Die Urkunden Heinrichs V. und der Königin Mathilde

Abbildungsverzeichnis der europäischen Kaiser- und Königsurkunden

<<†39.>>

Unecht.

Heinrich bestätigt der (bischöflichen) Kirche zu Bamberg das ihr auf seinen Befehl hin von Heinrich von Schaumburg geschenkte Gut (Ober-)Viehbach, das dieser seinerseits in Gegenwart des Königs von Herzog Heinrich (III.) von Kärnten zu Eigen erhalten und gemeinsam mit seinem Sohn Ulrich von Bischof Otto von Bamberg zu Prekarierecht zurückerhalten hat, wofür erst von der vierten Erbengeneration an Ritterdienst geleistet werden muss, bekräftigt diese Verpflichtung und bestätigt überdies, dass der Herzog, unter Berufung auf ein vor Kaiser Heinrich (IV.) zu Regensburg geführtes Beweisverfahren, sein Erbrecht an dem Gut nachgewiesen und die Vornahme der Schenkung an seinen Vasallen Heinrich von Schaumburg anerkannt hat.

Preßburg, (1109) 1108 September 29.

Vorbemerkung Thiel, Stand: 2010

Angebliches Original (ca. 37,5/39 b : 67/67,5 h) des 12. Jh. im Stiftsarchiv zu Zwettl (A); Rückvermerk des 15. Jh. (von 1440): MoCVIIII jar ist geschriben worden, do der prief ist gebn, und ist ma[n de]s [ge]schriben [unsichere Lesung] IIIcXXXI jar; 16. Jh.: inutiles. – Zwei Abschriften des 18. Jh. in Bd. 755 rot p. 105–108 (B) und p. 137–138 (C) im Stiftsarchiv zu Göttweig.

Drucke: Aus C oder gemeinsamer Vorlage: Batty╡ n, Leges ecclesiasticae regni Hungariae 2,218 no 46 zu 1109. – Fejér, CD Hungariae 2,50 nach besiegelter Abschrift von 1766 Juli 26 “e camera imperiali caesareo-regia aulica”, zu 1108. – Aus A: Mayer in Archiv f. Kunde österr. Gesch.-Quellen 6,294 no 2 zu 1108 = Posse, CD Sax. regiae 1.2,16 no 20 Auszug = Jaksch, Mon. duc. Carinthiae Erg.-Heft 1,7 no 541a/3049 Auszug.

Reg.: Meiller, Reg. Babenberg 12 no 6 mit Anm. 94 (S. 209). – Gebele, Hermann von Augsburg 116 no 29. – Ficker in Wilmans, Add. z. Westf. UB 91 no 116/10. – Kopal in Bl. f. Landeskunde von Niederösterr. N.F. 12,144 no 1. – Wendrinsky ebenda N.F. 13,302 no 70. – Gradl, Mon. Egrana 1,10 no 23. – Dobenecker, Reg. Thur. 1,221 no 1043. – Doeberl, Reg. u, Urk. d. Dipoldinger Markgr. 3 no 5. – Knipping, Kölner Reg. 2,9 no 59. – Steinacker, Reg. Habsburgica 1,11 no 27. – Heidingsfelder, Eichstätter Reg. 95 no 291. – Klaar, Eppensteiner in Kärnten 62 no 83. – Marsina, CD Slovaciae 1,62 no 67. – Zoepfl-Volkert, Augsburger Reg. 1,243 no 396 (mit Nachtr. S. 359). – Boshof, Passauer Reg. 1,140 no 472. – Böhmer Reg. 1991. – Stumpf Reg. 3032, alle zu 1108.

