Die Urkunden Heinrichs V. und der Königin Mathilde
<<5.>>

Mathilde schenkt dem von ritterlichen Konversen neugegründeten Kloster zu Oostbroek das dortige Bruchland und das angrenzende Venn.

Utrecht, 1122 (März) Mai 14.

Vorbemerkung Thiel, Stand: 2010

Abschrift des 15. Jh. im Liber yrsutus II des Domkapitels Utrecht f. 293v–294r im Reichsarchiv zu Utrecht (B). – Abschrift vom Anfang des 16. Jh. im Chartular der Abtei Oostbroek f. 1v ebenda (C). – Abschrift von etwa 1525 in Archieven kleine kapittelen en kloosters no 530 f. 1r–v ebenda (D), C und D aus verlorenem Vidimus des Thesaurars von St. Peter in Utrecht von 1346 Juli 25.

Drucke: Aus B: Matthaeus, Vet. aevi analecta 21,91. – Aus C: De Geer in CD Neerland. 2. Serie 4.2,5. – Aus BC: Muller-Bouman, OB sticht Utrecht 1,277 no 302 zu 1122 März 14.

Reg.: Brom, Reg. sticht Utrecht 1,60 no 296. – Oppermann, Untersuchungen 2,164, beide zu 1122 März 14.

Oppermann a.a.O. rechnet DMa.5, zu dessen Diktat sich Hausmann, Reichskanzlei 73f. nicht äußert, zu den von Notar Heinrich verfassten Urkunden. Aufgrund von Übereinstimmungen in der Korroboratio (vgl. Anm. u und v), insbesondere aber wegen absolut identischer Formulierung der Datierung (s. Anm. y) scheint uns jedoch alles dafür zu sprechen, dass Diktator derjenige Utrechter Notar war, von dem das knapp zwei Wochen jüngere, gleichfalls in Utrecht ausgestellte D.236 vom 24 Mai verfasst sein dürfte. Allein schon aus der formularmäßigen Nähe zu D.236 (zur Datumzeile vgl. noch weiter unten) ergibt sich u.E. zwingend die Notwendigkeit, das von den Abschriften überlieferte Tagesdatum März 14 (s. Anm. a’) zu Mai 14 zu ändern. Außerdem wäre kaum erklärlich, wieso die Königin den Hof, der sich zwischen Ende März (spätestens seit dem Osterfest am 26. April) und Ende April dauernd in Aachen und Umgebung (vorher weiter südlich, vgl. Stüllein, Itinerar 92f.) aufhielt, verlassen und allein in das weit entfernte Utrecht gezogen sein sollte, zumal sie evtl. schon damals in den Vorbereitungen für die geplante Reise zu ihrem Vater stand (s. DMa.4). Völlig abwegig erscheint die bei Van der Linden, De cope 103 aus der Datierung des DMa.5 auf den 14. März gezogene Schlussfolgerung, der Kaiser habe von Aachen aus seine Gemahlin nach Utrecht vorausgeschickt mit dem phantastischen Auftrag, gegen den seit einigen Jahren antikaiserlich eingestellten Bischof Godebald vorzugehen, was diesen seinerseits bewogen hätte, deswegen den kaiserlichen Hof in Aachen aufzusuchen, wo er durch DD.233/†234 von März 29 und April 25 nachgewiesen ist.

Die Königin hat jedoch sicher Utrecht erst gemeinsam mit ihrem Gemahl aufgesucht, der dort das in diesem Jahr auf das korrigierte Datum des 14. Mai fallende Pfingstfest feierte (s. Vorbemerkung zu D.236; Stüllein a.a.O. 93); dass DMa.5 seinerseits an den Anfang dieses Utrechter Aufenthaltes Heinrichs gehört, wodurch die Korrektur des Tagesdatums auf den 14. Mai zusätzlich bekräftigt wird, dürfte sich aus der vollständigen Übereinstimmung der Datierungs-Formulierung mit dem ersten der dort ausgestellten Heinrich-Diplome, D.236, ergeben, während die folgenden Stücke leichte Variationen aufweisen.

Die Tatsache, dass Mathilde – in Anwesenheit Heinrichs – als alleinige Ausstellerin fungiert (Heinrich bestätigte Mathildes Schenkung erst nachträglich, s. D.*321), erklärt Chibnall, Empress Matilda 24 mit der Annahme, dass zu der Morgengabe, die Mathilde bei ihrer in Utrecht am 10. April 1110 (Ostern) gefeierten Verlobung von Heinrich erhalten hatte, auch Ländereien im Gebiet von Utrecht gehört hätten, aus denen die Schenkung an das wenige km n. Utrecht gelegene Oostbroek resultierte; als Motiv verweist die Verfasserin (a.a.O. 50 Anm. 24, 179 u. 181) auf die parallele Förderung einer englischen Klosterstiftung ritterlicher Konversen durch Mathilde und deren besondere Verehrung Mariens, der ersten Patronin Oostbroeks, die sich auch in der Begünstigung des Zisterzienserordens ausdrückte.

