Digitale Briefausgabe Ernst Kantorowicz

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Inv.-Nr. 14: Ernst H. Kantorowicz an Karl Hampe, 02.01.1930

Metadaten

Inventar-Nr.: 14
Dateiname: d19300102_kantorowicz_hampe.xml
Empfänger: Karl Hampe Karl Hampe (1869-1936), dt. Historiker
Schreib-/Versandort: Berlin
Empfängerort: Heidelberg
Datum des Schreibens: 02.01.1930
Datum des Poststempels: -
Korrespondenzform: Brief
Typ: Manuskript
Umfang: 2 Bl., 4 S.
Aufbewahrung: Universitätsbibliothek Heidelberg/Heid. Hs. 4067 III A - 189; Blatt 6-8

Brieftext

Berlin W. 35.
Genthinerstr. 13g.
2. Januar 1930.

Hochverehrter Herr Geheimrat!

Wenn wirklich der Weg zur Hölle vornehmlich mit guten Vorsätzen gepflastert ist, so gibt es, wie ich fürchte, für mich wenigstens in Hinblick auf die Erledigung meiner Korrespondenz kaum noch ein Entrinnen. Es war meine feste Absicht, Ihnen mit meinen Neujahrswünschen auch für Ihre grosse Freundlichkeit zu danken, mit der Sie mich durch die Übersendung der Sonderdrucke Ihrer beiden letzten Aufsätze bedachten, des Legatenberichts Karl Hampe, Ein sizilischer Legatenbericht an Innocenz III. aus dem Jahre 1204, in: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken 20 (1928/29), S. 40-56. und des Otto III. Karl Hampe, Kaiser Otto III. und Rom, in: Historische Zeitschrift 140 (1929), S. 513-533. , über den mir die vorjährigen "Römer" [1] bereits berichtet hatten. Statt dessen hatte ich BerlinBerlin für ein paar Tage verlassen und finde heute bei meiner Rückkehr Ihren liebenswürdigen Neujahrsgruss vor, der mir eine doppelte Freude war - durch die Tatsache selbst und durch das vorzügliche Bild, das dem Künstler alle Ehre macht. Lassen Sie mich Ihnen vielmals für diesen Neujahrsgruss |Seitenwechsel danken und erlauben Sie mir bitte, Ihnen und Ihrer Frau GemahlinCharlotte Hampe, geb. Rauff (1883-1950), seit 1903 verheiratet mit Karl Hampe zum Jahreswechsel alles Gute zu wünschen. -

