Die Urkunden Heinrichs V. und der Königin Mathilde

Abbildungsverzeichnis der europäischen Kaiser- und Königsurkunden

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Heinrich übereignet auf Bitten des Mönches Wibert dem von diesem errichteten Kloster St. Walburg im Heiligen Forst drei näher bezeichnete Stücke Pfluglandes, verleiht ihm Holz-, Fischerei- und Weiderecht im Bereich des ganzen Forstes und nimmt es in seinen Schutz.

Speyer – 1106 Oktober 17.

Vorbemerkung Thiel, Stand: 2010

Original (ca. 51,5 b : 38 h) im Départementalarchiv zu Straßburg (A); Rückvermerk des 13. Jh.:

Privilegium super silvam.

Teilfaks.: Hausmann, Reichskanzlei Taf. 2a.

Drucke: Aus A: Schoepflin, Alsatia dipl. 1,187 no 238. – Würdtwein, Nova subsidia 7,7 no 4. – Grandidier, Hist. eccl. d’Alsace 2,208 no 551 unvollständig.

Reg.: Stälin, Wirtemberg. Gesch. 2,318. – Pfleger in Archiv f. elsäss. Kirchengesch. 6,46 no 2. – Heidingsfelder, Eichstätter Reg. 94 no 280. – Ehlers, Metropolis 277 no 41. – Parlow, Die Zähringer 114 Reg. 163 (s. auch 27 in Reg. 37). – Böhmer Reg. 1975. – Stumpf Reg. 3009.

Dieses älteste erhaltene Original eines Diploms Heinrichs V. ist verfasst und geschrieben von Notar Adalbert A (vgl. Hausmann, Reichskanzlei 64 no 2); zu causa dei s. D.5; bei der falschen Angabe des 7. statt des 8. Ordinationsjahres (s. Anm. 3) haben wir es womöglich mit einer zumindest beabsichtigten Korrektur der vom Notar in D.5 sogar um zwei Einheiten zu niedrigen Berechnung (dort irrig als Zählung der Regierungsjahre verwendet) zu tun.

Das Tagesdatum kann übrigens aufgrund seiner Nachtragung durch eine andere Hand in der dafür vom Notar gelassenen Lücke (s. Anm. w) nicht auf die in Speyer erfolgte Handlung bezogen werden; da die Ergänzung den Monatsnamen einschließt, muss die Handlung wohl mindestens vor dem Beginn der Kalenden-Zählung (ab XVII. kal. nov. = Okt. 16) angesetzt werden, fiel also frühestens in die erste Oktoberhälfte. Sie kann aber auch schon länger zurückliegen: Nachdem das Itinerar für den Herbst des Jahres 1106 gänzlich ungesichert ist (vgl. Stüllein, Itinerar 26.ff.), wäre sogar denkbar, dass die Speyerer Handlung dem gesicherten Aufenthalt des Hofes am Mittelrhein im Frühsommer (s. Stüllein a.a.O. 22) angehört.

Das Diplom, das am Beginn der urkundlichen Überlieferung des Klosters steht, führt in dessen institutionellen Anfänge, da als Petent nicht ein Abt, sondern der Mönch Wibert als “Erbauer” des monasterium fungiert. Erst aus dem an den vermutlich ersten Abt Bertulfus (dieser noch 1121 und 1125 genannt; auch Zeuge in D.274) gerichteteten Privileg P. Paschals II. von 1117 April 25 (Or. im Dép.-Archiv Straßburg H 1096/2; Germ. pont. 3.3,68 no 1; zu 1102 April 26: JL 5916, nach Würdtwein a.a.O. 6,274 no 117) erfahren wir dann die Namen von fundatores, deren Nennung sich jedoch auf eine entwickeltere Phase bezieht: Danach übertrugen die principes Fridericus [II. Herzog von Schwaben seit 1105] et Petrus [Graf von Lützelburg, aus dem Hause Mömpelgard-Bar, Sohn des 1092 gest. Friedrich] in alodio suo … monasterium construentes(!) das Kloster dem Hl. Stuhl und erbaten dessen Weihe zu Ehren der im Diplom genannten Heiligen (dedicari … expostulant); Bauvollendung und Weihe standen demnach zum Zeitpunkt der Petition noch aus, auch wenn in der Adresse von constructum die Rede ist; in der wenig späteren Erneuerung des Privilegs durch P. Calixt II. von 1121 Jan. 22 (Or. in der Univ.-Bibl. Heidelberg; JL 5033; Germ. pont. 3.3,68 no 2; Robert, Cartulaire 1,317 no 216) ist die Weihe als vollzogen vorausgesetzt (quod … ad honorem … dedicatum est).