Das Pergament hat durch Feuchtigkeit stark gelitten, wodurch es sehr steif und wellig geworden und an einigen Stellen beschädigt ist; namentlich ist die Schrift in der unteren Hälfte ab der 16. Zeile (vgl. Anm. x) an vielen Stellen durch Wasserflecken und Auswaschungen weitgehend ausgelöscht, doch erlaubten die Spuren überall eine sichere Lesung; zur Kontrolle diente die fast buchstabengetreue Abschrift B, die anscheinend, abgesehen von dem Perg.-Schaden von Anm. y’, das Original noch in unversehrtem Zustand vorgefunden hatte, während zur Zeit der wenig jüngeren Abschrift C stärkere Schäden eingetreten (vgl. Anm. n, e’, l’, f”) und insbesondere erst in der Zwischenzeit die Auswaschungen erfolgt waren (vgl. z.B. Anm. e’); anscheinend wurde auch in feuchtem Zustand von oben nach unten über das Pergament gewischt, wodurch besonders in der linken Blatthälfte die Buchstaben nach unten gerichtete schwache Fahnen aufweisen. – Die Niederschrift einschließlich der Einzeichnung des Monogramms erfolgte in einem Zug mit einheitlicher Tinte; starke Schwankungen im Helligkeitsgrad der Tinte gehen allein auf den Feuchtigkeitseinfluss zurück. – Divergierende Lesungen in B oder C haben wir nur in Auswahl verzeichnet. Wie das Original des D. † 39 – als dessen Empfänger übrigens seit Stumpf fälschlich zumeist Heinrich von Schaumburg ausgegeben wird (z.B. Meyer von Knonau, Jahrb. 6,84f. Anm. 20 u. 23, jeweils mit Bezeichnung Heinrichs als Graf; zuletzt noch Boshof a.a.O.) – aus Bamberg ins Archiv von Zwettl gelangte, ist gänzlich unbekannt. Besitzgeschichtliche Hintergründe scheiden aus, da Zwettl in Oberviehbach nie Rechte besaß, der dortige Besitz bis zu seiner Veräußerung im Jahre 1594 der Bamberger Domoblei gehörte (zur Geschichte vgl. Riedler in Verh. Niederbayern 36,303ff.). Strnadt in Archiv f. österr. Gesch. 99,548/Schluss von Anm. 3 bietet keine Begründung für seine Vermutung, das Stück dürfte von B. Ekbert von Bamberg (1203–1237) “bei seinem Aufenthalte in Österreich” (gemeint wohl die erste Jahreshälfte 1237 vor seinem am 5. Juni in Wien erfolgten Tod, vgl. v. Guttenberg, Bistum Bamberg 1,168f.) nach Zwettl “gebracht und gelassen worden sein”.

Immerhin könnte die Vermutung eine Stütze darin finden, dass einerseits das D. † 39 in den zu Ende des 14. Jh. einsetzenden Kopialbüchern des Hochstifts nicht enthalten ist, andererseits sich nach Strnadt a.a.O. 547 in dem nach ihm ca. 1360 entstandenen ältesten Zwettler Archivindex (heute dort nicht zu ermitteln!) folgendes wohl auf unser D. zu beziehendes Regest findet: Item privilegium domini Chunradi regis Romanorum quinti datum ecclesie Pabenbergensi super confirmacione cuiusdam predii Viechbach, quod Hainricus de Schonburch contulit eidem episcopatui; aus der Kombination von Chunradi und quinti darf zudem geschlossen werden, dass sich neben D. † 39 auch das Original des nur durch die Tegernseer Briefsammlung aus der 2. Hälfte des 12. Jh. in clm 19411 überlieferten DKo.III.63 (s. unten) in Zwettl befand; eine Erwähnung unseres D., mit falscher Jahreszahl, findet sich dann wieder in dem von Abt Joh. Bernh. Linck angelegten Inventar von 1685 (Stiftsarchiv Hs. 1/5 f. 10r, im Anschluss an DH.III.331 von 1055; nicht identisch mit dem von Strnadt a.a.O. mit Wortlaut des Eintrages zitierten, gleichfalls nicht zu ermittelnden Index von ca. 1680): Donatio alia Heinrici V. Rom. regis facta ecclesiæ Babinbergensi sub anno 1099, uti videtur, salvo sigillo. – Die von Fejér zitierte Überlieferung des Wiener Hofkammerarchivs (vermutlich identisch mit der von Mayer a.a.O. 279 lediglich erwähnten “Abschrift im k. k. Haus- und Hof-Archiv”) ließ sich nicht ermitteln; sie basierte aber offensichtlich nicht auf dem Original, sondern auf einer C nahestehenden Abschrift.

