Die Urkunden Heinrichs V. und der Königin Mathilde
<<*201.>>

Heinrich bestätigt dem (Grafen) Ptolomeus (II. von Tusculum), dem er seine Tochter Bertha zur Frau gibt und den er mit reichen Geschenken versieht, und seinen Erben die von seinem Großvater Gregorius (III.) und anderen Verwandten herrührenden Besitzungen.

(1117 Mitte März).

Vorbemerkung Thiel, Stand: 2010

Stumpf Reg. –.

In der Chronik von Monte Cassino lib. 4 c. 61 (MGH SS 34,523f.; s.a. Meyer von Knonau, Jahrb. 7,33 Anm. 7) heißt es nach der eröffnenden Nachricht über Heinrichs Ankunft in Rom (Anno autem dominice incarnationis millesimo centesimo septimo decimo idem imperator congregato exercitu Romam advenit) und über P. Paschals II. Ausweichen nach Benevent (per Capuam Beneventum ingressus; vgl. JL 6545 von 1117 März 12 aus Capua und JL 6546ff. von März 16 – April 24 aus Benevent; vgl. Servatius, Paschalis II. 81): Imperator interea urbem Romam ingrediens et pontificem exinde discessisse prenoscens consules, senatores ac proceres partim donis, partim promissis ad se attrahens Ptolomeo illustrissimo Octavia stirpe progenito, Ptolomei magnificentissimi Romanorum consulis filio, Bertam filiam suam in coniugio tradidit eique dona perplurima conferens, quicquid avus eius Gregorius aliique parentes habuerant vel retinuerant, predicto Ptolomeo et heredibis eius imperiali auctoritate in perpetuum confirmavit.

Die Begünstigung des jungen Ptolomeus II. († 1153) als Nacherbe seines Großvaters Gregorius III. († spätestens 1104 Sept. 8, s. Hoffmann in DA 27,28f.) galt sicher den Verdiensten seines, hier als Vorerbe übergangenen, Vaters Ptolomeus I. († 1128 o. 1129, s. Hoffmann a.a.O. 36; nach Carpegna Falconieri in Lex. d. MA 8,1123: 1126) auf Heinrichs 1. und 2. Italienzug (s. Hoffmann a.a.O. 33f.; Hüls, Kardinäle 257f.; vgl. auch D.*181); dieser ist wegen der Bezeichnung als consul sicher auch gemeint, wenn in der Chronik in dem auf obigen Auszug folgenden Satz (S. 524 Z. 10ff.: Agit interim papa cum principe aliisque Normannis, quatinus contra imperatorem congluttinentur illique obsistant vel certe contra iamdictum Ptolomeum Romanorum consulem, generum eius, hominibus supradicti pontificis armatorum auxilium subministrent (zur Fortsetzung s. D.200 Anm. 13); Hoffmann a.a.O. 36 bezieht die hier erwähnte Auszeichnung “schon 1117 als Truppenführer” wohl fälschlich auf Ptolomeus II., von dem er ebenda feststellen muss, dass er nach dem Tode seines Vaters “zum ersten Mal im Juni 1130 bezeugt” ist), der eigentlich nur für Ptolomeus II. zutreffende Terminus gener verwendet ist.

Diese konkrete Verwandtschaftsbezeichnung stützt u.E. allerdings klar die Annahme, dass Berthas Bezeichnung als filia tatsächlich im Sinne einer (natürlichen) Tochter Heinrichs V. zu verstehen ist (so u.a. Giesebrecht, Gesch. d. dt. Kaiserzeit 53,883 u. 1227, Meyer von Knonau a.a.O. und noch Chibnall, Empress Matilda 33 u. 40); demgegenüber meint Hoffmann a.a.O. 34 (anders als in SS 34,524 Anm. 4, wo er sie als “uneheliche Tochter Heinrichs V.” gelten lässt), Bertha könnte “vielleicht auch bloß eine Verwandte Heinrichs V. gewesen” sein, und wiederholt seine Zweifel a.a.O. 40 in der Formulierung: “Sollte Ptolomeus tatsächlich mit einer Salierin verheiratet gewesen sein …”; entsprechend bezeichnet Servatius a.a.O. 81 die Gemahlin des Ptolomeus als “eine Tochter oder Verwandte des Kaisers”.

Falls Heinrich die sicher noch kindliche Tochter nicht aus Deutschland mitgebracht hatte, was letztlich unwahrscheinlich ist, könnte man daran denken, dass es sich um das Kind aus einer von Heinrich auf dem 1. Italienzug eingegangenen Verbindung (mit einer römischen Adligen?) handelte, das er jetzt anerkannt – und versorgt hätte; im Jahre 1141 war übrigens Ptolomeus II. anderweitig vermählt, vgl. Meyer von Knonau a.a.O. (Schluss von Anm. 7). – Im Herbst 1137 erhielten Ptolomeus II. und seine Erben nach dem Chron. Cass. (a.a.O. 34,600f.) von Lothar III. totam terram, quam a parte parentum suorum iure haereditario pertinebat, erneut bestätigt (vgl. Hoffmann a.a.O. 39; B.-Petke Reg. 638).

Obige Vorgänge fielen vermutlich gleich in die Anfänge von Heinrichs Aufenthalt in Rom, jedenfalls vor die in der Chronik im Anschluss an obigen mit subministrent endenden Satz erwähnte, cum ingenti gaudio senatus populique Romani begangene Feier des Osterfestes am 25. März.