Dass B. Godebald mit Urkunde von 1125 (Muller-Bouman a.a.O. 1,286 no 313; Auszug bei Leyser in Anglo-Norman Studies 13,236 Anm. 37), durch die wir auch die Namen der Stifter und Erbauer des Klosters erfahren (quidam milites Hermannus et Theodericus et alii quamplures … cingulo militari abrenunciantes … quendam locum solitarium in palude, que Oistbroick antiquitus vocabatur, elegerunt ibique ecclesiam … construxerunt), nochmals in eigenem Namen und unter Verwendung weitgehend identischer Termini die Schenkung beurkundete (paludem Oistbroick dictam cum terra adiacente videlicet vene cum proprietate, cum censu, decimis maioribus et minoribus … iusticiis … libere ac legitime … tradidimus), ohne Mathildes (und Heinrichs) Urkunde mit einem Wort zu erwähnen, erklärt Van der Linden a.a.O. 103 damit, dass der Bischof seine seit dem 10. Jh. bestehenden Rechte an den “Nederstichtse wildernissen” verletzt sah, während Rotthoff, Reichsgut 119f. den Grund dafür darin sieht, dass in der Pertinenzliste der Mathilde-Urkunde auch über Zehnten verfügt ist. – In dem DF.I.495 von 1165 November 25, in dem sich nur geringe Anklänge an DMa.5 finden, ist die Gründungsgeschichte von Oostbroek unrichtig dargestellt, indem es, ohne Erwähnung der in der Bischofsurkunde genannten ritterlichen Stifter, Mathilde und Heinrich als Stifter (fundatum) und beide zusammen mit B. Godebald als Erbauer (constructum) bezeichnet.

Die Formulierung der Rekognitionszeile entspricht den gleichzeitigen Diplomen mit Nennung des damaligen deutschen Kanzlers Bruno (vgl. z.B. DD.236 und 238 = letzte Nennung); dass hier stattdessen der Name des bisherigen italienischen Kanzlers Philippus steht, der erst seit dem Wormser Konkordat auch das Amt des deutschen Kanzlers innehatte (als solcher erstmals in D.†241 genannt), möchte Hausmann a.a.O. 50, da Mathilde über keine eigene Kanzlei verfügte (s. auch Gawlik in Festschr. Hausmann [1987] 535 Anm. 45), mit einer erst später erfolgten Beurkundung erklären, was aber schon durch die Verbindung von Data und Tagesdatum in der Datierung ausgeschlossen erscheint.

Wenn es nun an der Datierung, von der Korrektur des Tagesdatums abgesehen, nichts zu deuteln gibt und man die Philippus-Nennung akzeptiert, bleibt nur die Annahme übrig, dass Philipp, der schon in DMa.3 in Italien für die Königin tätig war, dort allerdings noch als italienischer Kanzler Heinrichs mit der Bezeichnung cancellarius imperatoris, nach seinem Verzicht auf den erzbischöflichen Stuhl von Ravenna (der demnach nicht erst, wie Hausmann a.a.O. annimmt, mit Abschluss des Wormser Konkordats erfolgte) und seinem Weggang nach Deutschland hier für Mathilde, auch ohne eigenes Kanzleipersonal, als Kanzler amtierte – so wie auch Mathildes königliche Mutter in England einen “queen’s chancellor” gehabt hatte (s. Chibnall a.a.O. 48); nach Übernahme auch des deutschen Kanzleramtes durch Philipp, was vielleicht sogar dem Vertrauensverhältnis zu Mathilde zu verdanken war, konnte das Herrscherpaar sich seiner als gemeinsamen Kanzlers bedienen, wie DMa.6 zeigt.

Die in der Vorbemerkung des DF.I.495 letztlich offengelassene Frage, wieso dort statt des damals amtierenden Kanzlers Christian der Name des erst später (1167 Jan. – Aug.) als Kanzler tätigen Philippus (v. Heinsberg) als Rekognoszent eingesetzt ist, erklärt sich vielleicht aus dem Umstand, dass sowohl DMa.5 als auch die Bischofsurkunde von 1125, in der Philippus cancellarius als erster Zeuge genannt ist, und das DF.I.495 alle an ein und demselben Tag, 1346 Juli 25, vidimiert wurden und der Name Philippus durch ein Versehen des Vidimators aus DMa.5 auch in das Barbarossa-Diplom geriet, wodurch sich die von dessen Herausgebern gebotene gespaltene Datierung (1165 November 25, Utrecht – 1167 März 5) erübrigen würde. – Zur Verfügung Mathildes über ein in der Korroboratio angekündigtes eigenes Siegel vgl. Gawlik a.a.O.

In nomine sancte et individue trinitatis. Machteldis dei gracia Romanorum regina. Cum omni homini precipiatur, ut deum timeat, precipue tamen regali sublimitati competit, ut regi omnium regum deo cum timore serviat, quia, cui multum committitur, multum ab eo exigitur. Hac consideratione nos in futurum nobis providentes ac amicos nobis comparare volentes, qui nos recipiant in eterna tabernacula, novello monasterio, quod in honore sancte dei genitricis Marie sanctique Laurencii martiris in loco, qui dicitur Oestbroeck, a quibusdam militibus conversis inchoatum est, ex regalis clemencie munificencia aliquod supplementum apponere decrevimus. Totam igitur paludem illam Oestbroeck et terram adiacentem, que vulgari sermone appellatur venne, cum censu, decimis et iusticiis in perpetuam possessionem predicto cenobio contradimus, elemosinam domini imperatoris et nostram, quam sancta dei genitrix virgo gloriosa cum preciosissimo et dilecto sibi martire Laurencio in die iudicii representet Christo domino iudicaturo, ut eorum intercessione ad dextram inter benedictos dei patris collocari mereamur. Ut autem hec tradicio rata et inconvulsa permaneat, cartam hanc inde conscribi et sigillo nostro insigniri iussimus.

Philippus cancellarius vice Adelberti archicancellarii recognovi.

Data IIo ydus marcii, anno dominice incarnationis MoCoXXIIo, indictione XV, anno autem domini Heinrici quinti regni quidem eius XXIIIo, imperii vero XIIo; actum est Traiecti; in dei nomine feliciter amen.