Beglaubigte Abschrift im Chartular von Senones von 1628, Ms. latin
9202 f. 125v–127r der Nationalbibliothek zu Paris (B) zu 1105.
Druck aus B: Böhmer, Acta imp. 67 no
72.
Reg.: Goerz, Mittelrhein. Reg. 1,447 no
1594. – Ehlers, Metropolis 276 in no
39. – Stumpf
Reg. 3007, alle zu 1106.
Verfasst von Notar Adalbert A, vgl. Hausmann, Reichskanzlei 64 no
1. Für ihn charakteristisch ist das
causa dei innerhalb der Publikatio, das in seinen frühen Stücken fast regelmäßig
begegnet, vgl. noch DD.9, 12, 13, 19–21, †23, 37, †40, 43, 44
(1106–1109), zuletzt in DD.72 u. 78 von 1111. – Alle anderen
Überlieferungen des D.5 (vgl. Verzeichnis der Empfänger) gehen auf B
zurück und bleiben daher im Variantenapparat unberücksichtigt. In B
wird auf das Vorhandensein von Siegel und Monogramm sowie auf
Elongataschreibung der Unterfertigungszeilen hingewiesen (s. Anm. h).
Die überlieferte Datierung weist einige Unstimmigkeiten auf: Obwohl
auch im Inventar von Senones von 1746 (Ms. 80–XXII der Stadtbibliothek
zu St-Dié: p. 7 nach copie collationnée in tiroir II no
5, p. 10 nach Original in tiroir II no
42) die Jahreszahl 1105 angegeben ist, während nur das auch zur 14.
Indiktion passende Jahr 1106 in Frage kommt, kann die falsche Angabe
wohl nicht auf das Original zurückgehen, sondern wird dem Kopisten,
dem in dem relativ knappen Text eine ganze Reihe von Fehlern unterlief
(s. weiter unten sowie Anm. b, c und g), anzulasten sein, der die
Schluss-I der Or.-Datierung, die entweder
MCVI oder eher nach den Schreibgewohnheiten des Notars Adalbert A
millesimo CVI gelautet haben wird (vgl. DD.9, 19, †31 u.ö.), bei der Umsetzung der
Angabe in Zahlwörter übersehen hätte.
Die Angabe des 6. Regierungsjahres ist vollends in Anbetracht der
Kenntnis der tatsächlichen Verhältnisse, wie sie bei Heinrichs erstem
Notar, der vermutlich die Regierungsanfänge miterlebte, vorausgesetzt
werden muss, wiederum nur durch ein Versehen des Kopisten zu erklären,
der offensichtlich durch eine Auslassung Ordinations- und
Regierungsjahre kontaminierte (vermutliche Formulierung im Original
wie in D.9 u.ö.:
… regnante Heinrico Vo
rege Romanorum anno I, ordinationis eius [anno] VI …); an der Ursprünglichkeit der falschen Zahlangabe 6 statt richtig 8
braucht hingegen nicht gezweifelt zu werden, da der Notar gerade mit
der Berechnung der Ordinationsjahre, ähnlich wie mit den
Regierungsjahren selbst, immer seine Schwierigkeiten gehabt hat, vgl.
Vorbemerkung zu DD.9 und 19.
Unklar ist, warum der Erzkanzler (der seit 1089 als solcher amtierende
und ab D.9 in Heinrichs V. Diplomen auch regelmäßig genannte EB.
Ruthard von Mainz) in der Rekognition unberücksichtigt blieb. Wenn
nicht wiederum ein Versehen des Kopisten vorliegt, wäre auch die noch
geringe Erfahrung des Kanzleinotars Adalbert A, dessen Tätigkeit wir
in D.5 erstmals begegnen, zu erwägen, wie dies Hausmann
a.a.O. 11, bei der Beurteilung der Interventionsformel – mit Nennung
des ranghöheren Trierer Metropoliten nach dem Kanzler Adalbert –,
getan hat.
Über Kunigunde von Réchicourt(-Viviers-Tincry) und ihre Besitzungen
vgl. Parisse, La noblesse Lorraine 1,200–203. Der Schenkung des
mercatum war schon diejenige der
villa Dompierre an Senones durch Kunigundes im Jahre 1103 als tot erwähnten
Sohn Dietrich vorausgegangen (vgl. Parisse
a.a.O. 201 Anm. 183, nach dem Nekrolog von Senones:
Theodericus advocatus, qui dedit huic loco villam Domnipetri cum
appendiciis suis); ungewiss bleibt, ob die Schenkung der dortigen
ecclesia an Kl. Chaumousey durch Kunigunde selbst (vgl. Seheri Primordia
Calmosiacensia, MGH SS 12,340:
Ecclesiam Domni Petri, quam contulit nobis Cunegundis vidua de
Richiscurt pro anima filii sui Theoderici) vor oder nach Ausstellung unseres D. anzusetzen ist. Angesichts
dieser sukzessiven Vergabe der Rechte der Familie an Dompierre ist
mercatum wohl nicht im umfassenden räumlichen Sinne als Marktort, sondern als
Jahr-, Wochen- oder Tagesmarkt zu interpretieren. Zur
rechtsgeschichtlichen Situation – Vergabung eines Marktes durch
Angehörige des Adels und Bestätigung durch den König – vgl. Rietschel, Markt und Stadt 30f., ferner (mit Beispielen aus Frankreich) Endemann, Markturkunde und Markt 81f.
Den Markt in Dompierre ließ sich das Kloster in der Folgezeit öfter
bestätigen: 1111 durch Heinrichs V. D.94
(mercatum ville, que dicitur ad Domnum Petrum, cum appendiciis suis), 1123 durch P. Calixt II.
(mercatum Domni Petri cum alodio, quod domina Cunegondis inibi
possidebat, JL 7046; Robert, Bullaire 2,156 no
376), mit gleicher Formulierung in den Wiederholungen 1125 durch P.
Honorius II. (JL 7200; Pflugk-Harttung, Acta 1,127 no
144) und 1153 durch P. Eugen III. (mercatum de Dompetro …; JL 9681; Meinert, Papsturkunden in Frankreich N.F. 1,250 no
60), ferner am 21. Juli 1124 anlässlich der Weihe der Klosterkirche
durch Abt Antonius von Senones
(mercatum et praedium domnae Cunigundis apud Domnum Petrum; Calmet, Hist. de Lorraine 22, preuves 302).