Heinricus dei gratia Romanorum imperator augustus O. Babenbergensium dilecto episcopo gratiam habunde et omne bonum. Roma nostri nuntii rediere et dei gratia ex parte maxima nobis lęta et prospera retulere. Mandant etiam nobis nostri fideles, quod tempus habemus acceptabile, ut Romanę sedi et rei publicę consulamus. Quapropter necessario nostros principes convocamus, ut inde, sicuti iustum est, eorum consilium et auxilium habeamus. Ad quod plurimum indigemus tuę fidei presentia et tui consilii prudentia, quoniam et te cordetenus diligimus et tibi de omni honore nostro prout nobismetipsis indubitanter confidimus. Confidenter igitur et intime tuam rogamus dilectionem, ut die Ueneris post proximum festum sanctę Marię venias ad nos Spiram, et ibi super his tui et aliorum nostrorum principum consilio ad dei honorem et regni et christianę pacis statum tractabimus. Et hylariter facias hoc sciens, quod te cito dimittemus et modo libenter tibi parceremus, nisi tam alti negocii nos urgeret instantia. Preterea mandamus tibi, ut mittas pro comite N., quem tibi commisimus, et ibi eum nobis representes.
Heinrich lädt Bischof Otto von Bamberg zu der auf Freitag nach dem Fest Mariä (Himmelfahrt) (19. August) nach Speyer einberufenen Fürstenberatung und beauftragt ihn, den ihm empfohlenen Grafen N. dorthin mitzubringen.
(1110 wohl Ende Juli).
Vorbemerkung Thiel, Stand: 2010
Abschriften des 12. Jh. in den Handschriften des Codex Udalrici: Cod. 398 f. 109ra der Österreichischen Nationalbibliothek zu Wien (V1). – Cod. 611 f. 43v–44r ebenda (V2). – Hs. 283 p. 236 der Stiftsbibliothek zu Zwettl (Z). – clm 4594 f. 35r no 255 der Bayerischen Staatsbibliothek zu München (M).
Drucke: Gretser in Ludewig, SS rer. Bamberg. 816 no 5 zu 1105 oder 1111. – Aus V1: Eccard, Corp. hist. 2,265 no 255 = Ussermann, Germ. sacra 3, Cod. prob. 67 no 69 zu ca. 1116 = MGH LL 2.1,65 zu 1110 (vor Aug. 19). – Watterich, Vitae pont. 2,46 Anm. 1 Auszug zu 1110 (vor August 18 [statt 19]). – Aus V1.2ZM: Jaffé, Mon. Bamberg. 305 no 173 zu 1116 (Jan.) = Const. 1,156 no 103 zu 1115 ante Dec. 8 (mit der fälschlichen Angabe “Stumpf, Reg. 3038”).
Reg.: Stumpf Reg. 3040 (nach 1110 Juni 12).
Verfasst von Kanzler Adalbert, vgl. Pivec in MÖIG 46,259f. und Hausmann, Reichskanzlei 15 no 2, 20; vgl. ferner Vorbemerkung zu D.*51.
Hinsichtlich der Datierung von D.53 bestand lange Zeit Unsicherheit darüber, ob der Brief vor den ersten oder zweiten Italienzug, also in die Jahre 1110 oder 1116 gehöre; vgl. die Literaturhinweise u.a. bei Peiser, Investiturstreit 60 Anm. 1, Juritsch, B. Otto I. 118 Anm. 17, Meyer von Knonau, Jahrb. 6,121 Anm. 18, Pivec a.a.O. – Bei der Bevorzugung der späteren Einordnung (z.B. Gernandt, Romfahrt 8f.) könnte die falsche hiemis-Lesung Eccards (s. Anm. k) eine Rolle gespielt haben, mit der Folge, dass das unbestimmte festum sanctę Marię zumeist auf purificationis (2. Februar) 1116 gedeutet wurde; Weiland in MGH Const. 1,156, dem sich noch Meyer von Knonau a.a.O. 340 Anm. 29 anschloss, hatte die Festangabe (damit auch das Datum des Briefes) noch vorverlegt und auf conceptionis (8. Dez.) 1115 bezogen, was immerhin zu Speyer als Ort der Ladung passen würde, wo sich Heinrich zur Jahreswende 1115/16 aufhielt (s. DD.147, 148 u. 150 von 1115 Dez. 13 – 1116 Jan. 2).