Mit dem Fälschungscharakter des D. † 39 befasste sich bisher nur Strnadt a.a.O. in der umfangreichen Anm. 3 (S. 546–548), wo er auch die drei entscheidenden Kriterien aufzeigte:

(1) Das Siegel, für dessen Beurteilung er sich auf offenbar mündliche Äußerungen Wibels beruft, ist eine roh angefertigte Fälschung, die schon wegen des Durchmessers von 8,2 cm nichts mit dem im Jahre 1108 in Gebrauch befindlichen 1. Königssiegel zu tun hat; als Muster vermutete er das 1. Kaisersiegel Heinrichs V. oder das 1. Königssiegel Lothars III., während nach Gawlik in Festschr. Hausmann (1987) 534 Anm. 41 doch wohl nur Heinrichs 1. Kaisersiegel als Vorlage für das Herrscherbild in Betracht kommt, dessen Legende … ROMANORVM IIII IMPR AVG zu ROMANORVM REX verkürzt wurde, weshalb die Buchstaben des fast den halben Legendenreif füllenden ROMANORVM weit auseinander gezogen sind; vom 1. Kaisersiegel besaß man in Bamberg durch die Doppelausfertigung des D.102 zwei ausgezeichnet erhaltene Ausprägungen.

(2) Nur durch beträchtlichen Zeitabstand der Fälschung vom Ausstellungsjahr lässt sich erklären, dass im zweiten Teil unseres D. der Onkel Herzog Heinrichs III. (1090–1122), B. Adalbero von Bamberg (1053–1057), gleich zweimal (Z. ■ u. ■) als sein frater bezeichnet ist (s. Strnadt a.a.O. 547 u. 548).

(3) Wenn, abgesehen von den übrigen Laienzeugen, fast alle Grafen (mit Ausnahme von Lǒdewicus [von Thüringen] und Peringer [von Sulzbach]) mit Geschlechtsnamen ausgestattet sind, so war das nach Strnadts zutreffender Feststellung (a.a.O. 548) “um 1150, aber nicht 1108 möglich”, wie auch die Beispiele von DD.38 und †40 mit teilweise denselben Personen zeigen; nach ihm (a.a.O. 548 u. 554f.) war übrigens der Graf Wergant nie nach Plain benannt; und zumindest ein Anachronismus ist auch die Benennung des comes Adalbertus de Bogen, da die Mitglieder der Grafenfamilie erst nach der Umwandlung ihres bis dahin namengebenden Stammsitzes Windberg in ein Prämonstratenserstift (bald nach 1140) nach Bogen benannt wurden (vgl. Strnadt a.a.O. 632ff. und Mohr, Trad. des Kl. Oberalteich 110* Anm. 3).

