Abschriften des 12. Jh. in Cod. Vat. lat. 1984 f. 194r der
Vatikanischen Bibliothek zu Rom (P1). – Cod. Ottobon. lat. 3057 (Collectio Albini, 1188/89) f. 159va
ebenda (P2). – Cod. lat. XIV 102 (= 2805) p. 352 der Bibliotheca Marciana zu
Venedig (P3). – Cod. Vat. lat. 8486 (Liber censuum des Cencius, 1192) f. 121va–b
(alt 144va–b) no
CXXXV der Vatikanischen Bibliothek zu Rom (P4). – Cod. 450 (Chronik lib. 4 c. 35) p. 387a–388b der
Klosterbibliothek zu Montecassino (P5).
Drucke: Aus P5: Sigonius, De regno Italiae lib. 10 (Basel 1575), 401 (stark variiert). – Baronius, Annales ecclesiastici 12 (Rom 1607), 71 = ed. Theiner
18 (1869), 203 no
2 u. 3. – Muratori, SS 3.1,360 (“ex cardinali Aragonio”; dazu vgl. unten). – Aus P1: MGH LL 2.1,66 = SS 5,473. – Aus P5: SS 7,778. – (Aus P4): Theiner, CD dominii temp. s. Sedis 1,10 no
11 (“Ex Cencio Camerario fol. 130” = Hs. des Lib. cens. aus dem 15.
Jh., s. Const. 1,135 Z. 31–34). – Aus P1.4: Watterich, Vitae pont. 2,50. – Aus P4: Fabre-Duchesne, Lib. cens. 1,409. – Aus P1: Duchesne, Lib. pont. 2,338. – Aus P1–4: MGH Const. 1,137 no
83 = Bernheim, Das Wormser Konkordat 7 no
Ia (Auszug) = Bernheim, Qu. z. Gesch. d. Investiturstreites 2,22 no
9a = Carlyle, Hist. of Med. Polit. Theory 4,117 Anm. 1 (1. Hälfte von a) = Fritz, Qu. z. Wormser Konk. 30 no
17a = Lautemann, Gesch. in Quellen 2,345 no
308 (dt. Übers.). – Aus P5: SS 34,500.
Reg.: Gradl, Mon. Egrana 1,11 no
26 (Auszug). – Doeberl, Reg. u. Urk. d. Dipoldinger Markgr. 3 no
7. – Dobenecker, Reg. Thur. 1,225 no
1062. – Jaksch, Mon. duc. Carinthiae 3,221 no
544 (Auszug). – Klaar, Eppensteiner in Kärnten 63 no
85. – Stumpf
Reg. – (Weiland
in Const. 1,137 gibt fälschlich “Stumpf, Reg. 3047” an = D.66).
Die für den Papst bestimmten beiden Texte von D.65 (= Const. no
83) und D.66 (= Const. no
87 u. 88) sind die einzigen Aktenstücke der Verhandlungen des Jahres
1111, die nicht in deren kaiserliche Überlieferung, die “Enzyklika”
D.68 und das “Manifest” D.70, Aufnahme fanden, sondern nur durch eine
von Weiland
in Const. 1,134 als “Relatio papalis” bezeichnete päpstliche
Darstellung der Vorgänge überliefert sind. – In Weilands Druck (S. 147ff. no
99) unter dem Titel “Relatio registri Paschalis II.” sind die Inserte
ausgespart und gesondert unter no
83–88, 92, 94 u. 95 wiedergegeben; von diesen Inserten finden sich
Const. no
84–86 in unserer Wiedergabe der kaiserlichen “Enzyklika”
(D.68/IV.II.III), no
92, 94 und 95 in der Wiedergabe des kaiserlichen “Manifests”
(D.70/II.IV.V).
