Die Urkunden Heinrichs V. und der Königin Mathilde
<<†41.>>

Verunechtet.

Heinrich überlässt dem Kapitel des Stiftes St. Servatius zu Maastricht die als Eigentum des Stiftes zum Reichsdienst gehörige und früher im Lehenbesitz des Grafen Berthold von Hamm befindliche Kirche zu Lanaken, die gleiche Allmenderechte wie der dortige Reichshof haben soll, regelt die Zuständigkeiten für Vogtei, Investitur und Nutzung und bestimmt, dass vom Kapitel, jeweils verbunden mit einer Armenspende, zu seinen Lebzeiten am Tag seiner Ordination eine Messe und nach seinem Tode eine Totenmesse gelesen werden soll.

(wohl 1109).

Vorbemerkung Thiel, Stand: 2010

Originaltranssumpt Ks. Friedrichs II. von 1223 Februar (B.-Ficker Reg. 1441) in Ms. lat. 9.308 no 1 der Nationalbibliothek zu Paris (B).

Drucke: Borman in Compte rendu de la comm. royale d’hist. 3.9,7 no 1 (nach Kopie von B im Liber privilegiorum f. 29v–30r [alt 12v–13r] im Reichsarchiv zu Maastricht). – Huillard-Bréholles 2.1,305 (nach Kopie von B in Ms. lat. 10.178 f. 79r–80r [alt 26r–27r] und in Ms. lat. 10.180 f. 118r–v [alt 106r–v] der Nationalbibliothek zu P aris).

Reg.: Wauters, Table chronol. 2,713 zu 1121–1125. – Schambach in MIÖG 35,505 no 2 zu ca. 1109. – Coenen, Limburg. Oork. 1,125 no 267 zu 1121–1125. – Doppler, Verzameling 1,32 no 28 zu 1106 Jan. 6 – 1111 April 3. – Stumpf Reg. 3215 zu c. 1109.

Da Friedrichs II. auf Bitten des damaligen Propstes Otto gewährte Bestätigung des D. †41 den ganzen auf die Dispositio folgenden Schluss wegließ, ist die Datierung ungewiss; es wird in der Literatur jedoch wohl zu Recht durchwegs dem Lütticher Osteraufenthalt des Jahres 1109 zugewiesen, vgl. Meyer von Knonau, Jahrb. 6,93 Anm. 2, Hausmann, Reichskanzlei 17, Deeters, Servatiusstift 127, Stüllein, Itinerar 41, Schmid in Memoria 680 mit Anm. 86. Möglicherweise ist dem verlorenen Original unseres D. †41 die Datierung des D. †283 entnommen; unseres Erachtens hat nämlich Niermeyer, Onderzoekingen 180 Recht, wenn er auch die Interventionsformel des D. †283 als von D. †41 abhängig ansieht; dafür spricht die in D. †41 organischere Nennung der Propst- vor der Kanzlerwürde. – Zu der durch D. †41 erstmals belegten, in dem im späten 12. Jh. gefälschten DH.IV. †395 von angeblich 1087 für dauerhaft erklärten Verbindung des deutschen Kanzleramtes mit der Propstei von St. Servatius, die Adalbert wahrscheinlich zusammen mit der des Marienstiftes in Aachen, beide vorher in Händen Gottschalks von Aachen, erlangt hatte, vgl. Bresslau, Handb. 21,453 Anm. 2 und Hausmann a.a.O.

