Die Urkunden Heinrichs V. und der Königin Mathilde

Abbildungsverzeichnis der europäischen Kaiser- und Königsurkunden

<<248.>>

Heinrich bestätigt dem Nonnenkloster Waldkirch nach dem Vorbild Kaiser Ottos (III.) dieselben Rechte und Freiheiten, wie sie die Klöster Reichenau, Corvey und andere besitzen, mit freier Verfügung über den Besitz, freier Wahl der Äbtissin, Immunität und freier Vogtwahl.

Straßburg, 1123 Januar 24.

Vorbemerkung Thiel, Stand: 2010

Original (ca. 57,5/59,5 b : 70,5/72 h) im Generallandesarchiv zu Karlsruhe (A).

Faks.: Kaiserurk. in Abb. Lief. 4 Taf. 29.

Drucke: Marian, Austria sacra 1.2,265 no B aus Kopie nach A = Grandidier, Hist. eccl. d’Alsace 2,247 no 591 Auszug. – Dümgé, Reg. Badensia 32 Auszug.

Reg.: Wiegand, UB d. Stadt Strassburg 61 no 77. – Bresslau in Textband zu KUiA 87. – Rep. schweiz. Qu. in Karlsruhe I.1,4 no 21 (mit falscher Stumpf-Nr. 3184). – Stumpf Reg. 3187.

Unter nahezu wörtlicher Wiederholung des DO.III.157 von 994 Dez. 22 (= VU.) verfasst und geschrieben von Notar Heinrich, vgl. Hausmann, Reichskanzlei 74 no 16. – Zur Betonung der libertas in der von ihm abgewandelten Arenga (s. Anm. c) vgl. Seibert in Die Salier u. das Reich 2,562f.

D.248 wurde nochmals, unter ausdrücklicher Erwähnung seiner Vorlage (principaliter Heinrici Romanorum imperatoris quarti, cuius privilegium nobis exhibitum vidimus, sequentes vestigia) und unter Beibehaltung der schon in unserem D. anachronistischen Angabe in comitatu Birchilonis comitis (s. Anm. k), in dem D. Rudolfs von 1275 August 23 (= NU.; B.-Redlich Reg. 421; Drucke in ZGO 16,87 und 36,291) wörtlich wiederholt. – Das Diplom bzw. zumindest seine Arenga fand auch Eingang in den Formularbehelf des Notars Heinrich, vgl. Hausmann in MIÖG 58,78 Formel A19.

Das Eschatokoll mit elongierten Signum- und Rekognitionszeilen macht vor allem angesichts des weiten Zeilenabstandes innerhalb des Kontextes von durchschnittlich ca. 4 cm einen sehr gedrängten Eindruck, der noch verstärkt wird, wenn man dasjenige des nur 1 Tag älteren D.247 zum Vergleich heranzieht, auch wenn dort Signum- und Rekognitionszeilen statt in Elongata in der Minuskel des Kontextes geschrieben sind: Während dort zwischen letzter Kontextzeile, Signum-, Rekognitions- und Datumzeile jeweils ein einheitlicher, dem Zeilenabstand innerhalb des Kontextes entsprechender Abstand eingehalten ist, beobachten wir hier zwischen letzter Kontextzeile (endend mit Gelfradus thelonearius, s. Anm. o’) und Signumzeile einen Abstand von nur 1,2 – 1,3 cm, zwischen Signum- und Rekognitionszeile sogar nur einen solchen von 0,5 – 0,8 cm, während der Abstand zwischen Rekognitionszeile und Datumzeile mit ca. 4 cm wieder ungefähr dem Zeilenabstand im Kontext entspricht.

