Die Urkunden Heinrichs V. und der Königin Mathilde
<<†305.>>

Unecht.

Heinrich bestätigt dem Kloster St. Jakob zu Lüttich zwei Güter zu Colombier und Bilstain, die anlässlich der im Kloster erfolgten Beisetzung des Tiebald von Fouron in dessen Auftrag durch seine Witwe Guda und seinen Neffen Arnulf, der mit Zustimmung von Abt und Konvent die Vogtei darüber erhielt, dem Kloster übergeben worden waren, sowie ein Gut zu Strohn, das Guda vogtfrei übertragen hatte.

Lüttich, 1125 März 31.

Vorbemerkung Thiel, Stand: 2010

Abschrift des 18. Jh. in Ms. 2927 f. 9r–v der Universitätsbibliothek zu Lüttich, von anderer Hand als “Extrait des registres de St. Jacques” bezeichnet (B); Hinweis auf “les registres de l’abbaye” und eine andere Überlieferung auch in Schlußbemerkung des Druckes bei Ernst.

Drucke: Reiffenberg in Compte-Rendu de la comm. royale d’hist. 1.9,105 no 4 (r). – Ernst, Histoire du Limbourg 6,125 no 38, nach “Copie prise sur l’original par M. Bertrand, souscompteur de l’abbaye de St. Jacques, qui me l’a communiquée” (e). – Wolters, CD Lossensis 37 no 63 (w). – Muller-Bouman, OB sticht Utrecht 1,288 no 314 Auszug aus Ernst.

Reg.: Brom, Reg. sticht Utrecht 1,64 no 311. – Coenen, Limburg. oork. 1,128 no 277. – Genicot, Études sur les principautés lotharing. 118. – Stumpf Reg. 3209.

Ob die von Ernst mitgeteilte Berufung auf das verlorene Original als Vorlage für die ihm vermittelte Abschrift zutrifft, lässt sich nicht mehr klären. Die Drucke, die nicht von der ihrerseits stellenweise fehlerhaften (vgl. Anm. c, e, m”, aq), aber insgesamt besseren Überlieferung B abhängen und deren Varianten wir deshalb vollständig zitieren, gehen aufgrund zahlreicher Übereinstimmungen (vgl. Anm. a, c, a’, y’, z’, f”, m”, r”, af, aq, bc, besonders Anm. u”) offensichtlich auf eine andere gemeinsame Vorlage zurück, r und w haben aber beide eine nochmals von dieser abgeleitete Vorlage benützt (vgl. Anm. e, v’, w’, p”, q”, y”, z”, ab, az–bb), die besonders von w äußerst fehlerhaft wiedergegeben wurde (vgl. Anm. v, w, p’, r’, d”, e”, ag, ax, ay, bg). – Die kopiale Überlieferung B war übrigens der bisherigen Literatur unbekannt.

Die Unechtheit des D.†305 hat als erster Niermeyer festgestellt (Onderzoekingen 90ff.), der in seiner nicht in allen Punkten zutreffenden Begründung es u.a. zu Recht für ausgeschlossen hält, dass St. Jakob neben dem echten D.276 von 1125 März 31 am selben Tag noch ein zweites Diplom erhalten hätte; Niermeyers Fälschungsverdikt hat die spätere Literatur bestätigt, vgl. u.a. Stiennon, Étude sur le Chartrier et le Domaine de l’Abbaye de Saint-Jacques de Liège 124f. und Kupper in Publ. de la sect. hist. de l’inst. de Luxembourg 98,97 Anm. 6.

D.†305 ist tatsächlich eine auf der Grundlage des D.276 (= VU.I), aber “sine dolo” (vgl. weiter unten) hergestellte Totalfälschung, die von dort außer dem Protokoll insbesondere den ganzen Schluss (ab Anm. t”) einschließlich der Datierung übernommen hatte; in der Zeugenliste (zu einem Fehler vgl. Anm. aw) sind aus der Liste von VU.I zwei Namen ausgelassen (vgl. Anm. ar und av; Niermeyer a.a.O. 92 vermerkt nur die Auslassung von Anm. av); ungewiss bleibt, ob das Fehlen der dortigen Unterfertigungszeilen schon auf das verlorene Original des Falsum zurückgeht, oder ob es sich dabei um einen Kopistenfehler handelt. Die sklavische Abhängigkeit von VU.I verrät sich vor allem dadurch, dass das Tagesdatum, dessen dortige falsche Plazierung am Ende der Datumzeile durch eindeutige Nachtragung verursacht war, diese Stellung auch hier behielt. – Nicht aus VU.I, sondern aus dem DH.IV.398 von 1088 April 23 (= VU.II) sind eigenartigerweise die Arenga und die Publikatio übernommen.