Mit meinem Anmerkungsband Ernst H. Kantorowicz, Kaiser Friedrich der Zweite. Ergänzungsband. Quellennachweise und Exkurse, Berlin 1931. bin ich nahezu fertig; ich wäre es längst, wenn mich nicht Verschiedenes aus der Arbeit gerissen hätte, so vor allem meine Kontroverse mit BrackmannAlbert Brackmann (1871-1952), dt. Historiker u. Archivar. Seit 1922 ordentlicher Professor an der Berliner Universität und von Ende 1929 an Generaldirektor der Preußischen Staatsarchive; Mitherausgeber der Historischen Zeitschrift [2] . Im nächsten Heft der HZHZ: Historische Zeitschrift (1859- ) wird meine Erwiderung Ernst H. Kantorowicz, "Mythenschau". Eine Erwiderung, in: Historische Zeitschrift 141/3 (1930), S. 457-471. erscheinen, die jedoch auf die grundsätzlichen Differenzen garnicht weiter eingeht, sondern sich lediglich auf die Königskrönung in JerusalemJerusalem (Israel) beschränkt. Denn auch die ganze "Iustitia" und "Necessitas"-Frage liess sich nicht in der Form eines Aufsatzes erledigen; deren Aufrollung bedingte fast ein neues Buch. Hingegen werde ich über die prinzipiellen Dinge und über gewisse Fragen der Methode, die heute brennend zu sein scheinen, auf dem Historikertag in HalleHalle/Saale sprechen [3] . Auch die Ausarbeitung dieses nicht ganz einfachen Vortrages Ernst H. Kantorowicz, [Vortrag:] Grenzen, Möglichkeiten und Aufgaben der Darstellung mittelalterlicher Geschichte, Vortrag auf dem Historikertag in Halle (1930), ed. Eckhart Grünewald, Sanctus amor patriae dat animum - ein Wahlspruch des George-Kreises? Ernst Kantorowicz auf dem Historikertag zu Halle a. d. Saale im Jahr 1930 (mit Edition), in: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 50/1 (1994), S. 89-125, hier S. 104-125. wird einige Zeit in Anspruch nehmen, so dass dadurch die Fertigstellung des Anmerkungsbandes Ernst H. Kantorowicz, Kaiser Friedrich der Zweite. Ergänzungsband. Quellennachweise und Exkurse, Berlin 1931. sich wiederum verzögert. Immerhin hoffe ich, ihn im Frühsommer druckfertig machen zu können, unter Verzicht freilich auf einzelne Exkurse, die ich ursprünglich anzufügen gedachte. |Seitenwechsel Es ist mir aber nachgerade unmöglich, mich noch weiterhin auf unabsehbare Zeit mit diesen Anmerkungen herumzuschlagen, zumal auch der Druck selbst eine weitgehende Überprüfung der Zitate notwendig machen und sich ziemlich lange hinziehen wird. Auch die neue Auflage Ernst H. Kantorowicz, Kaiser Friedrich der Zweite. Dritte unveränderte Auflage (Werke aus dem Kreis der Blätter für die Kunst, Geschichtliche Reihe), Berlin 1931. des Fr.II. Ernst H. Kantorowicz, Kaiser Friedrich der Zweite, Band [1], Berlin 1927. , die der VerlagGeorg Bondi Verlag, Berlin: 'Hausverlag' Stefan Georges, 1936 von Helmut Küpper übernommen vorbereitet, konnte - von Kleinigkeiten abgesehen - keine Durcharbeitung mehr erfahren [4] . Recht erfreulich ist es, dass die italienische Übersetzung Ernesto Kantorowicz, Federico II di Svevia, italienische Übersetzung von Maria Offergeld Merlo, 2 Bde., Mailand 1939. schon ziemlich weit gediehen ist und bezüglich einer englischen Übersetzung Ernst H. Kantorowicz, Frederick the Second, englische Übersetzung von E. O. Lorimer, London 1931. die Verhandlungen abgeschlossen sind. Nebenher werde ich auch in nächster Zeit noch dem XIII. Jhdt. treu bleiben, da ich für die MGMGH: Monumenta Germaniae Historica; Berlin (1875-1935) / München (1946-) die Herausgabe der ghibellin. Annalen von Piacenza Annales Placentini (Annalen von Piacenza) , an denen Holder-EggerOswald Holder-Egger (1851-1911), dt. Historiker, 1888-1911 Mitglied der Zentraldirektion der MGH und Leiter der Abteilungen Scriptores in folio und Epistolae schon gearbeitet hatte, übernehmen will. Auch für die Regesten V Johann Friedrich Böhmer, Regesta Imperii V. Jüngere Staufer 1198-1272, Bd. 1-3, bearb. v. Julius Ficker/Eduard Winckelmann, Innsbruck 1881-1901. , wenigstens für die Friedrichs II.Friedrich II. von Hohenstaufen (1194-1250), Kg. v. Sizilien, röm-dt. Kg., 1220-1250 Ks., denke ich ein Nachtragsheft zu bearbeiten, das die seit 1882 resp. 1901 neugefundenen Dokumente sowie die Berichtigungen vereinigen soll.. eine zwar mühselige aber doch |Seitenwechsel sehr nötige Arbeit, die mir aber durch die Vertrautheit auch mit der ganzen einschlägigen Literatur nicht allzu schwer fallen dürfte. Mein Arbeitspensum für das nächste Jahr (oder die nächsten Jahre) ist also ziemlich gross und ich hoffe nur, dass nicht auch hier sich neue Pflastersteine für den im Anfang meines Briefes erwähnten Höllenweg bilden.

