Die Urkunden Heinrichs V. und der Königin Mathilde
<<5.>>

Heinrich bestätigt dem Kloster Senones-en-Vosges den von Kunigunde (von Réchicourt) übereigneten Markt in Dompierre.

Speyer, (1105) 1106 Februar 14.

Vorbemerkung Thiel, Stand: 2010

Beglaubigte Abschrift im Chartular von Senones von 1628, Ms. latin 9202 f. 125v–127r der Nationalbibliothek zu Paris (B) zu 1105.

Druck aus B: Böhmer, Acta imp. 67 no 72.

Reg.: Goerz, Mittelrhein. Reg. 1,447 no 1594. – Ehlers, Metropolis 276 in no 39. – Stumpf Reg. 3007, alle zu 1106.

Verfasst von Notar Adalbert A, vgl. Hausmann, Reichskanzlei 64 no 1. Für ihn charakteristisch ist das causa dei innerhalb der Publikatio, das in seinen frühen Stücken fast regelmäßig begegnet, vgl. noch DD.9, 12, 13, 19–21, †23, 37, †40, 43, 44 (1106–1109), zuletzt in DD.72 u. 78 von 1111. – Alle anderen Überlieferungen des D.5 (vgl. Verzeichnis der Empfänger) gehen auf B zurück und bleiben daher im Variantenapparat unberücksichtigt. In B wird auf das Vorhandensein von Siegel und Monogramm sowie auf Elongataschreibung der Unterfertigungszeilen hingewiesen (s. Anm. h).

Die überlieferte Datierung weist einige Unstimmigkeiten auf: Obwohl auch im Inventar von Senones von 1746 (Ms. 80–XXII der Stadtbibliothek zu St-Dié: p. 7 nach copie collationnée in tiroir II no 5, p. 10 nach Original in tiroir II no 42) die Jahreszahl 1105 angegeben ist, während nur das auch zur 14. Indiktion passende Jahr 1106 in Frage kommt, kann die falsche Angabe wohl nicht auf das Original zurückgehen, sondern wird dem Kopisten, dem in dem relativ knappen Text eine ganze Reihe von Fehlern unterlief (s. weiter unten sowie Anm. b, c und g), anzulasten sein, der die Schluss-I der Or.-Datierung, die entweder MCVI oder eher nach den Schreibgewohnheiten des Notars Adalbert A millesimo CVI gelautet haben wird (vgl. DD.9, 19, †31 u.ö.), bei der Umsetzung der Angabe in Zahlwörter übersehen hätte.

Die Angabe des 6. Regierungsjahres ist vollends in Anbetracht der Kenntnis der tatsächlichen Verhältnisse, wie sie bei Heinrichs erstem Notar, der vermutlich die Regierungsanfänge miterlebte, vorausgesetzt werden muss, wiederum nur durch ein Versehen des Kopisten zu erklären, der offensichtlich durch eine Auslassung Ordinations- und Regierungsjahre kontaminierte (vermutliche Formulierung im Original wie in D.9 u.ö.: … regnante Heinrico Vo rege Romanorum anno I, ordinationis eius [anno] VI …); an der Ursprünglichkeit der falschen Zahlangabe 6 statt richtig 8 braucht hingegen nicht gezweifelt zu werden, da der Notar gerade mit der Berechnung der Ordinationsjahre, ähnlich wie mit den Regierungsjahren selbst, immer seine Schwierigkeiten gehabt hat, vgl. Vorbemerkung zu DD.9 und 19.

Unklar ist, warum der Erzkanzler (der seit 1089 als solcher amtierende und ab D.9 in Heinrichs V. Diplomen auch regelmäßig genannte EB. Ruthard von Mainz) in der Rekognition unberücksichtigt blieb. Wenn nicht wiederum ein Versehen des Kopisten vorliegt, wäre auch die noch geringe Erfahrung des Kanzleinotars Adalbert A, dessen Tätigkeit wir in D.5 erstmals begegnen, zu erwägen, wie dies Hausmann a.a.O. 11, bei der Beurteilung der Interventionsformel – mit Nennung des ranghöheren Trierer Metropoliten nach dem Kanzler Adalbert –, getan hat.

