Treffer 57 von 70
Inv.-Nr. 251: Ernst H. Kantorowicz an Friedrich Baethgen, 12.11.1956
Metadaten
Inventar-Nr.: | 251 |
Dateiname: | d19561112_kantorowicz_baethgen.xml |
Empfänger: |
|
Schreib-/Versandort: | Princeton, New Jersey |
Empfängerort: | - |
Datum des Schreibens: | 12.11.1956 |
Datum des Poststempels: | - |
Korrespondenzform: | Brief |
Typ: | Typoskript |
Umfang: | 2 Bl., 2 S. |
Aufbewahrung: | MGH-Archiv/A 246/II, 5 |
Brieftext
PRINCETON, NEW JERSEY
SCHOOL OF HISTORICAL STUDIES
12. November 1956
Mein lieber Baethgen,
Ich freue mich ausserordentlich, Ihnen diesen Brief zu schreiben, um Sie zu fragen, ob Sie im Frühjahr übers Jahr, also Frühjahr 1958, für ein Semester ans InstitutInstitute for Advanced Study; Princeton, New Jersey als ein sogenanntes "Temporary Member" kommen wollen [1] .
Das scheint noch lange hin. Aber im Interesse unserer Gäste müssen unsere Pläne immer relativ früh gemacht werden, insbesondere der von Übersee kommenden, da die Pass-Beschaffung und die Reglung der FulbrightFulbright Program-Passage gewöhnlich zeitraubend sind. Aus diesem Grunde hatten wir ein Meeting der School of Historical StudiesInstitute for Advanced Study, School of Historical Studies; Princeton, New Jersey , um über die "Members" des kommenden Jahres zu beraten. Ich nannte Ihren Namen, und der Vorschlag wurde sofort einstimmig angenommen und ich beauftragt, mit Ihnen in Verbindung zu treten.
Das Frühjahrs-Semester ist, trotz möglicher Kälte im Anfang, das sehr viel angenehmere aus mehreren Gründen. Wir würden Sie etwa Ende Januar erwarten; das Semester schliesst offiziell in der ersten Aprilwoche. Danach hätten Sie Zeit, und vermutlich auch Geld, genug, um noch andere Universitäten und Teile des Landes zu besuchen, da die Universitäten (im Gegensatz zum InstitutInstitute for Advanced Study; Princeton, New Jersey ) bis Anfang Juni noch "in session" sind. Für die etwas über 3 Monate am InstitutInstitute for Advanced Study; Princeton, New Jersey würden Sie etwa $3500 erhalten, die steuerfrei sind, so dass sie den letzten Cent verfrühstücken können. Die Überfahrt ist frei, weil FulbrightFulbright Program sie bezahlt. Was Sie hier in PrincetonPrinceton, New Jersey (USA) brauchen würden, für Wohnung und Essen, dürfte mit 400, sagen wir 500 Dollar Maximum zu bestreiten sein, und das schlösse schon die Fahrten nach New YorkNew York (USA), WashingtonWashington, D.C. (USA), HarvardHarvard University; Cambridge, Massachusetts etc. mit ein, und eine ganze Menge an kulinarischen Extras wie Wein und Westfälischen Schinken und Pâté de Foie gras truffé [2] . Denn Austern kosten das halbe Dutzend 25cUnsichere Lesung und ein Hummer etwa 80cUnsichere Lesung. Sie würden also Geld genug erübrigen, um bis nach California zu fahren, wo Sie im übrigen durch ein paar leicht zu arrangierender Vorträge noch etwas in den Reserve-Tank tanken können, wenn Sie das wollen.
Ich wurde gefragt, was Sie hier arbeiten wollten. Ich sagte, Sie würden vermutlich die MSS von PrincetonPrinceton, New Jersey (USA) und Umgebung auswerten wollen für Zwecke der MonumentaMGH: Monumenta Germaniae Historica; Berlin (1875-1935) / München (1946-) - wobei "Umgebung" von WashingtonWashington, D.C. (USA) bis BostonBoston, Massachusetts (USA) reicht. Sie haben am InstitutInstitute for Advanced Study; Princeton, New Jersey natürlich keinerlei Pflichten; denn hier wird das "Sein" bezahlt und nicht das "Tun." Wenn Sie irgendeinen hübschen Vortrag haben, so machen Sie ihn nur zurecht. Man wäre Ihnen an Princeton UniversityPrinceton University; Princeton, New Jersey und anderwärts dafür dankbar; aber das ist keine Pflicht. Darüber schreibe ich Ihnen noch. |Seitenwechsel
Wenn Sie grundsätzlich bereit wären, und es einrichten können, im Januar 1958 herzukommen, so schicke ich Ihnen die unumgänglichen Formulare zum Ausfüllen; sie dienen lediglich - zumindest in Ihrem Falle - zur Information und für Ihr Dossier als InstitutsInstitute for Advanced Study; Princeton, New Jersey -Member. Falls Sie einen anderen Arbeitsplan haben als den von mir angegebenen, so erwähnen Sie bitte diesen - irgendetwas, Aufsatz oder mehr, den Sie hier fertigstellen wollen. Das Thema braucht durchaus nicht "pompös" zu sein; je sachlicher desto besser. Aber vielleicht macht es Ihnen wirklich Spass, hier das MS Material einmal für MGMGH: Monumenta Germaniae Historica; Berlin (1875-1935) / München (1946-)-Zwecke zu inspizieren. Das ist m.W. noch nie geschehen.
