Digitale Briefausgabe Ernst Kantorowicz

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Inv.-Nr. 946: Ernst H. Kantorowicz an Friedrich Baethgen, 30.09.1956

Metadaten

Inventar-Nr.: 946
Dateiname: d19560930_kantorowicz_baethgen.xml
Empfänger: Friedrich Baethgen Friedrich Baethgen (1890-1972), dt. Historiker, 1913 bei Karl Hampe über die "Regentschaft von Papst Innozenz III." promoviert. Nach der Habilitation (1920) bei den MGH in Berlin beschäftigt, 1924-1927 außerordentlicher Professor in Heidelberg, wo er Kantorowicz kennenlernte. 1927-1929 2. Sekretär am Preussischen Historischen Institut in Rom, 1929-1939 Ordinarius für Geschichte in Königsberg, 1939-1948 in Berlin, 1948-1959 Präsident der MGH in München.
Schreib-/Versandort: -
Empfängerort: -
Datum des Schreibens: 30.09.1956
Datum des Poststempels: -
Korrespondenzform: Brief
Typ: Typoskript
Umfang: 1 Bl., 1 S.
Aufbewahrung: LBI/Ernst Kantorowicz Collection (AR 7216 / MF 561), Box: II, Folder: II/4/13 n. 456

Brieftext

30. Sept. 1956

Mein lieber Baethgen,

"Geschäftskorrespondenz" ist etwas ganz Neues in unserer alten Beziehung [1] , aber es macht mir Spass.

Die Fahnen per luftpost fand ich bei meiner Rückkehr vom Lake TahoeLake Tahoe (USA) (in der Sierra Nevada) hier vor und machte mich, von den Ferien gekräftigt [2] , gleich an die Arbeit. Ich war gerade im Begriff, sie an die M.G.MGH: Monumenta Germaniae Historica; Berlin (1875-1935) / München (1946-) zurückzusenden, als Ihr Brief ankam und mir die Rücksendung des sehr erwünschten Manuskripts [3] verhiess (ich hatte nicht alle Änderungen in meine Kopie übertragen). Gestern erhielt ich das Paket und schob die Korrekturen der Zwei Leiber Ernst H. Kantorowicz, The King's Two Bodies. A Study in Mediaeval Political Theology, Princeton 1957. beiseite - und hier ist das Resultat. Nein, ich brauche keine zweite Korrektur und freue mich nur, wenn Sie das erledigen lassen können. Es sind im ganzen nicht sehr viele Korrekturen nötig gewesen und die paar Additamenta, die ich mir nicht verkneifen konnte, sind meistens ans Ende der Abschnitte oder Anmerkungen gesetzt. Ich glaube, dass alles klar ist. Herr KloosRudolf M. Kloos (1926-1982), dt. Historiker, 1952-1957 Mitarbeiter der MGH (Abt. Epistolae) wird allerdings die genauen Seitenzahlen etc. seines Aufsatzes Rudolf M. Kloos, Ein Brief des Petrus de Prece zum Tode Friedrichs II., in: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 13 (1957), S. 151-170. einfüllen müssen [4] und nimmt sich vielleicht auch der wenigen Vor- und Rückverweise bei Seitenzahlen an.

Herrn FuhrmannHorst Fuhrmann (1926-2011), dt. Historiker, 1954-1956 Redakteur des "Deutschen Archivs", danach Professor in Kiel und von 1971 bis 1994 Präsident der MGH bin ich für seine Hinweise sehr dankbar. Der Hexameter Adam primus parens [5] ist eine Schlamperei meinerseits, da ich ihn schon beim Abschreiben vor mehr als 20 Jahren bemerkte. Iudicium habe ich neutral mit Richtspruch übersetzt [6] , was für beide Fälle passt. "Urteil" wäre ja eher sententia, und im Sinne "freier Entscheidung" wäre es eher arbitrium als iudicium - aber Richtspruch passt sowohl im Sinne von Gerichtshof als auch im mehr verinnerlichten Sinne. Ein paar Sachen habe ich dabei auch noch schärfer fassen können und dabei Herrn WolfGunther G. Wolf (geb. 1930), dt. Historiker etwas schonen können [7] . Ich verstehe nicht ganz, dass ErnstFritz Ernst (1905-1963), dt. Historiker; 1937-1963 Ordinarius für Mittelalterliche Geschichte in Heidelberg in HeidelbergHeidelberg sich dieser Arbeit Gunther G. Wolf, Ein unveröffentlichtes Testament Kaiser Friedrichs II. (Versuch einer Edition und Interpretation), in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 104/NF 65 (1956), S. 1-51. doch offenbar garnicht angenommen hat [8] .