Die Bezeichnung Friedrichs und Peters in den beiden Papsturkunden als gemeinsame Stifter ignoriert einerseits eine durch unser Diplom dokumentierte Vorgeschichte und steht andererseits auch nicht in Deckung mit einer Nachricht des Hanau-Lichtenbergischen Amtmanns zu Wörth a.d. Sauer, Bernhart Hertzog, der im 3. Buch seines Chronicon Alsatiae (Straßburg 1592, S. 55) unter Berufung auf eine “alte designation” berichtet (Nachdruck bei Pfleger a.a.O. 4f.), dass um das Jahr 1074 zwen Geistliche Priester S. Benedicten Ordens, Weybertus vnnd Mancius, vnnd ein Convers[!] Adelbertus genant von dem Grafen Dietrich (I.) von Mömpelgard (= Bruder von Peters Vater Friedrich) im Heiligen Forst einen Platz (ein abgesoendert Hoffstatt) am Eberbach zur Rodung erhielten und dort eine Cella errichteten (anschließend folgt Referat unseres D., welches der vorgenant Wybertus groß alters in Speyer erwirkt habe).

Für das Gründungsjahr 1074 zitiert Hertzog (a.a.O. 56; Pfleger a.a.O. 3 Anm. 2) noch eine verlorene, seinerzeit an der Sakristei unter einem gemalten Wappen der Herzöge von Schwaben befindliche lateinische Inschrift: Anno Christi 1074 … inchoatum est a Domino Theoderico, pernobili Comite Montis Peligardi, istud Cœnobium …; cuius primo Abbati Bertholdo Anno Domini 1116 Illustriss. Princeps Fridericus dux Sueuiæ cum Uxore Iudenta ac cohęrede suo Comite Petro donauit prædia, quę intus et extra Forstam, quæ sancta nuncupatur, possidebat, vbi corporaliter quiescit. Obiit anno 1146“ (zur Inschrift s. Meister, Die Hohenstaufen im Elsass 72). – Die nachträgliche Zusatzdotation durch Friedrich II. dürfte die Voraussetzung für den Ausbau der bisherigen Cella zu einer vollwertigen Abtei und deren unverzügliche Übertragung an Rom geschaffen haben, was seine Bezeichnung als Mitfundator rechtfertigen konnte. Für die 1125 Juli 11 durch P. Honorius II. erfolgte erweiternde Bestätigung der Privilegien seiner beiden Vorgänger (JL 7212; Germ. pont. 3.3,69 no 3; Würdtwein a.a.O. 7,56 no 23; Or. in der Univ.-Bibl. Heidelberg AS 153) war dem Papst nun auch unser Diplom vorgelegt worden, aus dem er am Schluss der Dispositio bestätigend die Verleihung der Nutzungsrechte im Heiligen Forst übernahm (= NU.I; s. Anm. l–s), jedoch mit der irreführenden abschließenden Bemerkung: quemammodum supradicti [von Heinrich ist vorher nicht die Rede!] filii nostri Heinrici imperatoris et nepotis eius Friderici ducis necnon et comitis Petri liberalitate concessus [scil. usus] est.