Kaum zu beantworten ist allerdings die Frage, wie der demnach frühestens nach 1140 tätige Fälscher die im ursprünglichen Original fehlenden Geschlechtsnamen eruiert haben könnte: Vielleicht verfügte er über eine ungefähr gleichzeitige Abschrift oder eine andere Aufzeichnung, in der nach dem Beispiel der Traditionsbücher die Zubenennungen interlinear über die auf der Zeile stehenden Vornamen gesetzt gewesen wären. – Wir besitzen auch einen Anhaltspunkt für die Existenz einer solchen, zweifellos mit Zeugennamen ausgestatteten Aufzeichnung: Das im 2. Teil unseres D. erwähnte Regensburger Beweisverfahren vor Heinrich IV., der mehr als zwanzig Male in Regensburg weilte, gehört zweifellos zu dem durch DDH.IV.482–486 (davon DD.482–485 ohne jede Beteiligung der Kanzlei entstanden) belegten dortigen Aufenthalt von Januar/Februar 1104; denn in D.483 von 1104 Jan. 14 wird in der umfangreichen Zeugenliste unter den laici, qui viderunt et audierunt (in der sonst wörtlichen Wiederholung der Zeugenliste in D.484 heißt es: laici quoque, qui interfuerunt et audierunt) auch Heinrich de Scǒuunburch genannt, der sonst nie an Heinrichs IV. Hof nachweisbar ist; von den hiesigen Laienzeugen begegnen dort noch dux Welf (et frater eius Heinrich), Peringer (de Sulzbach, Sigehart et frater eius), Friderich de Tengelingen, … Wicpreht (et filius eius de Saxonia) … und nach Heinr. von Schaumburg noch Heriman de Ratelenberga, Gerloch de Orth; in D.485 begegnet auch dux Fridericus.

Falls über die Regensburger Handlung von 1104 nicht auch von Heinrich IV. ein verlorenes, den Streitregelungen der DDH.IV.483 u. 485 vergleichbares Diplom ausgestellt wurde (die Bemerkung, dass Herzog Heinrich den Beweis dafür idoneis testibus [Z. ■] führte, spricht keineswegs dagegen), muss jedenfalls eine andere schriftliche Aufzeichnung existiert haben, welcher der Fälscher wohl außer der Formulierung qui viderunt et audierunt auch einen Teil der Zeugen unseres D. entnommen haben wird, die er mit denjenigen der Preßburger Handlung und (dortigen?) Beurkundung vermengte; man wird dabei vor allem an die Personen aus dem Regensburger Raum (z.B. Gerloch von Mariaort b. Regensburg) und aus Bayern denken dürfen.

Damit entfiele auch die Grundlage dafür, die zahlreichen Zeugen unseres D. alle als Teilnehmer an Heinrichs Zug nach Ungarn in Anspruch zu nehmen, wie es bei Meyer von Knonau, Jahrb. 6,81ff. mit Anm. 20 u. 23 geschieht. – Man wird übrigens in Betracht ziehen müssen, dass der in Preßburg abgeschlossenen Handlung schon Vorverhandlungen – mit entsprechenden Aufzeichnungen und Zeugen – vorangegangen waren, etwa in Regensburg, wo Heinrich vor dem Aufbruch zum Feldzug vermutlich einen Hoftag abhielt (s. Meyer von Knonau a.a.O. 84 Anm. 20), oder in Passau, wo Herzog Almus, der Bruder König Colomans von Ungarn, vor Heinrich erschienen sein soll (a.a.O. 82 Anm. 18); die Zeugen von D. † 39 könnten demnach zu drei verschiedenen Handlungen gehören.

