Heinrich erklärt die Lehnsvergabungen des Abtes Poppo II. von Stablo durch Urteil für ungültig und restituiert dem Konvent aufgrund eines Hofgerichtsurteils die von dem Grafen Gottfried von Namur entrissene villa Tourinne-la-Chaussée.
(1111–1125).
Vorbemerkung Thiel, Stand: 2010
Stumpf Reg. –.
Der (im Original womöglich nachgetragene) Schluss der Dispositio des nur kopial überlieferten, in Stablo ausgestellten DLo.III.35 von 1131 April 13 (= B.-Petke Reg. 273; Petke spricht fälschlich von Walther von Kerpen, ebenso im Register S. 444 u. 469; van Rey in Ann. Niederrhein 186,38 versieht sogar, in ausdrücklicher Unterscheidung von dem Werner von Kerpen von 1110/D.49, den Kontrahenten von 1131 [“diesmal”] mit dem Vornamen Wilhelm!) lautet folgendermaßen (mit einem Schluss-Zusatz wörtlich wiederholt in DLo.III.93 von 1136 August 17 = B.-Petke Reg. 498): Omnia vero benefitia [D.93: -fic-], que abbas Poppo secundus dedit, lege sempiterna dampnamus et irrita esse iuxta predecessoris nostri imperatoris nostri [! fehlt D.93] Heinrici sententiam decernimus. Villam Turnines, que ad mensam fratrum pertinet, quam eis Godefridus comes Namucensis iniuste abstulit quamque iudicio curie in manu imperatoris Heinrici refutavit, iure perpetuo fratribus confirmamus. Et villam Vilippam iuxta privilegium eiusdem imperatoris [vgl. dazu D.49], quam Warnerus de Kerpene iniuste invaserat, fratribus eterna firmitate restituimus. Terminos banni leuge [= Immunität] iuxta decreta omnium antecessorum nostrorum regum videlicet et [D.93: ac] imperatorum confirmamus et banni nostri interpositione munimus.
Es scheint denkbar, dass der allgemeine Widerruf der Belehnungsakte Abt Poppos II. (1103–1119) durch sententia und das (sich evtl. darauf gründende) Restitutionsverfahren gegen Gottfried v. Namur im Rahmen eines iudicium curie zeitlich nicht zusammenfielen, so dass wir dafür letztlich mit zwei Deperdita Heinrichs V. (zu einem weiteren s. unten) zu rechnen hätten; dafür spricht immerhin, dass Lothar III., sozusagen aufzählend, sich für beide Vorgänge, genauso wie für das privilegium D.49 betr. Villip, jeweils gesondert auf Heinrich V. beruft.
Übrigens sind wohl beide Deperdita relativ spät anzusetzen: Dies gilt vor allem für den Widerruf der Belehnungen durch Poppo, da man davon ausgehen darf, dass erst Poppos Nachfolger, Abt Werner, oder gar erst dessen Nachfolger, der seit 1124 belegte Abt Kuno (s. Monasticon belge 2,81; Wehlt, Reichsabtei 353 lässt auf Abt Poppo II., für den er 1105–1123 als Amtszeit angibt, unmittelbar Abt Kuno mit der Amtszeit 1123–1130 folgen), diesen Widerruf betrieben hatte. Aufgrund der Wortwahl (iuxta … sententiam decernimus) ist es sogar vorstellbar, dass es erst Lothar III. gewesen ist, der das Hofgerichtsurteil Heinrichs, das dann wohl erst im Jahre 1125 kurz vor Heinrichs Tod ergangen wäre, exekutierte. Der Besitz des schon früher einmal entfremdeten und durch DO.II.97 von 975 März 3 dem Kloster restituierten Tourinne war wohl weiterhin gefährdet, weshalb Lothar III. vom Kloster um dessen ausdrückliche Bestätigung gebeten worden sein wird; und es befand sich auch bald wieder in der Hand Gottfrieds v. Namur († 1139), den daher Konrad III. mit seinem D.5 von 1138 April 11, unter stillschweigender Übergehung Heinrichs V. und Lothars III. mit direkter Berufung auf die Rückgabe durch Otto, kraft Hofgerichtsurteils erneut zur Rückgabe zwingen musste (zur Restitution von Tourinne und Villip vgl. auch DF.I.1 von 1152).
Zu Beginn der Dispositio des DLo.III.35 (mit Variation des Anfangs ebenso in D.93) heißt es außerdem: … privilegia, que illi ecclesie a regibus Sigiberto, Hilderico, Clodoueo, Dagoberto … data sunt sive ab imperatoribus Karolo, Ludouuico et tribus Ottonibus, Cuonrado etiam et quinque Heinricis et ceteris fidelibus, qui eidem ecclesie aliqua bona contulerunt, confirmamus et roboramus (D.93: Quecumque igitur ecclesie tue [scil. Wibalds], idest Stabulensi, a regibus Sigiberto … et corroboramus).
Dieser Stelle, in Verbindung mit dem iuxta decreta omnium antecessorum hinsichtlich der Immunität, muss man entnehmen, dass Stablo auch von Heinrich V. – als drittes aus DLo.III.35 sich ergebendes Deperditum – ein umfassendes privilegium empfangen hatte, von dem sich allerdings keine Spur erhalten hat. Die Zahlangabe quinque wird in dem DLo.III.119 von 1137 bei der Aufzählung der Vorgänger-Diplome wiederholt (S. 192 Z. 3: Heinricorum quinque), jedoch in dessen Nachurkunde, dem DKo.III.5 von 1138 (S. 10 Z. 3), und ebenso in DF.I.1 von 1152 (S. 1 Z. 39) ist dies zu trium Henricorum geändert, wobei darunter im Konrad III.-Register (S. 678) Heinrich III., IV. und V., im Barbarossa-Register (S. 404) jedoch Heinrich II., III. und IV. verstanden werden! Erhaltene entsprechende Heinrich-Diplome sind DH.II.238, DH.III.51 und DDH.IV.160 u. 408.