Original (ca. 69 b : 51 h) im Stiftsarchiv zu St. Gallen (A);
Rückvermerk von ca. 1500:
Privilegium Hainrici quinti Romanorum regis, ubi exemit bona et
possessiones monasterii a cohercione omnium iudicum, eciam
episcoporum.
Drucke: Tschudi, Chron. Helveticum ed. Iselin
1,48 Auszug; ed. Stadler-Stettler
1,176. – Aus A: Herrgott, Genealogia Habsburg. 2.1,130 no
192. – Eichhorn, Episcopatus Curiensis, Cod. prob. 44 no
38 Auszug. – Mohr, CD Cur-Rätiens 1,150 no
106 Auszug. – Meyer-Marthaler
u. Perret, Bündner UB 1,178 no
231. – Perret, UB südl. St. Gallen 1,142 no
144.
Reg.: Georgisch, Reg. chronol.-dipl. 1,489 no
7. – Wegelin, Reg. Pfävers 6 no
31. – Hidber, Schweizer. Urk.-Register 1,438 no
1552. – Helbok, Reg. v. Vorarlberg 95 no
203. – Ehlers, Metropolis 277 no
42. – Böhmer
Reg. 1994. – Stumpf
Reg. 3038.
Als Wiederholung des DH.IV.194 von 1067 (= VU.), das seinerseits
wörtlich das DH.III.56 von 1040 Juni 22 wiederholt hatte, verfasst und
geschrieben von Notar Adalbert A, vgl. Hausmann, Reichskanzlei 64 no
17.
Innerhalb der Datierung sind aufgrund der mangelhaften Rechenkünste
des Notars hier und, mit zeitweiser Ausnahme der Indiktion, auch in
den folgenden Diplomen alle zusätzlichen Jahreskennzahlen falsch (s.
Anm. 8–10): Die um 1 Einheit zu hohe 4. Indiktion korrigierte der
Notar zwar gleich im nächsten von ihm stammenden D.54, um die dortige
3. Indiktion dann aber über den Jahreswechsel hinaus bis zu D.75 von
1111 Mai 19 unverändert, somit ab Beginn des Jahres 1111 wieder zu
niedrig, beizubehalten; das 10. Ordinationsjahr ist deshalb um 2
Einheiten zu niedrig, weil er lediglich das – ebenfalls falsche – bis
D.44 von 1109 August 1 verwendete 9. Ordinationsjahr schematisch um 1
Einheit erhöht hatte, um dann das falsche 10. Jahr auch in den
folgenden Diplomen einzusetzen und es auch mit D.62 von 1111 Januar 19
unter Fortschreibung der alten Differenz lediglich auf 11 zu erhöhen;
schließlich ist auch das noch in DD.54 und †57 verwendete, um 1
Einheit zu niedrige 4. Regierungsjahr anscheinend eine rein
rechnerische Erhöhung des in D.44 von 1109 August 1 verwendeten
falschen 3. Regierungsjahres, wohingegen er in dem vorangehenden D.43
von 1109 Juli 4 das richtige 4. Jahr eingesetzt hatte. Aus der
Nachtragung des Handlungsortes Speyer (s. Anm. u’) muss übrigens
geschlossen werden, dass die Ausfertigung am 27. Mai nicht mehr dort
zustandekam, sondern erst während des anschließenden Wormser
Aufenthaltes des Hofes (s. D.344).
Zu der eigenartigen Rekognition mit Angabe der
archicancellatura der
Maguntina ęcclesia vgl. Bresslau, Handb. 21,443 Anm. 4 und Hausmann
a.a.O. 19f., der die Formulierung als absichtlichen Hinweis der
Kanzlei – das heißt Adalberts – darauf erklärt, dass der Kanzler
Adalbert, mehr als ein Jahr vor seiner am 15. August 1111 erfolgten
Investitur in das vakante Erzbischofs- und damit das deutsche
Erzkanzleramt, schon vor dem 27. Mai 1110, dem Datum unseres D., zum
Erzbischof von Mainz gewählt worden war; mit D.54 kehrt der Notar
wieder zurück zu der vorherigen einfachen Formulierung
Albertus cancellarius recognovit (s. vorher zuletzt D.44).
