Original (ca. 60/60,5 b : 77/77,5 h) im Generallandesarchiv zu
Karlsruhe (A); Rückvermerk des 12. Jh.:
Privilegium Heinrici quarti imperatoris [darüber von anderer Hand:
Vti
regis] pro terminis adiacentibus et advocatu[!] eligendo; 14. Jh.:
Decima in libro, 16./17. Jh.:
folio 4; zu den Dorsualnotizen vgl. Wibel
in NA 30,157 Anm. 1 und allg. Ott
in Schau-ins-Land 90,24ff.
Drucke: Wohl aus A: Herrgott, Genealogia Habsburg. 2,136 no
197 “Ex archivo abbatiœ S. Blasii”. – Aus Reichskammergerichtsakt des
16. Jh.: Wiegand, Wetzlar’sche Beiträge 2,96 no
2. – Aus A: Wirtemb. UB 1,356 no
280, alle zu 1123. – Wibel
a.a.O. 157ff. Anm. 2, Auszug in Paralleldruck mit DH.IV.154 und
DO.II. † 297.
Reg.: Georgisch, Reg. chronol.-dipl. 1,520 no
24. – Dümgé, Reg. Badensia 1,33, beide zu 1123. – Stälin, Wirtemberg. Gesch. 2,488. – Schneider
in Württ. Vierteljahrshefte N.F. 1,67 no
11. – Fester, Reg. Baden 1,6 no
49. – Ruperti
in Jahrb. f. lothr. Gesch. 22,74 no
10. – Duvernoy, Ducs de Lorraine 218 no
53bis. – Heidingsfelder, Eichstätter Reg. 101 no
312. – Ehlers, Metropolis 281 no
50. – Jakobs
in Alemann Jahrb. 1995/96 S. 15. – Parlow. Die Zähringer 160 Reg. 234 (s.a. Reg. 210). – Böhmer
Reg. 2077. – Stumpf
Reg. 3185.
Das von unbekanntem Empfängerschreiber mundierte D.246 ist in seinem
ersten Teil eine – lediglich um eine Petentenliste erweiterte –
Wiederholung des im Text erwähnten DH.IV.154 von 1065 Juni 8 (= VU.I);
neben diesem als der eigentlichen Vorlage wurde aber auch, wie vor
allem die Ortsnamenschreibungen zeigen (vgl. bes. Anm. g, w–y, c’),
zusätzlich das gleichfalls im Text erwähnte, erstmals von Wibel
a.a.O. 152ff. eingehend untersuchte DO.II. † 297 von 983 Juni 5 (B.-Mikoletzky
Reg. 898 = VU.II) herangezogen, obwohl dieses vom Text seiner echten
Vorlage nur Invokatio und Intitulatio (s. Anm. a und b) sowie das
Eschatokoll (Unterfertigungszeilen und Datierung) bewahrt, hingegen
den gesamten, somit unbekannt bleibenden Kontext einschließlich der
Korroboratio (s. Anm. v’) durch denjenigen der VU.I ersetzt hatte (s.
Anm. c).
Zu VUU. I und II vgl. zuletzt ausführlicher, mit einem umfassenden
Literaturbericht, Ott
in ZGO 112,413ff., der vor allem die Echtheit des DH.IV.154
verteidigte, die zuvor von Wollasch
in DA 17,420ff., bes. 442ff. erstmals in Frage gestellt worden war,
indem er in DH.IV.154 lediglich die Nachzeichnung einer echten Urkunde
Heinrichs IV. sehen wollte und als Konsequenz eine Entstehung nach
der Otto-Fälschung annahm (a.a.O. 443 u. 444), sodann nochmals, in
Bestätigung der Verteidigung Otts das DH.IV.154 als einwandfreies Original von Heinrichs IV.
Kanzlisten Sigehard C bezeichnend, Jakobs, Der Adel in der Klosterreform von St. Blasien 27ff. (s.a. 13 u. 23),
vgl. auch DDH.IV. S.772.
Das DO.II. † 297, das der Herausgeber Sickel
noch als von Ottos II. Notar HD verfasstes und geschriebenes Original
angesehen hatte, ist, wie das von Wibel
a.a.O. nach S. 152 gebotene Teilfaksimile zeigt, lediglich eine, nach
ihm (a.a.O. 163) wohl um die Wende vom 11. zum 12. Jh. entstandene (so
auch Wollasch
a.a.O. 442, Jakobs
a.a.O. 31 spricht vom “frühen 12. Jh.”; Meyer von Knonau, Jahrb. 7,221 Anm. 39 zitiert Wibel
fälschlich mit der Angabe “um das Jahr 1106”), die Schrift des HD
sorgfältig nachahmende Verfälschung eines verlorenen Originals, dessen
Datum durch die am selben Tage, 983 Juni 5, und gleichfalls in Verona
ausgestellten DDO.II.293–296 (alle für St. Emmeram zu Regensburg;
davon D.293 gleichfalls von Notar HD mundiert) bestätigt wird (vgl. Jakobs
a.a.O. 31ff.).
