Die Urkunden Heinrichs V. und der Königin Mathilde

Abbildungsverzeichnis der europäischen Kaiser- und Königsurkunden

<<336.>>

Die verwitwete Freie Justina überträgt dem Kloster Münstereifel gemeinsam mit ihrem Sohn Adelbero und unter Bestätigung durch den Kaiser ihr Gut zu Lindweiler und ihren Anteil an der Kirche zu Hümmel.

1114.

Vorbemerkung Thiel, Stand: 2010

Original (ca. 36/36,5 b : 33,5/34,5 h) im Hauptstaatsarchiv zu Düsseldorf (A); Rückvermerk des 15 Jh. (zweifach): Decima in Homel.

Drucke: Aus A: Günther, CD Rheno-Mos. 1,181 no 86. – Beyer, Mittelrhein. UB 1,491 no 429 “aus neuerer Abschrift” (= evtl. die heute dem Original beiliegende Pap.-Abschrift des 19. Jh.).

Reg.: Mittelrhein. UB 2,674 no 474. – Wauters, Table chronol. 2,75. – Goerz, Mittelrhein. Reg. 1,465 no 1670. – Posse, Kaisersiegel 5,217 in Anm. 6 – Stumpf Reg. 3115.

Das an den Falten (1 Längs-, 2 Quer-) durch Moder beschädigte, aufwendig gestaltete Original, mit Elongata für die Invokatio, weiten Zeilenabständen und Verwendung der diplomatischen Minuskel (vgl. Abb.-Hinweise in Anm. 1 und 2), war augenscheinlich am Muster einer Königsurkunde orientiert, zweifellos im Hinblick darauf, dass nach Aussage des Textes die fertige Urkunde dem Kaiser vorgelegt und zum Zeichen seiner Bestätigung mit seinem Siegel versehen werden sollte, auch wenn dies mit dem presenti sigillo nicht ausdrücklich gesagt ist. Obwohl auf dem Pergament ausreichend Platz vorhanden gewesen wäre (Abstand zwischen der mit millesimo endenden 8. Zeile und dem unterem Rand ca. 11,5 cm; der Schluss der Datierung füllt nur noch wenig mehr als das vordere Viertel der 9. Zeile), ist es jedoch nie zu einer Besiegelung gekommen, wie aus dem Fehlen von Einschnitten für die Siegelbefestigung und der Tatsache hervorgeht, dass in dem denkbaren Siegelraum unter der letzten Zeile im Abstand von ca. 3,5 cm eine Querfalte verläuft.

Nach Ficker, Beitr. 1,283 bezieht sich die Datierung nicht auf die Handlung, sondern auf die für die kaiserliche Besiegelung gefertigte Beurkundung. – Stumpf reihte D.336 hinter D.132 (= Reg. 3114) von 1114 Juni 16 ein, offenbar weil er der Ansicht war, bei dessen Ausstellort Tollendorf (= Ober- bzw. Niederdollendorf in Stadt Königswinter) handle es sich um den in der Nordeifel, ca. 22 km ssw. Münstereifel gelegenen Ort Dollendorf (Gem. Blankenheim Kr. Euskirchen). Man wird allerdings annehmen dürfen, dass Abgesandte des Klosters tatsächlich damals mit der fertigen Urkunde in dem mit knapp 35 km allenfalls zwei Tagereisen von Münstereifel entfernten rheinischen Dollendorf den Hof aufsuchten (so auch Goerz a.a.O.). – Womöglich kam es nicht zur erwünschten Besiegelung, weil man den Hof bei der Ankunft nicht mehr antraf, sicher nicht deshalb, weil dieser sich inzwischen für den geplanten Feldzug nach Friesland eingeschifft gehabt hätte (vgl. dazu Stüllein, Itinerar 63 mit Anm. 6 und 7), sondern weil Heinrich wahrscheinlich die Belagerung des rechtsrheinischen, ca. 30 km rheinabwärts gelegenen kölnischen Deutz begonnen hatte (vgl. dazu Vorbemerkung zu D.132)..

Bei dem advocatus ipsius loci handelt es sich um den Edelfreien Rudolf von Hart, der allerdings nur Untervogt war, während die (Prümer) Hochvogtei im Gebiet von Münstereifel in der Hand des Grafen Theoderich I. von Are (1087–1126) lag; beide zusammen begegnen an der Spitze der laici liberi in einer Urkunde Abt Poppos von Prüm für Münstereifel von 1112 (Lacomblet, Niederrhein. UB 4,767 no 615): comes Theodericus de Ara, eius loci summus advocatus, Rudolfus subadvocatus; in einer Urkunde Poppos aus demselben Jahr (a.a.O. 767 no 614) heißen sie unpräzise comes Tedericus de Arhe, Rudolfus advocatus Monasteriensis. – Zur Vogtei vgl. Wohltmann in Westd. Zs. 28,375 u. 414, Bader, Gesch. der Grafen von Are 118 u. 120f. Zur Geschichte des aus einer um 800 von der Abtei Prüm gegründeten Zelle hervorgegangenen Klosters, das zu Beginn des 12. Jh. in ein Kollegiatstift umgewandelt wurde (Lacomblet no 614 spricht von canonici und deren hergebrachtem Recht der libera electio prepositi et decani) vgl. knapp Herborn in Lex. d. MA 6,918.

Für die genealogische Zuordnung der Justina, deren im Text nicht namentlich genannter Gemahl wegen seiner Beisetzung im Kloster sicher zu dessen Wohltätern zählte, fehlen Nachrichten. – Die beiden einander benachbarten Orte (Hümmel ca. 2 km ö. Lindweiler) liegen ca. 12 km s. Münstereifel.

In nomine sanctæ et individuæ trinitatis. Notum sit omnibus veritatem colentibus tam posteris quam presentibus, quod ego Iustina mulier peccatrix predium, quod habui Lintw[i]lere in Eifla, et partem de ecclesia in Hoinbuilo ecclesię sanctorum martyrum Chrysanti et Darię, quę est sita in villa Nouo Monasterio in Eifla, ad usum inibi deo famulantium pro peccatorum meorum remissione et pro remedio animę viri mei, qui ibi sepultus erat, et aliorum m[e]orum antecessorum liberum et solutum nullo contradicente tradidi. Huic traditioni interfuerunt liberi, scilicet filius meus Adelbero, qui manu propria mecum hanc traditionem fecit, Růtholfus advocatus ipsius loci et filii eius Hubertus, Gerlachus et alii plures tam clerici quam laici. Et ne hęc traditio postea aliquorum calumnia quassaretur, scripto annotata et domino Heinrico quinto Romanorum imperatori augusto presentata, eo precipiente presenti sigillo confirmata est.

Facta [e]st autem hęc confirmatio anno dominicę incarnationis millesimo centesimo XIIII, indict[ione] VII.