Zu den Handschriften dieser “Relatio” vgl. Weiland
a.a.O. 134f., dessen “P”-Siglen wir beibehalten haben, obwohl dem
Alter nach P3
eigentlich vor P2
gehört (s. unten), sowie Blumenthal
in Law, Church and Society 13f. – Die vollständige Überlieferung der
“Relatio” enthalten die voneinander unabhängigen (s. Weiland
a.a.O. 135 Z. 28) Fassungen P1
und P4, die auch die als Const. no
99 gedruckten umfangreichen berichtenden Texte bieten, während sich P2.3
im wesentlichen auf die Wiedergabe der bloßen Aktenstücke
beschränken, die sie allerdings in derselben Reihenfolge wie P1
und P4
liefern; da auch die Edition in Const. 1 diese Reihenfolge
beibehalten hat, bevorzugen wir im Folgenden die dortige Zählung mit
Zufügung der Nummern unserer Edition in runden Klammern.
Zu der häufig untersuchten ältesten Handschrift mit P1, deren Textfassung Duchesne
vollständig wiedergibt, vgl. Pertz
in Archiv 5,80ff., Bethmann
in Archiv 11,841ff., Watterich, Vitae 1,XLIIIff., Duchesne
a.a.O. 2,XXIIff., v. Glanvell, Die Kanonessammlung d. Kardinals Deusdedit 1, XXXIff., Nogara, Cod. Vaticani latini 3,387ff., zuletzt monographisch Whitton
in Bull. dell’Ist. stor. It. 84,125ff. Die “Relatio” steht dort auf
f. 194r–195v (zu f. 193v vgl. weiter unten) innerhalb einer
Textgruppe, die von Pertz
in SS 5,468 nicht sehr zutreffend als “Annales Romani” (vgl. dazu
Rep. font. hist. med. aevi 2,324) bezeichnet ist und die einen
Großteil von zwölf am Schluss der Handschrift zugefügten Blättern
(Quaternio f. 191–198, zwei Doppelblätter f. 199–202) aus schlechtem
und die Lesbarkeit erschwerend transparentem Pergament füllen.
Die Texte der Inserte enthält (fast) vollständig nur die
Albinus-Handschrift mit P2
von 1188/89: Auf f. 159va–b stehen, in der Reihenfolge von P1.4, nach kurzer Eröffnung (s. unten Anm. a) die Texte von Const. no
83 (D.65), no
84–86 (D.68/IV.II.III) und no
87 (D.66a; bricht mitten im Text ab, wodurch auch no
88/D.66b fehlt, s. D.66 Anm. f) sowie von no
92 (D.70/II). – Die gegenüber P1.4
noch fehlenden Texte von Const. no
94 u. 95 (D.70/IV.Va) enthält die Handschrift separat von diesem
Eintragsblock auf f. 137rb; zur Erklärung dieses Befundes vgl. D.70
Anm. cb.
Zu der aus dem Besitz Fontaninis stammenden Marciana-Handschrift mit P3
vgl. Schum
in NA 1,130f. (mit Mitteilung des unten in Anm. a mitgeteilten
eröffnenden Textes und Varianten zum Druck in SS 5,472) und Blumenthal
a.a.O. 19 Anm. 34. Das rückseitig mit Papier unterklebte und nur
vorderseitig beschriftete Pergamentblatt p. 352 enthält, mit gleicher
Eröffnung wie P2
(s. Anm. a), nur die Texte von Const. no
83–86 (D.65 u. D.68/IV.II.III) und den Anfang von no
87 (D.66a), der am Seitenende (ohne Schluss-Interpunktion!) an
derselben Stelle wie P2
abbricht (s. D.66 Anm. f); es ist daher Weilands Annahme (a.a.O. 135 Z.21) zuzustimmen, dass P2
und P3
engstens zusammenhängen, wobei ungeklärt bleiben muss, ob die der
ersten Hälfte des 12. Jh. angehörende Abschrift P3
die unmittelbare Vorlage von P2
bildete, das für die Fortführung ja jedenfalls eine andere
Überlieferung herangezogen haben muss. Da in P2
der Abbruch der no
87 mitten in Spalte 159vb vor der Weiterführung mit no
92 (D.70/II) erfolgte, ist übrigens die von Weiland
a.a.O. 135 Z.13 über die Ursache geäußerte Vermutung, in der
Handschrift von P2
seien einige Blätter verloren gegangen, verfehlt.
