Die Urkunden Heinrichs V. und der Königin Mathilde

Abbildungsverzeichnis der europäischen Kaiser- und Königsurkunden

<<44.>>

Heinrich restituiert Wichnand und seiner Schwester Richgard den von Bertulf ererbten und diesem gewaltsam entfremdeten Hof Schönberg.

Erfurt, 1109 August 1.

Vorbemerkung Thiel, Stand: 2010

Original (ca. 44,5 b : 34/35 h) im Staatsarchiv zu Bamberg (A); Rückvermerk des 13. Jh.: L(itte)r(a) de curte in Sconenberc et predio; 15. Jh.: Quomodo imperator Heinricus [über der Zeile: quintus] iusticia dictante restituit hec bona veris heredibus; et nichil ad Montem Monachorum [= Michelsberg] pertinet. – Abschrift im Michelsberger Kopialbuch des ausgehenden 15. Jh. f. 36v ebenda (B); Vermerk unter dem Text: Concordat cum originali; Randvermerk des 15. Jh. von derselben Hand wie bei A.: Non fit mentio Montis (Monach)orum neque possidemus, sed rex restituit veris heredibus, quibus ablatum fuit.

Druck aus A: Mon. Boica 29.1,222 no 437.

Reg.: Lang, Reg. Boica 1,111. – Goerz, Mittelrhein. Reg. 1,454 no 1625. – Dobenecker, Reg. Thur. 1,223 no 1052. – Knipping, Kölner Reg. 2,10 no 65. – Böhmer Reg. 1989. – Stumpf Reg. 3035.

Verfasst und geschrieben von Notar Adalbert A, vgl. Hausmann, Reichskanzlei 64 no 16, der die Empfänger als “Wichmann(!) und Richard(!) von Schönenberg” bezeichnet (s. unten); zum für den Notar typischen causa dei vgl. D.5. – Das Original gehört zum Archivbestand des Bamberger Klosters Michelsberg, woraus auf zumindest zeitweise Verfügung über den restituierten Besitz zu schließen ist (s. auch unten).

Zur Geschichte des mittelfränkischen Schönberg, heute zur Stadt Lauf a.d. Pegnitz gehörig, wo sich eine Ministerialenburg befand, vgl. u.a. Schnelbögl in Hdb. d. hist. Stätten 7,637. – Der zum Zeitpunkt der Ausstellung des D.44 zweifellos schon verstorbene Berthulfus könnte identisch oder zumindest verwandt sein mit dem Ministerialen Bertoldus, der als Empfänger von Schenkungen in zwei im 12. Jh. durch einen Michelsberger Schreiber, unter Benützung eines D. Heinrichs IV., auf den Namen Heinrichs III. gefälschten Diplomen erscheint, in DH.III.†401 von angeblich 1052 (serviens noster fideliter nobis obsequens) als Empfänger der villa Iconemberg (vgl. die B-Lesung von Anm. e) und in D.†405 von angeblich 1054 (serviens noster) als Empfänger der villa Rotembach (beide Orte mit der Lageangabe in Nortgowe).

So wie v. Guttenberg, Bamberger Reg. 121 no 270 die Entstehung des im Archiv des Hochstifts Bamberg überlieferten DH.III.†405 in Zusammenhang sieht mit dem Erwerb von Obleigütern zu Rotenbach (s. auch Bosl, Reichsministerialität 1,54 und Nürnberger UB 7 no 12 Anm. 1), könnte auch das – wie D.44 im Archiv von Michelsberg überlieferte – DH.III.†401 als Grundlage für die Restitution des D.44 gefälscht worden sein; dies würde zugleich bedeuten, dass schon bei der Restitution von 1109 an eine Zuwendung des Besitzes an das Kloster gedacht war.

Hausmanns Zubenennung der beiden Geschwister nach “Schönenberg” (im Register a.a.O. 339 spricht er von “wohl Schönberg, Ort in der Opf.”) ist übrigens in der Sache nicht unrichtig; denn der Wichenannus ist sicher personengleich mit dem in DKo.III.141 von 1145 als Vorletzter von 11 ministerialischen Zeugen genannten, sonst nicht belegten Wichnandus camerarius noster de Sconenberg, den Schnelbögl a.a.O. richtig auf das Schönberg bei Lauf beziehen möchte, während Bosl a.a.O. 1,107, 131 u. 2,365 an Schönenberg Gem. Untermünkheim Kr. Schwäbisch Hall denkt, Hausmann im Register zu DDKo.III S. 727 hingegen an Schönenberg Gem. Ötisheim im Enzkreis.

Auf Wichnands Schwester zu beziehen ist womöglich der Eintrag im Michelsberger Nekrolog zum 15. April über Richkart laica, haec dedit nobis cum viro suo Hevilone mansum (zu Schönberg?), vgl. Schannat, Vindemiae 1,51; Wibel in Vorbem. zu DH.III.†401 vermutet überdies Identität des dortigen Bertoldus mit dem gleichfalls im Nekrolog zum 23. August (a.a.O. 55) verzeichneten Bertoldus de Swarzenburc laicus, hic dedit praedium, vgl. ebenso Bosl a.a.O. 1,54.

In D.44 erfolgt erstmals die Rekognition allein durch den – auch mit besonderem Attribut als Intervenient genannten – Kanzler Adalbert, da das Erzkanzleramt nach dem Tode EB. Ruthards († 1109 Mai 2) bis zu Adalberts eigener Investitur auf den Mainer Erzstuhl (1111 August 15) als vakant betrachtet wurde, vgl. Hausmann a.a.O. 17f., s. auch Vorbemerkung zu D.50. – An D.44 findet sich der letzte Abdruck des 1. Königssiegels Heinrichs, das durch das erstmals an D.†283 erhaltene 2. Königssiegel abgelöst wurde, vgl. Gawlik in Festschr. Hausmann (1987) 535. Von Erfurt aus brach Heinrich im August zu seinem Polenfeldzug auf, s. Stüllein, Itinerar 42.

(C.) In nomine sanctae et individuę trinitatis. Heinricus divina favente clementia quintus Romanorum rex. Notum fieri volumus omnibus Christi nostrique fidelibus tam futuri temporis quam presentis, qualiter nos causa dei et iusticię, consilio et rogatu archiepiscoporum: Brvnonis Treuerensis, Frederici Coloniensis, et episcoporum: Erlvngi Werceburgensis, Brvnonis Spirensis, necnon Alberti nostri dilecti cancellarii, comitum quoque: Berengarii de Sulcebac, Godefridi de Caloen, aliorumque multorum nostrorum fidelium predium, quod legitime Berthulfi fuit, sed iniuste et violenter ablatum, iuste suis legitimis heredibus, Wichenanno et R[ic]hart sorori eius, reddidimus, curtem videlicet Sconenberc cum omnibus ad eam pertinentibus, precipientes, ut eis utantur absque molestia, tam ipse quam heredes eius, dum superstites fuerint. Ut autem hec iusticię restitucio per nos rationabiliter et consulte facta omni evo inviolabilis permaneat et ab omnibus observetur, hanc inde cartam fieri iussimus et manu propria corroboratam impressione nostri sigilli fecimus insigniri.

Signum domni Heinrici quinti Romanorum regis invictissimi. (M.6.)

Albertus cancellarius recognovit. (SI.1.)

Data kl. aug., indictione II, anno dominicę incarnationis millesimo CVIIII, regnante Heinrico quinto rege Romanorum anno III, ordinationis eius VIIII; actum est Herpesuort; in Christo feliciter amen.