Ganz ungewiss erscheint, inwieweit auch im Kontext anzutreffende sporadische Übereinstimmungen mit VUU. I und II tatsächlich auf deren Benützung zurückzuführen sind und der von uns für diese Stellen verwendete Petitsatz seine Berechtigung hat; dies gilt auch für die durch VU.-Ziffern am Rande und durch Petitsatz gekennzeichneten möglichen Entlehnungen aus einer undatierten Urkunde Abt Stephans II. von St. Jakob (= VU.III; vgl. D.276/VU.III) und aus DH.IV.470a von 1101 Juni 1 (= VU.IV); in letzterem begegnen, unter den Zeugen de Leodiensi militia, auch Boso von Bra (ca. 15 km sw. Stablo; vgl. Anm. a” und b”) sowie der Klostervogt Reiner (hinter Wilhelmus de Dolehen; ebenso auch, in umgekehrter Reihenfolge, in DH.IV.470b), Arnulfus de Roden (dieser auch in D.470b) und Tiebaldus de Falkenberge. – Denkbar ist demgegenüber, dass hier, wie das ut scriptæ sunt … in der Korroboratio (Z. ■) nahelegt, zwei rund 20 Jahre ältere Privaturkunden samt ihren Zeugenlisten womöglich wörtlich inseriert sind und die Übereinstimmungen mit den Vorurkunden schon dort enthalten waren.

Das 1. “Insert” ist zeitlich festgelegt durch den Tag der Beisetzung des Tiebald von Fouron(-Valkenburg-La Haye), dessen Todestag nicht überliefert ist: Kupper a.a.O. hatte fälschlich in DH.IV.470a von 1101 (s. oben: T. de Falkenberge) seine letzte Erwähnung sehen wollen. Es gibt jedoch für ihn noch Belege in einer Urkunde von 1104 Okt. 3 (Halkin-Roland, Receuil des chartes de Stavelot-Malmedy 1,274 no 135; vgl. Roland in Ann. de la Société archéol. de Namur 20,107 zu 1104 Sept. 3) sowie in zwei Urkunden ohne Tagesdatum aus dem Jahre 1105 (a.a.O. 277ff. no 136 [mit dem Spitzenzeugen Arnulfus frater Tyeboldi] und no 137); in allen drei Urkunden wird er (in no 137 mit der Benennung de Haia) als subadvocatus von Stablo bezeichnet, was er auch schon im Jahre 1102 war (a.a.O. 270 no 132, dort wie auch in no 136 mit der Bezeichnung advocatus).

Aufschlussreich ist davon besonders no 137, mit der Abt Fulmar dem Konvent von Stablo zwei als Lehen heimgefallene Mühlen überlässt, von denen gesagt ist: Thiebaldo de Haia subadvocato nostro, qui ea sibi in benefitium dari postulabat, pretermisso; in der Datierung heißt es nun zunächst: Acta sunt hec anno … Alberto comite Namucensi, Stabulensis ecclesie maiori advocato, Thietbaldo de Haia subadvocato, anschließend jedoch: Huius traditionis testes sunt: Albertus comes … et Adelardus de Liesen subadvocatus. Die wegen offenbar schlechter Redaktion (Umkehr von Handlungs- und Beurkundungsdaten) schwer zu harmonisierenden Angaben wird man wohl so interpretieren müssen, dass während der vorbereitenden Verhandlungen Tiebald noch lebte, dieser aber in der vermutlich relativ kurzen Zeit bis zur endgültigen Übergabe an den Konvent gestorben war, was seine ursprüngliche Bitte um Belehnung obsolet gemacht hatte (das pretermisso scheint auch eine schlechte Wortwahl), und von Adelard (II.) von Lizen (com. Ouffet prov. Liège) als Untervogt abgelöst worden war, der übrigens dieses Amt auch schon in den Jahren 1095 und ca. 1100 (a.a.O. 264 no 129 und 268 no 131) wahrgenommen hatte; zur Existenz von Untervögten in den Jahren 1088–1138 vgl. Petit in Publ. … de Luxembourg 98,143f., Liste der Inhaber bei Halkin-Roland S.VIIIf.

