Die Urkunden Heinrichs V. und der Königin Mathilde
<<34.>>

Heinrich gibt drei Königshufen zu Brunn in der Grafschaft des Markgrafen Liutpold (III.) wegen dessen Verdiensten dem Hedenrich zu Eigen.

Nürnberg, 1108 Mai 1.

Vorbemerkung Thiel, Stand: 2010

Abschrift der Mitte des 13. Jh. im Codex Lonsdorfianus f. 64v no 69 im Bayerischen Hauptstaatsarchiv zu München (B).

Drucke aus B: Hormayr in Jahrb. d. Literatur 40, Anzeige-Blatt 40,39. – Mon. Boica 31.1,384 no 202. Reg.: Aventin, Excerpta dipl. Passav. ed. Oefele, Rer. Boic. Scr. 1,710. – Lang, Reg. circ. Rezat. 1,35. – Meiller, Reg. Babenberg 11 no 3. – Gebele, Hermann von Augsburg 116 no 27. – Wendrinsky in Bl. f. Landeskunde von Niederösterr. N.F. 12,130 no 36. – Gradl, Mon. Egrana 10 no 21. – Doeberl, Reg. u. Urk. d. Dipoldinger Markgr. 3 no 3. – Knipping, Kölner Reg. 2,9 no 54. – Heidingsfelder, Eichstätter Reg. 95 no 287. – (Pfeiffer), Nürnberger UB 17 no 24. – Fichtenau, Babenberger UB 4.1,40 no 602. – Zoepfl-Volkert, Augsburger Reg. 1,243 no 395. – Stumpf Reg. 3027.

Verfasst von Notar Adalbert A, vgl. Hausmann, Reichskanzlei 64 no 11. – Die Literatur geht durchwegs davon aus, dass der Empfänger von D.34, Hedenricus (verschrieben für Hedericus/Hadericus?), identisch sei mit Haderich II. (von Schwarzenburg), einem Sohn des Hadericus (Haderich I.), der von Heinrich III. mit D.331 von 1055 März 3 gleichfalls drei Königshufen erhalten hatte; vgl. schon Meiller a.a.O. 199 Anm. 46 und 208 Anm. 89, insbesondere Wendrinsky in Bl. f. Landeskunde von Niederösterr. N.F. 11,343ff.

Frühere sehr konkrete Ansichten über verwandtschaftliche Beziehungen zwischen diesen “Haderichen” und den Babenbergern, in denen Ita, die Gemahlin des Markgrafen Liutpold II. († 1102), die zentrale Rolle spielte, wurden in den anlässlich des Babenberger Millenariums von 1976 erschienenen Untersuchungen nicht mehr aufrecht erhalten bzw. stark relativiert: So spricht Zöllner im Ausst.-Katalog 1000 Jahre Babenberger 12 nur noch von den “den Babenbergern nahverwandten” Haderichen und a.a.O. 13 formuliert er, dass Ita “wohl” aus der Familie der Grafen von Formbach und Ratelnberg stammte. In dem im selben Jahr erschienenen Buch von Lechner, Die Babenberger 81 mit Anm. 108f. (= S. 328f.) und 340 Anm. 8, wo er eine Zusammenfassung früherer Studien (u.a. in Jahrb. N.F. 26,103ff.) bietet, liest es sich noch anders: Ita, aus dem Hause der Grafen von Formbach-Ratelnberg, sei in erster Ehe mit Haderich I. verheiratet gewesen, demnach sei der aus dieser Ehe hervorgegangene Haderich II. ein Halbbruder Liutpolds III. aus Itas zweiter Ehe mit Markgraf Liutpold II.; in seiner a.a.O. 479 gebotenen Babenberger-Stammtafel (ebenso in der auf ihm beruhenden Stammtafel im Ausst.-Katalog 24) versieht er jedoch die Angaben zu Liutpolds II. Gemahlin Ita mit zwei Fragezeichen: “Itha (v. Ratelnberg?), Witwe n[ach] Haderich (v. Schwarzenburg)?”.

Eine noch weitergehende Selbstkorrektur bietet Mitscha-Märheim in den gleichfalls 1976 erschienenen Babenberger-Forschungen 222 und 234 (Stammtafel 2): Dort verzeichnet er zwar – als einziger – noch eine frühere Ehe Liutpolds II., vor derjenigen mit Ita, nämlich mit einer Tochter des Grafen Rapoto IV. von Cham namens Mathilde, macht aber andererseits, wie auch Lechner, keine näheren Angaben zu Ita (erwähnt auch keine frühere Ehe Itas mit Haderich I.). Im Jahre 1948 hatte er sich hingegen in Jahrb. N.F. 29,416ff. (mit 2 Stammtafeln), aufgrund äußerst spekulativer besitzgeschichtlicher Deduktionen, zu sehr genauen Angaben über Ita imstande gefühlt: Die zweimal (mit Haderich I. u. Liutpold II.) vermählte Ita sei eine Tochter des Grafen Udalrich von Formbach († nach 1048) aus dessen Ehe mit einer Uta, die in zweiter Ehe den bayerischen Pfalzgrafen Kuno (v. Vohburg; † 1086) geheiratet habe, der seinerseits ein Stiefbruder des erwähnten Grafen Rapoto IV. von Cham gewesen sei.

