Die Urkunden Heinrichs V. und der Königin Mathilde

Abbildungsverzeichnis der europäischen Kaiser- und Königsurkunden

<<233.>>

Heinrich verleiht dem Kloster Siegburg das Recht an den auf dessen Grundbesitz gefundenen Metallen und Geldmünzen.

Aachen, 1122 März 29.

Vorbemerkung Thiel, Stand: 2010

Original (ca. 45/46 b : 42/44 h) im Hauptstaatsarchiv zu Düsseldorf (A); Rückvermerk des 13. Jh.: Heinrici quarti imperatoris; 18. Jh.: Est etiam insertum, renovatum et approbatum etc. a Roperto Roma. rege … (= Diplom von 1401 Januar 8, Or. ebenda Siegburg Urk. 423; Chmel, Reg. Ruperti 6 no 88 und v. Oberndorff, Reg. der Pfalzgrafen am Rhein 2,30 no 384).

Faks.: Kaiserurk. in Abb. Lief. 4 Taf. 28. – Güthling in Heimatbll. des Siegkreises 30,91.

Drucke aus A: Lacomblet, Niederrhein. UB 1,193 no 294 = Sloet, OB Gelre en Zutfen 234 no 239 Auszug. – Muller-Bouman, OB sticht Utrecht 1,278 no 303 Auszug. – Güthling a.a.O. 90. – Wisplinghoff, Urk. u. Quellen von Siegburg 1,75 no 35.

Reg.: Meiller in Österr. Notizenblatt 1,225. – Wauters, Table chronol. 2,114. – Erhard, Reg. Westf. 1,230 no 1468. – Stälin, Wirtemberg. Gesch. 2,320. – Knipping, Kölner Reg. 2,30 no 196. – Brom, Reg. sticht Utrecht 1,61 no 297. – Coenen, Limburg. Oork. 1,125 no 268. – Hägermann in Montanwirtschaft Mitteleuropas 15 no 2. – Parlow, Die Zähringer 143 Reg. 206. – Stumpf Reg. 3173.

Der Kontext einschließlich der in Elongata geschriebenen ersten Zeile ist geschrieben von einem Empfängerschreiber, dem sieben weitere Siegburger Urkunden zwischen 1119 und 1129 zuzuweisen sind (Wisplinghoff a.a.O. no 19, 31, 33, 36–39 = “2. Siegburger Klosterhand”; s. auch Wisplinghoff in AfD 9/10,100 Anm. 162); das Eschatokoll stammt von Notar Heinrich, vgl. Bresslau in Textband zu KUiA S. 86f., Hausmann, Reichskanzlei 73 no 7.

Dieses Eschatokoll hat eine auffällige Zeilenführung: Während die Kontextzeilen parallel zum oberen Blattrand verlaufen, fallen demgegenüber die 3 Zeilen des Eschatokolls mit einer Neigung von ca. 8o so stark nach unten ab, dass der anfängliche Abstand der Signumzeile vom Kontext von ca. 6 cm nach dem ersten Zeilendrittel bei dem vor dem Monogramm stehenden imperatoris schon ca. 7,7 cm beträgt; lediglich das Monogramm, das demnach als erstes eingezeichnet gewesen sein wird, hat, bezogen auf die Kontextzeilen, eine senkrechte Position, offensichtlich deshalb, weil sich der Notar bei dessen Zeichnung an den Seitenrändern orientiert hatte.

Die Schrägstellung der Eschatokollzeilen, die im Abstand von je ca. 3 cm in der ersten Hälfte absolut parallel zueinander verlaufen, ist zweifellos dadurch verursacht, dass der Notar seine Zeilen dem – nicht ganz gleichmäßig – ebenfalls schräg verlaufenden unteren Blattrand (Blatthöhe links 42 cm, rechts 43,8 cm, in der Mitte 43,2 cm) anpasste: Der erste Teil der Datierung bis domini (s. Anm. m), das exakt unter dem Ende des Schlusswortes archicancellarii der zur Gänze links vor dem Monogramm untergebrachten Rekognitionszeile steht, hat einen gleichmäßigen Abstand von 1,9 cm vom unteren Blattrand, danach knickt die Zeilenführung nach oben ab, so dass der Schluss der Datumzeile ungefähr parallel zu den Kontextzeilen verläuft, was in erster Linie dem veränderten Verlauf des unteren Blattrandes zuzuschreiben ist, nicht einer nachträglichen Ergänzung der Datierung (s. Anm. n). Der Umstand, dass auch das rechts hinter dem Monogramm stehende Schlusswort der Signumzeile, invictissimi, von der Richtung des Zeilenanfangs nach oben abweicht und in ungefähr mit den Kontextzeilen paralleler Horizontalen geschrieben ist, lässt sich wohl dadurch erklären, dass der in Höhe seiner Zeilenbasis verlaufende Vollziehungsstrich des senkrecht eingezeichneten Monogramms die horizontale Ausrichtung des Wortes induzierte.