Sie würden hier im kommenden Jahre eine ganz illustre Gesellschaft
antreffen [3] . Ich kann Ihnen Namen noch
nicht nennen, weil alles - genau wie bei Ihnen - noch
Lassen Sie mich also wissen, wie Sie zu diesem Plan stehen würden. Wie sehr ich mich selbst darüber freuen würde, Sie für ein Semester hier zu haben, brauche ich Ihnen nicht zu sagen.
Alles sehr Herzliche und gute Wünsche wie stets
Ihres getreuen
EKa.
Abbildungen (2)
Das Copyright am Brieftext liegt bei: Ariane Phillips
Projektphase 1: Transkription (Lisa-Maria Speck/Janus Gudian) | Textauszeichnung
Projektphase 2: Textauszeichnung (Andreas Öffner) | Kommentar (Martina Hartmann/Andreas Öffner)
Zitierlink zu diesem Datensatz: https://data.mgh.de/databases/eka/eka0251
Link zur XML
1Verfasst von: Martina Hartmann. Das 1930 gegründete Institute for Advanced Study, an das Kantorowicz 1950 berufen worden war (vgl. Lerner, Kantorowicz (2020) Robert E. Lerner, Ernst Kantorowicz. Eine Biographie, Stuttgart 2020. , S. 392 ff.), vergab Stipendien für mehrere Monate. So war 1933 Percy Ernst Schramm dort gewesen (vgl. Thimme, Percy Ernst Schramm (2006) David Thimme, Percy Ernst Schramm und das Mittelalter. Wandlungen eines Geschichtsbildes (Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 75), Göttingen 2006., S. 336 ff.), Bernhard Bischoff kam 1959 (vgl. Inv.-Nr. 245Inv.-Nr. 245: ). Die förmliche Einladung Baethgens hatte Kantorowicz diesem gegenüber schon in Inv.-Nr. 946Inv.-Nr. 946: Ernst H. Kantorowicz an Friedrich Baethgen, 30.09.1956 angekündigt. Wie die weitere Korrespondenz (insbes. Inv.-Nr. 252Inv.-Nr. 252: Ernst H. Kantorowicz an Friedrich Baethgen, 17.12.1957 und 253Inv.-Nr. 253: Ernst H. Kantorowicz an Friedrich Baethgen, 10.12.1958) und der Vermerk "(declined) 2nd term 1958-59" s.v. "Baethgen, Friedrich" in den "Member Files" des IAS zeigen, hat der Eingeladene den Besuch trotz der komfortablen Stipendienbedingungen erst vertagt und dann abgesagt, wobei er sich zunächst mit Krankheit, dann mit seinen Verpflichtungen als Präsident der Bayerischen Akademie entschuldigte.
2Verfasst von: Andreas Öffner. Für Kantorowicz' ausgeprägten, auch ostentativ herausgekehrten Hang zum Kulinarischen vgl. etwa Lerner, Kantorowicz (2020) Robert E. Lerner, Ernst Kantorowicz. Eine Biographie, Stuttgart 2020. , S. 15 oder 352-355. Ob diese Evokation der in den USA verfügbaren "Extras" eher in den Bereich der Selbststilisierung gehört oder er mit ihr bei Baethgen, dem gemeinhin die Reputation "nüchterne[r] Sachlichkeit" anhaftete (Schaller, Friedrich Baethgen (1973) Hans Martin Schaller, Nekrolog Friedrich Baethgen, in: Historische Zeitschrift216 (1973), S. 783-786., S. 786), auf Resonanz zu stoßen rechnete, sei dahingestellt; immerhin aber rekurrierte Kantorowicz in anderen Briefen gern auf die Restaurants, die beide für ihre nach der Emigration seltenen Treffen wählten (vgl. etwa Inv.-Nr. 254Inv.-Nr. 254: Ernst H. Kantorowicz an Friedrich Baethgen, 15.12.1961).
3Verfasst von: Andreas Öffner. Für die Gastwissenschaftler des Frühjahrs 1958 vgl. wiederum die "Member Files" des IAS sowie den Kommentar zu Inv.-Nr. 252Inv.-Nr. 252: Ernst H. Kantorowicz an Friedrich Baethgen, 17.12.1957.