Die Urkunden Heinrichs V. und der Königin Mathilde

Abbildungsverzeichnis der europäischen Kaiser- und Königsurkunden

<<37.>>

Heinrich übereignet der bischöflichen Kirche von Meißen aus seinem Besitz 9 an der Saale gelegene Hufen samt Zubehör, 6 im Burgward und Dorf Treben und 3 in (Groß-)Korbetha.

Merseburg, 1108 Mai 30.

Vorbemerkung Thiel, Stand: 2010

Original (ca. 55,5 b : 44 h) im Staatsarchiv zu Dresden (A); Rückvermerk des 12. Jh.: Preceptum de Trebez; 14. Jh.: Privilegium …, 15. Jh.: et habetur XV. folio libelli parvi privilegiorum.

Teilfaks. (ohne Datumzeile): Hausmann, Reichskanzlei Taf. 1.

Drucke: Horn, Commentationes 7 unvollständig und ungenau. – Aus A: Gersdorf, CD Sax. regiae 2.1,46 no 42 fehlerhaft. – Heinemann, CD Anhalt. 1.1,135 no 170 unvollständig und fehlerhaft (mit fälschlicher Angabe “Stumpf Reg. no. 3027”). – Posse, CD Sax. regiae 1.2,14 no 17 unvollständig.

Reg.: Schultes, Dir. dipl. 1,223 no 14. – Raumer, Reg. Brandenburg 1,126 no 700. – Erhard, Reg. Westf. 1,218 no 1356. – Dobenecker, Reg. Thur. 1,220 no 1039. – Knipping, Kölner Reg. 2,9 no 57. – Vogt, Herzogtum Lothars 149 no 7. – Schieckel, Reg. Dresden 1,35 no 39. – Böhmer Reg. 1987 – B.-Petke Reg. 10. – Stumpf Reg. 3029.

Nach Hausmann a.a.O. 64 no 13 wäre das Original von Notar Adalbert A nicht nur verfasst (zu causa dei s. D.9), sondern auch geschrieben gewesen. Die Zuweisung der Schrift an den Notar ist jedoch unrichtig; man muss vielmehr die Hand wohl eines Empfängerschreibers annehmen, der die Schrift eines ursprünglich von Adalbert A mundierten Originals lediglich nachzuahmen versuchte, was ihm namentlich bei der Nachzeichnung der Elongata nur unzulänglich gelang:

Dies gilt insbesondere für die 1. Zeile, in der dem Schreiber einerseits zwei Schreibfehler unterlaufen sind (vgl. Anm. a; s. auch Anm. b), andererseits entspricht dem Schreibusus des Notars nicht die Ausstattung der von diesem übernommenen Einkerbung der Rundung des d mit schneckenartigen Einrollungen, gleiches gilt für die bei diesem nicht anzutreffende manieristische Schreibung des &, ferner für die Schreibung des R von rex sowie auch für die unvollständige Füllung der 1. Zeile (zu beidem vgl. Anm. c).

Dem Vorbild des Notars entspricht wiederum die unterschiedliche Gestaltung der

Oberlängenverschleifungen einerseits innerhalb der Elongata (mit Umschlängelung der Oberlängen; hier nicht einheitlich) und andererseits innerhalb des Kontextes (mit vorgeschalteten 1–3 Doppelschleifen; vgl. dazu Vorbemerkung zu D. † 31); während Adalbert A jedoch im Kontext durchwegs nur f und langes s entsprechend ausstattet, haben hier vielfach, allerdings sehr unregelmäßig, auch die Schäfte von b, d, h und l Verschleifungen; am auffälligsten ist sodann, dass der Schreiber, der auch in der Elongata kein einheitliches dipl. Kürzungszeichen verwendet, im Kontext dafür mit 4–5 unterschiedlichen Formen (davon fast keine ganz einheitlich) aufwartet, von denen keine derjenigen des Notars entspricht.

Dieser Befund lässt sich wohl nur so erklären, dass der Empfänger mit einer vom Notar geschriebenen Erstausfertigung aus unbekanntem Grund nicht zufrieden gewesen war, die Kanzlei aber dann die Reskribierung nach dem gegebenen Muster einem der eigenen Schreiber des Bischofs überließ. – Eine verfälschende Absicht hat jedenfalls nicht bestanden, da am Inhalt des mit einwandfrei befestigtem echten Siegel versehenen erhaltenen Originals nichts zu beanstanden ist: Die 9 Hufen verwendete nämlich B. Herwig von Meißen 1114 zur Ausstattung des weit entlegenen (ca. 25 km ö. Leipzig), von ihm gestifteten Kollegiatstiftes Wurzen (vgl. Schlesinger, Kirchengesch. Sachsens 2,203ff.), wobei er ausdrücklich, in teilweise wörtlicher Anlehnung an D.37 (durch Petitsatz gekennzeichnet), die Übereignung durch Heinrich V. hervorhob: Dedimus etiam illuc novem mansos, sex in * villa, quae dicitur Trebene, sitos et tres in villa, que dicitur Thorwan [Verlesung für Chorwati], quae Hinricus quintus Romanorum rex cyrographo suo ecclesiae contradidit nostra impetratione et aliorum archiepiscoporum, episcoporum, comitum interventu et testimonio (vgl. Bönhoff in Beitr. z. sächs. Kirchengesch. 27,1ff. mit Text 2ff.).

