Liber cartarum eccl. Leodiensis des 13. Jh. f. 48 no
5 (B) sowie f. 232 no
456 in der Bestätigung Kg. Rudolfs von 1275 Sept. 10 (B.-Redlich
Reg. 426; Bormans-Schoolmeesters
2,238 no
662, ohne das Insert des D. † 26) in Abschrift des 14. Jh.(C) im
Staatsarchiv zu Lüttich, 1944 durch Kriegseinwirkung zerstört. – Auf
Bitten von
decanus et capitulum sancti Bartholomei Leodiensis gefertigtes notarielles
exemplum des D. Rudolfs aus dem 14. Jh. (durch
Symon Raynerii … nunc officii archidiaconatus Bononiensis notarius) ebenda (D). – Abschrift nach B im Liber primus cartarum eccl.
Leodiensis des 14. Jh. p. 147–148 (f. 43r–v) no
5 ebenda (E). – Liber magnus cathenatus des Kollegiatstiftes
Sainte-Croix von 1379 f. 202r–v (F) sowie f. 351r–v das D. Rudolfs in
notarieller Beglaubigung von 1275 Okt. 30 (G) ebenda.
Drucke: Chapeaville, Gesta pontificum Leodiensium 2,54 (zu [1108] Januar 1 = im Text:
Datum Kalend. Ianuarii …) (c) = Vredius, Genealogia com. Flandriae 1, preuves 128 (zu 1197) = (Zorn), Refutatio per modum informationis … 225 no
3 = Lünig, Reichsarchiv 17a,498 no
32. – Die folgenden zu 1107 Dezember 23: Aus FGc: Raikem-Polain, Coutumes du pays de Liège 1,353 no
1. – Aus BDG: Bormans, Recueil des ordonnances de la principauté de Liége 1,12 = Waitz, Urk. zur dt. Verf.-Gesch. 118 no
7; 237 no
15 (in Spaltdruck mit D. † 283). – Aus BC: Bormans-Schoolmeesters, Cartulaire de l’église Saint-Lambert de Liége 1,48 no
30 (b) = Lyna
in Bijdr. tot de geschiedenis 15,655ff. Auszüge (jeweils mit
niederländ. Übers.) = Martens
in Elenchus font. hist. urbanae 1,307 no
19.
Reg.: Georgisch, Reg. chronol.-dipl. 1,483 no
1 zu 1107 Jan. 1. – Wauters, Table chronol. 2,34 u. 7,197; Bormans-Halkin, Table chronol. 11.1,104. – Knipping, Kölner Reg. 2,8 no
49. – Cauchie-van Hove, Doc. sur la principauté de Liége 1,11 no
33. – Poncelet, Inv. analyt. des chartes de la collégiale de Sainte-Croix a Liége
1,10 no
12. – Fairon-Haust, Rég. de la cité de Liège 1,3 no
2. – Böhmer
Reg. 1984 (zu 1108 Jan.1). – Stumpf
Reg. 3021.
Zur handschriftlichen Überlieferung vgl. u.a. Poncelet, Inv. analyt. des chartes de la collégiale de Sainte-Croix XXXIV, Ramackers, Papsturk. in den Niederlanden 1,30ff., Niermeyer, Onderzoekingen 145f. – Der Text stützt sich für den verlorenen
“Liber cartarum” auf den Druck bei Bormans-Schoolmeesters
(b), die ihrem Text die Überlieferung B (bei ihnen mit der Sigle A
versehen) zugrundelegten und die Varianten von C (bei ihnen B) in den
Anmerkungen zitierten; wo B und C übereinstimmen (also keine
B-Variante angeführt ist), wird von uns im Apparat die
zusammenfassende Sigle “b” verwendet.
Der Druck Chapeavilles (c) basiert offensichtlich nicht, wie Niermeyer
a.a.O. 145 behauptet, auf B (vgl. z.B. Anm. b, z’, f”, l”, r”),
sondern auf einer unbekannten Vorlage, die teilweise E (vgl. z.B. Anm.
f, a’, m’, t’, w’, q”, ab), teilweise F nahesteht (vgl. z.B. Anm. b,
f”, l”, o”, ae), aber mit keiner der beiden Vorlagen identisch ist
(für E vgl. z.B. Anm. b, s’, z’, k”, l”, am = Anm. 2; für F Anm. f, o,
k’, p’, a”, v”, ab, ac, af, ap); vereinzelte Lesungen haben in keiner
der verwendeten Handschriften eine Parallele (vgl. z.B. Anm. y, g’,
i’, ag–ai, as); die c-Varianten werden daher vollständig verzeichnet.
