Original (ca. 40, 5 b : 47/48 h) im Départementalarchiv zu Nancy (A);
Rückvermerk des 12. Jh.:
H. regis de Fontiniaco.
Drucke aus A: Bresslau
in NA 13,215. – Cahiers du CRAL 1.28,81.
Reg.: Heidingsfelder, Eichstätter Reg. 95 no
284. – Diestelkamp-Rotter, Urk.-Regesten 1,118 no
167. – Stumpf
Reg. –.
Verfasst und geschrieben von Notar Adalbert A (vgl. Hausmann, Reichskanzlei 64 no
7; zu
causa dei s. D.5), wahrscheinlich unter Benutzung einer aus unserem D. sowie dem
unten genannten Papstprivileg zu erschließenden verlorenen Urkunde B.
Pibos von Toul (1069–1107) über die Übertragung von Fontenoy durch den
Grafen Albert I. von Dagsburg († 1098), vgl. Choux, L’épiscopat de Pibon 240 no
103bis
(mit falscher Datierung unseres D. zu 1107 Juli 20).
Da für das unter Tinten- und Duktuswechsel eingetragene letzte Viertel
des Kontextes (die letzten 3 von 11 Zeilen) zugleich gedrängtere
Schrift verwendet wurde (s. Anm. h), ist anzunehmen, dass das mit
nochmals anderer Tinte eingetragene Eschatokoll (s. Anm. n) schon
vorausgefertigt war. Der dadurch beschränkte Raum für den
Kontextnachtrag, in dem erst die kaiserliche Entscheidung formuliert
ist, während alles Vorangehende nur Narratio darstellte, war
vielleicht auch der Grund dafür, dass der Notar keine voll
ausformulierte separate Korroboratio verwendete, sondern diese äußerst
knapp in den ohnedies komplexen Schluss-Satz integrierte.
Unter den Jahreskennzahlen ist nur das vom Notar vorher falsch
berechnete (s. D.9) Ordinationsjahr richtig; die Indiktion ist um 1
Einheit zu niedrig, umgekehrt das Regierungsjahr um 1 Einheit zu hoch
angegeben. Beide Fehler behält der Notar für die meisten Stücke bis
zum Ende des Jahres 1107 konsequent bei (s. DD.20, †23, †27; s. auch
Vorbemerkung zu D.†31); das vermutlich verderbte Datum des D.21 weicht
davon ab, und in D.24 entspricht dem Schema nur die Angabe des 3.
Regierungsjahres, während die Indiktion um 1 Einheit zu hoch (also um
2 Einheiten höher als hier) berechnet ist.
Karl von Fontenoy erscheint schon, als zweiter von drei Laien (die
beiden anderen als
miles bezeichnet; s. unten das Papstprivileg), als mitunterfertigender Zeuge
(Sign. Karlonis de Fonteniaco) der Urkunde B. Pibos von Toul von 1091 Oktober 10, mit der dieser
die um 1090 erfolgte Gründung des Stiftes St. Leo durch den Touler
Domdekan
Lutulfus (zu diesem s. D.149) als unter der Leitung eines Abtes stehendes
Augustiner-Chorherrenstift und dessen Ausstattung bestätigte (Druck: Calmet, Hist. de Lorraine 3, preuves 20ff.; Reg.: Choux
a.a.O. 217 no
53; zur Gründung s. ebenda 157ff., vgl. auch 174). Über seinen sich
über Jahrzehnte hinziehenden Streit mit dem Stift, in den auch
Heinrich V. mit seinem Mandat an Herzog Theoderich II. von
Oberlothringen (D.149) nochmals eingreifen musste, unterrichtet auch
das unter Benutzung eines verlorenen echten Originals gefälschte
Privileg P. Paschals II. von 1114 September 29 (Druck: Meinert, Papsturk. in Frankr. N.F. 1,187 no
11; Reg.: Parisse, Bullaire 28 no
111).
Das Privileg mit der Adresse
Dilectis filiis Sehero abbati [1093–1128] et fratribus in ecclesia beati Leonis canonicam vitam professis, aus dem sich u.a. ergibt, dass Graf Albert Fontenoy vom Bischof zu
Lehen getragen hatte, und das auf Alberts Sohn Hugo noch nicht
eingeht, weist, wie folgende Auszüge zeigen, stellenweise wörtliche
Übereinstimmungen mit unserem D. auf (die Übereinstimmungen sind im
Text durch Petitsatz gekennzeichnet), die aber vermutlich – wegen der
fehlenden Erwähnung Hugos – nicht auf dessen unmittelbare Benutzung,
sondern auf die als gemeinsame Vorlage dienende verlorene
Bischofsurkunde (s. oben), die ihrerseits vor dem in unserem D.
erwähnten Tod Alberts anzusetzen ist, zurückgehen:
Audivimus fraternitatis vestre querimonias pro intolerabilibus
molestiis, quas Karolo miles pro quodam beneficio de villa Fontiniaci
ecclesiae sancti Leonis iniuriosa tyrannide iniuste ingerit…; sicut
beneficium illud ab Alberto comite in manu Pibonis episcopi Tullensis,
de quo in feodo tenebat, repositum fuisse cognovimus et eodem comite
presente et rogante a praedicto episcopo Pibone super altare sancti
Leonis per manum Rainardi comitis Tullensis iuste et legitime oblatum
et traditum subscriptione ipsius episcopi Pibonis pro certo
comperimus…
Eine aus dem ersten Viertel des 12. Jh. stammende, wegen der Nennung
des Abtes Seher jedenfalls vor 1128 anzusetzende undatierte Urkunde
berichtet über den endgültigen Vergleich (tandem hoc fine decisa conticuit) in der
controversia, quę inter fratres sancti Leonis et Carlonem diu est
protracta (Or.-Chirograph im Dép.-Archiv Nancy, B 483 no
9; Druck: Lepage
in Journal de la soc. d’arch. Lorraine 28, 166; s. Bresslau
a.a.O. 216); der Kontext beginnt:
Carlo namque quia medietatem [s. dazu Anm. e; s. auch unten] Fonteniaci eis violenter et iniuste auferebat, sepe vocatus in
causam semperque subterfugiens actionem, tandem ab ipso domno Paschali
papa excommunicatus, cum anathema diutina obstinatione pertulisset,
tandem resipuit Tullumque veniens sub audientia multorum in ęcclesia
et in conventu fratrum sancti Leonis cum coniuge et duobus liberis
culpam professus mediante domno Rembaldo prenominatę villę medietatem
super altare sancti Leonis absolvi postulans reddidit abbatique tunc
Sehero vadians iniuriam emendavit, abbas S. prefatam medietatem ipsi
et uxori eius et duobus eorum filiis in beneficium reddidit suscepto
ab omnibus hominio… – Meinert
a.a.O. 111 datiert die erwähnte Exkommunikation durch P. Paschal II.
mit “cr. 1114”, womit er wohl auf obiges Privileg Bezug nimmt; da dort
davon jedoch keine Rede ist, muss die Verhängung später (Paschal II. †
1118 Januar 21) erfolgt sein. Zum längeren Aufenthalt in Straßburg, wo
Heinrich schon das Pfingstfest (2. Juni) gefeiert hatte, vgl. Meyer von Knonau, Jahrb. 6,58ff. und Stüllein, Itinerar 33, s. auch Bresslau
a.a.O. 216.