Original (ca. 42,5 b : 19,5/21 h) im Staatsarchiv zu Darmstadt (A);
Rückvermerk des 13. Jh.:
De decimis villarum apud Bopardiam, quam[!] ocupat[!] Hermannus de Millewalt (vgl. dazu ungedruckte Urkunde von 1275 März 25, Goerz, Mittelrhein. Reg. 4,35 no
158; s. Heyen, Fiskus Boppard 106 Anm. 30, Pauly, Erzbistum Trier 2,99); 15. Jh.:
Sub Heinrico V. rege Rom.
Druck aus A: Schannat, Hist. episc. Wormat. 2,64 no
70. – Como, Das kaiserl. Kollegiatstift St. Martin in Worms 15 in deutscher
Übersetzung.
Reg.: Scriba, Hess. Reg. 3,64 no
1014. – Goerz, Mittelrhein. Reg. 1,456 no
1632. – Ficker
in Wilmans, Add. z. Westf. UB 91 no
116/13. – Bresslau
in NA 23,163. – Stumpf
Reg. 3039 und Zusätze S. 538 mit Erwähnung des Siegel-Facs. Bodmanns
(s. Anm. 1).
Neben der in Buchschrift mundierten Urkunde des Propstes Richwin hat
mit Sicherheit kein eigenes Diplom Heinrichs V. über die Erteilung
seiner Zustimmung existiert, vielmehr begnügte sich der König damit,
die Propsturkunde mit seinem Siegel zu versehen – der ausstellende
Propst selbst siegelte nicht –, sie damit letztlich zu seiner eigenen
zu machen, was ihre Aufnahme im vollen Wortlaut rechtfertigt. Dieser
Sachverhalt wird noch dadurch unterstrichen, dass Heinrich auch,
alternativ zum Bischof und vor diesem genannt, als Empfänger der Pön
bestimmt ist. – In dem
episcopo suo
vermutet Friedmann, Speyer und Worms 163 Anm. 818, in unzulässiger Überinterpretation,
einen “Reflex auf den Pontifikat [B.] Adalberts [1070–1107] und seiner
[vier] Gegenbischöfe” (vgl. dazu a.a.O. 138ff.). – Zur Verwendung des
im Frühjahr/Frühsommer 1110 neugeschaffenen 2. Königssiegels vgl. Gawlik
in Festschr. Hausmann
(1987) 529ff.
Heinrichs Zustimmung war zweifellos deshalb erforderlich, weil die
Pfarrei Boppard, um deren Zehntsprengel es in der Urkunde geht, die
Mutterpfarrei des Fiskus Boppard war. Die Kirche war vermutlich im
Laufe des 11. Jh. vom Hochstift Worms an den Propst von St. Martin
gelangt; vgl. dazu Pauly
a.a.O. 29 (zu dieser Frage s. auch Struck, Qu. z. Gesch. d. Klöster u. Stifte d. Mittleren Lahn 2,441 Anm. 3);
zur Zugehörigkeit zu St. Martin und zum Zehntsprengel vgl. ferner Fabricius, Erl. z. gesch. Atlas d. Rheinprovinz 5.2,139f., Heyen
a.a.O. 104ff., Como
a.a.O. 14 sowie Pauly
a.a.O. 26, 46f., 66f., 97ff. und 102.
Demgegenüber behauptet Friedmann
a.a.O. 197ff., bes. 199f. in einer verfehlten Argumentation und unter
Vergewaltigung der Quellen (namentlich des Faktums der Verfügung
Propst Richwins), die Übereignung Boppards vom Bistum an St. Martin
sei erst “zwischen 1115/16 und 1171/1179” erfolgt; da demnach im Jahre
1110 das Hochstift – zwischen 1107 (Tod B. Adalberts, † 1107 Juli 6)
und 1115/16 (schismatische Wahl B. Buggos, † 1149 Dez. 6, und seines
kaiserlichen Gegenbischofs Arnold II., vgl. Holtzmann
in NA 50,308f. und Seibert
in ZGO 143,104ff., zustimmend Schilling, Guido von Vienne 503 Anm. 15, von Friedmann
a.a.O. 162 Anm. 811 bestritten) ohne Bischof – noch Eigentümer
gewesen wäre, interpretiert er das
cum assensu … Heinrici a.a.O.199 Anm. 67 als “Konsens des das bfl. Gut verwaltenden H. V.”!
Das nach Aussage des Textes zweigeteilte Gebiet von Pfarrei und
Zehntsprengel lag auf beiden Seiten des Rheins: Der zu
Sconenberc (der Schöneberg w. Kisselbach, ca. 18 km s. Boppard, mit einer
Feldkirche, vgl. Pauly
a.a.O. 99; s. auch Heyen
a.a.O. 106 Anm. 29) gehörige Teil bildete einen größeren Bezirk (zum
Umfang nach der oben erwähnten Urkunde von 1275 vgl. Heyen
a.a.O. 106 u. 108f., Pauly
a.a.O. 99 und Fabricius
a.a.O. 140) im Süden des linksrheinischen Anteiles des Sprengels.
Das
Spaldo lassen Fabricius
a.a.O. 139, Heyen
a.a.O. 106 und Pauly
a.a.O. 99 ohne Identifizierung (im Register S. 581 spricht Pauly
von “Wüstung nö. Boppard”), wobei Fabricius, mit Fragezeichen, an Spay denkt; da
Spaldo aber zu den rechtsrheinischen Dörfern (ultra Rhenum) zählt, scheidet das linksrheinische Spay (Kr. Mayen-Koblenz) aus und
es kommt nur das südlich von Spay auf der rechten Rheinseite gelegene
Osterspai (Rhein-Lahn-Kreis) in Betracht, das nach Pauly, Siedlung u. Pfarrorganisation im alten Erzbistum Trier 348 auch
tatsächlich, als nördlichster Punkt des rechtsrheinischen Sprengels,
zur Pfarrei Boppard gehört hatte.
