Die Urkunden Heinrichs V. und der Königin Mathilde
<<*308.>>

Unecht.

Heinrich urkundet für das Kloster Bobbio.

(1111–1125).

Vorbemerkung Thiel, Stand: 2010

Stumpf Reg. –.

In dem gefälschten Diplom Friedrichs I. für Bobbio, DF.I.†1032 von angeblich 1153 März 28, heißt es (S. 323 Z. 29ff.): … quatenus … confirmationis privilegium iuxta felicium decessorum nostrorum augustorum, Hlotarii scilicet ac Hludovici filii eius, Karolimanni et fratris eius Karoli, Ottonis III., Henrici quarti et digne recordationis Conradi secundi, concedere dignaremur de comitatu Bobiensi et eius iuribus universis …, ferner (S. 324 Z. 19ff.): Insuper autem, quemadmodum imperatores sive reges, nostri regni antecessores augusti, videlicet Otto primus, Otto secundus et Otto tertius, Henricus quartus et Conradus secundus, absolverunt rectores pręfati cęnobii a pręstatione fidelitatis, sicut in eorum auctoritatibus insertum esse cognovimus …

Das als DH.IV.*517 wohl fälschlich Heinrich IV. zugesprochene (ebenso schon Buzzi, CD di Bobbio 3,166 no 12 zu 1084–1105) Deperditum gehört aufgrund der kaiserlichen Ordinalzahl quartus sicher Heinrich V. – Wie die anderen in Barbarossas Falsum (unvollständig) erwähnten älteren Herrscherdiplome gehörte unser Deperditum zweifellos zu einer umfangreichen Bobbieser Fälschungsgruppe, die mit DLo.I.†144 von 846 einsetzte, des weiteren DKa.III.†182, Hugos u. Lothars Diplom von 939 (ed. Schiaparelli D.51), DDO.I.†412 (von den Herausgebern noch als echt bezeichnet) u. †465, DO.II.†322, DO.III.†335 und DKo.III.*94 (Auszug) umfasste und deren letztes Glied das DF.I.†1032 bildete; vgl. dazu, neben Buzzi a.a.O. 29ff. und Hirsch in der Kehr-Festschr. “Papsttum u. Kaisertum” 347ff., die Vorbemerkungen zu den einzelnen Editionen.

Als Original ist keines der Falsa erhalten, die meisten sind nur durch ein notarielles Transsumpt von 1313 nach einem Notariatsinstrument von 1172 überliefert. – Dass unser D. keine Aufnahme in das Transsumpt fand, hat es gemeinsam mit einem heute gleichfalls verschollenen D. Ludwigs I. (Cipolla, CD di Bobbio 1,135 no 33) sowie mit DO.I.†412, DO.II.†322 und DF.I.†1032, für welche die Herausgeber sich nur auf andere Einzelüberlieferungen stützen konnten, für letzteres auf eine Abschrift erst aus dem 18. Jh. Da alle Spuria unter Verwertung echter Vorlagen verfertigt wurden, ist auch für unser Stück die Existenz eines zugrundeliegenden echten Diploms Heinrichs V. anzunehmen, das wegen der Nennung des Henricus quartus in beiden Textzusammenhängen des DF.I.†1032, wie die anderen Falsa auch, einerseits den Anspruch des Klosters auf Grafschafts- und Gerichtsrechte und andererseits die Befreiung vom Fidelitätseid zum Gegenstand gehabt haben dürfte. Die Ausstellung wird wohl nur während eines der beiden Italienzüge Heinrichs vermutet werden können, wobei am ehesten an den zweiten und genauer an den Sommer des Jahres 1116 zu denken ist, als sich Heinrich in Alessandria (D.186) und im Monferrato (DD.187–189) aufhielt; ein Besuch in dem weit abgelegenen Kloster (ca. 60 km sö. Alessandria und ca. 40 km sw. Pavia) ist mit Sicherheit auszuschließen.