Die Nutzungsrechte sind dann nochmals, in weitgehend wörtlicher Wiederholung von D.9, einleitender Gegenstand einer Urkunde B. Gebhards von Straßburg von 1133 (Or. im Dép.-Archiv Straßburg G no 19; Würdtwein a.a.O. 7,75 no 28; Spach in Bull. de la soc. pour la conserv. des mon. hist. d’Alsace II.5.2, 33f.; Wentzcke, Straßburger Reg. 1,319 no 451 = NU.II; ebenso im Privileg P. Innocenz’ II. von 1139 April 8, JL 7965, Germ. pont. 3.3,69 no 5), eröffnet mit: Unde ego … notam facio donationem a Heinrico quinto Romanorum rege legitime et libere factam monasterio …, ipse namque terram [!] eiusdem silvę ad quemlibet usum fratrum ibidem deo servientium et usum eiusdem silvę … per totam silvam donavit et donationem privilegii sui auctoritate legitime corroboravit; die unmittelbare Fortführung, gestützt auf die Erwähnung der drei obigen Papstprivilegien, lautet: Postea vero dux Fridericus et eius in eodem allodio coheres comes videlicet Petrus – priore donatione [scil. Heinrichs] rata permanente – prefatum locum cum omnibus suis appendiciis beato Petro … obtulerunt …; der Abschluss und die eigentliche Dispositio nach dem narrativen Vorspann lautet dann: Hanc autem donationem a prefatis principibus [= Friedrich u. Peter] factam et legitime confirmatam Ita uxor comitis Petri et filius eius Reginaldus … in presentia nostri … ex propria persona confirmaverunt. – Die Bischofsurkunde lässt bei aller Verquickung der handelnden Personen die alleinige Urheberschaft Heinrichs an der Nutzungsschenkung unverändert und korrigiert damit das Honorius-Privileg mit seiner Zuweisung der Schenkung auch an Herzog Friedrich und Graf Peter.

Die Formulierung des Honorius-Privilegs war aber die Grundlage für die Darstellung Hertzogs (a.a.O. 56), der im Anschluss an das Referat von D.9 erklärt: Darnach [= wohl das Postea der Bischofsurk.], als man zalt von Christi geburt 1117 [= Datum des Paschal-Priv.] da bedracht der Durchleuchtig Hochgeborn Fuerst Hertzog Friderich mit sambt seinem Vettern Petro das gut werck, so Keyser Heinrich, seiner Mutterbruder, angefangen und bestetiget hette, und Confirmirte solches zu Steinfeld (wohl das pfälz. Steinfeld Kr. Landau-Bergzabern, nö. Weißenburg; es folgt Bericht über die Unterstellung unter Rom). Aufgrund dieser Nachricht Hertzogs folgern nun Witte in ZGO 51,227 und, ihm folgend, Pfleger a.a.O. 8, Heinrich habe die Schenkung nicht als oberster Herr des Reichsgutes getätigt, sondern in seiner Eigenschaft als Miteigentümer des Heiligen Forstes, der angeblich Ende des 11. Jh. zu je einem Drittel in ungeteiltem Eigentum der Salier, Staufer und des Hauses Mömpelgard-Lützelburg gewesen sei (Witte a.a.O. 209ff.; Pfleger a.a.O. 5), und D.9 habe demnach erst nach Zustimmung der beiden anderen Miteigentümer Rechtswirksamkeit erlangt. Dabei wird verkannt, dass Heinrich, wenn es sich tatsächlich um salisches Hausgut gehandelt hätte, der Zustimmung seiner Schwester Agnes, Witwe Hz. Friedrichs I. († 1105), bzw. ihres zweiten Ehemannes (seit 1106), Markgraf Leopolds III., bedurft hätte. – In Wirklichkeit ging es um reine Reichsrechte an dem zum Reichshof Schweighausen gehörigen Forst, und diese Forstrechte deckten auch die bescheidene Schenkung von Rodungsland.

