Die Urkunden Heinrichs V. und der Königin Mathilde
<<*326.>>

Unecht?

Heinrich bestätigt dem Kloster San Salvatore di Sesto bei Lucca die Besitzungen.

(1111–1124).

Vorbemerkung Thiel, Stand: 2010

Stumpf Reg. –.

Erwähnt in dem nach Zinsmaier auf echter Grundlage beruhenden, zu Anfang des 15. Jh. verfälschten D. Ottos IV. von 1210 März 4 (Winkelmann, Acta 31 no 36; B.-Ficker Reg. 358; vgl. Zinsmaier, Urk. Philipps von Schwaben u. Ottos IV. 134 no 358) für das Kloster sancti Salvatoris et Salmiani de Sexto prope paludem (Variationen der Benennung: sancti Salv. et Salm. prope paludis sancti ordinis sancti Benedicti de palude; monasterium sancti Salv. et Salm. Sextense; mon. s. Salv. et Salm. prope predicto palude Sesti) … in territorio Lucano …: … quae omnia … corroboramus, spetialiter sive ipsum paludem sive lacum … et etiam omnia bona mobilia et immobilia, que ab Aerico III. et IIII., Lotario et Federico et Henrico Romanorum imperatoribus et quecunque imperatores eidem monasterio … largiti sunt et etiam ab Henrico VI., ab inclyto rege Conrado [III.?] bone memorie datos et concessos et confirmatos et que a marchione Thedaldo [Großvater Mathildes] et a progenitoribus[!] suis Bonifacio [Vater Mathildes] et Alberto marchionibus et a nobilissima contessa Matthilda et duce Velfone … cum presenti privilegio corroboramus …

Über die Echtheit der erwähnten Herrscherurkunden ab Aerico III. lässt sich, da keine von ihnen erhalten ist, kein absolut sicheres Urteil fällen, doch sind sie wohl insgesamt in Zweifel zu ziehen (vgl. Vorbemerkung zu D.267): Das bei Stumpf Reg. 2972 mit dem unpassenden Ausstellort (Susa di) Savoia zu 1104 Sep. 22 verzeichnete D. Heinrichs IV. ist jedenfalls bei DDH.IV. S. 686 Anh. no XXIII als Fälschung bezeichnet; ebenso das D. Lothars III, vgl. B.-Petke Reg. † 355; zum D. Barbarossas vgl. DF.I.*1238 (vgl. auch Haverkamp, Herrschaftsformen 1,123 Anm. 58); zu demjenigen Heinrichs VI. vgl. B.-Baaken Reg. 657; zur von ihnen als unecht verzeichneten Urkunde der Markgräfin Mathilde vgl. Goez, Urk. Mathildes Dep. † 110, die darauf hinweisen, dass die canusinischen Markgrafen “in falscher Reihenfolge” aufgeführt werden, und auch für Zinsmaiers Annahme einer echten Vorlage des D. Ottos IV. “keinerlei Anhaltspunkte” sehen.

Die im Text erwähnten beiden Heinrich-Diplome sind im Register zu DDF.I. Bd. 4,566 sowie bei Zinsmaier a.a.O. auf Heinrich III. u. IV. bezogen; wegen des imperator-Titels ist aber eher in Betracht zu ziehen, dass Heinrich IV. und Heinrich V. gemeint sind (vgl. auch Goez a.a.O. Register S. 533 mit “ob [Heinrich] IV. oder V.?”). Das wird zur Gewissheit, wenn man bedenkt, dass die mit DH.II.425 von 1020 einsetzende ältere Reihe der Diplome für Sesto (vgl. It. pont. 3,457 u. Vorbemerkung zu D.267), endend mit dem echten Original des DH.III. 307 von 1053, vollständig übergangen ist; man konzentrierte sich offensichtlich auf die – für die Erwirkung des DO.IV. vorgelegten und evtl. erst zu diesem Zweck gefälschten – “jüngeren”, d.h. datumsmäßig nach dem D. Heinrichs III. liegenden und demnach mit einem D. Heinrichs IV. einsetzenden “Diplome”. – Und wenn nach D.267 Heinrich V. im Jahre 1124 die Ansprüche des Reiches auf Sesto aufgab, spricht dies nicht dagegen, sondern eher dafür, dass man bei den späteren Fälschungen gerade auf die Herstellung eines auf den Namen Heinrichs V. lautenden Falsum nicht verzichtete. Allzu spekulativ erscheint allerdings die Annahme, Heinrich könnte im Jahre 1117, als er offensichtlich eine erst 1124 anerkannte Bestätigung der Unterstellung Sestos unter Camaldoli verweigerte (s. D.267), tatsächlich ein nochmals die Reichszugehörigkeit des Klosters aussprechendes Diplom ausgestellt haben.

Zu dem ehemaligen, ca. 10 km sö. Lucca gelegenen Benediktinerkloster in Sesto (heute Wüstung im Bereich der Siedlung Badia knapp östlich von Colle di Compito com. Capannori, am inzwischen trockengelegten Lago di Sesto/Alveo del Lago di Bientina) vgl. It. pont. 3,456f., Schwarzmaier, Lucca u. das Reich 375ff. und Onori, L’Abbazia di San Salvatore a Sesto (mit Karten S. 10/11 u. 17).