Original (ca. 51,5 b : 38 h) im Départementalarchiv zu Straßburg (A);
Rückvermerk des 13. Jh.:
Privilegium super silvam.
Teilfaks.: Hausmann, Reichskanzlei Taf. 2a.
Drucke: Aus A: Schoepflin, Alsatia dipl. 1,187 no
238. – Würdtwein, Nova subsidia 7,7 no
4. – Grandidier, Hist. eccl. d’Alsace 2,208 no
551 unvollständig.
Reg.: Stälin, Wirtemberg. Gesch. 2,318. – Pfleger
in Archiv f. elsäss. Kirchengesch. 6,46 no
2. – Heidingsfelder, Eichstätter Reg. 94 no
280. – Ehlers, Metropolis 277 no
41. – Parlow, Die Zähringer 114 Reg. 163 (s. auch 27 in Reg. 37). – Böhmer
Reg. 1975. – Stumpf
Reg. 3009.
Dieses älteste erhaltene Original eines Diploms Heinrichs V. ist
verfasst und geschrieben von Notar Adalbert A (vgl. Hausmann, Reichskanzlei 64 no
2); zu
causa dei s. D.5; bei der falschen Angabe des 7. statt des 8. Ordinationsjahres
(s. Anm. 3) haben wir es womöglich mit einer zumindest beabsichtigten
Korrektur der vom Notar in D.5 sogar um zwei Einheiten zu niedrigen
Berechnung (dort irrig als Zählung der Regierungsjahre verwendet) zu
tun.
Das Tagesdatum kann übrigens aufgrund seiner Nachtragung durch eine
andere Hand in der dafür vom Notar gelassenen Lücke (s. Anm. w) nicht
auf die in Speyer erfolgte Handlung bezogen werden; da die Ergänzung
den Monatsnamen einschließt, muss die Handlung wohl mindestens vor dem
Beginn der Kalenden-Zählung (ab XVII. kal. nov. = Okt. 16) angesetzt
werden, fiel also frühestens in die erste Oktoberhälfte. Sie kann aber
auch schon länger zurückliegen: Nachdem das Itinerar für den Herbst
des Jahres 1106 gänzlich ungesichert ist (vgl. Stüllein, Itinerar 26.ff.), wäre sogar denkbar, dass die Speyerer Handlung dem
gesicherten Aufenthalt des Hofes am Mittelrhein im Frühsommer (s. Stüllein
a.a.O. 22) angehört.
Das Diplom, das am Beginn der urkundlichen Überlieferung des Klosters
steht, führt in dessen institutionellen Anfänge, da als Petent nicht
ein Abt, sondern der Mönch Wibert als “Erbauer” des
monasterium fungiert. Erst aus dem an den vermutlich ersten Abt
Bertulfus (dieser noch 1121 und 1125 genannt; auch Zeuge in D.274) gerichteteten
Privileg P. Paschals II. von 1117 April 25 (Or. im Dép.-Archiv
Straßburg H 1096/2; Germ. pont. 3.3,68 no
1; zu 1102 April 26: JL 5916, nach Würdtwein
a.a.O. 6,274 no
117) erfahren wir dann die Namen von
fundatores, deren Nennung sich jedoch auf eine entwickeltere Phase bezieht: Danach
übertrugen die
principes Fridericus [II. Herzog von Schwaben seit 1105] et Petrus [Graf von Lützelburg, aus dem Hause Mömpelgard-Bar, Sohn des 1092 gest.
Friedrich] in alodio suo … monasterium construentes(!) das Kloster dem Hl. Stuhl und erbaten dessen Weihe zu Ehren der im
Diplom genannten Heiligen (dedicari … expostulant); Bauvollendung und Weihe standen demnach zum Zeitpunkt der Petition
noch aus, auch wenn in der Adresse von
constructum die Rede ist; in der wenig späteren Erneuerung des Privilegs durch P.
Calixt II. von 1121 Jan. 22 (Or. in der Univ.-Bibl. Heidelberg; JL
5033; Germ. pont. 3.3,68 no
2; Robert, Cartulaire 1,317 no
216) ist die Weihe als vollzogen vorausgesetzt (quod … ad honorem … dedicatum est).