An der Echtheit des D. †41 wurden bisher keine Zweifel geäußert, Hausmann a.a.O. 17 Anm. 4 bezeichnet es sogar gegenüber dem gefälschten D. †283 ausdrücklich als echt (s. auch Stüllein a.a.O. 41 Anm. 3). – Diese Bewertung bedarf jedoch einer Einschränkung, die das den vorliegenden Text überliefernde verlorene Original zum Falsum macht:

Die Intitulatio mit der von Heinrichs Kanzleibrauch abweichenden Plazierung der Ordinalzahl vor statt hinter der Devotionsformel ist nämlich zweifellos (einschließlich des Anfangs der Publikatio; vgl. den Petitdruck) aus dem DLo.III.12 von 1128 Juni 13 (B.-Petke Reg. 163 = VL.) übernommen. Die dortige Intitulatio Lotharius tercius dei gratia Romanorum rex ist, zusammen mit der diplomwidrigen Devotionsformel dei gratia, charakteristisch für Lothars Notar TA, der sie außer in D.12 noch in DD.15, 17 und 18 verwendete (vgl. Schultze, Urk. Lothars III. 57 ohne exakte Belege); während TA einmal (D.14) auch die Stellung nach der Devotionsformel bietet, kennen andere Diplome aus den ersten Jahren Lothars (bis D.18; die Hälfte davon ohne Ordinalzahl) gleichfalls die Stellung des tertius gleich nach dem Namen (s. DD. 5 und 9). – Die Abhängigkeit des Protokolls des D. †41 von DLo.III.12 wird dadurch zur Gewissheit, dass auch die Angaben über pagus etc. zweifellos von dort übernommen sind (bei einem umgekehrten Abhängigkeitsverhältnis wäre sicher der in D. †41 verzeichnete Name des Grafen von Loon nicht ausgelassen worden; und wäre die Formulierung von D. †41 die ursprünglichere, wäre wohl auch ein auf das villa in dem Zusatz zum Lothardiplom bezogenes sita statt des auf ecclesiam bezogenen sitam verwendet worden).

Gleichwohl besteht nun kein Anlass, an der Schenkung selbst und auch an der Gedenkstiftung als Inhalt des verlorenen echten Diploms zu zweifeln. Solche Zweifel könnte allenfalls die Tatsache wecken, dass die Kirche zu Lanaken in der Enumeratio des Privilegs des Papstes Innocenz II. von 1139 März 31 (JL 7961; Borman a.a.O. 20) fehlt, doch muss die Schilderung der komplizierten Vorgänge, mit der Erwähnung der früheren Verlehnung und namentlich der Salmann-Rolle des Grafen Hermann von Winzenburg (zu diesem s. D.127), als ursprünglich angesehen werden. Zweck der Verfälschung war wahrscheinlich die Aufnahme der detaillierten – zum Zeitpunkt der Entstehung des Falsum vermutlich tatsächlich gültigen – Bestimmungen über die Nutzung, hier insbesondere die Unterscheidung der Rechte des Propstes einerseits und des Dekans und Kapitels andererseits. Damit entfiele der von Deeters a.a.O. 49 für D. †41 in Anspruch genommene Rang als “das früheste glaubwürdige Zeichen für ein Auseinandergehen von Propst und Brüdern an St. Servatius” und für eigene Güterverwaltung des Kapitels.

Zu welchem Zeitpunkt nach 1128 die Verfälschung erfolgte, bleibt offen. Wenn an zwei Stellen (Z. ■f.) Anklänge an das kurz vor Ausstellung des DF.I.528 von 1166/67 gefälschte DKo.III. †293 von angeblich 1146 begegnen (S. 509 Z. 23: firma traditione; Z. 33: hac lege, hoc iure), ist dies nicht unbedingt als Terminus post quem zu werten, das Konrad-Falsum kann vielmehr seinerseits von D. †41 beeinflusst sein, was auch für die Aufnahme der Intervention bzw. querimonia des damaligen Propstes und Kanzlers Arnold gelten könnte. – Zur Rolle des Propstes als Vogt vgl. das erwähnte gefälschte DH.IV. †395 (S. 523 Z. 15ff.); s. auch Deeters a.a.O. 42. – Zu den Reichsrechten in dem ca. 5 km nw. Maastricht gelegenen Lanaken vgl. Rotthoff, Reichsgut 97f. (datiert D. †41 auf 1106/11) mit weiterer Literatur; zur dortigen Kirche als Beispiel für eine “außerhalb der Tafelgutorganisation” unmittelbar dem König unterstehenden niederen Reichseigenkirche vgl. Heusinger in AfU 8,131. – Schmid in Memoria a.a.O. zählt übrigens D. †41 zu Heinrichs V. “Bestätigungen bzw. Erweiterungen von bereits bestehenden Gedenkstiftungen”, was aus dem Text nicht herauszulesen ist.