Vor dem Versuch der letztlich unmöglichen Scheidung zwischen echtem Kern und späteren Verfälschungen bedarf es noch einer Klärung der sachlichen Hintergründe, deren Darstellung in D. † 39 und in den sonstigen Quellen nicht unerheblich divergiert: Nach den Anniversarien des Bamberger Domstifts war die Schenkung Oberviehbachs durch B. Adalbero, den jüngeren Sohn des 1035 abgesetzten Herzogs Adalbero von Kärnten, auf den Widerstand der heredes gestoßen, weshalb es erst B. Eberhard II. (1146–1172) von diesen auslösen musste (… Quod cum ab heredibus suis impeteretur, Eberhardus nonus episcopus ab eis absolvit …; vgl. Riedler a.a.O. 305f. u. 326f. Beil. I.a/b; Strnadt a.a.O. 547; v. Guttenberg, Bamberger Reg. 121 no 269; Ders., Urbare des Domstifts zu Bamberg 1,149f. no 22/4 u. 10); das heredes meint zunächst B. Adalberos Bruder, Graf Markwart († 1076), auf den sich die im zweiten Teil unseres D. fälschlich auf seinen Sohn, Herzog Heinrich III. (Z. ■: ipse), angewandte Bemerkung bezieht, dass er und sein bischöflicher Bruder ihr Erbe zu ungeteilter Hand besaßen (ab invicem non diviserant; vgl. dazu auch Klaar a.a.O. 97 mit Anm. 5), weshalb B. Adalbrero nicht selbständig über Oberviehbach verfügen konnte. Eine nächste Nachricht im Catalogus abb. s. Michaelis Babenberg. des Abtes Andreas von Michelsberg (MGH SS 12,908 Z. 36ff.) berichtet, dass B. Otto (1102–1139) den dem Domkapitel gehörigen Besitz von Heinrich von Schaumburg gegen Zahlung von 80 Pfd. Silber einlöste, dessen Sohn Ulrich damit belehnte und dafür das Domkapitel mit anderem Besitz entschädigte (Vihtpach ad oblacionem eorundem fratrum canonicorum pertinens [am Beginn des Abschnitts Z. 26 ist vom altare sancti Georgii die Rede], sed alienis dominis per multos annos indebite serviens, ab Heinrico de Scowenburck 80 argenti libris redemit, quod Udalrico filio eius in beneficium prestans pro eodem fratribus Binezperck concessit …).

Dies besagt einerseits, dass B. Otto Oberviehbach ans Hochstift zog, was sich mit der Nachricht unseres D. deckt, dass Heinrich von Schaumburg altari sancti Petri “schenkte” (zur unterschiedlichen Zuordnung des Georgs- und des Petrusaltars vgl. D.232); andererseits waren die Schaumburger demnach schon länger im (Lehen-)Besitz von Oberviehbach, während der erste Teil unseres D. den Eindruck erweckt, “Übereignung” des Besitzes durch Herzog Heinrich III. an den Schaumburger und “Schenkung” durch diesen an Bamberg seien in einem einzigen Akt im Jahre 1108 vor dem König erfolgt, unter Ausklammerung der Vorgeschichte, die erst im zweiten Teil zur Sprache kommt. – Womöglich ist aber die Darstellung bei aller Verkürzung doch in gewisser Weise zutreffend, da mit der Übereignung an das Hochstift in rechtlicher Hinsicht ein neuer Anfang gesetzt wurde; zu einem Erklärungsversuch für die Maßnahme B. Ottos vgl. Riedler a.a.O. 309 und Trotter in MÖIG 43,113.

Diese Änderung hatte jedoch offenbar keinen Bestand, weil später wieder das Domkapitel als verfügungsberechtigt erscheint; denn durch DKo.III.63 von 1141 Juni/Juli (Regensburg), das ohne Rückbezug auf unser D. über die Schenkung B. Adalberos, die Rückgängigmachung durch Herzog Heinrich und die Belehnung Heinrichs von Schaumburg durch diesen berichtet, kam es zu einer Teilung zwischen dem Domkapitel und einer Enkelin Heinrichs von Schaumburg mit der Bestimmung, dass deren Teil nur noch an ihren ältesten Leibeserben übergehen und danach ans Domkapitel zurückfallen solle. – Mit dem Erben von Heinrichs Enkelin ist aber nun erst die dritte Generation nach Heinrich, und sogar erst die zweite nach seinem Sohn Ulrich, von dem aus unser Text rechnet, erreicht; der nach dessen Tod vorgesehene Heimfall steht demnach in Widerspruch zu unserem D., das noch eine vierte Generation (nach Ulrich; und letztlich weitere) vorsieht. Daher ist die Ansicht Strnadts a.a.O. 547f. verfehlt, das D. † 39 sei mit dem Ziel der Erwirkung des DKo.III.63 (von ihm auf 1148–52 datiert) angefertigt worden; vielmehr muss zwingend davon ausgegangen werden, dass unser D. in seiner verfälschten Gestalt erst nach dem D.Ko.III.63 entstanden ist, wobei als Terminus ante quem womöglich das Ende der Regierung B. Eberhards (-1172; s. oben) gelten kann. – Wenn die Ansicht Klebels in ZGO 102,147 zutrifft, dass der im DKo.III.63 vorgesehene Heimfall nie eingetreten ist, so könnte unser D. als Reaktion darauf mit dem Ziel der Wahrung einer Minimalposition gegenüber den Schaumburgern entstanden sein.

