er euer Leben bewahre (und) euer Ansehen [honor] mehre. Für euch sind wir bereit, den Tod auf uns zu nehmen, wenn es nötig sein sollte.

Eure Aufträge, die ihr uns brieflich bezeichnet habt, werden wir sorgfältig mit allen Kräften ausführen, die Burg werden wir schützen. Aber seid auch sicher, dass wir in großen Schrecken versetzt und in großer Gefahr sind: Ugolino ist nämlich schon oft gekommen; er verspricht viel, beratschlagt sich mit einigen, die wir als uns wenig geneigt einschätzen, und sagt, dass er auf den Turm steigen wolle, um zu sehen, ob man von dort aus das Wasser des Po erblicken könne. Wir antworten ihm dann gewissermaßen scherzhaft, dass wir ihn nicht ohne euch und euch nicht ohne ihn da hinauflassen werden, weil wir das sowohl euch als auch eurem Vater geschworen haben. Eilt also, so schnell ihr könnt, her, damit ihr Maßnahmen, die wir euch allerdings lieber nur ins Ohr flüstern mögen, ergreift und (euch mit uns) beraten könnt.


  1. Zum archäologischen Befund vgl. G. Ligabue, Il castello di Borzano, in: Curina/Losi (Hg.), ibid., 38ff. (s. Abb. rechts).
  2. Es könnte sich um einen "Scherz" handeln (alsob die Burg in der Nähe des Po läge), den der Folgesatz mit der Fortsetzung des "Spiels" ("ludendo") aufzunehmen scheint. Auch dies könnte die Annahme unterstützen, dass es sich bei "Manfreds Sohn" um Albert von Borzano handelt (s. Brief 40) und bei der erwähnten Burg um Castell Borzano, das etwa 35 km südlich des Po liegt - als nicht gerade in Sichtweite...   G. Ligabue, Il Castello di Borzano, Albinea 2005, S. 4 vermutet eine erste Burganlage ("una primitiva fortificazione") auf dem Hügel von Borzano bereits im 10. Jahrhundert; sein legerer Hinweis "Un Alberto Manfredi già nel 1132 nei documenti è chiamato 'Alberto da Borzano'." soll sich wohl auf unser Briefpaar 40/41 beziehen...
'Resti della torre...' (Ligabue, 39): click!   Ibidem

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