Die Erklärung liefert die sukzessive Genese des Eschatokolls, zu dessen auffälligem Bild außerdem nachträgliche Ergänzungen der Zeugenliste beitragen (s. unten): Als sicher muss gelten, dass von den beiden elongierten Unterfertigungszeilen zuerst nur, mit einem Abstand von ca. 4,2 – 4,5 cm zur letzten Kontextzeile, die Rekognitionszeile, auf deren Zeilenbasis (wie in D.247) das Monogramm sitzt, eingetragen war; dass die womöglich ursprünglich ganz vergessene (vgl. Vorbemerkung zu D.252) Signumzeile erst nachträglich in den Zwischenraum eingezwängt wurde, zeigt sich außer an den engen Abständen nach oben und unten (s. oben) daran, dass sie mit den Unterlängen der darüber stehenden letzten Zeile (sunt: Bertolfus …) kollidiert (vgl. Anm. k’), und dies, obwohl die Höhe ihrer Elongata, letztlich rangwidrig, gegenüber der durchschnittlich 3 cm hohen der Rekognitionszeile auf ca. 2,5 cm reduziert wurde, bei der Fortführung hinter dem das Wort imperatoris mit seinem oberen Fünftel zerreissenden Monogramm sogar auf nur noch 2,1 – 2,3 cm, wodurch dort eine Kollision mit der Unterlänge des r von Folmarus vermieden wurde (s. Anm. l’).

Erst nach Eintragung der Signumzeile sind dann die nachträglichen Ergänzungen der Zeugenliste hinter den beiden Unterfertigungszeilen und der Datumzeile, jeweils auf deren Zeilenbasen, vorgenommen worden (die auf die drei Zeilen verteilten Namen haben wir in ihrer zeilenmäßigen Zusammengehörigkeit durch senkrechte Striche gekennzeichnet); von diesen sind die Namen von Anm. p’–r’ wohl sehr bald und in einem Zuge, diejenigen von Anm. s’ am Schluss der Datumzeile in einem Neuansatz und wohl mit einiger Verzögerung eingetragen. Der ursprüngliche, mit Gelfradus thelonearius endende (s. Anm. o’) Grundstock der Zeugen, auf die der Notar zunächst vielleicht überhaupt hatte verzichten wollen (s. Anm. i’), ist abgesehen von dem nur hier genannten (Straßburger) Ruodolfus scultetus identisch mit der Zeugenliste des D.247 (A), wo umgekehrt zusätzlich der auch in D.246 begegnende Fridericus comes genannt ist, s. auch Hirsch in MIÖG Erg.-Bd. 7,537.

Während Bresslau, Handb. 22.1,224 Anm. 2 einerseits in Betracht zieht, dass diese ursprüngliche Liste sich auf den “Beurkundungs-Befehl”, die Nachträge sich auf “Vollziehung oder Aushändigung” beziehen könnten, ist doch wohl gegenüber einer solch ungewöhnlichen Differenzierung nur seine andere ebendort geäußerte Vermutung zutreffend, dass man (d.h. der Empfänger) aus bestimmten, uns unbekannten Gründen auf die Nennung der zusätzlichen Zeugen besonderen Wert gelegt hatte; die drei ersten nachgetragenen Grafen haben übrigens ihre, eine Identifizierung ermöglichende Entsprechung in den umfangreicheren Zeugenlisten-Fassungen B/G des D.247 (in G wie hier zusammenstehend, jedoch in der Reihenfolge Adalbert, Adalbero, Hermann). – Es stellt sich immerhin die Frage, ob die drei bei beiden Akten, also von DD.247 und 248, oder nur bei einem – falls überhaupt – als presentes et petentes mitgewirkt hatten.

Bei den separat am Schluss nachgetragenen beiden Kardinälen, dem Kardinalbischof Lambert von Ostia (auch in D.246 genannt) und dem Kardinalpriester Saxo von Santo Stefano in Monte Celio, war sicher allein ihr hoher Rang ausschlaggebend. Beide hatten zusammen mit dem schon vor Ende des Jahres 1122 nach Rom zurückgekehrten (s. D.243) Kardinaldiakon Gregor von Sant’Angelo in Pescheria die Legation gebildet, welche im päpstlichen Auftrag die das Wormser Konkordat vorbereitenden Verhandlungen geführt hatte, vgl. dazu Schumann, Legaten 114ff., bes. 118, und Meyer von Knonau, Jahrb. 7,199f. und 204ff., s. auch Vorbemerkung zu D.253; zu den Personen vgl. Hüls, Kardinäle 106f., 206f. und 223f.