Die andere Ausrichtung der Zeilen des Eschatokolls ist nur so zu erklären, dass es vor dem Kontext gefertigt wurde; auch erst für den Kontext dürfte der obere Teil des Blattes mit einer nur noch stellenweise erkennbaren Blindlinierung versehen worden sein, da eine nicht weit oberhalb der Signumzeile (Abstand zum Signum ca. 1,5 cm, zum imperatoris ca. 3,2 cm) verlaufende deutlich sichtbare Blindlinie andernfalls den Notar sicherlich zu anderer Orientierung veranlasst hätte.

Aus dem Schriftbefund ergibt sich der Schluss, dass es sich bei D.233 formal um ein Blankett handelt. Unsicher bleibt dabei, ob wir es mit einem Blankett im vollen Wortsinn zu tun haben, das auch schon besiegelt war, ehe es dem Empfänger zur Vollendung überlassen wurde, oder ob die Besiegelung erst nach Niederschrift des dadurch von der Kanzlei anerkannten Kontextes erfolgte; Bresslau, Handb. 22.2,585 Anm. 1, der für die irreguläre rückseitige Befestigung des Siegels (s. Anm. o), für das auf der Vorderseite jedenfalls ausreichender Platz vorhanden gewesen wäre, einerseits ein bloßes Versehen in Betracht zieht, denkt andererseits sogar daran, dass die jetzige Rückseite des vor jeder Beschriftung besiegelten Pergaments ursprünglich als Schriftseite bestimmt gewesen sei.

Für die Annahme eines lediglich mit Siegel versehenen Blanketts, wie es die Kanzlei Heinrichs an und für sich sonst nicht kennt, spricht das Parallelbeispiel des wenig jüngeren D.235! – Unklar bleibt, ob der Notar, der evtl. lediglich zu seiner Entlastung die Fertigstellung der Reinschrift dem Empfänger überließ, an der Herstellung des Konzepts beteiligt war; es scheint nämlich unwahrscheinlich, dass die auf Heinrichs Befindlichkeit anspielende Arenga (vgl. dazu Weinfurter in Reformidee 44) so vom Empfänger formuliert werden konnte.

Zum Siegburger Bergrecht vgl. Güthling a.a.O. und Flink in Diestelkamp, Beitr. z. hochmal.

Städtewesen 180. Dass der Inhalt des D.233 in Barbarossas allgemeiner Besitz- und Rechtsbestätigung von 1174 (DF.I.618) keine Berücksichtigung fand, war für das Kloster wohl der Anlass dafür, sich 1401 von Kg. Ruprecht (vgl. den Rückvermerk), zusammen mit dem Fridericianum und einer Urkunde EB. Walrams von Köln von 1338, auch unser Diplom transsumieren zu lassen; vgl. dazu Wisplinghoff, Ben.-Abtei Siegburg 95.

Mit Cůnradus dux, in dem Meyer von Knonau, Jahrb. 7,191 Heinrichs V. staufischen Neffen sehen möchte, muss der Zähringer Konrad gemeint sein, der allerdings erst nach dem Tode seines Bruders, Hz. Bertholds III. († 1122 Dez. 8, vgl. Parlow a.a.O. 154 Reg. 230), den Herzogstitel führen konnte, sonst vorher nur als dominus bezeichnet wurde (vgl. Zotz in Gesch. in Verantwortung, Festschr. H. Ott 33ff., bes. 40f.); beide Brüder waren noch bei den Verhandlungen für das Wormser Konkordat im September 1122 gemeinsam am Hof (vgl. Zeugenliste von D.†241: Pertolfus dux et frater eius Cůnradus); vielleicht hat der Schreiber Konrad als Herzogsbruder den dux-Titel gegeben; jedenfalls erlaubt diese Titulatur allein nicht, die Niederschrift des Kontextes auf dem denkbaren Blankett (s. oben) erst nach dem Jahresende 1122 anzusetzen, da die meisten anderen Zeugen für die beiden Aachener Aufenthalte Heinrichs im März (mit Feier des Osterfestes am 26. März) und Ende April 1122 (s. Stüllein, Itinerar 92f.) nachgewiesen sind.