Die in Heinrichs Diplomen hier erstmals anzutreffende – und für lange
Zeit einmalige – Nennung seiner Braut Mathilde (mit der unpassenden
Bezeichnung als
coniux) ist vermutlich in erster Linie auf die offenbar gedankenlose (vgl.
noch Anm. l) Übernahme der
memoria-Formel der VU. zurückzuführen, in der dann zwangsläufig ihr Name an
der Stelle des dortigen
Berhthę (Heinrichs IV. Gemahlin) eingesetzt werden musste; immerhin könnte für
den Notar, nachdem er schon die
memoria-Formel aus der VU. so weit übernommen hatte und kaum noch tilgen
konnte, ein Motiv für Mathildes Nennung die Tatsache gewesen sein,
dass die am Osterfest (20. April) des Jahres 1110 erfolgte Verlobung
erst wenige Wochen zurücklag. In der Folgezeit begegnet Mathilde in
den Diplomen, jeweils als Intervenientin, erst wieder nach der
Hochzeitsfeier vom 2. Januar 1114 (erstmals in D.119 von 1114 Januar
25:
interventu dilecte coniugis nostre Mathildis regine. Göldel, Servitium regis 104, die den isolierten Charakter der
Mathilde-Nennung in D.50 und vor allem die Abhängigkeit von der VU.
nicht beachtete, möchte – in Zusammenhang mit ihrem Rettungsversuch
(a.a.O. 103f.) für die Mathilde-Nennung in D.†88 (s. dortige
Vorbemerkung) – das VU.-abhängige
coniux mit “Braut” übersetzen, als hätte dafür nicht der geläufige Terminus
sponsa zur Verfügung gestanden.
Übrigens ist die hier wie auch schon in VU. befremdliche Tatsache der
Nennung einer lebenden Person in der
memoria-Formel darauf zurückzuführen, dass die VU. eine entsprechende Formel
ihrer eigenen Vorurkunde, des DH.III.56 von 1040, in der sie sich auf
verstorbene Personen bezogen hatte (pro aeterna memoria patris [Konrad II., † 1039] coniugisque nostrę Chunigundis [Heinrichs III. 1. Gem. Gunhild, † 1038] simulque ob interventum dominę matris nostrę Gislae imperatricis) ungeschickt variiert hatte. D.50 fand fast wörtliche Erneuerung
durch das DLo.III.5 von 1125 Dezember 28 (B.-Petke
Reg. 108 = NU.I) sowie das DKo.III.20 von 1139 Mai 28 (= NU.II;
seinerseits wiederholt in DF.I.204 von 1158 Februar 7), das ohne
Berücksichtigung des Lothardiploms, das im Text auch nicht erwähnt
wird (s. Anm. l), unmittelbar auf unser D. zurückgriff (vgl. die
zahlreichen Abweichungen bei Anm. m–p, s, u, w–y, b’, d’, f’, i’, m’
und n’ in NU.I, wo NU.II jeweils mit D.50 übereinstimmt).
Zur Deutung der Wendung
abbatia illius monasterii libera in dem zuerst im mehrfach erwähnten DH.III.56 von 1040 neu eingefügten
– überdies auch wörtlich in das (unten als NU.III bezeichnete)
Privileg P. Paschals II. von 1116 Jan. 29 (JL 6504; Druck: Pflugk-Harttung, Acta 1,111 no
127; s. dazu unten Anm. c’ und Vorbemerkung zu D.*128) eingegangenen
– Satz
Sit vero … in proprietatem donare (s. Anm. c’) vgl. Blume, Abbatia 80f. und Meyer, Fürsten und Staat 45. – Im Widerspruch zu der dort ausgesprochenen
und über das DH.IV.194 in unser D. übernommenen Zusicherung der
Unveräußerlichkeit hatte schon Heinrich IV. mit dem fast 30 Jahre nach
seinem D.194 ausgestellten D.443 vom März 1095 die
Fabariensis abbatia der bischöflichen Kirche zu Basel überlassen (iure perhempni ex integro concedimus), was Heinrich V., diesmal sogar in einem zeitlichen Abstand von
weniger als 4 Jahren zu D.50, allerdings verbunden mit einem
Tauschgeschäft, durch sein D.126 von 1114 März 10 bestätigte (collaudamus). Aber schon bevor das Kloster von Lothar III., an den sich das
Kloster offenbar sofort nach seinem Regierungsanstritt gewandt hatte,
mit DLo.III.5 die erneute Bestätigung seiner Freiheit erhielt, hatte
noch im Jahre 1114, in unmittelbarem Anschluss an D.126, sowohl
Heinrich V. selbst als auch, 1115/1116, P. Paschal II. die Übertragung
an Basel rückgängig gemacht, vgl. D.*128.