Die Bezeichnung Friedrichs und Peters in den beiden Papsturkunden als
gemeinsame Stifter ignoriert einerseits eine durch unser Diplom
dokumentierte Vorgeschichte und steht andererseits auch nicht in
Deckung mit einer Nachricht des Hanau-Lichtenbergischen Amtmanns zu
Wörth a.d. Sauer, Bernhart Hertzog, der im 3. Buch seines Chronicon Alsatiae (Straßburg 1592, S. 55)
unter Berufung auf eine “alte designation” berichtet (Nachdruck bei Pfleger
a.a.O. 4f.), dass um das Jahr 1074
zwen Geistliche Priester S. Benedicten Ordens, Weybertus vnnd
Mancius, vnnd ein Convers[!] Adelbertus genant von dem Grafen Dietrich (I.) von Mömpelgard (= Bruder von Peters Vater
Friedrich) im Heiligen Forst einen Platz (ein abgesoendert Hoffstatt) am Eberbach zur Rodung erhielten und dort eine
Cella errichteten (anschließend folgt Referat unseres D., welches
der vorgenant Wybertus groß alters in Speyer erwirkt habe).
Für das Gründungsjahr 1074 zitiert Hertzog
(a.a.O. 56; Pfleger
a.a.O. 3 Anm. 2) noch eine verlorene, seinerzeit an der Sakristei unter einem gemalten Wappen der Herzöge
von Schwaben befindliche lateinische Inschrift:
Anno Christi 1074 … inchoatum est a Domino Theoderico, pernobili
Comite Montis Peligardi, istud Cœnobium …; cuius primo Abbati
Bertholdo Anno Domini 1116 Illustriss. Princeps Fridericus dux Sueuiæ
cum Uxore Iudenta ac cohęrede suo Comite Petro donauit prædia, quę
intus et extra Forstam, quæ sancta nuncupatur, possidebat, vbi
corporaliter quiescit. Obiit anno 1146“ (zur Inschrift s. Meister, Die Hohenstaufen im Elsass 72). – Die nachträgliche Zusatzdotation
durch Friedrich II. dürfte die Voraussetzung für den Ausbau der
bisherigen Cella zu einer vollwertigen Abtei und deren unverzügliche
Übertragung an Rom geschaffen haben, was seine Bezeichnung als
Mitfundator rechtfertigen konnte. Für die 1125 Juli 11 durch P.
Honorius II. erfolgte erweiternde Bestätigung der Privilegien seiner
beiden Vorgänger (JL 7212; Germ. pont. 3.3,69 no
3; Würdtwein
a.a.O. 7,56 no
23; Or. in der Univ.-Bibl. Heidelberg AS 153) war dem Papst nun auch
unser Diplom vorgelegt worden, aus dem er am Schluss der Dispositio
bestätigend die Verleihung der Nutzungsrechte im Heiligen Forst
übernahm (= NU.I; s. Anm. l–s), jedoch mit der irreführenden
abschließenden Bemerkung:
quemammodum supradicti [von Heinrich ist vorher nicht die Rede!] filii nostri Heinrici imperatoris et nepotis eius Friderici ducis
necnon et comitis Petri liberalitate concessus [scil.
usus] est.
Die Nutzungsrechte sind dann nochmals, in weitgehend wörtlicher
Wiederholung von D.9, einleitender Gegenstand einer Urkunde B.
Gebhards von Straßburg von 1133 (Or. im Dép.-Archiv Straßburg G no
19; Würdtwein
a.a.O. 7,75 no
28; Spach
in Bull. de la soc. pour la conserv. des mon. hist. d’Alsace II.5.2,
33f.; Wentzcke, Straßburger Reg. 1,319 no
451 = NU.II; ebenso im Privileg P. Innocenz’ II. von 1139 April 8, JL
7965, Germ. pont. 3.3,69 no
5), eröffnet mit:
Unde ego … notam facio donationem a Heinrico quinto Romanorum rege
legitime et libere factam monasterio …, ipse namque terram [!] eiusdem silvę ad quemlibet usum fratrum ibidem deo servientium et
usum eiusdem silvę … per totam silvam donavit et donationem privilegii
sui auctoritate legitime corroboravit; die unmittelbare Fortführung, gestützt auf die Erwähnung der drei
obigen Papstprivilegien, lautet:
Postea vero dux Fridericus et eius in eodem allodio coheres comes
videlicet Petrus – priore donatione [scil. Heinrichs] rata permanente – prefatum locum cum omnibus suis appendiciis beato
Petro … obtulerunt …; der Abschluss und die eigentliche Dispositio nach dem narrativen
Vorspann lautet dann:
Hanc autem donationem a prefatis principibus [= Friedrich u. Peter] factam et legitime confirmatam Ita uxor comitis Petri et filius eius
Reginaldus … in presentia nostri … ex propria persona confirmaverunt.
– Die Bischofsurkunde lässt bei aller Verquickung der handelnden
Personen die alleinige Urheberschaft Heinrichs an der
Nutzungsschenkung unverändert und korrigiert damit das
Honorius-Privileg mit seiner Zuweisung der Schenkung auch an Herzog
Friedrich und Graf Peter.
