Heinrich verwendet sich bei Papst Calixt II. für die Verleihung des Palliums an EB. Wilhelm von Canterbury.
(1123 wohl Anfang März).
Vorbemerkung Thiel, Stand: 2010
Stumpf Reg. –.
In der Yorker Kirchengeschichte des Hugo Cantor (ed. Johnson 111f.; revis. Brett-Brooke-Winterbottom 188/190) heißt es in dem Bericht über die Ankunft Wilhelms und seiner Begleitung, darunter B. Bernhard von St. Davids, bei der Kurie wohl im April (s. unten) des Jahres 1123, dass dem Papst u.a. ein Empfehlungsschreiben des Kaisers vorgelegt wurde: Venientibus ad curiam dominus Bernardus, qui erat archiepiscopi prolocutor et proorator, premissa salutacione domino pape ab imperatore, a rege, ab episcopis Anglie, a capitulo Cantuarie missas a singulis litteras seorsum obtulit, quas illis resalutatis cancellario suo recipere iussit …; nachdem der Papst vor seinem Entscheid die Kardinäle heranziehen wollte (dicens se litteras visurum et per consilium fratrum responsurum), wurde von diesen (cardinales et curia tota) nach Kenntnisnahme des Sachverhalts (Lectis litteris de archiepiscopi eleccione, de persone commendacione, de pallei requisicione et precibus imperatoris et regis pro eo …) wegen der nach ihrem Urteil unkanonischen Wahl Wilhelms die Bitte um das Pallium zunächst verworfen (decisum est – papa quidem volente – eum pallium non habere …); auf erneute Bitte Wilhelms und nach beträchtlicher Verzögerung (per dies quindecim non habuit responsum) konnte der Papst die Kardinäle jedoch, unterstützt durch die Bitte des EB. (Thurstan) von York, umstimmen (a.a.O. 113 bzw. 190): Volens ergo dominus papa imperatoris et regis, quas litteris eorum acceperat, peticionibus favere curiam convenit humiliter et obnixe deprecans, quatinus pro amore imperatoris, qui nuper ecclesie Romane reconciliatus erat, et regis, eiusdem ecclesie filii et fidelis, a iusticie rigore condescenderent et Cantuariensi palleum dare concederent; … domino pape assenserunt. – In der mündlichen Eröffnung seiner Entscheidung an Wilhelm (durch Littera von 1123 Mai 21 den Suffraganen sowie Klerus und Volk von Canterbury mitgeteilt; JL 7136; Robert, Bullaire 2,291 no 477 zu 1123–1124 Mai 21) nimmt der Papst dann nochmals auf den Kaiser Bezug (a.a.O. 113 bzw. 192: … et pro amore filiorum nostrorum, regis et imperatoris, … eleccionem illius confirmamus, palleum ei concedimus; in der Littera heißt es nur: Karissimi filii nostri Henrici regis et vestre peticioni annuimus …).
Zu den Vorgängen, über die auch, ohne die Erwähnung des Heinrich-Briefes, vor allem Simeon von Durham, Historia regum c. 206 u. 208 (ed. Arnold, Symeonis monachi opera omnia 2,268f. u. 272f.; dort ist 272 nur die Rede von gratia imperatoris … et Henrici regis Anglorum, qui per legatos suos strenui intercessores erant) berichtet, vgl. u.a. Leyser in Transact. of the Royal Hist. Soc. 5.10, 79ff. (Nachdr. in Ders., Medieval Germany and its Neighbours 209ff.), Berg, England u. der Kontinent 295, 298f., 469 mit Anm. 227, 484 mit Anm. 79–82 (der kaiserlichen Fürsprache den “Ausschlag” zusprechend), Schilling, Guido von Vienne 534ff.
Die Wahl Wilhelms von Corbeil war nach den meisten chronikalischen Nachrichten (u.a. Hugo Cantor a.a.O. 108; Simeon a.a.O. 268) auf einem zu diesem Zweck von Kg. Heinrich I. auf den 2. Februar (purificatio sancte Marie) 1123 nach Gloucester einberufenen Reichstag (Simeon a.a.O. 268: curia; Hugo a.a.O.: de omnibus ecclesiasticis personis concilium magnum) erfolgt, nur Gervasius von Canterbury (ed. Stubbs, The Historical Works of Gervase of Canterbury 2,379) gibt dafür den 4. Februar an (IIdo nonas februarii); dementsprechend lautet das Wahldatum bei Fryde-Greenway-Porter-Roy, Handb. of British Chronology 3232: “2 or 4 Feb.”.
