Item sextum privilegium est divi Heinrici quinti Romanorum imperatoris, quo donavit, laudavit, concessit et tradidit in potestatem episcopi et ecclesie Aquensis castra, villas et poderia Montisboni, Verdobii et Rochete Pelafee ac Soyrani et Bonczenarii et villas, terras et loca inter Tanagrum et Burmidam consistencia, item castellum, villam et terram de Bonouicino cum pertinenciis suis. Et fuit quondam datum secundo kl. iulii, indicione VIIIIa, anno dominice incarnacionis MoCXVI, regnante Heinrico quinto rege Romanorum anno decimo, imperante sexto; actum est.
Vorbemerkung Thiel, Stand: 2010
Inhaltsangabe im Diplom Ks. Karls IV. von 1364 Februar 1 (B.-Huber Reg. *4008; Original im Bischöflichen Archiv zu Acqui; Drucke: Moriondo, Mon. Acquensia 1,324 no 312, mit Korrekturen nach dem Original 703ff.; Pavoni, Le carte medievali della chiesa d’Acqui 480 no 279) (B). – Transsumpt davon durch Ks. Maximilian I. von 1503 Oktober 1 (Original ebenda) (C).
Druck aus C (nach Vidimus von 1530 Juli 4): Meiller in Österr. Notizenblatt 2,369.
Reg.: Moriondo a.a.O. 1,721 zu 1116 “VI. kal. iulii”. – Savio, Indice del Moriondo, in Rivista di Alessandria 4–9,25 no 101 zu 1116 Juni 26. – Pavoni a.a.O. 81 no 21. – Stumpf Reg. 3146, beide zu 1116 Juni 30.
Das Diplom Karls IV. referiert in chronologischer Ordnung und jeweils (mit einer Ausnahme, s. unten) mit Datumsangabe den Inhalt von insgesamt 8 älteren Herrscherurkunden zwischen 891 und 1311, unserem D. vorangehend die DD. Wido 8, O.II.175, O.III.191, H.III.13 und 296 (PAVONI a.a.O. no 2, 7, 9, 15 und 17), von denen auch jeweils Volltexte überliefert sind (in der Reihe fehlt das DH.II.274 von 1013), es folgt ein wie unser D. nur durch das Karlsdiplom bekanntes und ausnahmsweise nicht mit Datum versehenes septimum privilegium Heinrici regis (= Heinrich VI.; B.-Baaken Reg. 634 zu 1186–1187; Pavoni a.a.O. no 40 zu 1186–1191) und als letztes das D. Heinrichs VII. von 1311 Januar 23 (Pavoni a.a.O. no 218). Von D.*191 existierte im 18. Jh. offenbar noch eine Textüberlieferung, denn Moriondo a.a.O. 1,721 bringt in seinem “Index chartarum, quae olim existebant penes Josephum Gattum Aquensem”, unter der Signatur “Quint. B. pag. 12” ein Regest, das über den Auszug hinausgehend noch B. Azo (1098–1132) als Empfänger nennt und mit dem 26. Juni (s. oben Reg.) ein anderes Tagesdatum bietet: 1116. Diploma dell’Imperatore Enrico V., il quale concede molti privilegi ad Azone Vescovo d’Aqui. Il diploma è dato VI. Kal. julii, indict. IX, an. MCXVI.
Die Nennung B. Azos begegnet auch in einem im bischöflichen Archiv verwahrten (ohne Signatur) Promotionsformular des B. Joh. Bapt. Roëro (1727–1744), in dem über die von Karl IV. genannten 8 Urkunden hinaus weitere 5 bis zu Leopold I. von 1699 als Beleg für die Verleihung der facultas doctores et advocatos creandi zitiert werden (unser D. betreffend: ab Henrico quinto millesimo centesimo decimo sexto Ratisbonæ episcopo Azono; das Ratisbonæ geriet hierher aus der vorangehenden Erwähnung des in Regensburg ausgestellten DH.III.296).
Aufgrund der Übereinstimmung mit D.190 (s. dortige Vorbemerkung) ist dem Tagesdatum des Auszugs der Vorzug gegenüber dem 26. Juni des Regests zu geben; das in D.190 und in unserem D. verwendete secundo (s. Anm. i), das so keineswegs im Original gestanden haben kann, spricht dafür, dass dort nicht das Zahlwort pridie, das eine Verlesung zu VI ausschließen würde, sondern die Ziffer II verwendet war. Die Formulierung der Datierung beweist im übrigen, dass jedenfalls das Eschatokoll des Deperditums, wie D.190, von Notar Adalbert A verfasst war.