Tiebald wäre demnach irgendwann im Jahre 1105 gestorben. Da andererseits im 1. “Insert” noch als Spitzenzeuge Tiebalds Vater erscheint, der comes Cuno (von Montaigu), fällt es vor den Tod Cunos, für den der 30. April 1106 überliefert ist (Cantatorium sive Chronicon sancti Huberti c. 98, ed. Hanquet 253; vgl. dazu Roland a.a.O. 108, ebenda 111f. zu Cunos Nennung in D.†305; Boeren, De Oorsprong van Limburg en Gelre 33, 36f. 47 u. Tafel S. 51; Stiennon a.a.O. 313; Kupper a.a.O.; vgl. im übrigen Vorbemerkung zu D.276).

Zu dem Zeitansatz des 1. “Inserts” zu 1105 – 1106/Frühjahr passen, abgesehen von der Nennung B. Otberts (1090–1119), die überprüfbaren Daten einiger weiterer Zeugen: Zum Stadtvogt Wilhelm vgl. Vorbemerkung zu D.†28 (vgl. auch unten den Beleg von 1099). – Der auch in VU.IV genannte Boso von Bra war nach Boeren a.a.O. 42ff. (vgl. auch Stiennon a.a.O. 310) ein Verwandter Tiebalds und wäre wie dieser zeitweise Untervogt von Stablo gewesen (als solcher bei Halkin-Roland nicht nachgewiesen). – Der Vogt Renerus von St. Lambert (s.a. Anm. x’) begegnet erstmals als Spitzenzeuge in einer Urkunde von 1078 Febr. 5 (Bormans-Schoolmeesters, Cartulaire de l’église Saint-Lambert de Liège 1,38 no 26 zu 1079), mit der die Gräfin Ermengardis von Grandpré, die Mutter Cunos und Großmutter Tiebalds (vgl. Boeren a.a.O. 33, 36, 50 und Tafel auf S. 51; Stiennon a.a.O. 313), eine umfangreiche Schenkung an St. Lambert beurkundete (dort als 6. Zeuge comes Cono). Beide hiesigen Vögte nennt eine Urkunde von 1099 März 10 (Poncelet, Inv. analytique des chartes de la collégiale de Sainte-Croix à Liége 8 no 10), welche die Liste der liberi homines eröffnet mit Cono comes, Arnulphus comes, Theodericus frater eius [dieser auch in D.276], Rainerus advocatus, Wilhelmus advocatus; ein letzter Beleg für Reynerus advocatus findet sich in einer Urkunde von ca. 1119 (ebenda 13 no 17).

Das 2. “Insert” kann, da es inhaltlich eine Zusatzdotation der Seelgerätstifung des 1. “Inserts” betrifft, nur wenig jünger als dieses sein, also womöglich noch in das Jahr 1106 gehören; wegen der weit entfernten Lage von Strohn (ca. 13 km sö. Daun, an dem bei Alf gegenüber Bullay von Westen in die Mosel mündenden Alfbach; zur Identifizierung vgl. Stiennon a.a.O. 318f. mit “Strohn-sur-Alf”) war sicher ein gesonderter Traditions- und Auflassungsakt erforderlich, mit wahrscheinlich in erster Linie lokalen Zeugen, weshalb von den Zeugen des 1. “Inserts” hier nur als Spitzenzeuge der Stadtvogt Wilhelm wiederkhrt.