Dem eindeutigen Falsum lag nun mit Sicherheit ein echtes D. Heinrichs des angegebenen Datums zugrunde, das von Notar Adalbert A verfasst war. Dessen Diktat entsprechen zunächst zur Gänze Protokoll und Eschatokoll, die allerdings teilweise durch den unfähigen Fälscher verunstaltet sind: Einwandfrei ist die Signumzeile unter Einschluss der seit Anfang des Jahres 1108 gültigen Gestaltung des Monogramms. Die Eröffnung der Rekognitionszeile durch ein Ego, wie sie erst unter Lothar III. aufkam, ist zweifellos auf den Fälscher zurückzuführen, der sich dafür vermutlich an dem in der kopialen Überlieferung eines Eschatokolls ermangelnden DKo.III.63 orientierte. Dem Fälscher anzulasten ist aber auch eine offensichtliche Verkürzung des Wortlautes der Rekognitionszeile, die im Original wahrscheinlich … vice Rothardi Maguntini archiepiscopi et archicancellarii gelautet hatte (vgl. z.B. DD.35, 36, †40), jedenfalls konnte in kanzleigemäßer Formulierung allenfalls das et archicancellarii fehlen (z.B. DD.37 u. 43), aber nie der Erzbischofstitel. Insbesondere stimmt die Formulierung der Datierung wörtlich mit derjenigen der gleichzeitigen Diplome überein, einschließlich des seit D. † 31 falschen Ordinationsjahres (s. Anm. 4), darüberhinaus aber auch des falschen Inkarnationsjahres 1109, eines Fehlers, der dem Notar auch in seinem nächsten, einen guten Monat jüngeren D. † 40 unterlief. Dem Diktat des Notars fremd ist das vero vor dominicęincarnationis, wir glauben aber wiederum, dass hier das Vorbild des DKo.III.63 wirksam war, auch wenn das vero in Konrads III. Diplomen immer vor regni eius steht (vgl. z.B. die übrigen Diplome Konrads aus dem Jahre 1141, DD.56–59, 61, 62, 64).

Vom Kanzleinotar war aber überdies wohl auch das verlorene Original mundiert gewesen: Dafür spricht jedenfalls die Füllung des Chrismon mit senkrechten Wellenlinien, womit der Fälscher unzulänglich das Wellenlinien-Raster des Notars nachahmte; so wie er hier jedoch die Auf- und Abstriche am C wegließ und andererseits dessen Bogen außen mit kurzen Borsten besetzte, gelang ihm auch nur ganz mangelhaft die Nachahmung der Elongata der ersten Zeile, wobei er auch im Umfang ihrer Anwendung ganz singulär verfuhr: Eröffnung des Kontextes noch in der 1. Zeile in Elongata, was in kanzleigemäßen Diplomen nur selten begegnet (von den von Adalbert A bis dahin geschriebenen Originalen nur in DD.9 u. 20), mit einem ganz unüblichem Spatium davor (s. Anm. c) und mit Wechsel dann noch in der 1. Zeile zu Normalschrift; dies spricht für Schwierigkeiten des Fälschers bei der Lesung der Elongata, was ihn dann wohl bei den Unterfertigungszeilen zum gänzlichen Verzicht auf sie bewog und was wahrscheinlich auch für die kanzleiwidrige Stellung des vielleicht ursprünglich übersehenen quintus am Schluss der Intitulatio ursächlich war. – Die Unfähigkeit des Fälschers, sich an einem Vorbild zu orientieren, offenbart sich schließlich in der Plazierung des Siegels, das sich am Original sicher in der rechten Hälfte befand, im linken Drittel zwischen Unterfertigungszeilen und Datumzeile; die Siegelfälschung war im übrigen wohl dadurch erforderlich geworden, dass das echte Siegel beim Versuch seiner Übertragung vom Original auf das Falsum zu Bruch gegangen war.