Zur Geschichte des wohl im zweiten Jahrzehnt des 10. Jh. vom Schwabenherzog Burkard I. und seiner Gemahlin Reginlindis als Herzogskloster gegründeten und vermutlich in den Jahren 954–960 von Herzog Burkhard II. und seiner Gemahlin Hadewig an Otto I. übergebenen Klosters vgl. Büttner in Schau-ins-Land 91,5ff., bes. 17f.; zur Rechtsstellung nach dem DO.III.157 und dem D.248 vgl. ebenda 18f. sowie Heilmann, Klostervogtei 37ff. und Hörger in AfU 9,207.

(C.) In nomine sanctae et individuae trinitatis. Heinricus divina favente clementia quartus Romanorum imperator augustus. Si libertatem et iura ęcclesiis dei ab antecessoribus nostris regibus sive imperatoribus collata confirmamus et corroboramus, hoc procul dubio et ad presentis nostri regni statum et ad ęternę beatudinis premium nobis profuturum fore credimus. Quapropter omnium fidelium nostrorum tam presentium quam futurorum noverit sollers industria, quomodo nos antecessorem nostrum beatę memorię regem Ottonem sequentes cuidam monasterio Waldkiricha vocitato, in pago Brisiggowe dicto et in comitatu Birthilonis comitis sito ac in honore sanctisimę dei genitricis Marię sanctęque Margaretę virginis constructo ac dedicato, quod per tradicionem Burchardi strennuissimi ducis Alemannorum una cum consensu et comprobatione contextalis suę Hadewigę hereditario iure in nostrum decidit ius, talem donamus atque largimur libertatem, qualem Augea, Corbeia aliaque monasteria habent nostri regni, in quibus monachi vel monachę sub regula sancti Benedicti digna deo prebent servicia. Volumus enim, ut prefatum monasterium rerum suarum liberam in omnibus disponendi regulariter habeat potestatem, ut, quęcumque eidem monasterio in auro vel argento, in agris et famulis seu quibuslibet rebus fuerint oblata sive in presenti die collata esse constant vel data, in dispositione maneant abbatissę, quę eidem loco prelata est vel in futuro prelanda erit, ut, quicquid secundum dei timorem regulariter disposuerint ad ęcclesię ipsius utilitatem, liberam in omnibus cum consilio sororum suarum spiritualium inibi deo servientium faciendi habeant potestatem. Monachę vero, quę ibi sub regula sancti Benedicti die noctuque incumbant servicio divino, dum more mortalium abbatissa earum cursum huius vitę consummaverit, habeant potestatem eligendi inter se abbatissam et eam videlicet personam, quę propositum conversationis et moribus et habitu profiteatur. Insuper volumus et nostro imperiali banno interdicimus, ut nullus mortalium potestatem habeat in prefato monasterio vel in locis ad illud monasterium pertinentibus pernoctandi vel placitum tenendi aut paratam exigendi seu aliquod servile onus eis earumque familiis inponendi, nisi forte necessitatis causa aut dilectionis gratia vocati ab abbatissa adveniant, ne inportunitate sui suorumve sacro loco aliqua inferatur molestia; advocatus enim nullus ibi constituatur, nisi quem ipsius monasterii abbatissa cum consilio totius congregationis sibi aptum et utilem elegerit, et si inscię et non satis cautę sibi advocatum non bonum adquisierint, re cognita eo abiecto potestatem habeant in alterum illis utiliorem transire. Et ut hęc nostrę regię auctoritatis concessio stabilis et inconvulsa omni permaneat evo, hanc inde cartham scribi et sigilli nostri impressione iussimus insigniri. Facta est autem hęc nostra concessio presentibus et petentibus principibus et nostris fidelibus, quorum nomina hęc sunt: Bertolfus Basileensis episcopus, dux Cuonradus, Godefridus palatinus comes, Hugo comes, Folmarus comes, Sigefridus Argentinensis burcrauius, Ruodolfus scultetus, Gelfrâdus thelonearius; Herimannus comes, Albero comes, Adelbertus comes, Wernherus comes; Bertolfus Morbacensis abbas; Lambertus Ostiensis episcopus et Saxo cardinales.

Signum Heinrici quarti Romanorum impera(M.9.)toris invictissimi.

Philippus cancellarius recognovi vice Adelberti Mogontini archiepiscopi. (SI.D.)

Data Argentinę, anno dominicę incarnationis MCXXIII, indictione XIIIma, VIIII. kl. febrvarii.