Die Abschrift P4
in der wichtigsten der zahlreichen Handschriften des Liber censuum,
Vat. lat. 8486 f. 121va–123va (alt 144v–146v) no
CXXXV – CXXXVIIII, deckt sich in den berichtenden Teilen und den
Inserten vollständig mit P1, so dass diese als Vorlage für P4
in Betracht käme; doch hat schon Stevenson
in Archivio di Storia Patria 8,375 festgestellt, dass von den
verschiedenen Überlieferungen keine von der anderen abhängig ist (s. Weiland
a.a.O. 135 Z. 16f.).
Die Chronik von Montecassino (P5) bietet neben weitgehenden Übernahmen der berichtenden Partien von P1.4
von den Inserten nur eine Auswahl: In lib. 4 c. 35 (p. 387b–388b) die
Texte von Const. no
83 u. 85 (D.65 u. 68/II), in c. 37 (p. 390b) eine kurze Paraphrase
von Const. no
87 (D.66a), in c. 40 (p. 397a–b) eine Kombination aus Const. no
91 u. 92 (D.70/I.II; vgl. D.70 Anm. m) und den Text von no
94 (D.70/IV); dies bedeutet, dass P5
für den in P1–4
fehlenden Text von Const. no
91 (D. 70/I) eine zusätzliche Quelle benutzt haben muss (s. weiter
unten).
Unberücksichtigt lassen wir bei der Textherstellung die Überlieferung
der “Relatio” in der Vita Paschals II. des Kämmerers Boso (Muratori, SS 3.1,360ff.; zu Muratoris Verfasserangabe Nicolaus Aragoniae cardinalis [et alii] für seine
Vitensammlung a.a.O. 277–588 vgl. Watterich, Vitae 1,LXXI mit Anm. 3 u. 4), da diese unmittelbar auf P1
zurückgeht (vgl. Weiland
in Const. 1,135 Z. 38f., Blumenthal
a.a.O. 14 und Engels
in Konzil u. Papst 155 Anm. 50), weshalb auch Duchesne
a.a.O. 2,369 auf einen nochmaligen Abdruck verzichtete und auf seinen
Druck a.a.O. 338–343 innerhalb der “Annales Romani” verwies.
Die “Relatio” basierte für die einzelnen inserierten Vertragstexte
nach allgemeiner Vermutung auf dem verlorenen Register P. Paschals
II., was zunächst nicht unmittelbar ersichtlich ist (vgl. jedoch unten
zu P1). Insbesondere aber ist die P1.4-Fassung der “Relatio” selbst ihrerseits (zusätzlich) im Register
eingetragen gewesen, wie die Eröffnung von P1
beweist (s. unten Anm. a; das
Incipit bezieht sich natürlich nicht auf das Register, sondern auf die
“Relatio”). Für die Redaktion der “Relatio”, deren Endfassung uns in P1
und P4
entgegentritt, hat übrigens offensichtlich die Fassung von P2.3
eine Zwischenstufe dargestellt; das ergibt sich zwingend daraus, dass
die sonst eine reine Zusammenstellung der Vertragstexte bildenden
Fassungen P2.3
einen wörtlich mit P1.4
gleichlautenden Verbindungstext zwischen den hintereinander folgenden
Texten von Const. no
86 (D.68/III) und no
87 (D.66a) aufweisen, vgl. die Textwiedergabe in D.66 Anm. a und D.68
Anm. eq).