Zu den meisten übrigen Zeugen des 2. “Inserts” fehlen anderweitige Belege. – Falsche Vorstellungen über den im 2. “Insert” an vorletzter Stelle (Z. ■) mit den beiden Söhnen Arnulphus und Gilebertus (= Gisle-) genannten Arnulphus de Roden hegt Boeren a.a.O. 48 (mit Anm. 137 u. 138), indem er für die “heeren von Rode” Zugehörigkeit zu den Grafen von Montaigu vermutet. – Obwohl sich aus der Bestellung von Tiebalds Neffen Arnulf, Sohn seines Bruders Arnulf, als Testamentsvollstrecker zwingend ergibt, dass der Bruder Arnulf nicht mehr lebte und demnach schon vor Tiebald gestorben war – da beide noch zusammen im Jahre 1105 genannt sind (s. oben), wohl in geringem Zeitabstand –, macht Boeren in seiner Tabelle auf S. 51 aus diesem die secunda traditio bezeugenden Arnulphus de Roden, auf den er auch den Beleg von 1101 (DH.IV.470a/b, s. oben) bezieht, Tiebalds Bruder Arnulf, für den er – wie für Tiebald – richtig als Todesdatum “voor 30–4–1106” (Todestag des Vaters Cuno) angibt, gibt fälschlich beiden Brüdern noch einen weiteren Bruder Giselbertus und versieht außerdem, anscheinend allein auf D.†305 gestützt, Arnulf mit den Söhnen Arnulf und Giselbertus. Demgegenüber lässt Stiennon in seiner sonst auf Boeren beruhenden genealogischen Skizze (a.a.O. 313 Anm. 1) bemerkenswerterweise beide Giselberte weg! Beide Familien haben ganz offensichtlich nichts miteinander zu tun. Der hier mit seinen beiden Söhnen genannte ältere Arnulf ist sicher identisch mit dem (außer in DH.IV.470) in D.†8 von 1106 unter den liberi homines genannten Arnulfus de Rode; seine beiden Söhne erscheinen gemeinsam (Arnulphus et Giselbertus frater eius de Rode) auch in D.235 von 1122 (von Boeren in Anm. 137 u. 138 neben D.†305 als wichtigster Beleg für seine These zitiert); und bei dem in D.276 von 1125 genannten und von dort hier (Z. ■) übernommenen Arnulfus de Rode handelt es sich offenbar um einen der beiden Söhne. – Während Boeren die “Herren von Rode” ohne konkrete Begründung “in het Trierisch” sucht und im Register zu DDH.IV. S. 941 bezüglich des Arnulfus de Roden von DH.IV.470 für den Ortsnamen die sicher unzutreffende Identifizierung mit dem ca. 20 km ö. Aachen gelegenen Merode (Kr. Düren) vorgeschlagen wird, liegt es am nächsten, an das ca. 27 km n. Maastricht gelegene und kirchlich zum Servatiusstift gehörige (Meeuwen)-Gruitrode zu denken, dessen Schreibung während des 12. Jh. einfach Roda bzw. Roth lautete und für das erstmals im Jahre 1267 die Schreibung Gruytrode belegt ist, vgl. de Seyn, Dict. Hist. et Géogr. des communes belges 1,505.

D.†305 fand später unterschiedliche Verwendung in den gefälschten Diplomen Lothars III. (DDLo.III.†57 und †80 = NU.II und III): In NU.II (= B.-Petke Reg.†386) nur sporadisch, während in NU.III (= B.-Petke Reg. †473) ganze Passagen weitgehend wörtlich übernommen sind (vgl. Anm. k, q, c’, i” und vor allem Anm. s”). Darüberhinaus finden sich geringe Spuren der Benützung auch in dem DKo.III.56 von 1141 (= NU.I), über dessen Verhältnis zu D.†305 sowie dem gleichfalls benützten D.276 sich Hausmann in der Vorbemerkung nicht direkt äußert, da ihn primär die Abhängigkeit des DLo.III†57 von dem Konrad-Diplom beschäftigt, er scheint aber D.†305 ebenso wie D.276, von denen er ersteres als “falsch” und letzteres als “verunechtet” bezeichnet, im Gegensatz zu unserer Bewertung zu den Nachurkunden des DKo.III.56 zu rechnen, was aber für diese ebensowenig zutrifft wie für das von ihm irrig noch als gefälscht angesehene DH.IV.470. – Dafür, dass unser Falsum dem DKo.III.56 schon vorgelegen hat, spricht vor allem der Befund, dass die dortige Publikatio (S. 95 Z. 3f.) offenbar eine Kombination aus zwei Stellen des D.†305 enthält, indem für deren Eröffnung die wörtlich aus VU.II übernommene (von VU.I abweichende) hiesige Publikatio verwendet wurde, die dort eingebaute Erwähnung der Feier des Osterfestes jedoch aus dem hiesigen Schlussteil (S. ■ Z. ■) geschöpft ist, wobei vor allem der übereinstimmenden Lesung celebrarem (s. Anm. t”) größte Beweiskraft zukommt. Damit steht fest, dass D.†305 vor 1141 entstanden ist – evtl. sogar beträchtliche Zeit früher und womöglich sehr bald nach dem Erhalt des D.276.