Empfänger des verlorenen Originals Ottos II. kann übrigens nach Jakobs
nicht St. Blasien gewesen sein sein, das als Zelle des Kl. Rheinau im
10. Jh. noch kein selbständiges Kloster war, sondern vermutlich
Rheinau (Wibel
a.a.O. 163 dachte noch an St. Blasien oder
Rheinau, s.a. Ott
a.a.O. 416f.). – Im Original des Falsum ist durch nachträgliche
Änderung der Zahlen in der Datierung aus einem Diplom Ottos II. ein
solches Ottos I. von angeblich 963 gemacht (s. Vorbem. zu DO.II. † 297
mit Anm. d sowie Wibel
a.a.O. 153 Anm. 1 und Jakobs
a.a.O. 34f.); diese Änderung, die Wollasch
a.a.O. 424 ohne Begründung (diese liefert Jakobs
in Allem. Jahrb. S. 27) auf “zwischen 1120 u. 1122” datiert, muss jedenfalls vor 1125 erfolgt sein, da nach D.274 die
libertas St. Blasiens
a primo Ottone herrührte (s. Wibel
a.a.O. 156f. und Jakobs
a.a.O. 35f.). – Den aus VU.I (u. VU.II) geschöpften ersten Teil hatte
der Empfängerdiktator noch mit einer bedeutsamen Erweiterung versehen,
indem er, im Anschluss an deren Sanktio, den aus dem DH.IV.280 für
Hirsau von 1075 Okt. 9 (= VU.III) entlehnten Vogteipassus anfügte,
vgl. Hirsch
in MIÖG Erg.-Bd. 7,544.
Diesem wohl an den Hof mitgebrachten Empfängerentwurf, der wegen der
Einfügung der Petentenliste erst dort mundiert worden sein kann, hat
der Kanzleinotar Heinrich nur das Eschatokoll unter Einschluss der
Datumzeile hinzugefügt (s. Anm. d”), vgl. Hirsch
a.a.O. und Hausmann, Reichskanzlei 74 no
14. – Erst danach griff der Textschreiber wieder zur Feder und trug
im Anschluss an die Korroboratio mit anderer Tinte einen kurzen Satz
über die königliche Bannleihe an den Vogt ein (s. Anm. y’). Jakobs
a.a.O. 13 u. 20 hält diesen Anhang für anscheinend “unecht”; diese
unzutreffende Bewertung könnte ihre Stütze allenfalls in der
auffälligen Tatsache finden, dass der Satz in denjenigen der gleich zu
nennenden Nachurkunden, in denen man ihn eigentlich erwarten würde
(bes. NUU. I u. IV), fehlt. Ob der Nachtrag vor der Besiegelung
erfolgte und damit die Anerkennung der Kanzlei fand, lässt sich
aufgrund des äußeren Befundes nicht entscheiden, aber auch nicht
ausschließen; die Handgleichheit spricht jedenfalls dagegen, dass der
Satz irgendwann in späterer Zeit eingetragen wurde. Und gegen
verfälschende Absicht spricht einerseits, dass dieser Nachtrag ja
gleichfalls aus VU.III geschöpft ist (vielleicht hatte der Schreiber,
auf den schließlich die Erweiterung der VU.I durch VU.III zurückgeht,
ursprünglich diese Fortsetzung seines ersten Exzerpts [s. Anm. n’] nur
versehentlich vergessen), andererseits der Umstand, dass in D.274 die
königliche Bannleihe ganz selbstverständlich vorausgesetzt und
praktiziert wird.
D.246 fand, außer in Heinrichs D.274 (für die Vogteibestimmung sowie
u.a. in Arenga und Korroboratio, vgl. dortigen Petitdruck), in
unterschiedlichem Umfang in die jüngeren Herrscherurkunden für St.
Blasien Eingang: DLo.III.6 von 1126 Jan. 2 (B.-Petke
Reg. 111 = NU.I) übernahm den ganzen Schluss ab
Preterea (Z. ■) unter Einschluss der Korroboratio; das zwischen 1141 und 1152
gefälschte DLo.III. † 125 mit demselben Datum (B.-Petke
Reg. † 112 = NU.II) beschränkte sich auf die Übernahme der Sanktio (nullus dux … presumat) und kurzer Stellen aus dem Vogteipassus; DKo.III.10 von 1138 (=
NU.III) übernahm die Grenzbeschreibung zusammen mit der anschließenden
Sanktio bis
presumat; das unvollzogene DF.I.72 von (1154–1164) (= NU.IV) bildet in seinem
ersten Teil eine vollständige Wiederholung des ganzen Kontextes ab der
Arenga bis
eligere (Z. ■) und übernahm überdies wörtlich die hiesige Korroboratio.