Ihnen und den Ihren [5] geht es hoffentlich nach Wunsch. Leider besteht fürs Erste bei mir keine grosse Wahrscheinlichkeit, dass ich nach HeidelbergHeidelberg käme, obwohl ja meine SchwesterSophie Salz (1887-1960), geb. Kantorowicz ("Soscha"), älteste Schwester Ernst Kantorowicz' jetzt wieder dort wohnt. Dafür hoffe ich aber sehr, Sie im März in BerlinBerlin anzutreffen, wenn Sie zur MGMGH: Monumenta Germaniae Historica; Berlin (1875-1935) / München (1946-)-Sitzung hierherkommen [6] .

Inzwischen verbleibe ich mit den besten Empfehlungen an Ihre Frau GemahlinCharlotte Hampe, geb. Rauff (1883-1950), seit 1903 verheiratet mit Karl Hampe und nochmaligem Dank für das Bild sowie den besten Wünschen
stets Ihr sehr ergebner
Ernst Kantorowicz.

1Verfasst von: Lisa-Maria Speck. Gemeint sind die im Vorjahr am Preußischen Historischen Institut RomRom (Italien) tätigen Wissenschaftler und Stipendiaten.

2Verfasst von: Andreas Öffner. Zur Kontroverse vgl. Lerner, Kantorowicz (2020) Robert E. Lerner, Ernst Kantorowicz. Eine Biographie, Stuttgart 2020. , S. 153-157. Fachöffentlich ausgetragen wurde sie namentlich in der HZ, es berichtete aber etwa auch die Vossische Zeitung "Akademie gegegen Mythenschau" (Nr. 137, 9.6.1929, S. [32]), hier der Artikel als Ausriss im Nachlass Kantorowicz': LBI, AR 7216/MF 561, Box: I, Folder: I/3/11, n. 506. Vgl. daneben auch seine Briefe an Brackmann von 1929: Inv.-Nr. 3022Inv.-Nr. 3022: Ernst H. Kantorowicz an Albert Brackmann, 05.08.1929, Inv.-Nr. 3023Inv.-Nr. 3023: Ernst H. Kantorowicz an Albert Brackmann, 15.09.1929 und Inv.-Nr. 3024Inv.-Nr. 3024: Ernst H. Kantorowicz an Albert Brackmann, 27.10.1929.

3Verfasst von: Andreas Öffner. Mit diesem Vortrag nahm die Kontroverse "ein neues Ausmaß an", obwohl Brackmann in Halle selbst nicht anwesend war; vgl. Lerner, Kantorowicz (2020) Robert E. Lerner, Ernst Kantorowicz. Eine Biographie, Stuttgart 2020. , S. 157-162, das Zitat S. 157.

4Verfasst von: Martina Hartmann. Zu den Auflagen von 1928 und 1931 vgl. Lerner, Kantorowicz (2020) Robert E. Lerner, Ernst Kantorowicz. Eine Biographie, Stuttgart 2020. , S. 182 f.

5Verfasst von: Lisa-Maria Speck. Charlotte Hampe und den sieben gemeinsamen Kindern

6Verfasst von: Martina Hartmann. Hampe war seit 1917 gewähltes Mitglied der Zentraldirektion, deren Jahressitzung im März stattfand.

Abbildungen (4)

Das Copyright am Brieftext liegt bei: Ariane Phillips

Projektphase 1: Transkription (Lisa-Maria Speck/Janus Gudian) | Textauszeichnung (Lisa-Maria Speck) | Kommentar (Lisa-Maria Speck)
Projektphase 2: Textauszeichnung (Andreas Öffner) | Kommentar (Martina Hartmann/Andreas Öffner)

Zitierlink zu diesem Datensatz: https://data.mgh.de/databases/eka/eka0014

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