Heinrich stellt für die mit seiner Zustimmung erfolgende Stiftung des Klosters Breitenau durch den Grafen Werner Grundbesitz zur Verfügung.
(Spätherbst 1111?).
Vorbemerkung Thiel, Stand: 2010
Joh. Trithemius († 1516) eröffnet in seinen ca. 1509/14 entstandenen Annales Hirsaugienses (Bd. 1 des Autographs, clm 703 der Bayer. Staatsbibliothek zu München f. 180r; Druck [St. Gallen 1690]: 1,373) den Bericht zum Jahre 1121: Anno Volmari abbatis [scil. von Hirsau; 1120–1156] primo mortuus est Wernherus comes de Griningen [Dr.: -gem], fundator monasterii dive parthenices in Hassia, quod Breytenawe nominatur [Dr.: Breid- nuncupatur; danach in der Hs. durchstrichenes obiit], et in dicto cenobio sepelitur. Hic, nacione Sueuus, cum imperatore Heinrico quinto cuiusdam negocii causa profectus in Hassiam, cum vidisset amenitatem loci campestris, ubi duo fluvioli Werra [Dr.: Werna; vgl. unten] et Fulda in Breitenawe confluunt [Dr.: confl. in Breidenawe], spiritu sancto inspirante monasterium ordinis nostri [Dr.: n. ord.], consenciente et fundum imperatore tradente [Dr.: trad. imp.], cepit construere et monachos de congregacione Hirßaugiensi [Dr.: Hirs-] tunc vere sanctissima evocare.
Trotz der vielfachen Unglaubwürdigkeit des Trithemius (vgl. D.†304) dürften seine Nachrichten über Breitenau Glauben verdienen, zumal sie durch andere Chroniken (zu diesen vgl. Hootz, Kloster Breitenau, ungedruckte Marburger Diss. von 1952, 61ff.) bestätigt werden; Trithemius beruft sich für seine vermutlich direkt aus Breitenau bezogenen historischen Nachrichten allerdings nicht, wie Hootz (a.a.O. 73, 78f. u. 80) behauptet, auf “Schriften” des seit 1132 amtierenden zweiten Breitenauer Abtes Heinrich, der dem mit dem ersten Abte Drutwin aus Hirsau gekommenen Gründungskonvent angehört hatte, sondern bei der Behandlung Heinrichs (a.a.O. 394; zitiert bei Hootz a.a.O. 63) zählt er lediglich dessen theologischen Werke auf (… opuscula, e quibus vidimus subnotata …) und erwähnt am Schluss eine in Breitenau entstandene Vita Heinrichs; insbesondere hat die ältere, um 1500 vollendete Chronica des Joh. Nauclerus nach Hootz (a.a.O. 75, 78 u. 80) eine von den Quellen des Trithemius unabhängige Breitenauer Chronik (liber in eodem monasterio) benützt und berichtet zum Jahre 1119 (vol. 2 gen. 38; zitiert nach ed. Coloniae 1579 S. 818): Anno domini 1119, 17. kalend. decembris Trutuinus abbas ex Hirsaugia cum 12 fratribus ad Breitnou mittitur, domino Wernhero comite de Grieningen id maxime efficiente, qui cum imperatore Henrico 5. tunc imperante de Sueuia ad partes Hassiae noviter venerat, qui amoenitate loci motus ab imperatore petiit sibi locum, qui tunc solitudo erat, proprietatis iure conferri …
Die Gründung des wenige Kilometer südlich der Mündung der Eder (nicht, wie in obigem Text gesagt, der Werra) in die Fulda, im Gebiet des heutigen Guxhagen gelegenen Klosters Breitenau durch den “schwäbischen” Grafen Werner (IV.) von Griningen/Grieningen erfolgte nach der chronikalischen Überlieferung im Jahre 1113, unter Mitwirkung seiner Gemahlin Gisela, die nach Werners kinderlosem Tod († 1121 Febr. 22) nach Aussage der Urk. EB. Adalberts I. von Mainz von 1123 Juli 7 (Stimming Mainzer UB 1,412 no 510) das von Werner universo patrimonio suo, quod habuit inter tria ista flumina Werram [dies die Grundlage für den Fehler des Trithemius?] Renum et Moganum, dotierte Kloster im Einvernehmen mit dem Abt und dem von Werner als Salmann bestellten Ministerialen Engelboldus dem Mainzer Stuhl unterstellte; vgl. dazu zuletzt Noll in Zs. f. hess. Gesch. 92,27ff. – Über Werners Verhältnis zu Heinrich weiß ein Gedicht des 16. Jh. (veröffl. von Schilling in Zs. f. hess. Gesch. 95,47ff.) zu berichten (a.a.O. 51): “Er waß gesipt Keiserlicher Majestat”, und in einer Nachricht von 1605 (vgl. Heinemeyer, Königshöfe u. Königsgut im Raum Kassel 121 Anm. 395; ebenda Auszug aus Trithemius) heißt es zum Jahre 1117(!): “Als dieser Koenig [Heinrich V.] zu mehrmahln in Hessen geritten vnnd jederzeit Graff Werner von Greiningen mit ihm gereiset …”.