Die Formulierung des Honorius-Privilegs war aber die Grundlage für die
Darstellung Hertzogs (a.a.O. 56), der im Anschluss an das Referat von D.9 erklärt:
Darnach [= wohl das
Postea der Bischofsurk.], als man zalt von Christi geburt 1117 [= Datum des Paschal-Priv.] da bedracht der Durchleuchtig Hochgeborn Fuerst Hertzog Friderich mit sambt seinem Vettern Petro das gut werck, so
Keyser Heinrich, seiner Mutterbruder, angefangen und bestetiget hette,
und Confirmirte solches zu Steinfeld (wohl das pfälz. Steinfeld Kr. Landau-Bergzabern, nö. Weißenburg; es
folgt Bericht über die Unterstellung unter Rom). Aufgrund dieser
Nachricht Hertzogs folgern nun Witte
in ZGO 51,227 und, ihm folgend, Pfleger
a.a.O. 8, Heinrich habe die Schenkung nicht als oberster Herr des
Reichsgutes getätigt, sondern in seiner Eigenschaft als Miteigentümer
des Heiligen Forstes, der angeblich Ende des 11. Jh. zu je einem
Drittel in ungeteiltem Eigentum der Salier, Staufer und des Hauses
Mömpelgard-Lützelburg gewesen sei (Witte
a.a.O. 209ff.; Pfleger
a.a.O. 5), und D.9 habe demnach erst nach Zustimmung der beiden
anderen Miteigentümer Rechtswirksamkeit erlangt. Dabei wird verkannt,
dass Heinrich, wenn es sich tatsächlich um salisches Hausgut gehandelt
hätte, der Zustimmung seiner Schwester Agnes, Witwe Hz. Friedrichs I.
(† 1105), bzw. ihres zweiten Ehemannes (seit 1106), Markgraf Leopolds
III., bedurft hätte. – In Wirklichkeit ging es um reine Reichsrechte
an dem zum Reichshof Schweighausen gehörigen Forst, und diese
Forstrechte deckten auch die bescheidene Schenkung von Rodungsland.
Die Erstreckung der Nutzungsrechte über den ganzen Forst, wodurch
zweifellos Interessen Dritter berührt waren, war für das Kloster der
Grund, in den folgenden Jahrhunderten zahlreiche königliche und
kaiserliche Bestätigungen zu erwirken, von Friedrich I. – dessen D.270
von 1159 (= NU.III) folgt allerdings nicht unserem D., wie in der
Vorbemerkung erklärt, sondern der Bischofsurkunde von 1133 (= NU.II),
wie aus Anm. n und bes. Anm. r hervorgeht (in dem Passus über die
Abtwahl, 78 Z. 33ff., wäre die Benutzung des Honorius-Privilegs von
1125 als Vorurkunde zu kennzeichnen gewesen) – über Rudolf von
Habsburg (1282), Heinrich VII. (1310), Ludwig d. Bayern (1330) und
Karl IV. (1347 u. 1366) bis zu Sigismund (1417 u. 1435; Regg. bei Pfleger
a.a.O. 52ff. no
27, 32, 40, 46, 53, 69, 90); das DKo.III.278 von angeblich 1138 ist eine Fälschung Grandidiers. Im Jahre 1437
wurde von einem Beauftragten des Basler Konzils aufgrund von Klagen
des Abtes über Behinderung bei Ausübung der Forstrechte unter
Heranziehung von D.9 die Gründungs- und Besitzgeschichte des Klosters
nochmals aufgerollt (Or. in Straßburg H 1097 no
9; Pfleger
a.a.O. 67 Reg. 94).
Aus dem Walburgis-Patrozinium und aus der Intervention B. Eberhards
von Eichstätt, von dem er allerdings völlig zu Unrecht behauptet, er
habe “sich sonst nicht in der Umgebung des Königs” befunden, schließt Pfleger
a.a.O. 5f., bei dem Petenten Wibert und seinen Mitbrüdern müsse es
sich um Mönche aus eichstättischem Gebiet handeln. Hinsichtlich des
Walburgis-Patroziniums ist darauf hinzuweisen, dass es im Bereich von
Halberstadt ebenfalls das Dreifachpatrozinium unseres D. gegeben hat
(vgl. Grotefend, Zeitrechnung 1,156), so dass Walburgis womöglich nicht isoliert
gesehen werden darf, wodurch auch dieses Argument an Gewicht verliert.
– In dem
Crewenbach ist, da das Kloster, in dessen Nähe sich ein Teil des Pfluglandes
befand, auf der Nordseite des Eberbaches lag, sicher ein südlicher
Zufluss zu sehen, vgl. Ney
in Beitr. z. Landes- u. Volkskunde v. Els.-Lothr. 8,12 Anm. 1.