Eine erste Erwähnung des D. † 26, ohne konkreteren Bezug auf dessen
Inhalt, findet sich in dem Privileg P. Innocenz’ II. für das
Domkapitel (canonici Leodiensis ecclesie) von 1143 Mai 16 (JL 8366; Bormans-Schoolmeesters
1,66 no
40), wo es im Anschluß an die Enumeratio der Besitzliste und vor der
Decernimus-Formel heißt:
libertatem quoque, quam Leodiensis ecclesia episcoporum et regum
concessione antiquitus habuisse dinoscitur, auctoritate apostolica
confirmamus, sicut Henrici quinti imperatoris scripto rationabili
providentia confirmata est.
Im 13. Jh. folgt dann eine dichte Reihe von Bestätigungen, nach denen
die Begünstigungen des D. † 26 (auf dessen Art. 2 konzentriert) für
alle Lütticher Kirchen in Anspruch genommen werden: Mit Urkunde von
1245 März 30 (Borm.-Schoolm. 1,476 no
386) annulliert B. Robert von Lüttich auf Klage von
decanus et capitulum Leodiens. ein Urteil, das
villicus et scabini Leodienses gegen einen domkapitelschen
minister/forestarius verhängt hatten, u. zw.
de facto, cum de iure non possent contra privilegium ecclesie
Leodiensis sibi a domino Henrico Romanorum rege quinto indultum, per
quod privilegium ministri ecclesie [bei zweimaligen Wiederholungen heißt es jeweils
maioris ecclesie] Leodiensis et aliarum
ecclesiarum Leodiensium excepti sunt a foro civili.
In einem an
prepositus, archidiaconi totumque capitulum maioris ecclesie ac
aliarum ecclesiarum decani et capitula civitatis Leodiensis adressierten Statut von 1253 Nov. 15 (Borm.-Schoolm. 2,59 no
525), mit dem der Elekt Heinrich von Lüttich ihnen bestätigt, daß
vobis per dominum Henricum felicis recordationis Romanorum regem [vgl. dazu weiter unten] ex speciali privilegio sit indultum, quod fideles nostri scabini
Leodienses nullam habere possint in vestra familia iurisdictionem pro
aliquo forefacto vel ferre sententiam vel iudicium aliquod in familia
supradicta, verpflichtet er sich und seine Nachfolger, bei Einsetzung eines
villicus oder
scabinus diese bei ihrer Amtseinführung (in sua institutione) eidlich auf die Beachtung des
privilegium zu verpflichten; das Statut des Elekten wird wenig später von Kg.
Wilhelm mit Diplom von 1254 Febr. 13 (Winkelmann, Acta imp. 1,446 no
552 und Borm.-Schoolm. 2,66 no
530) als Insert bestätigt.
Nach Rudolfs Bestätigung von 1275 erließ dann das Kapitel von St.
Lambert am 18. Sept. 1282 (Borm.-Schoolm. 2,548 no
734) ein umfassendes Statut, zu dessen Beginn die ewige Geltung der
articuli des D. † 26 (s. Anm. 1) und seiner Bestätigung durch den Elekten
Heinrich und Kg. Wilhelm verfügt wird; durch die Anknüpfung des
Referats des Elekten-Statuts an das durch dieses bestätigte D. † 26 (dictum privilegium seu indultum dicti domini regis ratum habuerit …) erledigt sich übrigens von selbst die unverständliche Behauptung bei
B.-Ficker
Reg. *4874 (wiederholt von Hägermann
in DA 36,548 und in Vorbem. zu DH.R.8), mit dem
Henricus fel. record. Rom. rex im Elekten-Statut sei “zweifellos” Heinrich Raspe gemeint, worauf sich
die Annahme eines zu etwa 1246 Aug. 13 zu datierenden
Raspe-Deperditums gründet.
D. † 26 (und dessen Nachurkunde, D. † 283/St. 3034 für St. Servaas zu
Maastricht) hat auffällige, allesamt dem Kanzleibrauch fremde (vgl.
dazu für D. † 29 schon Ficker, Beiträge 2,189, 316 u. 477) Diktat-Gemeinsamkeiten mit D. † 29/St.