Im Gefolge Heinrichs ist der, im Jahre 1115 von ihm abgefallene (s. D.*331), Graf Werner IV. nur selten urkundlich erwähnt. Metz in Die Salier u. das Reich 1,362 nimmt fälschlich an, er habe am 1. Italienzug teilgenommen und sei bei dem Vertrag von Ponte Mammolo zugegen gewesen; bei dem in D.70/V(a) genannten Guarnerius comes, der im b-Text Warnerius marchio heißt, handelt es sich jedoch um den Markgrafen Werner von Ancona. Auf Werner IV. zu beziehen ist aber u.a. die Nennung des Wernherus comes in der besonders ausführlichen Zeugenliste des kurze Zeit vor der Klostergründung ausgestellten D.103 von 1112 Juni 16. Und auf ein engeres Verhältnis zu Heinrich lässt schließen, dass die von diesem wohl im 2. Jahrzehnt des 12. Jh. veranlassten Güterrestitutionen an Kl. Zwiefalten auf Werners Einflus zurückgeführt werden (vgl. D.*331).
Die Bestimmung des Ortsnamens, nach dem Werner benannt ist, erlaubt jedoch den Schluss auf eine insgesamt herausragende Rolle im Reichsregiment: Nach den Untersuchungen Mays in Festschr. Stengel 305ff., wiederholt bei Kläui in Zs. f. hess. Gesch. 69,12 und zuletzt Noll a.a.O. 27, ist der Name nicht auf das ca. 7 km s. Zwiefalten gelegene Grüningen (Stadt Riedlingen) zu beziehen, was die Verwandtschaft Werners mit den Gründern von Zwiefalten, den Grafen von Achalm (vgl. dazu D.*331), nahelegen könnte, sondern auf Burg und Stadt Markgröningen (nw. Stuttgart) – mit deren Besitz, nachweisbar mindestens seit der Mitte des 13. Jh., die Führung der Reichssturmfahne verbunden war (Meyer von Knonau, Jahrb. 1,486 Anm. 178 hatte an das ca. 15 km weiter östlich gelegene Neckargröningen, Gem. Remseck a. Neckar Kr. Ludwigsburg, gedacht); Burr in Zs. f. Württ. Landesgesch. 27,246ff. hält allerdings, wohl zu Unrecht, Mays Zuordnung Werners zum Reichssturmfahnlehen Markgröningen, das er überhaupt erst um 1330 beginnen lassen will, für “mißlungen”.
Nachdem die gleichnamigen Vorfahren Werners IV. in direkter Linie, seit seinem Urgroßvater Werner I. († 1040; Werner II. † 1053, sein Vater Werner III. † 1065/67), “Vorstreiter und Bannerträger” des Königs (primicerius et signifer regis) gewesen waren (s. May a.a.O. 304ff.), ist davon auszugehen, dass auch Werner IV. dieses Amt innehatte (s. May a.a.O. 314 mit Anm. 6). Diesem Amt ist es wohl auch zuzuschreiben, dass ihm (Werinherus comes) die Aufgabe zugefallen war, am 5. Januar 1105 die Reichsinsignien von der Burg Hammerstein nach Mainz zu bringen (vgl. Meyer von Knonau a.a.O. 5,279f. Anm. 1); da dieses Amt mit fast ständiger Anwesenheit am Hofe verbunden gewesen sein wird, geht auch das “jederzeit” der Nachricht von 1605 womöglich auf eine zuverlässige Quelle zurück.
Wenn Noll a.a.O. 28 zu bedenken gibt, dass sich “eine Hessenreise Heinrichs V. zur genannten Zeit” (scil. 1113) nicht nachweisen lässt, so ist dies nicht stichhaltig: Falls nämlich Heinrich den fundus zur Verfügung gestellt hat, muss dies ja vor der Klostergründung geschehen sein; dafür kommt dann am ehesten Heinrichs Zug durch Hessen im Spätherbst des Jahres 1111 (vgl. Stüllein, Itinerar 50) in Betracht, als Heinrich mit D.98 am 9. November in dem ca. 40 km entfernten Hersfeld für Fulda urkundete, weshalb wir das Deperditum zu diesem Zeitpunkt einreihen – Bei Johann Fessler (1501–1572, seit 1543 Würtemberg. Kanzler), “Thesaurus … aller fürnehmbsten Herrschafften … im Hertzogthumb Württemberg” (Hs. J 1 no 21 f. 91–160 im Staatsarchiv Stuttgart, Auszug in Hs. J 1 no 414 f. 44–54; vgl. Klein, Die Hss. d. Samml. J 1 im HStA Stuttg. 87f. u. 303) findet sich (f. 106v), mit der am Rande ausgeworfenen Jahreszahl 1120, folgende Nachricht: Keyser Heinrich der 5. verlihe dise Gravschafft [scil. Gröningen] Wörnern dem Graven zu Württemberg. Diese nur von Fessler gebotene Nachricht ist offenbar ebenso haltlos wie die ebenda unmittelbar anschließende mit der Jahreszahl 1272 (s.a. ausführlicher f. 123r mit derselben Jahreszahl), wonach Kayser Wilhelm u.a. die Gravschafft Grüningen Hardtmanno dem Graven zu Württemberg verliehen habe (vgl. Stälin, Wirtemberg. Gesch. 2,497 zu 1252), wofür nach Burr a.a.O. 247f. das erhaltene D. Wilhelms von Holland von 1252 Juli 12 (B.-Ficker Reg. 5113) die Grundlage bildete, mit dem dieser dem Grafen Hartmann von Gröningen die Lehen Heinrichs von Wemding (in Fesslers Text: Windings gutt) übertrug.