Heinrich verleiht dem Sineanima aus Lucca (und seinen Brüdern) das Amt des Pfalzgrafen.
(vor 1118 Herbst?).
Vorbemerkung Thiel, Stand: 2010
Stumpf Reg. –.
In einer von dem Notar Hugo auf Befehl Sineanimas (Ugo notarius donni regis hec omnia mendata[!] predicti Sineanima, sacri palatii comite, et … iudicum descripsi) ausgefertigten Urkunde von 1126 Januar 6 (vgl. Degli Azzi Vitelleschi, R. Archivio di Stato di Lucca, Regesti 1: Pergamene del Diplomatico 2,113 no 342; erwähnt bei Schwarzmaier, Lucca und das Reich 315f. mit Anm. 180 und Meyer, Felix et inclitus notarius 23 mit Anm. 81; s. auch Haverkamp in Stadt u. Herrschaft 192 Anm. 146) über einen Güterverkauf durch einen unter Vormundschaft seines Vaterbruders stehenden pupillus, die auch von Sineanima unterschrieben war (Ego Sineanima, sacri palacii comites[!] et missus doni imperatoris, hec apud me acta confirmo), heißt es in der Präambel, dass sich der tutor zur Anerkennung seiner vormundschaftlichen Maßnahmen an Sineanima und die Richter gewandt hatte: Sineaniman[!], missus dom. imperatoris ad ea agenda, que sibi per officium ab imperatorem[!] Henrico datum conmissa erant, in civitate Luca resideret, adiit eique atque iudicibus sibi assidentibus, que facere ad predicti sui pupilli utilitatem ordinaverat, notificavit; cognovit itaque predictus Sineanima … (im Folgenden ist noch von decreto supradicti Sineanime die Rede).
Der bis 1154 belegte Sineanima gehörte zu einer bedeutenden Luccheser Familie, die wegen des von ihren Vertretern seit der ersten Hälfte des 11. Jh. innegehabten Amtes des advocatus im Laufe des 12. Jh. den Familiennamen der “Advocati von Lucca” erhielt, vgl. Schwarzmaier a.a.O. 309ff. (mit Stammtafel S. 315) und Meyer a.a.O. 22ff. Der Großvater Sineanimas, Flaipert I. († nach 1075), hatte schon die Ämter eines iudex, advocatus, vicedominus und missus domni imperatoris in seiner Hand vereint (s. Schwarzmaier a.a.O. 311); alle Ämter waren von ihm an seine Söhne, Flaipert II. († nach 1117) und Lambert († vor 1114), und dann an Lamberts Söhne, Sineanima und seine Brüder Tancred und Sesmundus/Sigismundinus, übergegangen.
Der Zeitpunkt, zu dem die Familie, in der Person Sineanimas und seiner Brüder, erstmals zusätzlich das Amt des Pfalzgrafen (auf dieses bezieht sich wegen seiner Zuständigkeit u.a. für Vormundschaften das officium … datum des obigen Textes) erhielt, ist nicht genau zu ermitteln. Es ist aber doch wohl anzunehmen, dass die Verleihung des Pfalzgrafenamtes nicht gesondert erfolgte, sondern gleichzeitig mit dem Übergang der übrigen Ämter nach dem Tode Flaiperts II. (Meyer, der diesen a.a.O. 22 in Übereinstimmung mit Schwarzmaier “bis 1117 nachgewiesen” sein lässt, spricht S. 23 in vager, den Zeitpunkt letzlich noch weiter zurück verlegender Weise, von “nach dem Rückzug Flaiperts (II.) aus dem öffentlichen Leben”!); dafür spricht sowohl die Kombination des Missus- und Pfalzgrafenamtes in der Unterschrift Sineanimas (s. oben) als auch in dem D. Friedrichs II. von 1220 Dezember (B.-Ficker Reg. 1259; Huillard-Bréholles 2.1,83; vgl. Schwarzmaier a.a.O. 313f.), mit dem insgesamt 10 Angehörigen der Familie nach dem Vorbild der früheren Herrscher (genannt werden nur Barbarossa und Heinrich VI.) das Recht bestätigt wird, ut sint comites palatii et missi domini imperatoris (außerdem bestätigt er die anderen alten Ämter: advocatiam, quam a marchionibus possident per totam marchiam, et vicedominatum, quem habent ab episcopo Lucensi, et eius beneficium).
Als missus imperatoris ist Sineanima jedenfalls schon im Jahre 1121 nachgewiesen (vgl. Schwarzmaier a.a.O. 312; ebenda zur Nennung Tancreds als Missus im Jahre 1124). Man wird daher wohl daran denken dürfen, dass die Amtseinsetzung – in alle Ämter – bald nach Flaiperts II. Tod (wohl Anfang des Jahres 1118, s. Schwarzmaier a.a.O. 312 Anm. 164), jedenfalls aber noch vor Beendigung des 2. Italienzuges im Spätsommer 1118 erfolgt war; einen früheren Zeitpunkt, etwa im Sommer des Jahres 1116, als Heinrich für toskanische Empfänger urkundete – mit DD.188/189 für das Domkapitel Pisa und mit D.192 für die Stadt Lucca – verwirft Schwarzmaier a.a.O. 316 zu Recht, weil damals Flaipert II. das Missus-Amt noch innehatte. – Abzulehnen ist jedoch Schwarzmaiers Annahme, dass erst der durch D.250 von 1123 Februar 10 für das Domkapitel Lucca belegte Aufenthalt einer Luccheser Delegation in Speyer (in Betracht käme dann auch das Datum des Schwarzmaier unbekannten, von Meyer a.a.O. 23 mit Anm. 82 erwähnten D.253 von 1123 März 12 für S. Frediano) die Gelegenheit gewesen sein sollte, bei der seiner Ansicht nach die – nach ihm demnach als zeitlich losgelöst von den anderen Ämtern anzusehende – Verleihung des Pfalzgrafenamtes erfolgt wäre; derselben Ansicht ist offenbar Meyer, wenn er a.a.O. 23 lediglich feststellt, dass Sineanima und Tancred nach Ausweis der oben erwähnten Belege “1121 respektive 1124 den Titel missus imperatoris” führten.