Die Vorab-Edition von Heinz-Jürgen Beyer (Stand ca. 2010) wird nicht weiter bearbeitet. (Info)
Bischof Dodo von Modena an Abt P. von St. Peter:
tadelt ihn wegen schlechter Zucht in seinem Kloster.
D: -
R: Wattenbach S. 42-50 (zu 1132).
Epistola episcopi ad abbatem Dodo1) dei gratia sancte Mutinensis ecclesie humillimus episcopus P.2) venerabili fratri abbati monasterii Sancti Petri salutem et orationem in Domino. Multa nobis bona de tua fraternitate, frater venerande, nuntiata nos admodum letificaverunt, videlicet qui ieiuniis et orationibus intentus soli Deo placere studeas. Ceterum inter hec leta atque iocunda sinistra subierunt, que animum nostrum non mediocriter conturbaverunt. Aiunt enim fratres nostri, qui te multum diligunt, tuam quidem vitam honeste ducere, sed habenis laxatis fratres in precipitium ire permittere, quo cuicumque libet et quocumque discedere, habitum quoque et mores sacre religionis contempnere et plura, que dicere pudet, turpiter exercere. Que si vera sunt, quantum creatori tuo places ex vite merito, tantum ei displices pro fratrum animarum interitu. Memor esto, frater, quia subditi de se ipsis tantum, prelati vero de se et de omnibus sibi commissis rationem sunt reddituri ante tribunal eterni iudicis, ubi accusator erit diabolus [sc. et] conscientia testis. Arbiter ille, qui teste non indiget, qui auro non corrumpitur, nullo modo a tramite iustitie flectitur.
Iuxta igitur evangelicum et apostolicum preceptum3) fratres paterno amore semel et bis et ter corripe: Si tibi obtemperaverint, pro animarum illorum salute, quas Deo deluctatus fueris, gaude. Si quis vero contumax aut rebellis exstiterit, sit tibi sicut ethnicus et publicanus. Oportet enim secundum beatum Paulum4) tradi huius modi hominem Sathane in interitum carnis, ut spiritus salvus sit in die Domini. Si quis autem adiutor aut fautor eius aut tibi adversarius inventus fuerit, nobis per te aut per tuum scriptum significa, quia opem et consilium, quo id superare valeas, tibi tribuemus. |
Brief von Bischof an Abt Dodo, durch die Gnade Gottes demütiger Bischof der Kirche von Modena, (entbietet) P., dem verehrten (Mit-)Bruder und Abt des Klosters St. Peter, (seinen) Gruß und sein Gebet im Herrn. Viele gute Nachrichten, die deine Brüderlichkeit betreffen, verehrter (Mit-)Bruder, haben uns in hohem Maße erfreut, zumal du dich eifrig in Fasten und Beten bemühst, Gott allein zu gefallen. Allerdings zwischen diesen frohen und angenehmen (Nachrichten) sind auch weniger erfreuliche eingetroffen, die unseren Eindruck nicht wenig gestört haben. Denn unsere (Mit-)Brüder, die es gut mit dir meinen, berichten, dass du selbst zwar dein Leben anständig führst, aber dadurch, dass du die Zügel schleifen lässt, den (Mit-)Brüdern erlaubst, ins Unheil zu stürzen, überall hinzugehen, wo es ihnen beliebt, das Ordenskleid und die Glaubensregeln zu vernachlässigen und noch mehr schändliche Dinge zu tun, die zu sagen man sich schämt. Wenn das wahr ist, dann magst du, wie sehr du dem Schöpfer durch deine verdienstvolle Lebensweise gefallen magst, so sehr ihm doch missfallen wegen des Niedergangs der Seelen deiner (Mit-)Brüder. Sei eingedenk, Bruder, dass die Untergebenen nur für sich, die Vorgesetzten aber für sich und alle ihnen Anvertrauten Rechenschaft abzulegen haben vor dem Gericht des ewigen Richters, wo der Teufel Ankläger sein wird und das Gewissen Zeuge. Jener Richter, der eines Zeugen (eigentlich) nicht bedarf und auch durch Gold nicht zu bestechen ist, wird auf keine Weise von seinem Weg der Gerechtigkeit abgelenkt.
Also weise nach evangelischer und apostolischer Vorschrift die (Mit-)Brüder mit väterlicher Liebe zurecht, einmal und zweimal und auch ein drittes Mal: Wenn sie dir dann gehorchen, freue dich für ihr Seelenheil, das du Gott zurückgewonnen hast. Wenn aber einer stur oder renitent bleibt, soll er für dich ein Heide und Sünder sein. Dem hl. Paulus zufolge gehört sich's nämlich, dass ein so gearteter Mensch zum Untergang des Fleisches Satan übergeben wird, damit seine Seele gesund sei am Tage des Herrn. Wenn so einer aber noch Helfershelfer findet oder dich gar (persönlich) anfeindet, gib uns davon persönlich oder schriftlich Nachricht, dass wir dir Hilfe und Rat zukommen lassen können, wodurch du (solch eine Situation) zu überstehen vermagst. |
- Bischof Dodo von Modena, 1100 - max. 1136.
- Abt P. des Klosters St. Peter (S. Pietro, Modena).
- Vgl. Eccli. 19, 13ff. u. Hebr. 12, 7.
- 1 Cor. 5, 5.