Speziell die Vogteibestimmungen des D.246 fanden sodann, unter
ausdrücklicher Berufung auf dieses (vgl. Anm. 1), auch Eingang in das
nach Jakobs
(a.a.O. 18 u. 20) in seiner echten Fassung in das Jahr 1123 oder 1124
gehörige, nach ihm (a.a.O. 15ff.) zwischen den Jahren 1140 und 1173
verfälschte und dabei auf 1120 März 19 datierte Privileg P. Calixts
II. (JL † 6834; Germ. pont. 2.1,170 no
† 7 [dort fälschlich D.274/St. 3204 als Bezug angegeben]; Migne, PL 163,1336 no
282; Robert, Bullaire 1,231 no
158), danach nochmals in das Privileg P. Honorius’ II. von 1126 März
28 (JL 7251; Germ.pont. 2.1,172 no
9). Auf diesem Wege gelangten die Vogteibestimmungen des Hirsauer
Formulars schließlich zur Kenntnis der päpstlichen Kanzlei, die sie
seit 1125 in mehreren Privilegien für andere Empfänger verwendete,
zuerst in zwei Privilegien von 1125 Nov. 27, JL 7217 (Germ. pont.
2.1,111 no
1) für Kl. Ahausen und ausführlicher in JL 7218 (Germ. pont. 2.1,189
no
1) für Kl. St. Märgen, vgl. dazu Hirsch
a.a.O. 545f. (mit Paralleldruck der Stellen) und Jakobs
a.a.O. 16f. – Die beiden Privilegien von 1125 Nov. 27 bieten den Text
nun nicht in der Formulierung des Calixt-Privilegs, sondern des
Honorius-Privilegs von 1126 März 28, dessen Varianten wir in Anm. 1
notiert haben (vgl. auch dortige Schlussbemerkung); will man nicht
annehmen, dass die Verfälschung des Calixt-Privilegs dessen
ursprünglichen Wortlaut an dieser Stelle verändert hatte (daran denkt
möglicherweise Jakobs
a.a.O. 17), lassen sich die Übereinstimmungen mit dem Sanblasianer
Honorius-Privileg vielleicht dadurch erklären, dass dessen Impetration
durch St. Blasien schon im Spätherbst des Jahres 1125 erfolgt war und
die Kurie sich auf den dafür vorgelegten Entwurf stützen konnte.
Nach der seit DD. † 241 u. 242 konstanten Wiederaufnahme der Angabe
vice archicancellarii in der Rekognition erfolgt in D.246 erstmals wieder auch die
namentliche Nennung Adalberts mit Zufügung des Mainzer
Erzbischoftitels, vgl. Meyer von Knonau
a.a.O. 7,221 Anm. 39 und Stüllein, Itinerar 100 (s.a. 96). – Während Notar Heinrich seit D.238 und bis
D.264 über zwei Jahreswechsel hinweg regelmäßig die falsche 13.
Indiktion verzeichnete (vgl. Vorbemerkung zu D.238), bietet er hier
zwischenzeitlich die richtige 1. Indiktion, die nochmals in D.250
begegnet, was wohl nichts damit zu tun hat, dass dieses wie unser D.
in Speyer ausgestellt wurde. – Zur Nennung des Kardinalbischofs
Lambert von Ostia, des späteren Papstes Honorius II., vgl.
Vorbemerkung zu D.248. – Aus einer Papsturkunde entlehnt ist wohl die dreimalige Ladungsfrist
admonitus semel … (wiederholt in D.274), vgl. Helleiner
in MÖIG 44,28f. – Zur römischrechtlichen Sanktion
reus maiestatis erit vgl. Koch, Sacrum imperium 122 Anm. 134. – Stumpf Reg. 3185a bezieht sich auf
eine Urkunde B. Dietrichs von Naumburg († 1123 Sept. 27) von 1122 o.T.
über die Errichtung der Pfarrei Plauen (Rosenfeld, UB d. Hochst. Naumburg 1,107 no
124; Dobenecker, Reg. Thur. 1,245 no
1170; erwähnt bei Meyer von Knonau
a.a.O. 7,221 Anm. 39; zur Urkunde vgl. Neumeister
in Neues Archiv f. sächs. Gesch. 68,3ff.) mit der Datierung:
Acta sunt hec anno domini MoCoXXoIIo, indictione Ia, regnante et hec fieri inperante Heinrico V., anno imperii eius XIIo, presente domino Alberto Moguntine sedis archiepiscopo …; wegen der Angabe des 12. Kaiserjahres fiel die Ausstellung nach 1122
April 13 (s. Dobenecker
a.a.O. Anm. 1), wogegen Böhmer-Will, Mainzer Reg. 1,269 no
126 die im Original erhaltene Urkunde eigenartiger Weise mit “1123?
vor April 13” datieren. Ob dem
hec fieri inperante ein tatsächlicher Sachverhalt entspricht, scheint äußerst fraglich.