Zum Bestand des ursprünglichen Textes hat mit Sicherheit noch die Arenga gehört, da das dortige mediocritatem nostram nur vom Kanzleinotar formuliert sein konnte; bei der Korroboratio spricht u.a. das sigillo nostro statt kanzleiüblichen sigilli nostri impressione zumindest gegen unveränderte Bewahrung eines ursprünglichen Wortlautes.

Was jedoch im gesamten dispositiven Text ursprünglich ist, entzieht sich einer diktatmäßigen Überprüfung. Es spricht jedenfalls alles dafür, dass der ganze zweite Teil ab Nolumus hic preterire … zur Gänze eine spätere Einfügung darstellt, einmal wegen der partiellen Wiederholung des Inhalts des ersten Teiles, namentlich aber wegen seiner anachronistischen Partien, in denen Herzog Heinrich III. einerseits zum Aktionspartner seines Onkels Adalbero gemacht (die inkriminierte Stelle … ipse et frater suus Adilbero … ist nicht mit Strnadt a.a.O. 548 durch Ersatz des frater durch patruus zu heilen), andererseits aber in Erbenrolle dargestellt wird (sic igitur … hereditavit …). Im ersten Teil ist zweifellos der mit Preterea eröffnete abschließende Satz über den quartus heres spätere Zutat; evtl. sind auch die vorangehenden Bestimmungen über ihn und den tercius heres manipuliert.

Lassen sich im übrigen gegen den Inhalt des ersten Teiles keine weiteren zwingenden Einwände erheben, so ist mit Sicherheit sein ursprünglicher Wortlaut bei der Endredaktion des gesamten Falsum nicht unberührt geblieben: Dafür spricht insbesondere die in beiden Teilen auffällige Betonung des in presentia nostra (Z. ■ u. ■), die noch unterstrichen wird durch coram nobis et principibus (im 1. Teil einmal Z. ■, im 2. Teil zweimal Z. ■ u. ■) und die im 2. Teil zweimal begegnende Parallelformulierung coram genitore nostro et principibus (Z. ■ u. ■). – Für die Bestimmung der Ortsnamen verweisen wir auf Zoepfl-Volkert a.a.O.

