Die Urkunden Heinrichs V. und der Königin Mathilde
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Mathilde schenkt der (Dom-)Kirche St. Martin zu Utrecht ihren und ihres Gemahls, Kaiser Heinrichs, Erbbesitz Richterich für ein ewiges Licht vor Heinrichs und seines Großvaters, Kaiser Konrads (II.), Eingeweidegrab und für ein Almosen an Heinrichs Jahrtag an die Kanoniker genannter Kirchen.

Wageningen, 1125 Mai 26.

Vorbemerkung Thiel, Stand: 2010

Abschrift vom Ende des 12. Jh. im Liber donationum 1 der Kirche von Utrecht f. 46r (alt f. 43r) im Reichsarchiv zu Utrecht (B). – Abschrift aus dem ersten Viertel des 13. Jh. in Bondams Liber privilegiorum f. 58r–v ebenda (C).

Drucke: Heda, Hist. episc. Ultraiect. 153 = Heumann, De re dipl. imperatricum 210 § 126. – Aus B: Muller, Hed oudste Cartularium 116 no 74. – Muller-Bouman, OB sticht Utrecht, 1,291 no 318 = Schmid in Memoria 681 Anm. 88 unvollständig.

Reg.: Georgisch, Reg. chronol.-dipl. 1,525 no 10. – Brom, Reg. sticht Utrecht 1,64 no 314. – Muller, Reg. bisschoppen van Utrecht 1,17 no 89.

Offenbar zur Gänze verfasst von einem Empfängerdiktator, der aus dem D.236 von 1122 für die Utrechter Stifte St. Martin und St. Marien (= VU.) das Eschatokoll (einschließlich der Korroboratio), unter richtigem Austausch des Kanzlernamens, fast wörtlich übernahm, wodurch nochmals die dortige kanzleifremde, von Abt Berengoz von St. Maximin in Trier beeinflusste Formulierung der Datierung Anwendung fand, deren Zahlen für Inkarnationsjahr, Indiktion, annus regni (s. Anm. 1) und Kaiserjahr gegenüber D.236 einheitlich um jeweils 3 Einheiten erhöht sind. Für die demgegenüber von Oppermann, Untersuchungen 2,166 und Hausmann, Reichskanzlei 75 no 40 (vgl. auch S. 79) vorgenommene Zuweisung des Diktats an den Kanzleinotar Heinrich gibt es keine Anhaltspunkte, ihm könnte allenfalls die dem DMa.5 entsprechende Intitulatio verdankt werden.

Eine weitergehende Mitwirkung des Notars erscheint vor allem deswegen vollständig ausgeschlossen, weil er – nach Heinrichs Tod – gewiss die den Kaiser nennende, gedankenlos aus der Vorurkunde übernommene Signumzeile nicht hätte passieren lassen; ein von der Kanzlei verfasstes Diplom der Königin hätte übrigens, das darf aus DMa.5 geschlossen werden, überhaupt keine Signumzeile enthalten (vgl. dazu Heumann a.a.O. 26 § 36), wie denn auch die später in England und in der Normandie ausgestellten Urkunden Mathildes keine Signumzeile kennen. – Ein durch Abschriften des 15. Jh. überliefertes Vidimus von 1345 erwähnt die Tatsache der Besiegelung, vgl. Gawlik in Festschr. Hausmann (1987) 535 Anm. 45. – Eine kurze Passage unseres D. ist in dem um 1250 gefälschten DKo.III.†292 als Vorlage verwendet.

Die Beisetzung der Eingeweide des am 23. Mai, dem Samstag der Pfingstwoche, verschiedenen Kaisers im Chor der Martinskirche vor der Überführung des Leichnams nach Speyer wird auch in einigen Chroniken berichtet (vgl. Belege bei Meyer von Knonau, Jahrb. 7,324 Anm. 20; ebenda 323 Anm. 19 zum Todestag); zum gleichen Verfahren bei dem ebenfalls in der Pfingstwoche (1039 Juni 4) in Utrecht verstorbenen Konrad II. vgl. Bresslau, Jahrb. Ko.II. 2,336. Der Aufbruch des von Mathilde begleiteten Leichenkondukts rheinaufwärts muss danach sehr rasch erfolgt sein, da das aufgrund der VU.-Benutzung sicher noch in Utrecht hergestellte Diplom erst in dem ca. 40 km von Utrecht entfernten, auf halbem Wege nach Nijmegen gelegenen Wageningen am Lek/Neder-Rijn ausgefertigt wurde; durch die Übernahme des Wortlauts der Vorurkunde haben übrigens Data und actum einen falschen Bezug.

Rössler, Mathilde 25 zieht die Echtheit des DMa.6 in Zweifel, da er das nur drei Tage nach Heinrichs Tod liegende Ausstellungsdatum nicht mit einer grotesken Fehlinterpretation des Textes in Einklang bringen kann: Er bezieht die Nachricht über die Beisetzung der Eingeweide auf die spätere Bestattung des Leichnams in Speyer und macht, indem er das ibidem nicht als Rückbezug auf die Utrechter Martinskirche, sondern auf Richterko (= das heute einen Stadtteil von Aachen bildende, knapp 5 km n. gelegene Richterich) versteht, aus letzterem eine “der Königsfamilie erblich gehörende Besitzung namens Richterke in Speyer”; dementsprechend identifiziert er auch das Wachoningon statt mit dem niederländischen Wageningen mit dem ca. 23 km nw. Speyer und dicht s. Bad Dürkheim gelegenen Wachenheim a.d. Bergstraße (zur Zurückweisung dieser Deutung vgl. schon Brom a.a.O. und Meyer von Knonau a.a.O. 325 Anm. 21; s. auch Jäschke, Königinnen 173f.).

In nomine sanctę et individuę trinitatis. Matheldis dei gratia Romanorum regina. Quę ęcclesiis et deo famulantibus conferuntur, conferentibus ad ęternam retributionem proficiunt. Hoc ego Matheldis considerans tradidi sancto Martino proprietatem, quę dicitur Richterko, cum omni utilitate et appendiciis, sicut dominus meus imperator et ego hereditaria possessione habuimus, sancto Martino in Traiecto pro remedio animę dilecti domini mei imperatoris Heinrici, cuius viscera ibidem sepulta sunt in tumulo, quo et atavi eius Conradi imperatoris intestina condita sunt, ad perpetuam memoriam eorundem imperatorum et meę peccatricis animę, ea conditione, ut perpetua observantia hęc inde exhibeantur: iugiter die ac nocte lumen cerę ad idem sepulchrum im medio choro permaneat; ęcclesiis canonicorum, scilicet beati Petri, sancti Iohannis, sanctę Marię, elemosina in anniversario dilecti domini mei imperatoris conferatur secundum arbitrium episcopi et priorum ęcclesię; et quicquid superfuerit, habeant canonici sancti Martini duas partes in eodem anniversario et terciam partem canonici sancti Bonifacii. Ut autem hęc traditio nostrę auctoritatis rata permaneat, hanc paginam inde conscriptam manu propria roborantes sigillo nostro insigniri iussimus.

Signum domni Heinrici quarti imperatoris invictissimi.

Philippus cancellarius vice Adelberti archicancellarii recognovi.

Data VII. kl. iun., anno domini MoCoXXVto, indictione III, anno autem domni Heinrici quinti regni quidem XXVI, imperii vero XV; actum est apud Wachoningon.