So wie die kaiserliche “Enzyklika” D.68 aus propagandistischen Gründen
die beiden Texte DD.65 und 66 über Heinrichs Verpflichtungen
weggelassen hatte, traf auch die “Relatio” eine bewusste Auswahl,
indem sie die beiden Paschal-Privilegien, das D.68/V (Const. no
90) und das “Pravileg” D.70/VII (Const. no 96), ferner die letzteres vorwegnehmende päpstliche Zusage von D.70/I
(Const. no
91) sowie D.70/III u. VI (Const. no
93 u. 97) wegließ.
Im Register Paschals II. waren diese drei Texte allerdings gleichwohl
enthalten gewesen, und aus diesem (vgl. D.70 Anm. o’) war auch, in der
Reihenfolge Const. no
90 (D.68/V), 91 (D.70/I) und 96 (D.70/VII), eine Abschrift in Vat.
lat. 1984 auf f. 193v (= von Weiland a.a.O. 136f. mit der Sigle “V”,
von uns zur Unterscheidung von P1
mit P1
bezeichnet) aufgenommen worden.
Blumenthal
a.a.O. 14f. zog aus dieser Tatsache jedoch falsche Schlüsse, indem
sie den Herausgebern der “Annales Romani” wegen ihrer Beschränkung auf
die Aufnahme der “Relatio” im gegebenen Umfang – beide Bezeichnungen
verwirft sie überhaupt mit dem (zutreffenden, aber für die Sache
nichtssagenden) Argument, dass sie in den Quellen nicht vorkommen –
eine “willkürliche Auswahl” (gemeint: aus Vat. lat. 1984) vorwarf und
behauptete, Vat. lat. 1984 enthalte (d.h. unter Einschluss von P1) eine nichts verschweigende, vor allem aber auch das Versprechen der
Rückgabe der Regalien einschließende, päpstliche “composition
analogous to the encyclical of Henry V”.
Dabei hat sie jedoch einerseits vernachlässigt, dass auch P4
nur die “Relatio” ohne diese drei Texte enthält. Insbesondere aber
hat sie von dem handschriftlichen Befund, wie ihn vor allem Bethmann
a.a.O. (vgl. bes. die Übersicht auf S. 842) und Whitton
a.a.O. 131ff. deutlich machen, keine Kenntnis genommen: In den
Zusatzlagen f. 191ff. (s. oben) hatte zunächst eine Hand (Bethmanns “dritte Hand”) die Seiten f. 191r, 192v–193r und den Schluss f.
196v–201 gefüllt; die freigelassenen Seiten beschriftete dann eine
andere Hand (Bethmanns “vierte Hand”; Whittons “Hand II”, s. a.a.O. 134 und Tabelle S.144) in folgender Abfolge: 1)
Unter Auslassung von f. 191v/192r verwendete sie zuerst die fragliche
Seite f. 193v, auf der sie zunächst die mit dem “Pravileg” endenden
drei Texte eintrug und im Anschluss daran im unteren Seitenviertel mit
dem Beschluss des Laterankonzils über die Verurteilung des “Pravilegs”
von 1112 März 18/23 (Const. 1,570 no
399; s. D.70 Anm. nr) begann, den sie im oberen Viertel von f.194r
abschloss; 2) sie füllte dann die zunächst freigelassenen Seiten f.
191v u. 192r und griff zur Fortsetzung eines auf f. 192r begonnenen
Textes mittels Verweiszeichens(!) auf den Rest der oberen Hälfte von
f.194r über, unter Belassung einer Freizeile nach dem Schluss von
Const. no
399; 3) erst im Anschluss daran beginnt dann, nochmals unter
Belassung einer Freizeile, in der Seitenmitte von f. 194r die
Abschrift der “Relatio”.