Man wird nämlich annehmen können, dass dem Kloster, das eigens für zwei Schenkungen Gudas eine kaiserliche Bestätigung erwirkt hatte, daran gelegen sein musste, ein entsprechendes Diplom auch für Gudas zusätzliche Schenkung zu Strohn (zu dessen aus der Erweiterung der Pertinenzliste um vineis hervorgehenden Bedeutung für das Kloster vgl. Stiennon a.a.O. 319) zusammen mit den Schenkungen ihres Gemahls zu besitzen. Es ist sogar vorstellbar, dass man zu Ostern des Jahres 1125 auf seiten des Klosters nicht besonders gut vorbereitet war, als man der Kanzlei den auf zwei Güter Gudas beschränkten Empfängerentwurf für D.276 vorlegte – vielleicht, weil gerade nicht alle entsprechenden Privaturkunden greifbar waren. Die Abreise des Kaisers und dessen baldiger Tod hätten eine nachträgliche Korrektur des Versäumnisses, entweder in Gestalt einer Neuausfertigung des D.276 mit erweitertem Kontext oder einer zusätzlichen Kaiserurkunde (mit neuem Datum), vereitelt.

Auf diese Weise beantwortet sich auch am einfachsten die Frage nach dem Fälschungszweck des D.†305, das mit seiner Beschränkung auf die Bestätigung der beiden eingefügten “Inserte”, an deren unverfälschten Wiedergabe kein Zweifel berechtigt ist, eine rein formale Fälschung darstellen würde. Das Kloster handelte dabei offenbar auch “ohne Arg”; denn hätte man weitergehende Fälschungsabsichten gehegt, hätte es nähergelegen, die beiden DD.276 und †305 in einer einheitlichen Verfälschung des D.276 zusammenfassen, man ließ aber das D.276 bemerkenswerterweise unangetastet! – Es gibt jedenfalls keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass das Falsum im Hinblick auf die darin getroffenen Regelungen für die Vogtei entstanden wäre, wie es Niermeyer a.a.O. 92 für D.†305 (S. 90 auch für das von ihm für verfälscht angesehene D.276) und ebenso Kupper a.a.O. unterstellten, was Stiennon sowohl für D.276 (a.a.O. 123) wie hinsichtlich der Bestimmungen für die drei Güter von D.†305 (a.a.O. 317ff.) zurückweist.

Erklärlich erscheint uns schließlich auch die scheinbare Diskrepanz zwischen VU.III, nach der Tiebalds Bruder Steppo für die Beisetzung in St. Jakob verantwortlich gewesen wäre (vgl. Anm. n, s.a. Anm. p), wohingegen nach D.†305 Tiebalds Witwe Guda und sein Neffe Arnulf beauftragt waren, dafür zu sorgen: Der Auftrag an Guda und Arnulf beinhaltete in erster Linie die materielle Sicherstellung der mit der Bestattung im Kloster verbundenen Seelgerätstiftung; übrigens fehlt in dem ut-Satz (S. ■ Z. ■) eine Kopula zwischen … traderent und … sepelirent, und sinnvollerweise hätte die Reihenfolge der beiden Satzteile umgekehrt sein sollen. Die Hervorhebung der allein auf die Beisetzung Tiebalds bezüglichen Aktivität Steppos in VU.III erklärt sich unschwer aus seinem geistlichen Stand verbunden mit seinem Rang als Lütticher Archidiakon.

