Vorbemerkung Thiel, Stand: 2010
Stumpf Reg. –.
In den Annales regni Poloniae des Jan Długosz (†1480), in denen zum Jahre 1110 (ed. Budkowa u.a. 3/4 [1970],256f.) über ein angeblich in Bamberg stattgefundenes Friedensgespräch zwischen Heinrich und Herzog Boleslaw III. von Polen berichtet wird – mit phantastischen Nachrichten über ein doppeltes Ehebündnis (sororem regis sibi in sponsam, filio vero suo Wladislao … filiam [! von Długosz’ Hand auf Rasur; wenig später als minorennis bezeichnet] regis Henrici Cristinam nomine … cepit petere in uxorem) sowie darüber, dass Boleslaw nach den Bamberger Hochzeitsfeierlichkeiten und seiner Rückkehr nach Polen omnes captivos Almanorum in prelio et guerra captos Henrico regi Romanorum remisit –, heißt es anschließend in einem Zusatz von der Hand des Długosz: Magnaque extunc et deinceps pacis caritatisque amenitas inter dominia imperii et Polonorum terras eorumque subditos viguit, et Henricus Romanorum rex castris et terris in Polonia conquisitis, et signanter castro Lubusch, quod ab eo in donacionem perpetuam Maydburgensis archiepiscopus acceperat, expresse renunciavit.
Vgl. Reg. bei Mülverstedt, Magdeburger Reg. 1,762 no 72 (zu 1110, bezogen auf die Rückgabe der Burgen); Israel-Möllenberg, UB Magdeburg 1,253 no 195 (mit unrichtig auf die Übergabe von Lebus an Magdeburg bezogener Datierung zu 1110). Von beiden ist die erfolgte Übergabe nicht in Frage gestellt (s.a. Ludat, Bistum Lebus 254), ebensowenig bei Claude, Erzbistum Magdeburg 1,405, der wie Israel-Möllenberg lediglich erklärt, dass sich Magdeburg des Besitzes “nicht lange erfreut” habe, längstens bis zu der von ihm für das Jahr 1124 angenommenen Errichtung des Bistums Lebus; im Kommentar zur Długosz-Edition (a.a.O. 432) erklärt jedoch Pieradzka die Nachricht über Lebus für falsch; auch in dem am Hofe Ladislaws III. verfassten “Chronicon et gesta ducum sive principum Polonorum anonymi Galli” (vgl. Rep. font. 3,416; Auszüge in MGH SS 9,418–478) wird Lebus nicht erwähnt. – Das Diplom Friedrichs II. von 1126 Juni (Huillard-Bréholles 2.2,601; B.-Ficker Reg. 1629) gibt sich denn auch als die Bestätigung einer (erstmals) von Kg. Philipp vorgenommenen Schenkung von Bistum, Burg und Stadt Lebus an Magdeburg.
Zum Polenfeldzug im August/September des Jahres 1109, in den die von Długosz dem Jahre 1110 zugerechneten Eroberungen gehören, vgl. Meyer von Knonau, Jahrb. 6,96ff. und Stüllein, Itinerar 42f. Da Heinrich, der sich am 1. August in Erfurt aufgehalten hatte (s. D.44), wohl in direkter östlicher Richtung zum Feldzug aufbrach, auf dem er bei Beuthen (Bytom) auf die Oder stieß, die er am 24. August bei Glogau überquerte, muss bezweifelt werden, dass er überhaupt das weit entfernte, ca. 120 km nw. Beuthen gelegene Lebus (ca. 10 km n. Frankfurt a. d. Oder) berührte. – Der in seiner Glaubwürdigkeit fragliche, im Chronicon des Anonymus enthaltene Briefwechsel zwischen Heinrich und Boleslaw (SS 9, 467 u. 471), den Meyer von Knonau a.a.O. 95 mit Anm. 6 und 98 mit Anm. 13 referiert, findet in unserer Edition keine Berücksichtigung.