Heinricus dei gratia Romanorum imperator augustus M. reginę Anglorum salutem et omne bonum. Sicut nonnullorum relatione didicimus, multas grates bonitati tuę, multa debemus argumenta amicicię, eo quod in ore et corde tuo preciosus sit honor et dilectio nostra et quia tam apud dominum tuum quam apud omnes tibi auscultantes in bonum sepe de nobis publice et privatim es locuta. Cuius rei quandoque deo volente et vitam tribuente non inmemores erimus et benivolentię tuę, prout honor noster exigit, condigne per omnia respondebimus. Si quid ergo est in regno aut in facultatibus nostris, quod dignum te sit affectare, nullatenus id credas nos velle aut posse tibi denegare. Et nunc igitur in ea, quam semper erga nos habuisti, benivolentia attentius persevera, ut in his omnibus, quę domino tuo mandamus, studium tuum experimento cognoscamus. Sentiat comes tuus N. non solum nos, sed etiam te et dominum tuum offendisse, qui nuntios nostros impedire ausus est, quos misimus vobis utrisque.
Heinrich dankt der Königin M(athilde) von England für ihre Freundschaftsbeweise, wofür er sich zu allen erdenklichen Gegenleistungen erbietet, bittet sie um beharrliche Unterstützung seiner mit ihrem Gemahl, (König Heinrich I.), verhandelten Angelegenheiten und empfiehlt die Bestrafung ihres Grafen N., der seine Gesandten auf dem Weg zum Königspaar behindert hatte.
(wohl vor 1109 Juni 13).
Vorbemerkung Thiel, Stand: 2010
Abschriften des 12. Jh. in den Handschriften des Codex Udalrici: Cod. 398 f. 109ra–b der Österreichischen Nationalbibliothek zu Wien (V1). – Cod. 611 f. 44r ebenda (V2). – Hs. 283 p. 236 der Stiftsbibliothek zu Zwettl (Z.). – clm 4594 f. 35r no 256 der Bayerischen Staatsbibliothek zu München (M).
Drucke: Aus V1: Eccard, Corp. hist. 2,266 no 256. – Aus V1.2ZM: Jaffé, Mon. Bamberg. 259 no 142 zu 1106–1109. – Stumpf Reg. –.
Nach Pivec in MÖIG 46,260f. wäre der Brief von Kanzler Adalbert verfasst, was Hausmann, Reichskanzlei 311f. jedoch zurückweist; vgl. auch Vorbemerkung zu D.*51. – Eine genaue Datierung ist wegen des Mangels konkreter Bezüge nicht möglich. Allein Pivec a.a.O. hält für möglich, dass der Brief “einer der diplomatischen Vorbereitungsaktionen für den Feldzug nach Italien entsprungen sein” könnte und deshalb in das Jahr 1110 gehöre, womit er ihn in die zeitliche Nähe der seiner Meinung nach von Adalbert verfassten Aktenstücke der Jahre 1110/1111 rückt.
Die übrige Literatur sieht den Brief zumeist in Zusammenhang mit Heinrichs Werbung um die englische Königstochter Mathilde (zuletzt Chibnall, Empress Matilda 16). Trifft dies zu, dann gehört er vor den von Heinrich I. zum Pfingstfest (13. Juni) des Jahres 1109 nach Westminster einberufenen Hoftag, auf dem mit Abgesandten Heinrichs V. die Eheabsprache getroffen wurde (vgl. Meyer von Knonau, Jahrb. 6,117 mit Anm. 10; lässt a.a.O. 116 Zweck und Datierung offen). Wäre er jünger, hätte Heinrich vermutlich doch wohl auf dieses Ereignis Bezug genommen.
Insbesondere ist aus der Adressierung allein an die Königin zu schließen, dass Heinrich I. damals nicht in England weilte, der sich in der Tat seit dem Sommer des Jahres 1108 in der Normandie aufhielt und erst vor Pfingsten des Jahres 1109 nach England zurückkehrte (s. Berg, England u. der Kontinent 233 Anm. 174 und 234 Anm. 183). In dieser Zeit hatte Heinrich V. offensichtlich auch mit dem König selbst Kontakt gehabt, da Heinrich I. in einem zu 1109 zu datierenden Brief an EB. Anselm von Canterbury (Anselmi Opera omnia 2,410 ep. 461, vom Herausgeber Schmitt auf Ende 1108, von LEYSER in Transact. of the Royal Hist. Soc. 5.10,63 (Nachdr. in Ders., Medieval Germany and its Neighbours 193) auf 1109 März, von Chibnall a.a.O. 15 auf Ende 1108/Anfang 1109 datiert) davon spricht, dass er das negotium, quod inter me et imperatorem Romanorum tractabatur, gratia dei … ad finem perduximus, worunter Berg a.a.O. 238 “Vorgespräche bezüglich der später getroffenen Ehevereinbarungen” vermutet; auf brieflichen Kontakt mit Heinrich I. ist ja auch aus dem quę domino tuo mandamus von D.42 zu schließen.
Der Brief wäre dann wohl einige Zeit vor dem 13. Juni 1109 anzusetzen; Hausmann a.a.O. 314 mit Anm. 2 beruft sich fälschlich auf Rössler, Mathilde – der sich a.a.O. 9ff. zur Datierung gar nicht konkret äußert – für die Ansicht, der Brief gehöre sehr wahrscheinlich zwischen den 13. Juni 1109 und den 22. Februar 1110, den Tag der Abreise der Braut, deren Verlobung mit Heinrich V. auf dem Utrechter Reichstag von Ostern (10. April) 1110 gefeiert wurde (vgl. Meyer von Knonau a.a.O. 116f., der die Datierung des Briefes offenlässt, Stüllein, Itinerar 45f. mit Anm. 8, Leyser a.a.O. 193f. u. 204f. und Chibnall a.a.O. 16 u. 22). Berg a.a.O. 238 mit Anm. 206, der die Datierung gleichfalls offenlässt, folgert übrigens richtig aus der Klage über die Belästigung von nuntii eine weitere frühere Botschaft, wohingegen Rössler a.a.O. 10f. mit Anm. 2 neben dieser Annahme auch für möglich hält, die nuntii könnten vielleicht “zugleich die Überbringer unseres Briefes” sein, was aber gerade durch den Hinweis auf die der Vergangenheit angehörigen Belästigungen ausgeschlossen ist; da Empfänger dieser Botschaft das Königspaar gewesen war, müsste diese vor dem Sommer des Jahres 1108 abgesandt worden sein. – Zu dem imperator-Titel der Intitulatio (s. auch obiges Zitat aus dem Brief Heinrichs I.) vgl. Jaffé a.a.O. 259 Anm. c sowie Vorbemerkung zu D.22.