Über Kunigunde von Réchicourt(-Viviers-Tincry) und ihre Besitzungen vgl. Parisse, La noblesse Lorraine 1,200–203. Der Schenkung des mercatum war schon diejenige der villa Dompierre an Senones durch Kunigundes im Jahre 1103 als tot erwähnten Sohn Dietrich vorausgegangen (vgl. Parisse a.a.O. 201 Anm. 183, nach dem Nekrolog von Senones: Theodericus advocatus, qui dedit huic loco villam Domnipetri cum appendiciis suis); ungewiss bleibt, ob die Schenkung der dortigen ecclesia an Kl. Chaumousey durch Kunigunde selbst (vgl. Seheri Primordia Calmosiacensia, MGH SS 12,340: Ecclesiam Domni Petri, quam contulit nobis Cunegundis vidua de Richiscurt pro anima filii sui Theoderici) vor oder nach Ausstellung unseres D. anzusetzen ist. Angesichts dieser sukzessiven Vergabe der Rechte der Familie an Dompierre ist mercatum wohl nicht im umfassenden räumlichen Sinne als Marktort, sondern als Jahr-, Wochen- oder Tagesmarkt zu interpretieren. Zur rechtsgeschichtlichen Situation – Vergabung eines Marktes durch Angehörige des Adels und Bestätigung durch den König – vgl. Rietschel, Markt und Stadt 30f., ferner (mit Beispielen aus Frankreich) Endemann, Markturkunde und Markt 81f.

Den Markt in Dompierre ließ sich das Kloster in der Folgezeit öfter bestätigen: 1111 durch Heinrichs V. D.94 (mercatum ville, que dicitur ad Domnum Petrum, cum appendiciis suis), 1123 durch P. Calixt II. (mercatum Domni Petri cum alodio, quod domina Cunegondis inibi possidebat, JL 7046; Robert, Bullaire 2,156 no 376), mit gleicher Formulierung in den Wiederholungen 1125 durch P. Honorius II. (JL 7200; Pflugk-Harttung, Acta 1,127 no 144) und 1153 durch P. Eugen III. (mercatum de Dompetro …; JL 9681; Meinert, Papsturkunden in Frankreich N.F. 1,250 no 60), ferner am 21. Juli 1124 anlässlich der Weihe der Klosterkirche durch Abt Antonius von Senones (mercatum et praedium domnae Cunigundis apud Domnum Petrum; Calmet, Hist. de Lorraine 22, preuves 302).

In nomine sancte et individue trinitatis. Henricus divina favente clementia V. rex. Christianorum regum, quorum clementia dei domus ditata est et studio pietatis ipsorum observata, sanctam consuetudinem cupientes observare credimus, quod nos in presenti regni nostri stabilitatem consequi et in futuro a domino eternam retributionem indubitanter accipere. Quapropter notum fieri volumus omnibus Christi nostrique fidelibus tam futuris quam presentibus, qualiter nos causa dei et anime nostre nostrorumque salute parentum, digno interventu Adalberti nostri dilecti cancellarii, Brunonis Treuirensis archiepiscopi aliorumque nostrorum multorum fidelium mercatum Dompetri, quod domina Govnegundis pro anime sue salute dedit cenobio Senoniensi, eidem cenobio per hanc preceptalem paginam concessimus et concedendo firmavimus. Precipimus itaque, ut nullus mortalium hanc nostre paginam pietatis presumat violare sub pena nostri banni centum librarum auri, medietatem nostre camere et medietatem predicto cenobio. Quod ut inviolabiliter ab omnibus observetur, impressione nostri sigilli iussimus insigniri.

Signum domini Henrici quinti regis invictissimi.

Albertus cancellarius recognovit.

Data XVI. kal. marc., indictione decima quarta, anno dominice incarnationis millesimo centesimo quinto, regnante Henrico Vo rege anno sexto; actum est Spire; feliciter in Christo amen.