Das Diplom für das Bistum Acqui, dessen Inhalt aufgrund des “molti privilegi” des Regests womöglich über die genannten Schenkungen hinausging, war offensichtlich der unmittelbare Ausdruck des Dankes für die guten Dienste, die B. Azo als Angehöriger der soeben zurückgekehrten Gesandtschaft an den Papst geleistet hatte (s. DD.185 u. 200).
In Heinrichs Diplomen wird Azo zwar sonst nicht genannt, er hatte aber offenbar auch schon während des 1. Italienzuges enge Beziehungen zu ihm gepflogen, wie aus seinem umfangreichen, im Codex Udalrici überlieferten (Eccard no 258; Jaffé no 161) und wohl auf Ende März 1112 zu datierenden Brief an Heinrich zu schließen ist, den er mit der Selbstbezeichnung maiestatis suae [= Heinrichs V.] et Aquensis ecclesiae servus eröffnet und in dem er den Kaiser u.a. zur baldigen Rückkehr nach Italien auffordert, mit dem Hinweis: vestra est enim adhuc Longobardia, dum terror, quem ei incussistis, in corde eius vivit; vgl. MEYER VON KNONAU, Jahrb. 6,181f., 238 u. 267f. – Azo, der dem nach Bosco (= Bosco Marengo, knapp 11 km sö. Alessandria) benannten Zweig des markgräflichen Hauses der Aleramiden (Aledramiden) angehörte (s. Bresslau, Jahrb. Ko.II. 1,397f.), war außerdem zugleich Blutsverwandter Heinrichs und P. Calixts II., welcher im Jahre 1120 ebenfalls mehrfach seine Dienste in Anspruch nahm; vgl. dazu vor allem das Schreiben Calixts II. an Heinrich von (1120) Februar 19 (JL 6950; Robert, Bullaire 2,5 no 278) mit der Anrede consanguineo suo H. regi und der Aussage über den als Überbringer/nuntius fungierenden B. Azo: qui et noster et tuus consanguineus est; dieses durch einen einzigen Textzeugen (aus Schaffhausen) und mit dem bloßen Tagesdatum des 19. Februar überlieferte Schreiben, das früher durchwegs in das Jahr 1122 (vgl. z.B. Meyer von Knonau a.a.O. 7,197f. mit Anm. 9 und 339), seit Haller, Papsttum 2,623f. dann in das Jahr 1119 (s.a. 505: “schon zehn Tage nach seiner [Calixts] Weihe” = 1119 Febr. 9) datiert worden war, gehört nach der neuesten eingehenden Behandlung bei Schilling, Guido von Vienne 426ff. mit Anm. 197–202 u. 214 (s.a. 404 Anm. 77, 500, 611) in das Jahr 1120. – Zu den Verwandtschaftsbeziehungen Azos vgl. ferner Meyer von Knonau a.a.O. 6,238 u. 240 Anm. 30, 7,160 Anm. 30 u. 261; zur Person vgl. u.a. Schwartz, Besetzung 89f. und Bonnard in Dict. d’hist. et de géogr. eccl. 5,1387. Zu weiteren Missionen B. Azos in Calixts Auftrag im Jahre 1120 vgl. Schilling a.a.O. 429ff. mit Anm. 205 u. 209 und 500f. mit Anm. 3.
Im Jahre 1116 weilte überdies auch Azos Bruder, Markgraf Anselm, der Begründer der Linie von Bosco (s. Bresslau a.a.O. 397f.), zeitweise am kaiserlichen Hof, vgl. dazu D.168 (marchiones … Anselmus da Busco = erste Erwähnung Anselms) und D.187 (vgl. dazu Spagnesi, Wernerius 55 Anm. 7); zu ihm vgl. noch D.† 296. In den beiden zitierten DD.168 und 187 begegnen zudem am Hofe noch zwei weitere marchiones, die ebenfalls zwei Linien der Aleramiden angehören: Bonefacius, dessen Linie sich nach Vasto (in den Abbruzzen, prov. Chieti) benannte (s. Bresslau a.a.O. 399ff.; Spagnesi a.a.O. Anm. 6; Bordone in Boll. stor.-bibliogr. subalpino 81,587ff., Nachdr. in Ist. stor. It., Nuovi studi storici 1,29ff), gleichzusetzen mit dem Bonefacius marchio, der 1111 für Heinrich den Vertrag mit P. Paschal II. beschwor (D.70/V; vgl. Bresslau a.a.O. 401; im selben Jahr auch in D.75 genannt); ferner der in D.168 als Rainerius Paradisus bezeichnete (in D.187 nur Raynerius marchio) Angehörige des Hauses der Markgrafen von Montferrat, Empfänger des D.*319 (zu diesem vgl. Bresslau a.a.O. 404ff., zu Rainer 406f.; Spagnesi a.a.O. Anm. 6).