Es kann, abgesehen vom parallelen Umfang der selbständigen Abschrift P4, schon aus kompositorischen Gründen ausgeschlossen werden, dass der
Kopist der “Relatio” in diese die auf der gegenüberliegenden(!) Seite
f. 193v stehenden Texte integriert wissen wollte, was er dann ja wohl
mit entsprechenden Vermerken oder Einfügungszeichen kenntlich gemacht
haben würde. – Insbesondere aber ist in der “Relatio” die Existenz des
“Pravilegs” ja keineswegs verschwiegen, sondern über seine erzwungene
Entstehung ausführlich berichtet (vgl. D.70 Anm. ii:
Restabat illa exactionis et extorsionis portio …), d.h. es gab jedenfalls hinsichtlich dieses Textes, dessen Aufnahme
angesichts dieses Berichtstextes sogar befremdet hätte, nichts
Ergänzendes zu “integrieren”. Der Kopist hat demnach fraglos, wie der
Kopist von P4, die “Relatio” unverändert und vollständig in der ihm vorgelegenen,
die drei Texte ausklammernden Fassung kopiert, wie sie bald nach 1111
April 13 verfasst – und verbreitet worden war. – Ganz auszuschließen
ist natürlich die von Weiland
a.a.O. 137 Z. 1f. offengelassene (“in dubio relinquamus oportet”)
Möglichkeit, bei P1
könne es sich um “reliquiae Relationis alterius
pontificiae” handeln.
Schwer vertretbar erscheint es auch, wenn Pertz, der die “Relatio” zweimal nach P1
druckte, in LL 2.1,65–73 und in SS 5,472–476 innerhalb der “Annales
Romani”, in einem von Jaffé, Mon. Bamberg. 269 Anm. 1 scharf kritisierten Verfahren (vgl. Meyer von Knonau, Jahrb. 6,369 Anm. 1) den älteren LL-Druck mit verschiedenen
Einschüben, darunter auch aus P1
die fraglichen drei Texte, anreicherte, worin ihm Watterich, Vitae 2,50ff. folgte: Als Eröffnung vorgeschaltet das D.64 (LL
2.1,65 Z. 32 – 66 Z. 11, aus CU), D.68/I = Const. no
89 (S. 68 Z. 41–44, aus S), D.68/V = Const. no
90 (S. 68 Z. 45 – 69 Z. 32, aus P1), die Enzyklika Heinrichs D.68 = Const. no
100 (S. 70 Z. 12–51, aus CU, ohne die gesondert wiedergegebenen
Inserte), D.70/I = Const. no
91 (S. 71 Z. 23–31, aus P1), D.70/III = Const. no
93 (S. 71 Z. 48 – 72 Z. 8, aus CU), D.70/VII = Const. no
96 (S. 72 Z. 37 – 73 Z. 15, aus P1) und D.70/VIb = Const. no
97b (S. 73 Z. 19–23, aus S); vgl. auch D.*67.
Zur nicht erweislichen Zuschreibung des Diktats von D.65 an den
Kanzler Adalbert durch Hausmann, Reichskanzlei 15 no
4, 23, 317 u. 319 (ebenso Servatius, Paschalis II. 225 Anm. 75) vgl. Vorbemerkung zu D.*51.
Unser D.65 bildet zusammen mit den sowohl in der “Relatio” als auch in
Heinrichs Enzyklika überlieferten Texten von D.68/II–IV (Const. no
85.86.84) den sog. “Vorvertrag von S. Maria in Turri”; die zu allen
vier Texten gehörigen Angaben über Tag (
II. nonas febr.) und Ort der Handlung enthält nur die “Relatio”-Überlieferung des dort als vierter Text eingeordneten D.68/III (Const.
no
86); das dortige
in atrio beati Petri in ecclesia beatę Marie, quę dicitur in Turri, präzisiert die Angabe
in porticum sancti Petri des Textes von Anm. a; zur Lage der Kirche am Eingang des Atriums vor
der Peterskirche vgl. Eichmann, Kaiserkrönung 2,20 und Servatius
a.a.O. 224 Anm. 72. – Durch Petitsatz haben wir die Übereinstimmungen
mit D.66 gekennzeichnet, mit dem der “Vorvertrag” des D.65 zum
vorgesehen Termin des 9. Februar (proxima quinta feria) – in veränderter und eingeschränkter Form (s. dortige Vorbemerkung)
– anerkannt wurde. Der Satz
Et dimittet … fand Eingang in den Schlussteil des Paschal-Privilegs D.68/V (s.
dortige Anm. lk).