(C.) In nomine sanctę et individuę trinitatis. Henricus divina favente clementia Romanorum ręx quintus. Quoniam ergo divinę providentię conplacuit mediocritatem nostram ad hoc erigere, ut curam sanctę suę ecclesię et huius curam regni geramus, quantum opitulante domino et consilio principum poterimus, pro reformanda pace et iusticia tocius ęcclesię studebimus inservire. Eam autem, cuius progenitores nostri fundatores fuerunt, scilicet Babinbergensem ecclesiam, quae etiam ad prerogativam nostrę tuitionis et mundiburdii pertinet, speciali affectu et studio diligere debemus et protegere. Notum ergo fieri cupimus ęcclesie Christi fidelibus tam futuris quam presentibus, qualiter Heynricus de Schůenburch predium quoddam Uiehbach dictum, quod ipse a potestativa donatione Heinrici ducis de Carinthia coram nobis et principibus in proprium suscepit, cum omnibus eiusdem predii pertinentiis et utilitatibus, nominatim terris cultis et incultis, pratis, pascuis et aquis aquarumque decursibus, molendinis, piscationibus, silvis, venationibus, viis, inviis, exitibus et reditibus, quesitis et inquirendis, precepto nostri et rogatu principum altari sancti Petri Babinbergensis ęcclesię potestativa manu, prout firmius potuit, in presentia nostra donavit. Idem predium predictus Heinricus de Sch. et filius eius Ǒdalricus de manibus Ottonis eiusdem sedis episcopi ad legem precariam receperunt, quatenus ipsi et tercius heres post ipsos sine servicio illud optineant, quartus [per m]ilitare servicium deserviat. Nostrę igitur maiestatis auctoritate precipimus, ut predictum predium nemo ulterius audeat in quoquam temerare, quatenus ab illis, quos diximus, precario iure quiete possideatur et ęcclesia Babinbergensis in sua possessione nullum dispendium paciatur. Preterea quarto [her]edi precipiendo denunciamus, ut sine aliqua tergiversatione tale beneficium militari servicio studeat deservire. Nolumus hic preterire, qua iusticia, qua ratione dux Heinricus probaverit se prefatum predium possedisse: Probavit namque dux predictus idoneis testibus coram nobis, coram duce Uvelfone et principibus se legitimo testimonio probasse Ratisbonę coram genitore nostro felicis memorię cesare Heinrico et principibus, quod ipse et frater suus Adilbero Babinbergensis episcopus ab invicem non diviserant, et propter hoc ibidem adiudicatum fuisse coram genitore nostro et principibus, quod frater suus episcopus nullam donationem quoquam potuit facere de prefato seu de alio, quod habere videbatur, predio; sic igitur illud predium hereditavit ad predictum ducem Heinricum iure hereditario. Et nunc quidem, prout firmius potuit, donavit illud in proprium cum omnibus pertinentiis et utilitatibus suis homini suo Heinrico de Schunburch, quatenus ipse potestatem habeat illud possidendi, vendendi, commutandi, precariandi et omnino, quicquid velit, inde faciendi. Et donationem illam coram nobis et principibus recognovit. Ut autem omnia ista, prout in presentia nostra sunt diffinita, rata et inconvulsa permaneant, nomina principum et nobilium, qui nobiscum viderunt et audierunt, subtus notari et sigillo nostro presentem paginam insigniri precepimus. Nomina testium: Fridericus Coloniensis archiepiscopus, Hartuuicus episcopus Ratisponensis, Ǒdalricus Patauiensis episcopus, Heinricus episcopus Frisingensis, Eberhardus episcopus Eistetensis, Hermannus episcopus Augustensis, Purchardus episcopus Monasteriensis, dux Uvelfo, dux Fridericus, marchio Leupoldus, marchio Diepoldus, marchio Engilbertus, comes Wicpertus de Turingia, comes Lǒdewicus, comes Adalbertus de Bogen, comes Peringer, comes Hermannus de Ratilinberg, comes Ekkebertus de Bůtine, comes Otto de Hauichsberch, comes Friderich de Tengelingen, comes Wergant de Blainn, comes Gebehardus de Beugin, Friderich advocatus Ratisbonensis, Hartwich de Chregelingen, comes Pertolfus de Berhtheim, Uvernher advocatus Augustensis, Wolfker de Nalubie, Dietrich de Waltindorf, Mazil de Muleheim, Gerloch de Orte, Rǒpreth de Balsenz, Boto de Asparin, Rǒdolf de Berge, Adilram de Vtindorf, Adilbero de Griezbach, Diepolt de Butinberge, Harthwich de Winchelsaze, Pernharth, Adilram et frater eius de Treisim, Ernist et frater eius de Teisim, Hartwich de Treisim, Piligrim de Rauhnah, Otto de Mosin, Volkold de Trigilbach, Reginberht de Haginau, Erchinberht de Mosburch et frater eius Egino, Heinrich de Piburch, Huch de Steine, Heinrich de Sigenburch, Pernharth de [....]dorf.

Signum domni Heinrici quint (!) Romanorum (M.6.) regis invictissimi.

Ego Adilbertus cancellarius vice Rothardi archicancellarii recognovi. (SI.F.)

Data III. kl. octobr., indictione I, anno vero dominicę incarnationis millesimo CVIIII, regnante Heinrico V. rege Romanorum anno IIIo, ordinationis eius VIIII; actum est Presburch; in Christo feliciter amen.