Die Erstreckung der Nutzungsrechte über den ganzen Forst, wodurch zweifellos Interessen Dritter berührt waren, war für das Kloster der Grund, in den folgenden Jahrhunderten zahlreiche königliche und kaiserliche Bestätigungen zu erwirken, von Friedrich I. – dessen D.270 von 1159 (= NU.III) folgt allerdings nicht unserem D., wie in der Vorbemerkung erklärt, sondern der Bischofsurkunde von 1133 (= NU.II), wie aus Anm. n und bes. Anm. r hervorgeht (in dem Passus über die Abtwahl, 78 Z. 33ff., wäre die Benutzung des Honorius-Privilegs von 1125 als Vorurkunde zu kennzeichnen gewesen) – über Rudolf von Habsburg (1282), Heinrich VII. (1310), Ludwig d. Bayern (1330) und Karl IV. (1347 u. 1366) bis zu Sigismund (1417 u. 1435; Regg. bei Pfleger a.a.O. 52ff. no 27, 32, 40, 46, 53, 69, 90); das DKo.III.278 von angeblich 1138 ist eine Fälschung Grandidiers. Im Jahre 1437 wurde von einem Beauftragten des Basler Konzils aufgrund von Klagen des Abtes über Behinderung bei Ausübung der Forstrechte unter Heranziehung von D.9 die Gründungs- und Besitzgeschichte des Klosters nochmals aufgerollt (Or. in Straßburg H 1097 no 9; Pfleger a.a.O. 67 Reg. 94).

Aus dem Walburgis-Patrozinium und aus der Intervention B. Eberhards von Eichstätt, von dem er allerdings völlig zu Unrecht behauptet, er habe “sich sonst nicht in der Umgebung des Königs” befunden, schließt Pfleger a.a.O. 5f., bei dem Petenten Wibert und seinen Mitbrüdern müsse es sich um Mönche aus eichstättischem Gebiet handeln. Hinsichtlich des Walburgis-Patroziniums ist darauf hinzuweisen, dass es im Bereich von Halberstadt ebenfalls das Dreifachpatrozinium unseres D. gegeben hat (vgl. Grotefend, Zeitrechnung 1,156), so dass Walburgis womöglich nicht isoliert gesehen werden darf, wodurch auch dieses Argument an Gewicht verliert. – In dem Crewenbach ist, da das Kloster, in dessen Nähe sich ein Teil des Pfluglandes befand, auf der Nordseite des Eberbaches lag, sicher ein südlicher Zufluss zu sehen, vgl. Ney in Beitr. z. Landes- u. Volkskunde v. Els.-Lothr. 8,12 Anm. 1.

(C.) In nomine sanctae et individuae trinitatis. Heinricus divina favente clementia quintus Romanorum rex. Novimus corda regum in manu dei esse et ideo, cum eius gratia in regem sublimati simus, opera pietatis maxime circa domesticos fidei vigilanti studio debemus exercere. Per hoc enim et regnum nostrum in pace stabilietur et post cursum huius vitae pax nobis aeterna hoc merito concedetur. Quapropter omnibus Christi nostrique fidelibus tam futuris quam presentibus notum fieri volumus, qualiter nos causa dei et ob aeternum animę nostrae nostrorumque parentum remedium, rogatu et consilio Ebrardi Eistetensis episcopi, Alberti nostri dilecti cancellarii, Bertoldi ducis, Beringarii comitis, Godefridi comitis aliorumque multorum nostrorum fidelium et ob humilem petititionem Wiberti monachi monasterio in honore beatorum apostolorum Philipi et Iacobi sanctaeque Walbvrgis ab eodem constructo in silva Heiligeforst, in episcopatu Strazburgensi, terram abundanter ad tria aratra, duo inter aquas Crewenbach et Eberbach et unum circa monasterium, in proprietatem concessimus et concedendo firmavimus. Concessimus etiam ibidem deo servientibus usum eiusdem silvę tam ad ędificandum quam ad calefaciendum ad eorum libitum et usum aquarum ad piscandum et ad suum commodum faciendum et pascua eorum animalibus per totam silvam. Eundem quoque locum et omnia bona mobilia et immobilia intus et extra ad illum pertinentia sub tutelam nostrae defensionis misericorditer ad dei honorem suscepimus. Ut autem hoc omni ęvo inviolabile permaneat et credatur ab omnibus, hoc inde privilegium fieri decrevimus, quod manu propria corroboratum impressione nostri sigilli insigniri iussimus.

Signum domni Heinrici quinti Romanorum regis invictissimi. (M.1.)

Albertus cancellarius vice Rottardi Maguntini archiepiscopi recognuit. (SI.1.)

Data XVI. kl. nov., indictione XIIII, anno dominice incarnationis millesimo CVI, regnante Heinrico V. rege Romanorum anno I, ordinationis eius VII; actum est Spire; in Christi nomine feliciter amen.