Die Vorab-Edition von Heinz-Jürgen Beyer (Stand ca. 2010) wird nicht weiter bearbeitet. (Info)
Kaiser[?] L(othar III.) an Bayernherzog E. (Heinrich den Stolzen):
überträgt ihm - wie in Aachen besprochen - für die Zeit des nächsten Italienzuges, der Mitte August starten soll, die Reichsgeschäfte und bittet ihn, derweil das Reich vor Friedrich von Schwaben zu schützen; informiert ihn zugleich über Vermittlungsversuche der Erzbischöfe von Mainz und Köln sowie der Bischöfe von Speyer und Regensburg.
D: Kortüm S. 368; Wattenbach 72f.
R: Jaffé (....) S. 118ff. (zu 1132); Wattenbach S. 42-50 (zu 1132); RI Lo.III. +301 (zu 1132).
Epistola imperatoris ad principem L.1) Dei gratia Romanorum imperator augustus E.2) Bawariorum duci inclito et magnifico viro gratiam et bonam voluntatem - vel aliter: salutem cum larga benivolentia. Rege regum nostrum gubernante imperium, cui colla submittere decrevimus, per quem regni gubernacula adepti fuimus et retinemus, cuius providentia regimur et sollertia custodimur, in Italiam, sicut tue magnificentie sepe diximus, ex vocatione domini nostri apostolici Innocentii3) mediante Augusto4) ire proposuimus.
Ideoque sicut apud Aquisgrani5) palatium tibi diximus, quia plus in te quam in ceteris principibus confidimus, tue fidelitati, que est in loco filii propter filiam nostram6), que tibi nupsit, totius regni custodiam committere studuimus, videlicet ut contra Fridericum7) cognatum tuum nobis infestissimum illud viriliter protegas, custodias atque defendas. Verum tamen quia supplicatoria verba ad fedus et ad pacem pertinentia per archiepiscopum Maguntinum8) et Coloniensem9) et per episcopos Spirensem10) et Ratisponensem11) et alios nostros fideles sepissime misit, tuam fidelitatem ignorare nolumus. Igitur, karissime, sicut alter Iudas Machabeus constanter contra Nichanorem12) pugnavit et ut Apollonium13) ipse prostravit, sic istum prosterne, ut sicut nostri amoris ita et heres regni nobis existas. Preterea die sancto Penetecostes14) nobis adesse festina, quo termino curiam15) principum et ceterorum fidelium habere et iter nostrum tuo et illorum consilio disponere destinavimus. |
Brief des Kaisers an Fürsten L(othar III.), von Gottes Gnaden erhabener Kaiser der Römer, (wünscht) E. (= Heinrich), dem berühmten Herzog der Bayern und (auch sonst) großartigen Mann, Erfolg und gutes Gelingen - oder alternativ: ... (grüßt) ... freundlich. Da der König der Könige, dem wir bereitwillig unseren Nacken beugen, durch den wir die Königsherrschaft erlangt haben und sie noch immer halten dürfen, durch dessen Vorsehung wir regieren und durch den wir sorgfältig beschützt werden, unser Reich regiert, haben wir uns vorgenommen, so wie wir es deiner Hoheit schon oft gesagt haben, Mitte August nach Italien zu ziehen, da uns unser Herr Papst Innozenz (II.) gerufen hat.
Wie wir es dir beim Aachener Hof(tag) gesagt haben, wollen wir dir daher, weil wir dir mehr als allen anderen Fürsten vertrauen, auf Grund deiner Treue, die insbes. daraus resultiert, dass wir dich wegen der Heirat mit unserer Tochter [= Gertrud] an Sohnes Statt haben, den Schutz des ganzen Reiches anvertrauen, auf dass du dieses nämlich gegen Friedrich, deinen Schwager, der uns äußerst feindlich gesinnt ist, mannhaft beschützt und verteidigst. Nichtsdestotrotz sollst du wissen, dass er [= Friedrich] uns oft dringende Bitten um Verständigung und Friedensschluss durch den Mainzer und den Kölner Erzbischof, den Speyerer und Regensburger Bischof sowie andere unserer Getreuen geschickt hat. Also, mein Lieber, wie ein zweiter Judas Makkabäus, der ja standhaft gegen Nikanor gekämpft und selbst den Apollonius niedergestreckt hat, so werfe jenen [= Friedrich] nieder, damit du so, wie du Erbe unserer Liebe [= Schwiegersohn] bist, uns auch Erbe der Königsherrschaft wirst. Außerdem beeile dich, am Pfingstfest bei uns zu sein, zu welchem Termin wir einen Reichstag der Fürsten und übrigen Getreuen zu halten und unsere Reiseplanung nach deinem und ihrem Ratschlag festzulegen beschlossen haben. |
- König/Kaiser Lothar III., 1125/33 - 1137 (Kaiserkrönung Lothars in Rom am 4.Juni 1133 durch Papst Innozenz II.: vgl. Brief 4).
- Herzog Heinrich der Stolze von Bayern, Schwiegersohn Lothars (seit Heirat mit dessen Tochter Gertrud am 29. Mai 1127).
- S.o. Anm. 1.
- Vgl. Brief 2.
- Gemeint ist wohl der Aachener Hoftag, der vor Ostern (10.April) 1132 stattgefunden hat (RI Lo.III. 296-297).
- S.o. Anm. 2.
- Herzog Friedrich III. von Schwaben, 1090 - 1147, verheiratet mit der Schwester Herzog Heinrichs des Stolzen, Judith, die zwischen 1130 und 1135 gestorben ist (vgl. Speer, 1983, S. 131).
- Wohl Erzbischof Adalbert I. von Mainz, 1109 - 1137.
- Wohl Erzbischof Brun II. von Köln, 1131 - 1137.
- Wohl Bischof Siegfried von Speyer, 1126 - 1146: "Lothar hatte sich bereits zu Beginn seines Königtums auffällig um das Bistum gekümmert..., doch fällt auf, daß trotz dieser Einflußnahme die Stadt selbst sich im Verlauf des Gegenkönigtums Konrads in der Hand der Staufer befand, die diese erbittert und lange verteidigten, wobei dem von ihnen vertriebenen Speyerer Bischof der Zugang zu seiner Bischofsstadt verwehrt blieb." (Lubich, Territorien..., in: Seibert/Dendorfer [Hg], Grafen, Herzöge, Könige, 2005, S. 209)
- Wohl Bischof Kuno von Regensburg, 1126 - 19. Mai 1132. Von dessen Tod hat Lothar wohl zu Pfingsten (29. Mai) 1132 in Fulda erfahren. Zum Nachfolger wurde - gegen den Willen Lothars und Heinrichs - noch im August 1132 Heinrich von Diessen gewählt (Bernhardi, S. 494f.). Insofern könnte - unter Berücksichtigung wenigstens einer Woche für die "Laufzeit" dieser Nachricht - Anfang Juni 1132 als terminus ante quem für das Briefdiktat gelten.
- Vgl. 2 Mac. 8-15.
- Vgl. 1 Mac. 3,12.
- 29. Mai 1132.
- Reichstag zu Fulda (?) - vgl. Anm. 11.