Noch eines: könnte ich wohl (auf meine Kosten) 150 Separata haben? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich immer zu wenig Sonderdrucke habe und ich habe es mir darum zur Gewohnheit gemacht, mir lieber zu viele als zu wenige zu bestellen.

Ich hoffe Sie hatten einen guten Sommer. Das Wetter muss in Europa überall scheusslich gewesen sein, und auch hier im Osten war es ausserordentlich kühl. In den Bergen allerdings war es ständig schön und heiss und trocken und nichts bekommt mir besser als mehrere Wochen hindurch den ganzen Tag in Badehosen zu verbringen.

Ich schreibe Ihnen bald mehr, insbesondere auch über den Plan, Sie einmal ein Semester hierzuhaben. Doch darüber später [9] .

Alles Herzliche wie stets und Dank für Ihre Aufsatz Ernst H. Kantorowicz, Zu den Rechtsgrundlagen der Kaisersage, in: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 13 (1957), S. 115-150. -Betreuung.
Ihr
EKa.

1Verfasst von: Andreas Öffner. Die "alte Beziehung" reichte zurück bis an die Mitte der 1920er-Jahre, als Kantorowicz in Heidelberg an seinem "Friedrich II." schrieb und Baethgen, sein "frühester Freund unter den Mittelatlerhistorikern", dort Privatdozent war; vgl. Lerner, Kantorowicz (2020) Robert E. Lerner, Ernst Kantorowicz. Eine Biographie, Stuttgart 2020. , S. 118 f., das Zitat S. 119.

2Verfasst von: Martina Hartmann. Zu den Urlaubsplänen von 1956 vgl. den vorausgehenden Brief (Inv.-Nr. 250Inv.-Nr. 250: Ernst H. Kantorowicz an Friedrich Baethgen, 25.05.1956), zu Kantorowicz' Vorliebe für den Lake Tahoe, den er seit seiner Zeit in Berkeley öfter besuchte, Lerner, Kantorowicz (2020) Robert E. Lerner, Ernst Kantorowicz. Eine Biographie, Stuttgart 2020. , S. 355.

3Verfasst von: Martina Hartmann. Gemeint ist das Manuskript zum Aufsatz "Rechtsgrundlagen der Kaisersage Ernst H. Kantorowicz, Zu den Rechtsgrundlagen der Kaisersage, in: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 13 (1957), S. 115-150. ", den Kantorowicz im Folgejahr im Deutschen Archiv veröffentlichte.

4Verfasst von: Andreas Öffner. Kloos' (in Kantorowicz, Zu den Rechtsgrundlagen der Kaisersage (1957) Ernst H. Kantorowicz, Zu den Rechtsgrundlagen der Kaisersage, in: Deutsches Archiv 13 (1957), S. 115-150. , S. 127, Anm. 38 u.ö. zitierter) Beitrag Rudolf M. Kloos, Ein Brief des Petrus de Prece zum Tode Friedrichs II., in: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 13 (1957), S. 151-170. erschien im selben Jahrgang des DA. Direkt an Kloos richtete Kantorowicz die Bitte zum Einsetzen der Seitenzahlen in Inv.-Nr. 947Inv.-Nr. 947: .

