Vorbemerkung Thiel, Stand: 2010
Stumpf Reg. –.
a) In der anonymen Reichenbacher Klosterchronik (Abschrift im Kopialbuch von 1402, Kl. Reichenbach Lit. 1/2 f. 12r im Staatsarchiv zu Amberg; Abschrift des 17. Jh. in Hs. 39/2 p. 656 im Stiftsarchiv St. Paul im Lavanttal; fehlerhafter Druck: Oefele, Rer. Boic. SS 1,402) heißt es im Anschluss an den Bericht über die Erwirkung des Privilegs P. Calixts II. von 1122 März 24 (JL 6957; Germ. pont. 1,302 no 1) durch den Markgrafen Diepold III. von Vohburg († 1146): Idem faciens aput imperatorem predictum [= Rückbezug auf die eröffnende Datierung, s. unten], qui eandem ecclesiam suscepit in protectionem regie maiestatis muniens eam regalibus instrumentis.
Das Original des Deperditums, an dessen Existenz zu zweifeln kein Anlass besteht, ging womöglich wie das in DF.I.832 von 1182 Sept. 29 erwähnte D. Konrads III. (über eine Güterschenkung) beim Klosterbrand von 1181 zugrunde, vgl. Baumann, Trad. Reichenbach 66* Anm. 2. Ob sich aus der Abfolge der Erwähnung in der Chronik zwingend ergibt, dass das Deperditum jünger war als das Calixt-Privileg, muss letztlich offen bleiben; doch spricht dafür die Tatsache, dass dort Heinrich nicht erwähnt ist, was auch für die Urkunde des Markgrafen von 1135 Juni 15 (Mon. Boica 27,10 no 10; Ried, CD Rat. 1,196 no 210) gilt.
Aus dem inhaltlichen Rückbezug (idem) auf das Papstprivileg darf geschlossen werden, dass es wie dieses u.a. Bestimmungen über freie Abt- und Vogtwahl enthielt, so dass die Annahme naheliegt, dass das Deperditum für das hirsauisch ausgerichtete, von dem hirsauischen Kloster Kastl aus besiedelte (s. unten) Kloster nach Hirsauer Formular verfasst war; vgl. Jakobs, Die Hirsauer 72, ohne Erwähnung von D.*325.
b) Aus der Chronik kann vermutlich ein zweites Deperditum Heinrichs V. wohl des Jahres 1118 erschlossen werden: Dort ist nach der die Klostergründung durch Diepold und seine Gemahlin Adelheid und auf Bitten seiner Mutter, der Zähringerin Liutgard (vgl. dazu Bosl in Verh. Oberpfalz 89,47ff.), im Jahre 1118 berichtenden Eröffnung (Anno domini millesimo CXVIII, regnante Hainrico quarto imperatore … Diepaldus marchio de Vohburkch petitione matris sue Leukardis et uxoris sue Alhaidis cepit construere monasterium in Reichenbach …) geschildert, dass die Stiftung auf einem Gelübde Liutgards beruhte, dass diese nach wiederholtem Drängen auf Zustimmung des Sohnes selbst mit dem Klosterbau begonnen hatte, während der Sohn lieber eine Burg errichten wollte (… tandem precibus, quibus potuit, institit suo filio marchioni, ut locus in Reichenbach deo et beate Marie … manciparetur; et cum iam duabus vicibus consensum filii impetrasset et fundamentum ponere cepisset, cepit ei resistere marchio, quia volebat civitatem et castrum in prenominato loco posuisse); darauf folgt dann: Tunc ipsa Leukardis mittens manum ad fortia obtinuit per ordinem iudiciarium coram imperatore predicto, quod ipse marchio filius eius tunc plenarie consensit et … cepit esse auctor fundacionis et construxit et large ditavit locum prediis … et monachos ordinis sancti Benedicti ibidem instituit vocans de monasterio Castello … quosdam fratres, inter quos fuit Witigo, primus abbas huius loci [† 1119 Okt. 21], et Erchengerus carnalis frater eius [= 2. Abt, † 1176 Febr. 9]; vgl. Baumann a.a.O. 62*ff.
Aus den chronologischen Angaben der Chronik ist nicht klar ersichtlich, ob sich die am Anfang stehende Jahresangabe 1118 auf den ersten Baubeginn bezog oder auf die endgültige Inangriffnahme des Klosterbaues. Wahrscheinlich ist aber letztere gemeint; denn das diese initiierende gerichtliche Eingreifen Heinrichs, dessen rechtlichen Grundlagen unklar bleiben, kann jedenfalls erst im Herbst des Jahres 1118, nach Heinrichs Rückkehr vom 2. Italienzug, an dem der Markgraf übrigens nicht teilgenommen hatte, erfolgt sein. Nachdem uns das Herrscheritinerar bis ins Frühjahr 1119 unbekannt ist (vgl. Stüllein, Itinerar 76ff.), müsste Heinrich aufgrund des coram imperatore in dieser Zeit auch Regensburg und die Oberpfalz aufgesucht haben, am ehesten im September/Oktober 1118 bei einem Abstecher von Augsburg aus, das er auf dem Rückweg aus Italien berührt hatte (s. Stüllein a.a.O. 76 Anm. 2).