Ein weiteres Argument für 1116 gewann man aus Heinrichs Zusage an B. Otto, ihn gleich wieder heimkehren zu lassen (te cito dimittemus); dies passe nur zum zweiten Italienzug, an dem Otto tatsächlich nicht teilgenommen hat (s. Vorbemerkung zu D.153); man hatte dabei aber übersehen, dass Otto ausweislich des damaligen Fehlens jeder Nennung als Intervenient oder Zeuge mit Sicherheit auch beim ersten Italienzug nicht von Anfang an zu den Teilnehmern gehört hatte, sondern anscheinend erst, vermutlich auf besondere Einladung hin, zum Abschluss der Verhandlungen von Februar-April 1111 sich wieder bei Heinrich einfand; er begegnet erstmals in dem bei Rom ausgestellten D.69 von 1111 März 23, hatte dann bei Heinrichs raschem Abzug aus Rom den Hof zwar nicht sofort begleitet, da er am 15. April von dem nach Rom zurückgekehrten Papst das Pallium erhielt (vgl. Meyer von Knonau a.a.O. 220 mit Anm. 180), war aber danach bald dem Kaiser nach Sutri nachgezogen, wo er am 22. April genannt wird (s. D.71), und begleitete den Hof auf dem Rückweg nach Deutschland (s. DD.72 u. 75).
Für die Entscheidung zugunsten des Jahres 1110 hatte von vornherein ein erstmals von Giesebrecht (hier nach Gesch. d. dt. Kaiserzeit 53,1208 Anm. 1) verwendetes, von Weiland a.a.O. als bloßes “argumentum e silentio” verworfenes inhaltliches Indiz gesprochen, dass nämlich von einer Gesandtschaft nach Rom vor dem zweiten Italienzug nichts bekannt ist, wohl aber von derjenigen, die noch vor Ende des Jahres 1109 abgefertigt worden und Anfang März 1110 in Lüttich wieder am Hof eingetroffen war (vgl. Meyer von Knonau a.a.O. 105ff., 115 mit Anm. 5; Stüllein, Itinerar 45; s.a. Servatius, Paschalis II. 330 mit Anm. 158).
Endgültige Klarheit lieferte die von Pivec vorgenommene Diktatzuweisung des Briefes an den Kanzler Adalbert, die nur in die Zeit vor dessen Bruch mit dem Kaiser zu Ende des Jahres 1112 (s. Hausmann a.a.O. 27ff.) passt; verwirrend ist, dass Pivec a.a.O. 260 zunächst (Z. 4) nochmals mit der Eccard-Lesung hiemis argumentiert, während er weiter unten (Z. 20) bei Anführung der Diktatparallelen die Lesung habemus verwendet.
Erstaunlich vage blieb vielfach die genauere zeitliche Eingrenzung der Datierung des Briefes innerhalb des Jahres 1110. Während Pivec mit der begründungslosen Annahme der Monate Juni-Juli der Wirklichkeit wohl sehr nahe kam, hatte Giesebrecht a.a.O. 1208 die Meinung formuliert: der Brief “wird im April 1110 geschrieben sein”; ausschlaggebend dafür war wohl einerseits der Zeitpunkt der eingangs des Briefes erwähnten Rückkehr der Gesandtschaft aus Rom, andererseits dürfte er den für die Speyerer Tagung vorgesehenen Termin auf den durch D.50 von 1110 Mai 27 belegten dortigen Aufenthalt bezogen haben. Auf Giesebrecht basiert anscheinend auch noch die von Hausmann a.a.O. 20 ohne überzeugende Begründung gebotene Datierung “in den April oder Mai”. Dieser frühe Ansatz scheitert jedoch allein daran, dass in die fraglichen Monate kein festum sanctę Marię fiel; wohl aber ist ein Speyerer Aufenthalt durch das dort am 16. August ausgestellte D.53 in zeitlicher Nähe des Festes Mariä Himmelfahrt (assumptio, 15. August) gesichert, und nur darunter kann das in der Angabe des Ladungstermins unbestimmt gelassene festum verstanden werden; von dieser u.a. schon von Pertz im Leges-Druck zugrundegelegten Annahme (vgl. kategorisch auch Pivec S. 260) geht denn auch Hausmann aus, der a.a.O. erklärt, dass die mit D.53 ausgesprochene Ladung nach Speyer “für den 19. August” erfolgte; abweichend von seiner erwähnten Datierung des Briefes in die Monate April/Mai hatte er sich daher wenige Seiten vorher (S. 15 no 2) damit begnügt, den errechneten Ladungstermin als Terminus ante quem für das Briefdatum (1110 vor VIII 19) zu verwenden. – Angesichts der Tatsache, dass für den somit feststehenden Ladungstermin, den denn auch u.a. Stüllein a.a.O. 46 mit Anm. 14 und Servatius, Paschalis II. 215 mit Anm. 8 zugrundelegen, sogar der genaue Wochentag angegeben ist, muss man sicherlich davon ausgehen, dass die Frist zwischen der Überbringung des von unbekanntem Ort aus (ob man dafür wegen des venias ad nos Spiram evtl. an Speyer selbst denken kann, muss offen bleiben) abgesandten Briefes und dem Ladungstermin kaum mehr als den für die Zustellung des Briefes und die Anreise Ottos erforderlichen Zeitraum umfasste, der Brief demnach am ehesten in die letzten Julitage gehören dürfte, wegen der Verwendung des proximum bei der Festbezeichnung evtl. sogar in die ersten Augusttage. – Zur anachronistischen Verwendung des imperator-Titels vgl. Giesebrecht a.a.O. 1208 Anm. 1 und Vorbemerkung zu D.22.