Die in Canterbury stattgefundene Weihe nahmen, statt des von Wilhelm als Consecrator abgelehnten EB. Thurstan von York, die Suffragane von Canterbury vor; über das Datum der Weihe differieren die Quellen: Nach Simeon (a.a.O. 269) fiel sie auf den 25. Februar (V. kal martii = Sonntag Estomihi), nach den Annales Anglosaxonici breves (ed. Liebermann, Ungedr. anglo-normann. Gesch.-Quellen 5) und den Annales Wintonienses (ebenda 78) auf den 18. Februar (XII. kal. marcii = Sonntag Exurge; so auch Fryde a.a.O.); von diesen zwei Daten, die beide den Vorzug des Sonntagstermins haben (vgl. dazu Fryde a.a.O. 226), kommt wohl am ehesten dasjenige des 18. Februar in Betracht, dem auch das von Gervasius (a.a.O. 380) mitgeteilte Datum des 19. Februar (XIo kal. martii; am Rande fälschlich mit Feb. 18 aufgelöst) am nächsten kommt; das von der moderneren Literatur (u.a. Leyser a.a.O. 80 und Whitelock-Brett-Brooke, Councils & Synods 1,726) bevorzugte Datum des 16. Februar (= Freitag) kann sich demgegenüber nur auf die Chronik des John of Worcester (ed. McGurk 3,152: XIIII. kal. martii) stützen. Unmittelbar nach der Weihe sollen beide Erzbischöfe – zur Klärung der Frage des zwischen ihnen streitigen englischen Primats – nach Rom aufgebrochen sein (Simeon a.a.O. 269: Statimque postea tam ipse [scil. Wilhelm] quam Turstinus Romam proficiscuntur, quisque pro sua causa acturus). Das passt jedoch nicht zu der Nachricht bei Hugo Cantor (a.a.O. 111), dass Heinrich I. beide Anfang März noch zu einem Hoftag nach Woodstock geladen hatte; für Wilhelm geben die Annales Anglosaxonici breves (a.a.O.) denn auch den 13. März (3 id. mar.) als Termin des Aufbruches an.
Das Empfehlungsschreiben Heinrichs, das nach Hugo Cantor (a.a.O. 112) B. Bernhard von St. Davids zusammen mit den littere der anderen Absender nach Rom mitgebracht hatte (s. obiges obtulit), war vermutlich erst kurz vor der Abreise erwirkt worden. Hugos Nachricht der Überbringung des Schreibens durch B. Bernhard würde übrigens ausschließen, dass es – nur von Simeon erwähnten (s. oben) – kaiserlichen legati mitgegeben wurde, hinsichtlich deren Leyser (a.a.O. 81f.) zudem für unentscheidbar hält, ob es sich um die kaiserliche Gesandtschaft zum I. Laterankonzil vom 18.–27. März, die zweifellos vor dessen Eröffnung anwesend war, oder gar um eine neue Gesandtschaft gehandelt habe.
Die Ankunft beider Erzbischöfe in Rom, nach Simeon (a.a.O. 272) nach Abschluss des Konzils (peracto concilio), verlegen Leyser (a.a.O. 80 mit Anm. 3) auf Anfang Mai und Schilling (a.a.O. 535 Anm. 165) allgemein in den Mai; da die von beiden erwähnten Privilegien für englische Empfänger aus der zweiten Maihälfte (das älteste vom 15. Mai; Robert a.a.O. 205 no 404; JL 7071; vgl. Leyser a.a.O.) jedoch wohl erst nach Erledigung der sich mindestens über drei Wochen (bis zum 21. Mai, s. oben) hinziehenden Angelegenheit Wilhelms ausgestellt wurden, wird man für die Ankunft wohl spätestens die letzten Apriltage annehmen müssen.