3022 für Heinrich von Zutphen (und dessen Nachurkunde D. † 281/St.3023
für die Kirche zu Zutphen; auf beide Nachurkunden wird im Folgenden
nur ausnahmsweise Bezug genommen): Dies sind insbesondere der
durchgängige Aussteller-Singular (in D. † 281 teilweise, in D. † 283
vollständig durch Plural ersetzt, s. Anm. i). – Die Devotionsformel
dei gratia. – Das Fehlen einer Arenga und die Eröffnung der Publikatio mit
Notum sit … – Eine Korroboratio, die zunächst lediglich auf die
auctoritas tot tantorum virorum (D. † 26) bzw.
principum regni (D. † 29; sind auch in D. † 26 gemeint) Bezug nimmt, wobei nur D. † 29
darüber hinaus die in D. † 26 fehlende Siegelankündigung anfügt. – Die
Einführung der anschließend genannten Erzbischöfe und Bischöfe (= die
principes) als “Unterfertiger” durch die Eröffnung der einzelnen
Namensnennungen mit
Signum, wogegen der Fortführung der Namensliste mit Laien (Grafen) lediglich
ein
testes vorgeschaltet ist. – Gleichlautende Formulierung der Signum- und
Rekognitionszeilen, letztere jeweils mit der kanzleifremden Eröffnung
durch
Ego. – Schließlich die Eröffnung der Datumzeile mit
Anno … (in D. † 29 anders und kürzer als in D. † 26). Die größte
Gemeinsamkeit zeigt aber die punktuell von kanzleigemäßen Formen sich
unterscheidende Zeichnung des Monogramms, dessen durch die kopiale
Überlieferung für D. † 26 verderbte Gestalt (s. Anm. am und 2) in der
Nachurkunde D. † 283 repräsentiert wird: Mit einem kanzleigemäßen
Monogramm übereinstimmend ist in allen Fällen nur das lineare
Grundgerüst, dem jedoch der kanzleiübliche (allerdings auch sonst
nicht immer vorhandene)
A-Strich zwischen den unteren Schenkeln der Diagonalen fehlt. Zwei
Abweichungen gegenüber der normalen Zeichnung hängen vermutlich kausal
miteinander zusammen und sind womöglich genau überlegt: Während in
echten Monogrammen das C des Namens
Heinricus durch horizontale Abstriche nach rechts an Kopf und Fuß der linken
Vertikalen ausgedrückt ist, fehlen hier diese Abstriche und sind durch
bloße Serifen ersetzt, dafür ist die rechte Vertikale in der unteren
Hälfte mit einem dort kanzleigemäß nie anzutreffenden C belegt, das
dadurch ausgefallene, kanzleigemäß dort befindliche
X sah man anscheinend durch das Diagonalkreuz wiedergegeben (wegen des
Zusammenhangs mit der Gestaltung der linken Vertikalen muß man mit
Sicherheit ausschließen, daß es sich bei dem
C um ein verschriebenes
O handelt, wie es hier kanzleigemäß erst nach der Kaiserkrönung seit dem
M.7. begegnet (vorher nur vereinzelt in DD.12, 20 u. 43).
Ohne jedes Beispiel ist sodann die Gestaltung der oberen Hälfte der
mittleren Vertikalen (diese mit kanzleigemäß am Fuß angelehntem
R): Unter einem deckende
T-Strich ist ein
Q aufgelegt; es scheint nun gerade in unserem Fall nicht ausgeschlossen,
daß dem Schreiber das gleichzeitige, nur etwa ein halbes Jahr (in
DD.19 … † 31 von 1107 Juni 20 – 1108 Jan; nochmals in D.38 von 1108
Sept. 6) in Gebrauch befindliche M.3. zu Gesicht gekommen war, das als
einziges Monogramm an der mittleren Vertikalen ein
Q, jedoch ohne
T-Balken, aufweist; immerhin hat das Monogramm von D. † 26 die richtigen
Buchstaben
D und
G an der linken und
S in der oberen Hälfte der rechten Vertikalen, wohingegen D. † 29, unter
unveränderter Belassung des charakteristischen
C(!), diese drei Buchstaben in singulärer Weise anders plaziert (vgl.
dortige Vorbemerkung).
Unterstellt man deshalb, daß der Schreiber die Plazierung der
Buchstaben für beliebig ansah, soweit nur alle vertreten waren, darf man u.U. vermuten, daß das verlorene
Original des D. † 26 mit dem M.3. ausgestattet war.