Die Urkunden Heinrichs V. und der Königin Mathilde
<<190.>>

Heinrich bestätigt den Turinern die seit Kaiser Heinrich (IV.) bestehenden guten Gewohnheiten unter Gewährung der Reichsunmittelbarkeit, unbeschadet der herkömmlichen Gerechtsame des Bischofs von Turin.

1116 Juni 30.

Vorbemerkung Thiel, Stand: 2010

Notariell beglaubigte Abschrift aus der 2. Hälfte des 14. Jh. im Stadtarchiv zu Turin (B). – Unbeglaubigte Abschrift derselben Hand ebenda (C).

Faks. von B: Vgl. D.71.

Drucke: Ferrero, Istoria di Torino 2, Annot. 92 no 22 “Ex archi. civit.”. – Aus B: Mon. patr. chart. 1,742 no 448. – Cognasso, Documenti di Torino 7 no 7. – Bulst-Ernst, Texte 2,113 no 14.

Reg.: Carutti, Reg. com. Sabaudiae 94 no 257. – Inventario degli Atti dell’Archivio comunale 1,9 no 1. – Stumpf Reg. 3145.

Verfasst von Notar Adalbert A, vgl. Hausmann, Reichskanzlei 67 no 81. – D.190 diente dem DLo.III.106 von 1136 (B.-Petke Reg.542) stellenweise, namentlich für Sanktio und Korroboratio, als Vorlage (= NU.); dort fand auch in einem Schlusszusatz das D.71 Berücksichtigung, auf das man hier eigentlich einen Rückbezug erwartete. Zur fehlenden Rekognitionszeile vgl. Vorbemerkung zu D.71.

Die mit D.*191 vom selben Tage gemeinsame Auslassung des Handlungsortes samt der abschließenden Apprekatio spricht dafür, dass die Handlung beider Diplome einige Zeit zurücklag und sich der Notar daher nicht mehr an deren Ort erinnerte. Für diesen Ort und damit auch für die Zeit der Handlung gibt es, namentlich angesichts fehlender Nennung von Intervenienten oder (Handlungs-)Zeugen, keine sicheren Anhaltspunkte. Wegen der geringen Entfernung zwischen den beiden vorangehenden gesicherten Aufenthaltsorten, Burgulia/Alessandria (D.186) und dem ca. 25 km nördlich gelegenen Pacilianum/San Germano Monferrato (DD.187–189), darf wohl ausgeschlossen werden, dass hier an unbekanntem Ort ein Zwischenhalt eingelegt worden wäre; in diesem Falle wäre der zeitliche Abstand für ein Vergessen des Ortsnamens wohl auch zu gering gewesen. – Dass andererseits Heinrich zuvor, in Abstechern von dem den westlichsten Punkt des Itinerars darstellenden Alessandria aus, die beiden Empfängerorte – das knapp 30 km südlich gelegene Acqui und das rund 70 km nordwestlich gelegene Turin – selbst aufgesucht hätte und dort die Handlungen anzusetzen wären, ist noch unwahrscheinlicher, weil dann die Auslassung des Handlungsortes vollends unerklärlich wäre.

B. Azo von Acqui wird die Impetration des D.*191 ohnehin während seines Aufenthaltes am Hofe betrieben haben s. Vorbemerkung zu D.185), und von Turin wird man eine Gesandtschaft an den Hof geschickt haben. Dieser hat sich nun vermutlich längere Zeit in bzw. bei Alessandria aufgehalten, wie aus der Auslassung des genauen Tagesdatums in D.186 geschlossen werden kann; und hier könnte dann auch am ehesten, zeitlich womöglich noch vor dem D.186, die Handlung von DD.190/*191 ihren Platz haben. Die Ausstellung beider Diplome ist vielleicht noch in San Germano erfolgt. – Ob aus der Erwähnung Heinrichs IV., der sich zu Beginn des Jahres 1077 im Gebiet von Turin aufhielt, auf ein Deperditum geschlossen werden kann, bleibt unsicher; vgl. DH.IV.*499; s. dazu auch Opll, Stadt und Reich 448. – Zur salva-Klausel vgl. Helleiner in MÖIG 44,32, Appelt in MIÖG 68,91 und Brühl, Fodrum 1,667 Anm. 440.

(C.) In nomine sancte et individue trinitatis. Henricus divina favente clemencia quartus Romanorum imperator augustus. Omnium sancte dei ecclesie presencium ac futurorum noverit universitas, qualiter nos pro fideli servicio, quod nobis Taurinenses fecerunt et semper facere intendunt, omnes usus bonos eorum, quos tempore patris nostri beate memorie imperatoris Henrici tenuerunt et ab illo usque ad nos perduxerunt, nunc et in perpetuum tenere et habere concedimus, et in eadem libertate, in qua hactenus permanserunt, deinceps permanere et quiescere collaudamus, collaudantes nostra imperiali auctoritate iubemus, ea videlicet condicione, ut nulli mortalium deinceps nisi nobis serviant, salva solita iusticia Taurinensis episcopi. Insuper precipimus et precipientes iubemus, ut nullus episcopus, dux, marchio, comes, vicecomes, gastaldio, magna sive parva persona predictos Taurinenses de concessa iusticia audeat inquietare, molestare vel divestire. Si quis vero, quod absit, contra hoc ire temptaverit, auri libras centum conponat, medietatem camere nostre et medietatem suprascriptis Taurinensibus. Quod [ut] verius credatur et ab omnibus diligencius observetur, hanc cartam inde conscriptam et manu propria corroborata[m] impressione nostri sigilli insigniri iussimus.

Signum domini Henrici quarti Romanorum imperatoris (M.9.) invictissimi.

Data secundo kl. iulii, indicione VIIIIa, anno dominice incarnacionis MCXVI, regnante Henrico quinto rege Romanorum anno X, imperante VI; actum est.