Eine Anzahl der Intervenienten von D.37, darunter B. Herwig, begegnet unter den Absendern des als Privatarbeit anzusehenden und undatierten, offensichtlich in das Jahr 1108 gehörigen Aufrufes der Bischöfe und Grafen der Magdeburger Kirchenprovinz zur Hilfe gegen die Slawen (Druck: Kehr, UB d. Hochst. Merseburg 75 no 91; zur Bewertung vgl. Tangl in NA 30,183ff., bes. 190 Anm. 1 mit Erwähnung von D.37; Knoch in Jahrb. f. Gesch. Mittel- u. Ostdt. 23,1ff.); da die Absender sich sabbato in ebdomada rogationum (= 1108 Mai 16) in Merseburg zu einem conventus treffen wollten, muss der Aufruf wohl im Laufe des Monats April ergangen sein; interessant ist, dass der in D.37 intervenierende EB. Friedrich 1. von Köln zu den Adressaten des Aufrufes zählte.

Zu B. Herwig († 1119 Juni 27), der als Nachfolger B. Bennos († 1106 Juni 16; s. Bönhoff a.a.O. 4) vermutlich von Heinrich V. investiert und von dem königstreuen EB. Heinrich von Magdeburg († 1107 April 15) geweiht worden war, vgl. Benz, Stellung der Bischöfe 14f. und Rittenbach-Seifert, Gesch. der B. von Meissen 76f. In Anbetracht seiner hervorhebenden Bezeichnung als noster dilectus fidelis wird Herwig in Heinrichs Diplomen auffallend selten genannt, nämlich außer seiner ersten Nennung in unserem D. und dem gleichzeitigen D.36 nur noch und letztmals in D.135 von 1114 Aug. 26 bei Heinrichs Erfurter Aufenthalt; da Herwig am 16. August desselben Jahres, also nur 10 Tage vorher, die Weihe seines Stiftes Wurzen vorgenommen hatte (s. Benz a.a.O. 15 Anm. 3), ist es denkbar, dass er nur deshalb nach Erfurt an den Hof gekommen war, um nachträglich die kaiserliche Genehmigung zur Verwendung der dem Hochstift Meißen geschenkten Güter als Dotation für Wurzen einzuholen. Ein weiteres Mal ist Herwig im Sommer 1110 im Gefolge Heinrichs anzutreffen, als er als Mitkonsekrator (gemeinsam mit B. Albuin von Merseburg) an der Weihe des Wormser Domes teilnahm (s. Vorbemerkung zu D.334). – Großkorbetha liegt ca. 8 km nö. Weißenfels an der Saale, von dem nahegelegenen Burgward Treben blieb nur die Bergkirche erhalten, während das Dorf eingegangen ist (vgl. Schlesinger a.a.O. 1,177). – Mit Hilfe von D.37 wurde das D. † 282 gefälscht.

(C.) In nomine sanctaę et individuae trinitatis. Heinricus divina favente clementia quntus (!) Romanorum rex. Notum fieri volumus omnibus Christi nostrique fidelibus tam futuri temporis quam presentis, qualiter nos causa dei, ob remedium animę nostrę nostrorumque parentum, rogatu et consilio archiepiscoporum: Frederici Coloniensis, Brvnonis Treuerensis, Adalgoz Madeburgensis, episcoporum: Albvini Mersburgensis, Ottonis Bauembergensis, Bvrchardi Monasteriensis, Lvtherii ducis, comitum: Otthonis, Rodvlfi, Wiberti, aliorumque multorum nostrorum fidelium et precipue digna petitione Hervici Missinensis episcopi, nostri dilecti fidelis, novem mansos, sex in burchwardo et in villa, quę dicitur Tribene, tres autem in villa, quę nominatur Chrowati, iuxta flumen Sala, Missinensi ęcclesię in proprietatem dedimus cum omnibus eorum pertinentiis ex integro, sicut ad nostrum ius pertinebant, videlicet familiis utriusque sexus, terris cultis et incultis, areis, pratis, pascuis, silvis, aquis, molendinis, piscationibus, quesitis et adquirendis, viis et inviis, exitibus atque reditibus et omni utilitate, quę inde poterit omni tempore provenire. Ut autem hoc nostrę donum pietatis ab omnibus credatur et inviolabile permaneat, hanc cartam inde conscriptam et manu propria corroboratam, ut inferius apparet, impressione nostri sigilli insigniri iussimus.

Signum domni Heinrici quinti Romanorum regis invictissimi. (M.6.)

Albertus cancellarius vice Rotardi Maguntini archiepiscopi recognovit. (SI.1.)

Data III. kl. iunii, indictione I, anno ab incarnatione domini millesimo CVIII, regnante Heinrico quinto rege Romanorum anno III, ordinationis eius VIIII; actum est Mersborc; in Christi nomine feliciter amen.