Die frühere Belehnung des Grafen Berthold von Hamm an der Prüm (Kr. Bitburg, ca. 20 km s. Prüm), Vogt des Klosters Prüm, erklärt sich daher, dass Prüm gleichfalls in Lanaken begütert war. Den Grafen Berthold hatte Heinrich zweifellos noch in persönlicher Erinnerung, weil er (filius noster Henricus rex) zusammen mit anderen (u.a. sein Erzieher [vgl. D.260], B. Konrad von Utrecht, † 1099 April 14) von Heinrich IV. wegen Übergriffen seitens des damaligen Vogtes Berthold und seiner Söhne mit der Erhebung eines Weistums über die Rechte des Vogtes betraut worden war (Stumpf S. 253 datiert die in Münstereifel erfolgte Handlung auf 1099 Febr.-März), das Heinrich IV. später – nach dem Tode des älteren Berthold, der Absetzung eines ihm zunächst nachfolgenden iunior filius und der schließlichen Belehnung des jüngeren Berthold durch den Abt von Prüm – um 1103/4 mit einem nicht zur Ausfertigung gelangten Diplom bekräftigte (DH.IV.476, eingereiht vor D.477 von 1103 März 4, mit Angabe der Grenzdaten 1102 Dez. 25 – 1104 Okt. 26), das Heinrich V. (Henricus rex filius noster) als Spitzenzeugen nennt. Zu diesem, von ihm jeweils zu 1103 datierten Vogtweistum vgl. Wohltmann in Westd. Zs. 28,390ff., 403ff. (s.a. 384, 399f., 408f.; ebenda 375 zu Berthold von Hamm)..

In nomine sancte et individue trinitatis. Henricus quintus dei gratia Romanorum rex. Notum facimus omnibus fidelibus tam futuris quam presentibus, qualiter nos pro eterno anime nostre remedio et pro statu temporalis nostri regni, petitione fidelis nostri Adelberti, prepositi ecclesie sancti Seruatii et cancellarii nostri, ecclesiam existentem in villa, que dicitur Lodenaken, sitam in pago Asbannie, in episcopatu Leodiensi, in comitatu comitis Arnulfi de Lós, ex proprietate predicti sancti ad singularem usum servitii nostri pertinentem, fratribus ipsius sancti ad singularem usum suum remisimus et per manum comitis Heremanni de Winzenburch ad usum [ip]sorum fratrum firma traditione delegavimus. Hanc autem predicte ecclesie delegationem hac lege et hoc iure fecimus, ut terra, quecumque ad dotem ecclesie pertineret, sicut et dominicales mansi curtis in Lodenaken, que ad nostram servitutem pertinet, liberam comunionem habeat in exitibus, in reditibus, pascuis, silvis, aquis et in omnibus usibus. Advocatiam quoque soli preposito, investituram autem prebende presbyteri, si mortuus fuerit, et omnem reliquum usum ipsius ecclesie tantum decano et fratribus concessimus. Et ne lis et controversia fr[atr]ibus postmodum de traditione ipsius ecclesie contingere possit, de manu comitis Bertolfi de Ham, qui eandem ecclesiam in benefitio prius habuit, cum legali astipulatione in manum nostram et potestatem recepimus sicque eam receptam per manum comitis Hermanni de Winzenburch legaliter delegavimus. Ipsi autem fratres ex habundantia caritatis sue, quia clementer erga eos fecimus, orationes suas nobis statuerunt, scilicet in die ordinationis regni nostri annuatim, quamdiu vixerimus, missas celebrent et ipsa die duodecim pauperibus elimosinas suas erogent, post obitum vero nostrum in anniversario nostro cum predicta pauperum elimosina missas fidelium defunctorum.