Die Urkunden Heinrichs V. und der Königin Mathilde
<<*312.>>

Unsicher.

Heinrich schenkt dem Stift St. Simon und Juda zu Goslar einundzwanzig Hufen in Barnstorf.

(1111–1125?).

Vorbemerkung Thiel, Stand: 2010

Stumpf Reg. –.

In dem zwischen 1174 und 1195 entstandenen ältesten Güterverzeichnis des Domstifts Goslar heißt es (Bode, UB d. Stadt Goslar 1,329 no 301; zur Datierung vgl. ebenda S. 335ff.): Heinricus rex quartus contulit ecclesie nostre in villa, que dicitur Bernhardesdorf, XX mansos et unum, in pago Terlingen sitos; et inde habemus privilegium. – Unmittelbar anschließend folgt ein Eintrag über die Schenkung von Sollnitz (Stadt Dessau) durch Heinrich III. (D.257 von 1050 Nov. 24) und deren, nach zwischenzeitlicher Entfremdung, durch Heinrich IV. (D.224 von 1069 Okt. 26) erfolgte Erneuerung, mit gleichem Anfang, jedoch unter Weglassung der Ordinalzahl (Heinricus rex contulit ecclesie nostre …; die Formulierung des folgenden Textes verwendete sowohl DH.III.257 als auch DH.IV.224, vgl. Dahlhaus in Die Salier u. das Reich 2,413 Anm. 341), und abschließend mit: et de hoc habemus privilegium, bonis tamen his caremus et superioribus sitis in Bernhardesdorf.

In dem in der Mitte des 13. Jh. gefälschten DF.I.†1077 von 1188 Aug. 8 wird in einem Schlusssatz der Dispositio, der die Restitution der von Kl. Königslutter entfremdeten bona … in villa Bernesdorp verfügte, gleichfalls auf das Deperditum Bezug genommen: … cum tamen ipsa ęcclesia Goslariensis eadem bona titulo iustę acquisitionis adepta fuerit, exhibito super hoc nobis autentico scripto domini Henrici Romanorum imperatoris IIIIti.

Wenn in DH.IV.*225, wo unter a ein Auszug aus dem Barbarossa-Diplom und unter b aus dem Güterverzeichnis mitgeteilt ist, das in beiden Texten erwähnte Deperditum eindeutig Heinrich IV. zugesprochen, überdies wegen des rex des Güterverzeichnisses in seine Königszeit und in die zeitliche Nähe des DH.IV.224 gestellt wird, so beruht dies auf der fehlerhaften Wiedergabe des Schlusses des Barbarossa-Textes mit … Henrici Romanorum imperatoris III., wodurch Kongruenz zwischen den in beiden Texten verwendeten Ordinalzahlen für Kaiser- und Königstitel bestünde; die als Grundlage des a-Auszuges zitierten Drucke in MGH Const. 1,457 no 320 und bei Bode a.a.O. 348 no 315 lesen jedoch beide imperatoris IIII. bzw. imperatoris IIIIti! – Dahlhaus a.a.O. 413f., der (414 Anm. 345) den Fehler des DH.IV.*225 vermerkt und die Zuweisung des Deperditums an Heinrich IV. als “zu bestimmt” bewertet, spricht daher von “Heinrich IV. oder Heinrich V.”

Obwohl offen bleiben muss, ob der Ordinalzahl beim Kaiser- oder beim Königstitel das größere Gewicht beizumessen ist, jedenfalls ein Deperditum Heinrichs V. grundsätzlich nicht ausgeschlossen werden kann, scheint tatsächlich doch mehr für dessen Zuweisung an Heinrich IV. zu sprechen: Nass, der in AfD 36,143ff. dem Gründungsprivileg für Königslutter, DLo.III.74 von 1135 Aug. 1 (= B.-Petke Reg. †450) eine eingehende Untersuchung widmete und feststellte, dass die ganze Besitzliste (darin: in Bernestorp XII mansos) erst im frühen 13. Jh., vor 1235/39, interpoliert wurde (a.a.O. 147ff. u. 157), weist darauf hin (a.a.O. 148), dass Barnstorf(-Warle Kr. Wolfenbüttel) ein alter Besitzort der Grafen von Haldensleben war und dass Heinrich IV. diesen konfisziert haben könnte, als er die Haldenslebener Erbtochter Gertrud († 1116), die Witwe Hz. Ordulfs von Sachsen († 1072), in den Jahren 1074/76 in Gefangenschaft hielt (vgl. Fenske, Adelsopposition 65 u. 255), weshalb er auch (a.a.O. 146f.) die Barbarossa-Stelle immer auf Heinrich IV. bezieht und sogar meint, dass “an der Existenz einer Urkunde Heinrichs IV. aus seiner Königszeit für das Stift Goslar nicht zu zweifeln ist”.