In den 1980 erschienenen Europ. Stammtafeln, N.F. 1 Taf. 39, die allerdings nur die älteren Angaben von Tyroller, Genealogie Taf. 13 no 16 wiederholen, ist schließlich dieser Rapoto IV. von Cham selbst als Vater Itas ausgegeben, die dort wieder, ohne Erwähnung einer früheren Ehe (mit Haderich I.), als einzige Gemahlin Liutpolds II. erscheint.

Im Ergebnis bleibt somit die Identität des Hedenricus unsicher. War er tatsächlich der von Lechner vermutete Halbbruder Liutpolds III., würde dies allerdings sehr leicht die in D.34 hervorgehobene Intervention des Markgrafen erklären (s. Lechner, Die Babenberger 340 Anm. 8). Und auch die angesichts der äußersten Zurückhaltung Heinrichs V. bei der Vergabe von Reichsgut (vgl. v. Gladiss in DA 1,93) auffällige Schenkung von D.34 an einen sonst Unbekannten selbst fände dann ihre mögliche Erklärung in der Tatsache, dass Liutpold III. der Gemahl von Heinrichs V. Schwester Agnes war.

Zum Rechtscharakter der Übereignung vgl. Faussner in ZRG Germ. 85,8f., der allerdings, trotz der Formulierung rogatu et licentia Welfonis ducis, eine “rechtsgestaltende” Mitwirkung des Herzogs verneint. Die villa Brunna wird von Lechner (Jahrb. N.F. 26,103ff.; Babenberger 81) als das zwischen Wien und Mödling gelegene Brunn am Gebirge (GB Mödling; ebenso Weigl, Hist. Ortsnamenbuch Niederösterr. 1,261f.) gedeutet, das später als Besitz des Klosters Kleinmariazell im Wienerwald (ca. 20 km w. Baden), einer Stiftung von Haderichs II. Söhnen Heinrich und Rapoto von Schwarzenburg, nachzuweisen ist; er verwirft daher (Jahrb. a.a.O.) die von Wendrinsky in Bl. f. Landesk. N.F. 12,130 vorgeschlagene Identifizierung mit dem nördlich der Donau, nö. Krems gelegenen Brunn im Felde (Gem. Godersdorf), südlich von Hadersdorf am Kamp, wo die Schwarzenburger gleichfalls begütert waren (ebenso Wendrinsky in Bl. f. Landesk. N.F. 11,352, wo er zusätzlich Mariabrunn, unweit Wien-Hadersdorf, in Betracht zieht). – Lechner (Jahrb. N.F. 26,104ff.; Babenberger 329 Anm. 109) und Mitscha-Märheim (Jahrb. N.F. 29,420ff.; Kennzeichnungen in Stammtafel I) machen übrigens zu Recht darauf aufmerksam, dass die Intervenienten von D.34 untereinander weitgehend versippt waren.

(C.) In nomine sancte et individue trinitatis. Heinricus divina favente clementia quintus Romanorum rex. Notum fieri volumus omnibus Christi nostrique fidelibus tam futuris quam presentibus, qualiter nos rogatu et licentia Welfonis ducis et maxime pro dileccione atque fideli servicio Liupoldi marchionis ac digna petitione Ebrehardi Eistetensis episcopi et coepiscoporum eius, Heinrici Frisingensis, Hartwici Radixbonensis, Hermanni Augustensis, Thetboldi marchionis, Peringarii comitis aliorumque multorum nostrorum fidelium in villa, que Brunna vocatur, in comitatu Lupoldi marchionis, Hedenrico tres regales mansos per hoc scriptum cum omnibus eorum pertinentiis in proprietatem dedimus, videlicet familiis utriusque sexus, terris cultis et incultis, pascuis, pratis, silvis, venationibus, aquis, molendinis, piscationibus, exitibus atque reditibus et omni utilitate, que inde poterit omni tempore provenire. Et ut hoc inviolabile permaneat, hanc inde kartam conscriptam impressione nostri sigilli iussimus insigniri.

Signum domni Heinrici quinti Romanorum regis invictissimi. (M.1.)

Albertus cancellarius vice Rothardi Maguntini archiepiscopi recognovit.

Dat. kal. maii, indictione I, anno dominice incarnationis millesimo CVIII, regnante Heinrico quinto rege Romanorum anno tercio, ordinationis eius nono; actum est Nuorenberch; in Christi nomine feliciter amen.