Zur Bedeutung der eine Neuerung darstellenden Tatsache, dass Heinrich
in den Verhandlungen des Jahres 1111 statt einer bloßen Bekräftigung
durch Handschlag persönliche Eide leistete (s. außer dem a-Text sowie
Anm. o” nach P5
noch D.66 Anm. a und D.70/IV), zu denen die Fürsteneide (s. außer dem
b-Text noch DD.66b, 68/IV und 70/V) lediglich eine Ergänzung
darstellten, vgl. Goez
in DA 42,524f. mit Anm. 47 u. 52; beachtlich erscheint in diesem
Zusmmenhang, dass es in der kaiserlichen Fassung des Fürsteneides von
D.68/IV (linke Spalte) heißt:
iuro …, quia dominus rex … principes iurare faciet, was in der päpstlichen Fassung (ebenda rechte Spalte) erweitert ist
zu:
… rex … iurabit et
principes iurare faciet; in Heinrichs Verpflichtung von D.68/I ist ebenfalls der Begriff des
Eides vermieden und
affirmo verwendet. Das
cum honoribus suis des b-Textes (aufgegriffen durch
cum honore meo in D.66b) konkretisiert Goez
a.a.O. 525 mit Anm. 52 so, “daß die Fürsten bei Eidbruch des Königs …
ihre Reichslehen dem Geschädigten als neuem Lehnsherrn aufzutragen
versprachen”.
Das eingangs angekündigte
scriptum Heinrichs mit der Beurkundung seiner Zusagen von D.65 ist nicht
überliefert (vgl. Gernandt, Romfahrt 38f., Meyer von Knonau, Jahrb. 6,153 mit Anm. 28, Hausmann
a.a.O. 23f., Servatius
a.a.O. 225 Anm. 77 u. 238), es war aber offensichtlich in einem
ersten Entwurf zu Heinrichs Enzyklika, D.68, enthalten gewesen (vgl.
dortige Vorbemerkung, spez. zu Insert I). – Servatius
a.a.O. 225 hat in seinem Referat des D.65 übrigens das
contra episcopos sinnwidrig mit dem Dativ “seinen Bischöfen” wiedergegeben!
Der unter den
mediatores aufgeführte Graf Hermann (v. Winzenburg; zu ihm s. D.127) ist der
einzige Laie, der neben den EB. Friedrich v. Köln und Bruno v. Trier
sowie dem Kanzler Adalbert in Ann. Patherbrunn. (ed. Scheffer-Boichorst
120) schon als Teilnehmer der großen (cum pompa non parva) Gesandtschaft genannt wird, die Heinrich Ende des Jahres 1109 nach
Rom geschickt hatte und die dem König im März 1110 in Lüttich Bericht
erstattete (a.a.O. 122; vgl. Meyer von Knonau
a.a.O. 105 u. 115). Zur Frage, ob diese Gesandtschaft den vermutlich
von Sigebert von Gembloux im Jahre 1109 im Auftrag Heinrichs
verfassten “Tractatus de investitura episcoporum” (ed. Krimm-Beumann
in DA 33,66ff.) als Argumentationshilfe mit sich geführt hatte, vgl.
schon Meyer von Knonau
a.a.O. 106ff., ferner Krimm-Beumann
a.a.O. 38 sowie Dieselbe (Beumann), Sigebert von Gembloux 93 und Servatius
a.a.O. 228ff.