5Verfasst von: Andreas Öffner. Vgl. Kantorowicz, Zu den Rechtsgrundlagen der Kaisersage (1957) Ernst H. Kantorowicz, Zu den Rechtsgrundlagen der Kaisersage, in: Deutsches Archiv 13 (1957), S. 115-150. , S. 126, Anm. 35. Die Formulierung stammt aus einem (zuletzt von Wolf, Die Testamente Friedrichs II. (1962) Gunther Wolf, Die Testamente Friedrichs II., in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Kanonistische Abteilung 48 (1962), S. 314-352. , S. 325-334, hier S. 326, Z. 6 edierten) Schreiben Testament (?) Friedrichs II. (RI V,4,5 n. 498) , das Gunther Wolf seit seiner Dissertation als authentisches Testament Friedrichs II., Kantorowicz in seinem DA-Aufsatz als Stilübung einordnete. Die Frage der Echtheit thematisiert er, gegenüber dem thematisch einschlägig bewanderten Kloos, auch in Inv.-Nr. 948Inv.-Nr. 948: Ernst H. Kantorowicz an Rudolf Kloos, 12.11.1955, 947Inv.-Nr. 947: Ernst H. Kantorowicz an Rudolf Kloos, 14.04.1956 und 949Inv.-Nr. 949: Ernst H. Kantorowicz an Rudolf Kloos, 07.12.1956.

6Verfasst von: Andreas Öffner. Vgl. Kantorowicz, Zu den Rechtsgrundlagen der Kaisersage (1957) Ernst H. Kantorowicz, Zu den Rechtsgrundlagen der Kaisersage, in: Deutsches Archiv 13 (1957), S. 115-150. , S. 118.

7Verfasst von: Andreas Öffner. Kantorowicz hatte ursprünglich eine Rezension zu Wolfs Dissertation Gunther G. Wolf, Ein unveröffentlichtes Testament Kaiser Friedrichs II. (Versuch einer Edition und Interpretation), in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 104/NF 65 (1956), S. 1-51. veröffentlichen wollen, was sich dann zu einem eigenständigen Aufsatz auswuchs; vgl. Inv.-Nr. 977Inv.-Nr. 977: Ernst H. Kantorowicz an [Horst] Fuhrmann, 09.04.1956. Auch gegenüber Rudolf Kloos tut er die Absicht kund, die Kritik an Wolf weniger scharf zu formulieren, als er es in der Sache für gerechtfertigt halten würde, und "alle 'Angriffe' zu eliminieren, die Sie als unbegründet, zu heftig oder in der Sache selbst zweifelhaft empfinden sollten"; vgl. Inv.-Nr. 947Inv.-Nr. 947: Ernst H. Kantorowicz an Rudolf Kloos, 14.04.1956.

8Verfasst von: Andreas Öffner. Fritz Ernst war der Doktorvater Wolfs..

9Verfasst von: Andreas Öffner. Vgl. Inv.-Nr. 251Inv.-Nr. 251: Ernst H. Kantorowicz an Friedrich Baethgen, 12.11.1956 für Kantorowicz Anfrage bei Baethgen, "im Frühjahr übers Jahr, also Frühjahr 1958, für ein Semester ans InstitutInstitute for Advanced Study; Princeton, New Jersey als ein sogenanntes 'Temporary Member' kommen [zu] wollen". Obwohl Kantorowicz zwischenzeitlich damit rechnete, dass Baethgen die Einladung annehmen würde (vgl. Inv.-Nr. 3136Inv.-Nr. 3136: Ernst H. Kantorowicz an Friedrich Baethgen, nach dem 24.12.1957), schlug dieser das Angebot letztlich aus; vgl. Inv.-Nr. 253Inv.-Nr. 253: Ernst H. Kantorowicz an Friedrich Baethgen, 10.12.1958 sowie den Vermerk "(declined) 2nd term 1958-59" im Mitgliederverzeichnis des IAS s.v. "Baethgen, Friedrich".

Abbildungen (1)

Das Copyright am Brieftext liegt bei: Ariane Phillips

Projektphase 1: Transkription (Lisa-Maria Speck/Janus Gudian) | Textauszeichnung (Lisa-Maria Speck) | Kommentar (Lisa-Maria Speck)
Projektphase 2: Textauszeichnung (Andreas Öffner) | Kommentar (Martina Hartmann/Andreas Öffner)

Zitierlink zu diesem Datensatz: https://data.mgh.de/databases/eka/eka0946

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