Die zweimalige Nennung von
Daleheim hält Pauly, Erzbistum Trier 2,99 für eine irrtümliche Wiederholung, was schon
durch das zwischengeschaltete
item ausgeschlosen erscheint. In Wirklichkeit meint die Urkunde zwei verschiedene Orte; denn nach Fabricius
a.a.O. 140f. hatte das sw. des heutigen Dahlheim gelegene
Niederkestert (nach Pauly
a.a.O. 47f. später, neben Prath und Oberkestert, Filiale von Dalheim)
früher ebenfalls den Namen Dalheim gehabt.
Anlass für Heinrichs schon eine Woche währende Anwesenheit in Worms
war nach der Vita Erckenberti (Boos, Mon. Wormatiensia 138, vgl. Goerz
a.a.O. 1,456 no
1631; gleiche Nachricht in der um 1555 angelegten Hs. C 1 C no
115 f. 42a des Staatsarchivs Darmstadt, zur Hs. vgl. Repert. d. Hess.
StA Darmstadt 5, Hss., Abt. C 1, 3. Aufl., S. 193 no
576) die am 6. Juni erfolgte Neuweihe des durch einen Brand
beschädigten Domes (partim incendio perierat):
Anno … 1110, indictione tertia, … accidit, ut Henricus imperator
quintus rex veniret Wormatiam … petivit ab episcopo Buggone [= falsch, s. oben], ut in praesentia eius domus ipsa consecraretur, quo piae petitioni
eius annuente a Brunone Trevirensi archiepiscopo cooperantibus Brunone
Spirensi episcopo, Eberhardo [so Hs. statt
Renouardo der Vita] Eystetensi episcopo, Alvino [Hs.:
Albuino] Mersburgensi episcopo et Herwigo Misnensi episcopo [zu diesem s. D.37] … 8. idus iunii (Prädikat fehlt); bei Stüllein, Itinerar 46 ist (unter Berufung auf Schlechte, EB. Bruno 87, der jedoch den 6. Juni nennt) fälschlich der 5. Juni
und bei Hotz, Der Dom zu Worms 24 sogar der 12. Juni (wohl Verwechslung mit dem
Datum von D.334) angegeben.
Eine vollständigere Liste der bei der Domweihe anwesenden Bischöfe
ergibt sich aus der Datierungsformel einer (in Stumpf
Reg. 3039 erwähnten) Notitia von 1110 (ohne Tag), wonach der Propst
Hartwig von St. Paul zu Worms eine Seelgerätstiftung B. Arnolds I.
(1044–1065) für sein Stift erneuerte (Schannat
a.a.O. 2,62 no
69 = Boos, UB d. Stadt Worms 1,51 no
60; Stumpf
a.a.O. macht daraus eine “gleichzeitige Urk. des Bischofs Arnold von
Worms mit Zeugen, darunter ‘Adalberto canc.’”, wiederholt bei Meyer von Knonau, Jahrb. 6, 120 Anm. 6; zur Richtigstellung vgl. Holtzmann
a.a.O. 309 Anm. 1; Friedmann
a.a.O. 199 Anm. 7 versieht die Hartwig-Urkunde fälschlich mit dem
Datum “1110 VI 12”, offensichtlich eine Verwechslung mit dem Datum des
D.334):
Haec autem concessio facta est anno … MCX, … indictione III., Brunone
Treverensi archiepiscopo teste cum caeteris archiepiscopis et
episcopis, Friderico archiepiscopo [von Köln], Burchardo Monasteriensi episcopo, Ottone Bambergensi episcopo,
Albewino Merseburgensi episcopo, Erlungo Wirzeburgensi episcopo,
Brunone Spirensi episcopo, Adalberto cancellario … – Aus der großen Zeugenliste dieser Urkunde stammen übrigens die bei Como
a.a.O. 15 als angebliche Zeugen von D.334 angeführten Kanoniker des
Martinsstiftes.
Zur Anwesenheit B. Ottos von Bamberg vgl. D.*51, zu den übrigen vgl. Meyer von Knonau
a.a.O. 115 Anm. 5 und Friedmann
a.a.O. 163 Anm. 817 u. 819. – Die beiden langjährigen Elekten (vgl.
dazu die Daten bei Wenner
in Archiv f. Hess. Gesch. N.F. 19,36 no
12 und 39 no
20), B. Bruno von Speyer und B. Eberhard I. von Eichstätt, waren
zuvor, wohl im Mai 1110, in Speyer auf päpstliches Geheiß von EB.
Bruno von Trier geweiht worden, vgl. dazu das Ladungsschreiben EB.
Brunos an B. Otto von Bamberg nach Speyer auf 14 Tage nach Ostern
(April 10) zur Mitwirkung an der Weihe (Cod. Udalr. ed. Jaffé
no
144 [ebenda no
145 ein paralleles Einladungsschreiben des Speyerer Klerus an Otto]; Heidingsfelder, Eichstätter Reg. 96 no
292, mit aus Jaffé
a.a.O. 261 Anm. 1 übernommener falscher Datierung von
resurrectio auf März 27; da die Weihe jedoch vermutlich in Anwesenheit Heinrichs
erfolgte, hatte sich angesichts des am 27. Mai in Speyer ausgestellten
D.50 der von Bruno avisierte Weihetermin, um den 24. April,
anscheinend verzögert); zu den Gründen für die Verzögerung der Weihe
bei B. Eberhard s. Heidingsfelder
a.a.O. 91f.