Schwierigkeiten bereitet die Identifizierung des Adelbertus comes Namucensis; Identität mit dem gleichnamigen, um 1127 gestorbenen ältesten Sohn Herzog Gottfrieds von Namur († 1139) aus dessen zweiter, um 1109 geschlossener Ehe mit Ermensindis von Luxemburg (vgl. dazu DKo.III.258) scheidet aus Altersgründen aus, da Adalbert im Jahre 1122 höchstens 12 Jahre alt gewesen wäre, weshalb wohl auch Rousseau, Actes des comtes de Namur CVI Anm.2 meinte, das Adelbertus stehe in D.233 für Godefridus, der auch in dem knapp einen Monat jüngeren D.†234 genannt werde; abgesehen davon aber, dass die Lesung des Originals nicht so leicht beiseite geschoben werden kann, und insbesondere davon, dass die Nennung Gottfrieds in D.†234 fraglich ist (vgl. dortige Vorbemerkung), bleibt zu erwägen, ob bei dem Adelbertus von D.233 nicht an einen anderen, in der Genealogie der Grafen von Namur (s. Stammtafel bei Rousseau a.a.O. CXXVf.) nicht einzuordnenden Träger dieses Leitnamens der Grafenfamilie zu denken ist, der identisch sein könnte mit dem in DLo.III.70 von 1135 (B.-Petke Reg. 422) genannten Albertus comes Namucensis. – Bei dem hier ohne Namen gebliebenen Sohn des Grafen Gerhard (III.) I. von Geldern handelt es sich sicher um den in D.260 von 1123 zusammen mit dem Vater genannten Gerhard, vgl. Schiffer, Grafen von Geldern 32 u. 47. – Dem Schlusszeugen Giselbert von Duras fehlt womöglich nur wegen der Nachtragung seines Namens (s. Anm. h) der ihm zukommende comes-Titel, wie er in DD.†234 (ohne Ortsnamen) und 235 verwendet ist; zu ihm s. noch DD.†8, *15, *25 und *144.

(C.) In nomine sanctę et individuę trinitatis. Heinricus divina favente clementia quartus Romanorum imperator. Si animę nostrę pericula humana fragilitate undique accumulata timentes pro his delendis sanctę dei ęcclesię curam gerimus fideliumque nostrorum petitionibus clementer annuere condescendimus, honorem nostrum secularem diffamari deique clementiam nullomodo dubitamus nobis placari. Notum igitur sit omnibus tam presentibus quam futuris Christi fidelibus, qualiter nos ob remedium animę nostrę et piam memoriam patris nostri et nostram perpetuam felicitatem servis domini nostri Iesu Christi, scilicet abbati Cvnoni eiusque successoribus et monachis, qui in cenobio Sigebergensi militant, ei sola dictante karitate concedimus et presentis cartę testimonio confirmamus, ut, si quid metalli vel pecunię in ullo possessionum ipsorum fundo sive loco tellus quęrentibus exposuerit ex his, quę avaro sinu multa nobis abscondit, iuris ipsorum sit nec molestus quisquam sit illis pro iure regio, quia, quod ad nos attinet, donamus tamquam carnale, ut bona ipsorum spiritualia mereamur metere. Super hac autem concessionis nostrę benivolentia ne ullus mortalium supradictum abbatem fratresque sibi commissos inquietare vel iniuriare presumat, hanc inde cartam scribi et sigilli nostri impressione iussimus insigniri. Hanc autem nostram concessionem sua confirmaverunt presentia Fridericvs Coloniensis archiepiscopus, Godeboldus Traiectensis episcopus, Theodericus Monasteriensis episcopus, Godefridus dux Louaniensis, Cůnradus dux, Adelbertus comes Namucensis, Gerhardus comes de Gelra eiusque filius, Arnoldus comes de Cliue, Giselbertus de Duraz.

Signum Heinrici quarti Romanorum imperatoris (M.9.) invictissimi.

Bruno cancellarius recognovi vice archicancellarii.

Data Aquisgrani anno dominicę incarnationis domini MCXXII, indictione XV, IIII. kl. april.. (SI.4.)