Heinrich erneuert für B. Otbert von Lüttich den von seinem Vater (Heinrich IV.) dem B. Heinrich gewährten “Frieden” für die Diözese Lüttich, von dessen Bestimmungen er die Bürger von Lüttich ausnimmt.
(wohl 1107 Ende Dezember).
Vorbemerkung Thiel, Stand: 2010
In lib. 3 c. 17 der 1247–1251 verfassten Gesta episc. Leodien. des Gilles d’Orval heißt es in der zusammenfassenden Beurteilung B. Otberts (MGH SS 25,94, im Anschluß an den Satz Floruit sub apostolicis …; sub regibus Henrico IIII. et eius filiis Conrardo et Henrico V.): Qui [= Heinrich V.] recordatus humanitatem et devotionem, quam patri suo Obertus et civitas Leodiensis intulerant, cum ab ipso filio persequeretur, pacem, que nunc visitatur in Leodiensi diocesi, quam Henricus Pacificus bone memorie [B. Heinrich I., † 1091 Mai 31], ut superius dictum est [scil. lib 3 c. 13, SS 25,90], a patre suo aquisiverat assensu domini pape, Oberto episcopo et eius successoribus in perpetuum tradidit et confirmavit, sed civitates [statt cives?] Leodienses ob memoriam patris exemit; das assensu domini pape ist wörtliche Übernahme aus dem Text betr. B. Heinrich (a.a.O. 90 Z. 6), also nicht auf P. Paschal II., sondern P. Urban II. zu beziehen.
Die Ausstellung erfolgte zweifellos während Heinrichs Aufenthalt in Lüttich in der zweiten Dezemberhälfte des Jahres 1107 (s. DD. *25-†28), allenfalls noch wenig später in Aachen, wo Heinrich das Weihnachtsfest feierte (s. Stüllein, Itinerar 37) und wohin ihn nach Ausweis von D. †29 B. Otbert begleitet hatte. Einen späteren Termin – B. Otbert ist erst wieder im August 1111, anlässlich der Beisetzungsfeierlichkeiten für Heinrich IV., in Speyer am Hofe nachweisbar (s. DD.87 u. †88; in D.90 wird er nicht genannt) – wird man wegen des Bezugs auf die Anhänglichkeit des Bischofs und der Stadt Lüttich an den verstorbenen Kaiser mit Sicherheit ausschließen müssen; andererseits ist kaum anzunehmen, daß B. Otbert schon gleich bei seiner in Aachen im August des Jahres 1106 erfolgten Unterwerfung unter Heinrich (s. Stüllein a.a.O. 24f.) das Diplom hat in Empfang nehmen können. Ohne nähere Begründung ist D.*30 auch bei Fairon, Rég. de la cité de Liège 1,4 no 3 auf “vers 1107” datiert.
Zur pax Henrici episcopi in Leodiensi episcopatu, dem ältesten Gottesfrieden im Gebiet des Imperium, der von Barbarossa in seiner umfassenden Besitzbestätigung für B. Heinrich II. mit D.123 von 1155 Sept. 7 ausdrücklich erneuert und bestätigt wurde (S. 208 Z. 6ff.: Renovamus etiam et confirmamus …), vgl. u.a. Meyer von Knonau, Jahrb. 3,467ff. mit Anm. 45 und Kupper, Liège et l’église impériale 457ff.; bei Gilles d’Orval (a.a.O. 90 Z. 29) ist er auf 1081 März 27 datiert, in den etwa gleichzeitigen Gesta abbreviata (a.a.O. 134 Z. 35) in das Jahr 1082 (mit dem Zusatz: et a Henrico rege quarto est data et confirmata [fehlt in DDH.IV.], was obigem quam … a patre suo aquisiverat entspricht); das Jahr 1082, das schon Waitz (SS 25,90 Anm. 11) vertreten hatte, übernahm auch Meyer von Knonau (a.a.O. 469 in Anm. 45) und noch Hoffmann, Gottesfriede und Treuga Dei 62; Kupper a.a.O. 458 mit Anm. 68 (mit weiterführender Lit.) verteidigt hingegen die Datierung auf 1081 (ebenso in Lex. d. MA 4,2083).