In nomine sanctæ et individuæ trinitatis. Henricus divina favente clementia quartus Romanorum imperator augustus. Dignum esse iudicamus et ad vitam presentem transigendam et ad futuram feliciter obtinendam nobis profuturum non dubitamus, secundum fidelium nostrorum iustas petitiones ecclesiasticas facultates et a cuiuslibet potestatis iniusta pervasione liberare et liberatas augmentare, augmentatas quoque regalis edicti munimine tuendas confirmare. Quapropter omnibus divini nostrique nominis amatoribus tam futuris quam presentibus perspicuum esse volumus, quia Tiebaldus de Foron vir ingenuus ad extrema veniens mandaverit coniugi suæ fidelissimæ scilicet Gudæ et Arnulpho nepoti suo, ut apud sanctum Iacobum in insula Leodii corpus suum sepelirent, duo prædia, Colombier videlicet et Bilisten, ecclesiæ beati apostoli pro redemptione animæ suæ traderent. Post cuius obitum iamdicta uxor eius atque nepos mandatis ipsius fideliter obtemperantes in die, qua sepultus est, duo illa prædia ecclesiæ sancti Iacobi per manum advocati, Arnulphi scilicet comitis de Los, iure perpetuo tradiderunt cum omnibus appenditiis ad ipsa prædia respicientibus, videlicet familia, agris, pratis, pascuis, silvis, aquis, ea certe lege atque iure, quo ipsa vivens illa obtinuit, et ita scilicet, ut utrumque allodium a cuiuslibet extraneæ potestatis placito vel districtione liberum penitus sit et immune, advocationem autem utriusque prædii nepos eius Arnulphus consensu abbatis vel fratrum retinuit sibi, non tamen ita, ut placitum vel aliquod servicium ibi aliquando habeat, non ingrediatur aut exeat, non certe se omnino intromittat, sed ea tantum ratione, ut pro anima avunculi sui Tiebaldi hoc bonum contra omnem invasorem, si opus sit, iure advocati defendat. Facta est autem hæc traditio presente domino Otberto Leod(iensi) episcopo multisque regni nostri summis primatibus, quorum nomina ad ipsam roborandam infra sunt subscripta: comes Cuno, Wilelmus advocatus Leodii, Renerus advocatus sancti Lamberti, Gillebertus de Grunes, Wolbertus de Woldeymont, Godefridus de Sineis, Bovo de Wahart, Engo filius eius, Boso de Braz, Walterus de Bullione, Balduinus filius Ebulonis de Forselis, Gilebertus de Haret et alii plures. – Hac itaque traditione legitime peracta venerabilis Guda, pie memor et sollicita de salute defuncti coniugis, tertium quoque prædium, quod Struona dicitur, supra Mosellam situm, pro anima eius per manum eiusdem comitis Arnulphi tradidit sancto Iacobo cum omnibus appenditiis suis, familia scilicet, agris, vineis, pratis, pascuis, aquis, silvis; cuius advocationem nec sibi retinuit nec prædicto Arnulpho vel cuique constituit, sed liberum ab omni iure alieno sive advocato tradidit, ut ecclesia cuicumque vellet illud committeret, qui tueri et defendere illis in partibus posset. Huius secundæ traditionis testes sunt: Willelmus advocatus Leodii, Wilelmus de Herencenes, Wilelmus de Daveles, Arnulfus de Lentres, Cuno de Herdines, Arnulphus de Roden et duo filii eius Arnulphus et Gilebertus, Franco de Castren et plures alii. Ego igitur Henricus gratia dei Romanorum imperator augustus, cum pascha Leodii celebrarem, honorifice postulatus a venerabili ipsius civitatis episcopo Adelberone et Olberto eiusdem ecclesiæ sancti Iacobi abbate atque fideli meo Arnulpho comite de Los, eiusdem advocato, prædictas traditiones, ut scriptæ sunt, inspexi et approbavi, signo sigilloque meo contra omnem imperpetuum controversiam communivi, astantibus, videntibus et ipsum approbantibus multis summisque regni mei primoribus, quorum nomina ad ipsa corroboranda infra subscripta sunt: Adelbero episcopus Leodiensis, Godeboldus episcopus Ultraiectensis, Henricus episcopus Virdunensis; Andreas præpositus sancti Lamberti, Philippus præpositus Traiectensis; Alexander et Steppo, archidiaconi; Reinzo, Arnulphus, Reinbaldus, Wido, canonici; Tiebaldus marchio, Berengerus comes de Sozbach, Arnulphus comes de Los, Gerardus comes de Wassenberch, Wilelmus comes, Lambertus comes, Wigerus advocatus sancti Lamberti, Arnulphus de Rode, Werricus de Calvo Monte, Otto filius Gileberti de Duraco, Arnulphus de Erscloch, Lambertus frater Wenrici; de familia imperatoris: Heinricus Houvech, Folmarus, Richardus, Ludovicus et alii multi.

Anno dominicæ incarnationis MCXXV, indictione tertia, anno autem imperii dompni Henrici Romanorum imperatoris augusti XV; actum Leodii; feliciter in nomine domini; pridie kalendas aprilis.