Drucke: Grandidier, Hist. d’Alsace 2b,216 no
560 “ex apographo”. = Bloch
in ZGO 51,509 no
3.
Reg.: Goerz, Trierer Reg. 14. – Stillfried-Märcker, Mon. Zoll. 8,3 no
4. – Böhmer-Will, Mainzer Reg. 1,244 no
9. – Fester, Reg. Baden 1,5 no
24. – Ladewig-Müller, Constanzer Reg. 1,84 no
681. – Wentzcke, Straßburger Reg. I.2,302 no
390. – Stumpf
Reg. 3080.
Guillimann, De episcopis Argentinensibus 222 (= g) berichtet im Anschluss an den
von ihm gebotenen Auszug des D.95 für Einsiedeln von Straßburg 1111
Oktober 2:
Ibidem pro tribunali ad supplicationem monachorum Ettenheimensium,
qui possessiones suas iniuste ab quibusdam retineri conquerebantur,
edictum promulgavit; es folgt als wörtliches Zitat (in Kursivdruck) der kurze dispositive
Text von Anm. e’.
Auf diese Nachricht gestützt hat Grandidier, wie Bloch
a.a.O. 495 und 509f. nachgewiesen hat, unter Verwendung des ihm in Schoepflins Druck zugänglichen und von ihm als Auszug mitgeteilten D.87 für
Weißenburg (= VL.I) und (für Intervenienten und Tagesdatum) des obigen
D.95 (= VL.II), von dem Grandidier
selbst unmittelbar vorausgehend unter no
559 einen knappen Auszug nach Hartmann, Annal. Heremi 171 mit verkürzter Intervenientenliste bietet, den in
seiner angeblichen Vorlage vorgeblich fragmentarischen (s. Anm. d’)
Text konstruiert.
Gegen die Nachricht des als zuverlässig geltenden (vgl. v. Wyss
in Allg. dt. Biogr. 10,107ff. und Vasella
in Neue dt. Biogr. 7,299f.) Guillimann
(† 1612), der übrigens nur die Handlung nach Straßburg verlegt, ohne
Beurkundung am gleichen Tag wie D.95 zu behaupten, möchte man keine
Bedenken anmelden, wäre nicht ausgerechnet in dem als wörtliches Zitat
mitgeteilten Textabschnitt von
monachi et canonici die Rede. – Vielleicht ist aber gerade dies ein Hinweis auf die
Echtheit, weil Heinrich die Klage Ettenheimmünsters zum Anlass einer
nicht nur auf Klöster beschränkten Grundsatzentscheidung (edictum) genommen haben könnte.
Die Bestätigung dieser Annahme liefert ein fast zeitgenössischer
Bericht über den Vorgang in der Vita s. Landelini (ed. von der Straeten
in Analecta Bolland. 73,66ff.), wo ebenfalls beide Begriffe in
Zusammenhang mit einer nach der Rückkehr vom 1. Italienzug in
Straßburg gefällten
sententia Heinrichs verwendet sind. Im Prolog des mit
De miraculis beati Landelini temporibus modernis ostensis überschriebenen 4. Buches wird zunächst über die in der Zeit Heinrichs
IV. vornehmlich durch die Straßburger Bischöfe Otto (1082/84–1100) und
Kuno (1100–1123) verursachten Entfremdungen von Klostergut berichtet;
es heißt dann anschließend (a.a.O. 114; ebenda 88f. frz. Übers.):
Sed cum rex Henricus, filius imperatoris Henrici praefati, propter
imperatoriam consecrationem a domno apostolico percipiendam Romam cum
expeditione congrua properaret et secundum consuetudinem recte
iudicaturum orphanis, viduis et ecclesiis iuraret, reversus propter
sacramentum praestitum aequitatem iudicii aliquanto tempore
custodivit. Quo Argentinae pro tribunali ad iudicium residente
procidentes de Ethenheim monasterio fratres pro rebus sibi iniuste
ablatis interpellaverunt ipsum. Mox ergo sententia prolata, quod nulli
liceat monachorum canonicorumque praebendam auferre vel habere,
oportuit imperatori satisfacere pervasores rebus hactenus iniuste
possessis in ipsius manum continuo resignatis. Rebus itaque monasterii
redditis et aliquot annis in usu retentis pervasores, cognoscentes
augustum a quibusdam tribulari, bona praedicta sibi praesumpserunt
iterum vendicare; vgl. auch die auf der Vita beruhende Darstellung in den Monumenta
historico-chronologica monastica des St. Galler Mönches Gallus Mezler
von 1798, ed. J. G. Mayer
in Freiburger Diöcesan-Archiv 14,144.
Aus dem Schluss-Satz ergibt sich, weil nur von
augustus die Rede ist, dass die Aufzeichnung wohl noch zu Heinrichs V.
Lebzeiten erfolgte (vgl. von der Straeten
a.a.O. 89). – Zur Bewertung der Angabe
ex apographo bei Grandidier, der sonst, wenn er tatsächlich über eine archivalische Vorlage
verfügte, in seinen Quellenkennzeichnungen sehr genau war, vgl. Bloch
a.a.O. 494ff. Vor der Alternative stehend, vorliegendes Stück
entweder unter den modernen (Total-)Fälschungen im Anhang zu
verzeichnen, was sich sachlich verbot, oder es als Deperditum unter
Beschränkung auf die Wiedergabe der glaubwürdigen Nachrichten der Vita
Landelini und Guillimanns zu präsentieren und mit Stumpf
an seinem chronologischen Platz nach D.95 in der Hauptreihe
einzuordnen oder aber das Konstrukt Grandidiers als Ganzes wiederzugeben, entschieden wir uns zur Illustration seiner Arbeitsweise für letzteres, mussten daher
auch die auf Grandidier
zu münzende Kennzeichnung des Ganzen als “unecht” wählen, nahmen aber
in der Textwiedergabe den vermutlichen echten Kern vom
Klammereinschluss aus.